Live-Reiseblog - Semicirculation Antarctica mit der Commandant Charcot 16.1. - 15.2.23 (fertig, sofern Internetverbindung bestand, wurde alles live am gleichen oder spätestens am nächsten Tag berichtet und hochgeladen, jetzt kommen noch kleinere Ergänzungen dazu)

von Achim Kostrzewa

  

Vor der Antarktischen Halbinsel...                                 Foto © Achim Kostrzewa, 12/2021                      Karte: das ist der Plan, mal sehen was wird...

 

Starten werden wir am 14.1. nachmittags von Düsseldorf via Amsterdam nach Santiago de Chile. Je nach Internet Verbindung werde ich versuchen zeitnah Tagesberichte und nach Möglichkeit auch Bilder zu posten. Wir erreichen Chile am 15.1., übernachten dort und fliegen am 16.1. weiter nach Ushuaia (Feuerland, Argentinien), wo wir nachmittags den Eisbrecher entern werden. Um 18:00 soll unser Abenteuer dann beginnen.

Rückblende: Wir waren ja schon einmal mit der Charcot ein Stückchen des vor uns liegenden Weges unterwegs gewesen. Wegen Corona konnte man 2021 nicht in Neuseeland anlanden, das Land war geschlossen. Daher nehmen wir jetzt die erste Möglichkeit wahr, die Halbumrundung der Westantarktis zu vollziehen, die schon viele Jahre zu unseren Wünschen zählt. Wir kennen die Halbinsel und das Weddellmeer von einer Reihe von Besuchen seit 1995/96 sehr gut, aber dies ist der wärmste Teil der gesamten westlichen Antarktis. Jetzt geht es auch in die wesentlich kälteren Gefilde wie das Rossmeer, also bis zur Grenze der Ostantarktis... So können wir unsere Erfahrung mit den westlichen Küsten des siebten Kontinents wahrscheinlich deutlich erweitern. Bei der Fauna hoffen wir auf Pinguine wie Kaiser- und Adelie, viele Robben im Treibeis, hoffentlich wieder die seltene Ross Robbe, Seeleoparden, Wale, Albatrosse und Sturmvögel u.v.a.m. Mehr Pinguine und Projekte hier.

22.12.21: Gegen 4:00 spüren wir Vibrationen im Schiff, gehe auf den Balkon: wir verlassen das Festeis und machen uns weiter nach Süden auf. Morgens um 7:00 sind wir im freien Wasser und um 9:05 passieren wir wieder die Treibeisgrenze südlich der Charcot Insel. Der Hubschrauber hatte gestern den Weg erkundet, es soll eine schöne Küste mit hohen Bergen sein. Jetzt ist die Sicht aber sehr begrenzt. Es sind 2°C und es regnet derzeit. Die Eisschollen sind schon wieder ziemlich dicht. 9:20: 70°12‘ S/75°5' W. Unsere südlichste Position ist erreicht! Tagsüber liegen wir fest im Meereis und machen verschiedene Wanderungen auf dem Eis. Abends um 22:30 verlassen wir den Ankerplatz und "segeln" wieder nach Norden Richtung westliche antarktische Halbinsel. Wir fahren noch drei Stunden durchs Eis, dann haben wir offenes Meer erreicht. Die Balkonkabine auf Deck 6 ermöglicht, bedingt durch die große Fenstertüre und den verglasten Balkon, jederzeit - selbst vom Bett aus des nachts, dunkel wird es ja nicht, südlich des südlichen Polarkreises - einen Blick aufs Meer und Wetter...

Wie man am besten beim Fotografieren mit der Kälte und dem Salzwasser umgeht, finden Sie hier auf unserer HP:  und für die große Kälte dort, sowie einen amerikanischen Artikel von mir bei photography live:   https://photographylife.com/going-to-antarctica , der sich speziell mit Fotos in der Antarktis, wie Landschaften, Pinguine und Zodiactouren befaßt.

 

Nötige Vorarbeiten:

am 4.1.23 (Dauer 2h):

Ab 9.1.: zweimal Koffer packen je 23kg (bei mir einschließlich Stativ, bei Renate nur Wanderstöcke zusätzlich). Dreimal Handgepäck: Achim zweimal Foto, Renate Laptop, Kabelgedöns, Fernglas, Kosmetik für unterwegs, Kleinkram jeweils nach unserer persönlichen, ausgeklügelten Liste. Bei 4 Wochen Reisedauer ist die sehr gute Wäscherei auf dem Schiff auch gefordert.

 

Auf dem Weg nach Santiago überfliegen wir den höchsten Berg Chiles, den Aconcagua (6.398 m).   Foto © Achim Kostrzewa 15.1.23

 

1. Anreise bis Charcot Island (Bellingshausen See) - 13.- 21.1.23

15.1.23 - Sonntag: sind gut in Santiago (Wetter prima 30°C, Sonne) gelandet und 26 h nach Abreise im Hotel. Haben sogar 6h im Flieger geschlafen. Schönes Licht über den Anden kurz vor der Landung. UND, Tata, Tata Renates PCR Test ist auch endlich 24h verspätet per E-Mail eingetroffen. So haben wir fürs Schiff die notwendigen Unterlagen zusammen: EU-Impfzertifikate für 4/4 (Impfen und Boostern) und PCR negativ. Dafür sind wir sicherheitshalber ab Düsseldorf auch immer mit FPF2 Masken unterwegs gewesen. Gefühlt waren wir immer die Einzigen mit Masken, aber was solls. Als wir in Santiago aus der Maschine stiegen, waren wir ziemlich vorn in der Fluggastschlange zur Passkontrolle. Ich wurde aber rausgefischt für einen zufälligen Covid-Test, der uns dann ans Ende der Schlange katapultierte. Mich zu testen machte ja wenig Sinn, weil ich Morgen früh gleich wieder ausreise. Koffer raus um 22:00, aufstehen um 5:00, Abfahrt um 6:10 mit Bus 2. Abendessen um 18:30, so lauten die Instruktionen, die wir beim Einchecken, sehr freundlich überreicht bekommen haben. Hotel ist prima, Morgen mehr. Zur Not hätten wir im Hotel noch einmal per Schnelltest nachtesten können. Der Veranstalter hatte da Vorbereitungen getroffen...

  

Ein hübscher Stratovulkan südlich von Puerto Montt.   Über der Magellan Straße bei Punta Arenas.      Fotos © Achim Kostrzewa 16.1.23

  

16.1.23 - Montag: endlich geschafft. Morgens um 5:00 raus, Frühstück mit allem war fertig, 6:20 im Bus, 7:00 Flughafen, Pass- und Sicherheitskontrolle, 7:45 am Gate, 8:30 boarden. Ja, und dann gings um 9:00 nicht los. Irgendwas mit dem Catering klappte nicht, wir verloren unseren Slot und flogen erst um 10:35 los. Maschine gechartert war nur halbvoll, also viel Platz und dann auch sehr gutes 2. Frühstück. Teilweise schöne Sicht auf die Anden, von weitem sowohl Fitz Roy, wie auch Torres del Paine erahnt. 3h später in Ushuaia gelandet, sehr windig. Unsere Koffer kommen ziemlich früh, alles da. Das trifft offenbar nicht für alle Gäste zu, wir werden mit dem Auslaufen bis 21:00 warten, ob die Koffer noch kommen. 14:00 eingecheckt. 15:00 Koffer da, ausgepackt. 16:00 Kaffee trinken gegangen. 17:00 Einweisung für heute und Morgen. Bleiben heute Nacht im Beagle Kanal wegen Sturm und können dann voraussichtlich ganz früh mit der Drake beginnen. Jetzt erstmal Parkaausgabe auf Deck 3, dann Sicherheitsübung, 19:30 Abendessen. 20:30 Espresso in der Lounge auf Deck 9 (Panorama mit toller Sicht). Durch die Flugverspätung haben wir bloß den Stadtbummel in Ushuaia verpaßt, das macht aber nix. Die Stadt kennen wir von vielen Besuchen gut. Dann lieber alles gemütlich in der Kabine einrichten...

Teste jetzt erstmal das Internet. 21:50 wir laufen aus, der Wind hat stark nachgelassen. Die Fotos kann ich jetzt nur grob und in geringer Auflösung aus dem RAW direkt am Laptop entwickeln. Der hat aber keinen farbkalibrierten Bildschirm. Die Bilder durch die Flugzeugfenster weisen Farbverschiebungen, wie zu wenig Blauanteil, auf. Die entstehenden Qualitätsmängel werden später von zu Hause aus behoben werden. Und die Bilder werden gegen größere ausgetauscht werden... Panoramaaufnahmen kann ich sowie so erst zu Hause bearbeiten.

 

  

Die Bucht von Ushuaia aus dem Flugzeug bei der Landung, der Flughafen von Ushuaia von der Taxiway.                 Fotos © Achim Kostrzewa 16.1.23

 

17.1.23 - Dienstag: Die Nacht verbringen wir Kreise fahrend im Beagle Kanal vor Puerto Williams, wo wir gleich unseren Lotsen aufnehmen werden und hoffentlich lossegeln. Es ist jetzt 6:10 und wir werden um 7:00 frühstücken gehen. Wetter ist schön, die Sonne geht gerade auf. Laut Tagesprogramm stehen heute das Expeditions-Team und die Pflichteinweisungen wie IATTO, Zodiac, Paddeln, Schneeschuhwandern, Polar Plunge etc. an. Wir sind bloß 76 abenteuerlustige Gäste an Bord.

 

Wir liegen vor Puerto Williams im Beagle Kanal                                      Foto © Achim Kostrzewa 17.1.23

 

Neuigkeiten: Wir hängen noch bis Mittag hier fest, um fertig zu tanken. Heute Nacht ging das nicht, der Tanker konnte wegen des starken Windes nicht längsseits gehen. Derweil fotografiere ich Vögel. Immer wenn die Pods (Motorgondeln) anlaufen, damit wir die Position zum Wind einhalten, wird Nahrung aufgewirbelt. Ich sehe, daß Blutschnabelmöwen Krill von der Oberfläche sammeln.

  

  

Oben Blutschnabelmöwen, unten junge Dominikanermöwe, rechts Seeschwalbe beschwert sich: "Schon wieder Ihr, hab Euch gerade im Sommer in Spitzbergen gesehen!" Das sind ja Weitstreckenzieher, die im Norden brüten und in der Antarktis im Sommer  "überwintern", wie wir (-: .                           Fotos © Achim Kostrzewa 17.1.23

 

Nix mit mittags losfahren, wir sind mit dem Treibstoffbunkern erst um 16:10 fertig, 16:30 legen wir endlich los und sind damit 20h hinter dem Plan. Im Beagle Kanal nach Osten sehen wir immer mehr Seevögel: Seeschwalben, Kormorane, Schwarzbrauenalbatrosse, Skuas, Dominikanermöwen, Magellanpinguine, Robben. Keine Wale. Gegen kurz nach 18:00 geht der Lotse von Bord und wir halten aufs offene Meer zu. Nach dem Abendessen stampfen wir leicht in der Drake Passage - Kurs Süd-Süd-West, der Sturm scheint vorbei...

18.1.23 Mittwoch - Sturm vorbei, denkste! Heut Nacht um 1:15 tuts einen Knall und unsere Anrichte ist leer: Wasserflaschen und Gläser fliegen durchs Zimmer. Auch die Nachttische leeren sich auf den Boden. Aber alles bleibt ganz und alles Wichtige haben wir schon vor dem zu Bett gehen in die Schränke geräumt. Der dicke Bums kam von meinem Stativ, was aus seiner Ecke fiel und von den Flaschen. Wir haben was von Windstärke 9-10 zeitweise. Aber nach 3-4 h "beruhigt" sich das wieder auf 8 Windstärken. Wir gehen um 7:30 frühstücken, das Restaurant ist bis auf 3 Leute leer. Wir sitzen am Heck und schauen durch die Panoramafenster auf die Wellen. Außendecks und Balkone sind geschlossen. Trotz des dauernden Seitenwinds von Steuerbord rollt die CC nur wenig, stampft aber auch ein bißchen. Aber wir machen immerhin 13-14 Knoten. Das ist ganz schön schnell für einen Eisbrecher, selbst für ein "normales" modernes Kreuzfahrtschiff. Aber die CC hat ja auch ganz schön PS unter der Haube. Mit der MS Bremen waren wir vor 20 Jahren eher nur mit 8-10 Knoten in der Drake unterwegs. Unser damaliger Kapitän Heinz Aye sagte den Passagieren immer: "Die Drake Passage ist der Preis, den Du für die Antarktis zahlen mußt." Gott hab ihn selig. Wir liegen mit Backbord im Lee des Windes, hören gerade, dass auf Steuerbord eine Balkonkabinentür undicht geworden sein soll. Habe das bei uns ausprobiert: wenn die Tür wegen Sturm von außen versperrt wird, kann man trotzdem den Riegel von innen aufmachen und bekommt etwas Frischluft durch einen 5mm Spalt. Ganz prima für uns Frischluftfanatiker. Auf der Windseite geht das nicht, weil es tierisch laut pfeift durch den Spalt.

  

Windkarte auf der Brücke, wir sind das weiße Pünktchen in der Mitte, was momentan (10:15) nur noch 42 Kn Wind anzeigt (x1,8= km/h). Acht Windstärken sehen vom Brückennock bei dem Riesenschiff nach nix aus. Die Wellen sind nur ca. 3 Meter hoch.     Fotos © Achim Kostrzewa 18.1.23

 

So etwa die Hälfte der Drake haben wir gegen Mittag geschafft. Sitze in der Lounge auf Deck 9 und schaue voraus in die Wellen beim Schreiben, schön! Um 15:00 überqueren wir die Antarktische Konvergenz, jetzt sind wir innerhalb des Antarktischen Ozeans und damit wirklich auch in der ozeanographischen Antarktis. Die Wassertemperatur fällt von ca. 4-5°C auf etwa 2°C und sinkt zur Küste hin auf -1,8°C ab. Wegen des Salzgehalts friert ab dieser Temperatur erst das Meerwasser zu Meereis. Der Wind läßt weiter nach und fällt auf ca. 25 Kn, die Geschwindigkeit des Schiffes steigt auf 15 Kn.

 

 

Ausriss aus NR 64: 564-570, 2011 © Achim Kostrzewa

 

 

Gegen Abend wird der Wind aber wieder zunehmen auf über 40 Kn. Morgen Mittag werden wir Adelaide Island erreichen und haben dann den Schutz der Küste. D.H. wir haben unser oft befahrenes Gebiet der Antarktischen Halbinsel mit den Südshetland Inseln dann schon abgeschnitten und sind in dem Gebiet, wo wir im Dez. 21 gekreuzt sind. Unser erstes Ziel ist die Matha Strait, gefolgt von der Marguerite Bay und natürlich Charcot Island. Letztes Mal war hier überall unheimlich viel Eis, wir sind sehr gespannt, wie die Situation diesmal sein wird.

 

  

 

19.1.23 - Donnerstag: Die Windgeschwindigkeit fällt wieder auf 25-30 Kn. Wir fahren mit konstant 15,5-16 Kn, ganz schön schnell. Wir sind derzeit auf der Höhe von Anvers Island, aber draußen auf See. Um 7:00 scheint mir die Sonne auf Kabine ins Gesicht und weckt mich auf. Wir gehen frühstücken, hinten Am Heck auf Deck 5 mit einem guten Blick auf unsere Hecksee: zwei dunkle Riesensturmvögel, ein Kapsturmvogel, sonst nix. Ungewöhnlich wenige Vögel folgen dem Schiff. Der "Sunny Spell" ist leider nur von kurzer Dauer. Mit Hilfe von Karte und Zirkel habe ich auf der Brücke unsere Route extrapoliert: Wir dürften gegen 16:00 in die Matha Strait kommen. Mal sehen wie da die Eisverhältnisse sein werden. Jetzt ist erstmal Mittag und ich komme gerade aus einem hervorragenden Vortrag von Dr.Deborah Pardo über ihre Albatros-Studien auf New Island (Falkland Inseln, leider war ihr 2. Vortrag über "Die Superkräfte der Seevögel" enttäuschend schlecht recherchiert und voller Fehler...).

 

 

Wir haben soeben den Polarkreis von N nach S überschritten ! Wellen bei über 30 Kn Wind...     Fotos © Achim Kostrzewa 19.1.23

 

Von Treibeis kann jetzt Mitte-Ende Januar gar keine Rede mehr sein. 2021 waren wir einen Monat früher hier und da war noch alles voll Eis. Jetzt kommen wir bislang nur an drei mickerigen Eisbergen vorbei. Heute Abend noch geht es in den "Gullet", einen engen Kanal zwischen der Insel Adelaide und dem Festland. Die Berge in unmittelbarer Nachbarschaft sind schon > 1.000 m hoch, später werden sie noch höher und wir haben wahrscheinlich für einen Tag kein Internet mehr... Auf unserer letzten Reise hierhin hatten wir passables Wetter, jetzt ist es trübe. Wie schön die Landschaft sein kann, werden wir sehen. Der Kapitän sagt gerade über Lautsprecher, das wir jetzt in die Hanusse Bay kommen. Gehe jetzt fotografieren...

 

 

 

Einfahrt in "The Gullet", das ist der Kanal zwischen dem Festland und der Adelaide Insel. Aufreißende Wolken lassen Lichtspiele zu.   Fotos © Achim Kostrzewa 19.1.23

 

Wir fahren abends durch den "Gullet" weiter nach Süden, sobald die Sicht besser wird, ist das eine tolle Szenerie. Hier gibt es von zu Hause noch updates mit Panoramen, für die ich aber meinen großen Bildrechner brauche. Später in der Nacht passieren wir die brit. Station Rothera auf Steuerbord bei schlechter Sicht und fahren in die Marguerite Bay ein.

 

20.1.23 - Freitag Wir liegen vor unserem Ziel Stonington Island mit zwei alten brit. & US am. Stationen. Die Insel liegt in direkter Nähe zum Festland und wir werden im Laufe des Morgens dorthin zu einer kleinen Wanderung ausbooten. Das Wetter ist immer noch trübe. Gerade werden die ersten Zodiacs fürs Expeditionsteam zu Wasser gebracht. Es wurde ein nutzbarer Landeplatz gefunden, wegen des hohen Schnees (von heute Nacht noch zusätzlich) muß das Team erst Stufen vom Strand hoch schaufeln, so verzögert sich unsere Landung um 30 min. auf 10:00 Uhr. Das Wetter wird langsam besser? Naja, wenigstens teilweise: die Sicht wird besser, aber wir haben starken Schneefall, mit einem körnigen harten Schnee. Wir finden einen prima gespurten Weg vor - Danke an das Expeditionsteam! Gegenüber liegt die Insel Neny mit ihrem 675 m hohen Gipfel.

Neny Island.  Die CC liegt zwischen Neny und Stonington.                                                       Pano-Foto © Achim Kostrzewa 20.1.23/Nachtrag 27.2.23

Die Hütten sind heute unbewohnt. Die beiden ersten Frauen, die in der Antarktis auf der US Station 1947-48 überwinterten, waren die Frauen des Stationsleiters Com. Finn Rönne Jacky Rönne und Jenny Darlington. Das Ehepaar hatte eine kleine Hütte für sich. Finn Rönne kartierte während dieser Expedition vom Flugzeug aus das gesamte Rönne Schelfeis, was nach seiner Pionierfrau benannt wurde. Jenny war mit dem Piloten der Expedition frisch verheiratet. In der britischen Station gibt es viele kleine Zimmerchen, wir finden die Küche mit "Omas Herd" und die Speisekammer. Was fehlt ist Licht, man hätte eine Taschenlampe mitnehmen sollen...

 

Stonington Island                                          Fotos © Achim Kostrzewa 20.1.23

 

   

Die britische Station "Trepassey House" von außen.                                                            Fotos © Achim Kostrzewa 20.1.23

 

     

Die Hygienebeauftragte Renate kontrolliert die Innereien der Charcot: alle Lebensmittel sind abgelaufen, der Herd muß dringend geputzt werden :-) . Nein, natürlich nicht, die Charcot ist überall blitzblank: die brit. Station von innen.    Fotos © Achim Kostrzewa 20.1.23

 

Die US Station "East Base" besteht aus großen Räumen, wie eine Jugendherberge, wir sehen allerdings nur die Werkstatt.                              Fotos © Achim Kostrzewa 20.1.23

 

Die Insel besteht offensichtlich aus Gneis & Granit, heute Nacht hat es noch kräftig geschneit. Wir landen an einem Felsen und müssen über den Bug aussteigen, das klappt aber dank der Hilfestellung durch 3 Mann von der Crew prima. An Land bekommen wir Wanderstöcke zur Absicherung. Ein schöner Einstieg ins Expeditionsleben, wir haben allerdings eine vergleichsweise sehr luxuriöse Umgebung auf unserem Schiff.

 

 

  

Elsa fährt mit uns auf dem Rückweg zum Schiff noch eine Runde durchs Eis mit Blick auf die Neny Insel. Die Krabbenfresserrobbe würdigt uns keines Blickes, pennt einfach weiter. Neny ist größer und viel höher als Stonington, die kleine rechteckige Insel, Bildmitte rechts.                      Fotos © Achim Kostrzewa 20.1.23 u. Google Earth 27.2.23                                 

 

21.1.23 - Samstag Wir stellen die Uhr um 2:00 um eine Stunde zurück. Gegen 7:00 sollen wir in Sichtweite von Charcot Island kommen. Wir hoffen auf eine Eislandung in der Nähe, da man auf der Insel selbst nicht landen kann. Vor 13 Monaten, bei unserem 1. Besuch im Dez.2021 war die Insel von einem breiten Treibeisgürtel umgeben. Wir werden bald sehen, wie die Verhältnisse sein werden. Diesmal, einen Monat später im Jahr kein Treibeis! Heute gibt es stellenweise nur etwas Crush Ice. Eisschollen mit Robben drauf und Buckelwale, die unsere Champagner Zeremonie kurz vor Mittag "stören". An sich wollten wir hier den 70sten Breitengrad feiern, aber die Wale sind viel interessanter!

 

 

Charcot Island umgeben vom Treibeis im Dez. 21 und heute, stellenweise ein bisschen Crush Ice.   Fotos © Achim Kostrzewa 21.12.21 und 21.1.23    

Die Charcot Insel mit Chrush Ice ist fotografisch interessanter !                                                                                 Pano-Foto © Achim Kostrzewa 20.1.23/Nachtrag 27.2.23

  

  

Die Insel ist zu 99% vergletschert. Es brechen aber große Eisberge ab. Das Crush Ice läßt an japanische Gartenkunst denken.

 

        

Von den Decks aus können wir Robben (hier Weddell) und Buckelwale beobachten. Dafür kann der Kapitän das Schiff auf der Stelle drehen.  Fotos © Achim Kostrzewa 21.1.23   

Charcot Insel: Gletscher verlieren auch ziemlich viel Eis - Studie in Blau.                                                              Foto © Achim Kostrzewa 21.1.23/Nachtrag 18.2. 

 

aus: WILDLIFE AWARENESS MANUAL 2021

 

Später machen wir uns wieder Richtung Süden auf, um Morgen früh so gegen 6:00 die Einfahrt des Carroll Inlet zur Smyley und Sims Insel zu erreichen. Wir hoffen auf Adelie und Kaiserpinguine. Gegen Abend passieren wir noch eine lange Reihe gestrandeter Tafeleisberge. Ab jetzt ist für uns Terra nova bis zur Ross Sea. Und: das Wetter wird besser !!!

Des Nachts: Eisberge ohne Ende...                                                                                                                                                                  Foto © Achim Kostrzewa 21.1.23/Nachtrag 18.2.

 

Einschub: Geografie und Geologie der Westantarktis

Zu Hause habe ich dazu schon ein paar Karten vorbereitet. Der 7. Kontinent zerfällt in zwei große Teile:

  

 

Getrennt werden beide vom Transantarktischen Gebirge, was südlich von den beiden großen Schelfeisgebieten verläuft, dem Rönne- und Ross-Schelf. Betrachtet man die Karten im Vergleich, sieht man bei einem gleichzeitig eingerechneten proportionalen Meeresspiegelanstieg, daß von der Westantarktis kaum was übrig bleibt. Auch die niedrig gelegenen Teile der Ostantarktis werden zu einem flachen Meer. Derzeit taut der Klimawandel überwiegend den Westen auf und ab: Das Larsen Schelf A-B-C ist bereits verschwunden, die meisten Gletscher auf der Westseite der Halbinsel haben dramatisch zu nennende Verluste zu verzeichnen. Wir gucken hier seit 1995/96 zu. Später auf unserer Reise werden wir die Verhältnisse an der Amundsen See studieren können...

 

2. Amundsen See, Smyley & Sims Insel, Carroll Inlet, Pine Island Bay , Eisberg B22A, Siple Insel, Rosskaya Station - 22.- 29.1.23

22.1.23 - Sonntag Gestern ist ein absolut toller Expeditionstag gewesen, keine Zeit zum Schreiben: Wir haben morgens eine Exkursion auf die kleine Sims Insel zu der Adeliepinguin Kolonie gemacht und sind nachmittags auf einer großen Festeisplatte angelandet. Allein die morgendliche Einfahrt  ins Carroll Inlet zur Smyley und Sims Insel war schon eine Schau für sich, Sonne, blauer Himmel und viel, viel Eis. Eis in Form von schwimmenden Gletschern (Schelfeis), Eisbergen, Growler, und Eisschrott in allen Größen und Formen. Ein Fotofest!

    

Im Carroll Inlet: jede Menge Eis !                                                                                                                  Fotos © Achim Kostrzewa 22.1.23

Bei Nacht, mal wieder...                                                                                            Foto © Achim Kostrzewa 23.1.23

 

Anschließend der Besuch auf der kleinen Vulkaninsel Sims mit ihren schwarzen Felswänden und 13.000 Adeliepaaren...

  

  

  

Die Anlandung auf der Sims Insel ist relativ einfach, aber der Strand ist steiler, als man denkt.  Wir laufen einen vom Expeditionsteam ausgewiesenen Weg. Für die Liebe ist es schon viel zu spät, möglicherweise hat dieses Paar die Jungen verloren. Die Kleinen sind schon alle im Kindergarten und nicht mehr im Nest.        Fotos © Achim Kostrzewa 22.1.23

 

Dann war unser Plan A in der Nähe auf einer Festeisscholle zu landen, über Nacht buchstäblich zerbrochen; es ist schließlich Hochsommer und taut. Also wurde der Hubschrauber losgeschickt, um eine andere solide Eisplatte zu finden. Das klappte auch, die war 12 SM weit weg und es dauerte bis 18:00, bis wir ausbooten konnten. Der Kapitän wollte vernünftigerweise dort nicht mit dem Bug ins Eis brechen, so daß wir über die Eisgangway hätten aussteigen können.

    

Der Hubschrauber kommt nach erfolgreichem Suchflug zurück, was für ein Licht an unserer Anlandestelle.   Fotos © Renate & Achim Kostrzewa 22.1.23

 

Alles lag voller Robben, die sich dort sicher vor ihren Feinden ausruhen konnten. Adeliepinguine und ein junger Kaiser waren auch da, einfach überwältigend. Von dort nahmen wir dann wieder den gleichen Weg zurück, den wir gekommen waren. Auf dem Hinweg hatten wir unkartiertes Gebiet durchquert. Dort wurde das große Festrumpf Zodiac ausgebootet, was gut 1/2 SM vor uns herfuhr und die Tiefe lotete. Nachdem diese Route im Navigationscomputer gespeichert war, konnten wir gefahrlos via die gleichen Positionen zurück. Mitternacht erreichten wir wieder die offene See.

 

    

Wir können gefahrlos übers Eis laufen, da mehrere Testbohrungen ergeben haben, daß das Eis gut 2 Meter dick ist. Es handelt sich also um mehrjähriges Festeis. Später werden von den anwesenden drei Forschern noch Kernbohrungen vorgenommen und die Proben zum Einfrieren aufs Schiff gebracht.   Fotos © Achim Kostrzewa 22.1.23

   

Die Krabbenfresserrobben posieren für uns, denen ist langweilig...                                                              Fotos © Achim Kostrzewa 22.1.23

Die CC im Carroll Inlet vor dem Festeis. Unten (Nachtrag 18.2.): am späten Abend.                                                                 Fotos © Achim Kostrzewa 22.1.23

 

23.1.23 - Montag  Heute ist Seetag, wir fahren so schnell wie möglich nach Westen, um Morgen abends das nächste Ziel, die Pine Island Bay zu erreichen. Morgen früh um 5:30 wird der Hubschrauber starten, um unsere geplante Fahrrinne zu inspizieren. Wenn es dort zuviel Eis gibt, müssen wir nach Norden ausweichen, um beim Eisbrechen nicht zuviel Zeit zu verlieren. Heute hatten wir ein paar große Treibeisfelder zu durchqueren, mit vielen Krabbenfressern auf den Schollen und einige gigantische Eisberge kreuzten unseren Kurs...

 

   

So viele Krabbenfresser und tolle Eisberge bei fantastischem Licht....                                                            Fotos © Achim Kostrzewa 24.1.23

 

24.1.23 - Dienstag  Seetag, wir sind auf dem kurzen Weg durch das Packeis zur Pine Island Bay. Weiterhin Hochdruck Wetterlage, Sonne, -4°C. Wir sehen viele Kaiserpinguine und noch mehr Krabbenfresserrobben im Eis. Nachts zu fotografieren macht bei 24 h pro Tag Sonne einigen Sinn: das Licht steht tief, wirft lange Schatten und ist weicher als mittags. Den Schlaf hole ich dann nach dem Mittagessen wieder nach, wenn Zeit ist... Die Pine Island Bay werden wir zum Abendessen erreichen. Zuvor gehts noch durch ein paar Eisfelder. Die Sonne scheint stabil.

  

  

Eis, Eisberge und Schneesturmvögel bei bestem Wetter, mehr kann man kaum erwarten. Die Eisschollen hab ich heute Nacht um 3:00 fotografiert.     Fotos © Achim Kostrzewa 23.+24.1.23

Zwei Karten aus dem Recap: Wir könnten nahe der Küste dem festen Packeis (rot, oben) ausweichen und hätten dadurch einen großen Umweg eingespart, Dank an die katabatischen Winde, die uns die direkte Küste "eisfrei" (gelb = Treibeis) halten ! Und Dank der Hubschrauber Aufklärung, daß Kapitän Devorsine diese Möglichkeit überhaupt in Betracht ziehen konnte. Er ist selbst mitgeflogen, um sích ein genaues Bild vom Eis zu machen, denn die Situation ist keineswegs eindeutig: die untere Karte zeigt auch viele fehlende, aktuelle Kartenteile. Die Karte ist ein Composite aus verschiedenen Datenquellen: Fotos und Radaraufnahmen, die ein ungefähres Bild der "aktuellen" Situation darstellen, die allerdings auch älter als 24h sein kann. Hier gilt es abzuwägen, Expedition eben, da ist Erfahrung Gold wert!  Bevor er Kapitän auf der CC wurde, hat er 10 Jahre den frz. Forschungseisbrecher "Astrolabe" hier in der Antarktis befehligt, und ist vorher auf weiteren fünf Eisbrechern als Offizier gefahren, mehr Erfahrung kann man kaum sammeln. Möglichkeiten und Umwege werden jedesmal ganz offen besprochen. Das schafft Vertrauen in die Führung durch Kapitän und EL. (2.Karte Nachtrag vom 18.2.)

   

Abends um halb Zehn ist PARTY am Pool auf Deck 9.  Renate beim kalten Drink am warmen Ofen. Bei -4°C muß man sich zu Diskoklängen warm tanzen.   Fotos © Achim Kostrzewa 24.1.23

 

25.1.23 - Mittwoch  Wir haben eine schöne Eisfahrt bei bestem Wetter, sehen einige Gruppen von erwachsenen und auch juvenilen Kaiserpinguinen und natürlich Krabbenfresser...

 

   

 

Auf Eisfahrt: Kaiserpinguine rechts und links vom Schiff, erstaunlich nah. Die Perspektive ist dadurch natürlich nicht optimal.     Fotos © Achim Kostrzewa 24.1.23

 

Zwei Inseln könnten wir Morgen evtl. besuchen: Clark - eine kleine Insel, tief in der Bucht, die möglicherweise noch niemand besucht hat, oder die größere Burke Insel, die in den 1960er Jahren aus der Luft von der US-Navy kartiert wurde (10,5 x 30 km). Wir lassen uns überraschen. Derzeit (24.1., 9:20 pm) fahren wir wieder durch einen Streifen Packeis. Eine 3. Option wäre der Eisberg B22A. Jetzt ist Expeditionsgeist angesagt...

 

Jetzt ist es 5:45 und voraus liegt Clarke Island, gerade wird der Hubschrauber bemannt, um die Landemöglichkeit zu erkunden, da über die Insel fast nichts bekannt ist, aber es gibt wohl eine Adelie Kolonie! 7:00: Wir gehen erstmal frühstücken. Derzeit kein Internet. Sonnig, Himmel teilweise bewölkt, -4°C, 7,5 Kn Wind. Wir haben jetzt das Schiff kurz vor der Insel liegen, der Chopper ist noch unterwegs. Clarke Island ist schwierig...

Clarke Island ist fast völlig von einem Gletscher bedeckt. Nur eine kleiner Zipfel links scheint eisfrei. Dort soll es eine kleine Adelie Kolonie geben.  Foto © Achim Kostrzewa 25.1.23

 

Wir probieren eine andere kleine Inselgruppe, die der Hubschrauber umflogen hat - Brownson Islands, bis dahin braucht es weitere 3 h. Expeditionsgeist heißt auch warten können. Wir werden sehen, Expedition im Unbekannten eben, hier ist längst nicht alles kartiert und die Inseln sind manchmal nicht da, wo sie laut Seekarte sein sollen (Sims war 4 km weiter westlich zu finden)... Der Kapitän hat uns gerade (10:10) informiert, das wir so gegen 13:00 (+ 30 min) anlanden werden. Es sind noch 10 Sm. Die Inselgruppe liegt gut sichtbar voraus. Mittagessen wird auf 11:30 vorverlegt. Alle müssen halt ein wenig flexibel sein.

  

  

  

       

Unsere Insel ! Bis auf wenige Stellen ist sie stark vergletschert und beschneit. An den Steilhängen hängen Schneewächten über. Unsere Landestelle auf dem Basalt ist rutschig und anschließend ist noch eine 2 m hohe Schneewand zu bewältigen, aber mit Hilfe der "helfenden Hände" des Expeditionsteams klappt das. Die Adelies haben hier offenbar einen guten Brutplatz gefunden, die sehen alle topfit aus, besonders die Küken, die schon gut drei Wochen alt im Kindergarten sind.  Karte:  Important Bird Areas in Antarctica 2015        Fotos © Achim Kostrzewa 25.1.23

 

Das lohnte sich: Wir waren 45 min mit der Zodiactour zwischen den Inseln und 45 min an der Teil-Kolonie, die nur 100 m vom Zodiaclandeplatz entfernt war. Die Jungen sahen alle top aus, Trocken, sauber geputzt und gut genährt. Vielleicht 100 Junge mit 5 Erwachsenen zum Aufpassen, man bezeichnet das auch als "Kindergarten." Renate beobachtete eine Kopula. Wir sahen auch diverse Futterläufe. Ein Pinguin baute noch etwas abseits an einem "Frustrationsnest." Die Angaben aus den Satellitenbildern belaufen sich auf ca. 16.000 Paare, allerdings mit einem großen Bereich von Unsicherheit von + 6.500. Es können also auch 9.500 oder 22.500 sein. Nachzählen am Boden würde helfen, ist aber schwierig, weil, hier kommt niemand hin !

Die bisher NICHT von Touristen besuchten Brownson Inseln - 4 Hauptinseln und ca. 20 Felsen und kleine Inseln - wurden erst 1946 von US Navyfliegern im Zuge der Übung "High Jump" kartiert. Sie bestehen aus hellem Granit mit einigen Lava Intrusionen, die als schwarze Bänder auffallen, weil sie Spalten im Granit aufgefüllt haben. Außer einigen Forschern war noch niemand hier. Wir nehmen jetzt wieder Kurs aufs nächste Ziel: die Siple Insel. Die Route durch unkartiertes Gebiet soll uns am Eisberg B22A vorbeibringen. Der Thwaites Gletscher liegt von der aktuellen Position noch ca. 40 km weit nach Süden (im Treibeis ?), den werden wir leider nicht sehen. B22A wollen wir heute Abend gegen 23:00 erreichen. Vorher gibt es noch einen Erkundungsflug.

 

Navigationskarte auf der Brücke: alles im Detail zu sehen. Wir sind der grüne Punkt zwischen der Küste links und dem großen Eisberg rechts. Alles "super exciting", wie es unsere Expedition Leader Florence Kyper, hier mit unserem Kapitän Stanislas Devorsine auf der Brücke, in den Recaps auszudrücken pflegt.   Fotos © Achim Kostrzewa 25.1.23

 

Hurra, das klappt ! Wir fahren zwischen B22A und dem Festland durch, allerdings beträgt der Abstand vielleicht >50 nautische Meilen. Den Eisberg selbst werden wir auch nicht sehen können, da er von seinen von ihm abgebrochenen Begleitern, die ja gleich hoch sind, verdeckt wird. Das Festland ist sehr wohl gut zu sehen, aber im Gegenlicht. Es wird ein toller Fotoabend zwischen 22:30 und 2:15 sitzen wir in der Lounge auf Deck 9, haben eine Bar und direkten Zugang nach draußen. Ich habe alle 3 Kameras parat: 200-400 + TC14 auf dem Stativ steht draußen und 70-200 sowie 24-120 zur Hand.

 

          

 

          

 

          

 

Das Licht wird immer besser, je später es wird.                                                                                                      Fotos © Achim Kostrzewa 25.1.23

 

 

Unser Kurs zwischen den Eisbergen. B22A vom Hubschrauber aus.                            Karte + Foto © Fl. Kyper/Ponant im Recap

 

26.1.23 - Donnerstag  Seetag: wir fahren weiterhin zwischen Eisbergen und Meereis in jeder Form und Größe. Bei Sonnenschein, draußen minus 4-6°C. Nutze die Zeit in der Observation Lounge, um den Blog weiter zu schreiben und zwischendurch schöne Landschaften festzuhalten. Abends erreichen wir Mount Siple und finden eine gute Parkposition im Festeis, 12,6 km vom Vulkan entfernt. Der ist zuletzt am Ende der letzten Eiszeit von 10.000 Jahren ausgebrochen, 3.110 Meter hoch, was man so ohne Maßstab gar nicht vermuten würde.

 

 

Wir nähern uns gegen Abend Mount Siple, es ist ziemlich dunstig.                                                                                                       Fotos © Achim Kostrzewa 26.1.23

 

27.1.23 - Freitag  Mount Siple unter einem klaren, wie frisch geputztem blauen Himmel. Wir haben Ausgang auf dem Eis. Eine Wandergruppe für die Fitten, ein großes Areal für die Leute, die nur ein bißchen "umherstreifen" wollen, wie wir oder bei der "Citizen Science" zugucken oder gar helfen wollen. Wir fangen um 8:00 an und bleiben ob des phantastischen Wetters bis kurz vor 16:00. Das Team und die Crew brauchen 1 h, um wieder alles wegzuräumen. Die Eisgangway wird als letztes aufs Oberdeck gefiert. Wir sehen mehrere Kaiserpinguine, zwei Minkwale und einige Skuas.

 

Selfie mit Stativ: der Vulkan ist noch 12,6 km weit weg, aber 3.110m hoch. So ganz ohne Maßstab, sieht er eher wie ein Hügel aus. Bei den Entfernungen haben sich schon viele Antarktisforscher grob verschätzt.    Foto © Achim Kostrzewa 27.1.23

 

     

       

Die Charcot parkt im Eis. Das Expeditionsteam steckt die Wege und Grenzen aus und dann erst dürfen wir mit Schwimmweste raus. Draußen gibt es einiges zu sehen und zu tun. Frank bohrt lieber per Muskelkraft, als elektrisch. Die Eisbohrkerne werden später im Schiffslabor aufbereitet und in England und Frankreich auf Plankton und Mikro- sowie Nanoplastik untersucht werden.       Fotos © Achim Kostrzewa 27.1.23

 

Wir wandern über das etwa 1 m dicke Eis, das auch noch einen Meter tief verschneit ist. Der Schnee ist aber so hart gefroren, daß man ohne einzubrechen laufen kann.   Foto © Achim Kostrzewa 27.1.23

 

  

Ernest Gourdon (l) geologist and glaciologist, and Paul Pleneau (r) photographer, enjoy a glass of Mumm Champagne in Antarctica on Bastille Day 1904. Composite picture produced by Mumm Champagne as a publicity shot, the bottle was given a more modern label. Also das Bild ist echt, bloß das Mumm Etikett ein Fake: Savoire vivre a la Antarctique ! Der viele gute Wein an Bord mußte schließlich getrunken werden..  Kopie aus Jean Charcots Antarktisbuch. Ein Gast hatte beim Recap die Idee, die Szene nachzustellen.   Foto © Achim Kostrzewa 27.1.23  

  

Sherp Funkruf: AXE 17 - ein russisches All-Terrain Fahrzeug, was sogar aus dem Schwimmzustand wieder auf Eisschollen klettern können soll. Am Nordpol haben sie es ausprobiert. Mit den Schneemobilen werden hier gerade Leute und Material für den "Polar Plunge" transportiert.   Fotos © Achim Kostrzewa 27.1.23  

    

Wir haben auf unserem Weg immer wieder Kaiserpinguinkolonien passiert, deren Eis sich zwar schon Mitte Dezember aufgelöst haben dürfte, aber die Pinguine bleiben ja zum Mausern erstmal in der Umgebung. Auch junge Pinguine stehen auf den Eisschollen rum und gucken Schiff.   Foto © Achim Kostrzewa 27.1.23, Karte aus BIUZ 2020, Artikel über Kaiserpinguine © Achim Kostrzewa

 

Zwei Mink Wale hinter dem eingeparkten Schiff.                                                                                                              Foto © Achim Kostrzewa 27.1.23

  

  

So sieht das aus, wenn die CC ausparkt - eine gerade geschnittene Eiskante bleibt zurück. Das Eis wird vom Bug aus unter das Schiff gedrückt. Fotos © Renate & Achim Kostrzewa 27.1.23

 

Nach dem Ausparken haben wir noch eine tolle Eisfahrt immer mit dem Vulkan auf Backbord. Und als Zückerchen gibt es noch eine Rossrobbe im Fellwechsel, für die der Kapitän sogar das ganze Schiff wendet und später rückwärts auf unserer Spur wieder ins freie Wasser fährt !

 

Ross Robbe !!!                                                                                                                                                                      Foto © Achim Kostrzewa 27.1.23  

 

 

28.1.23 - Samstag  Wir brauchen doch bis Mittag, um die aufgegebene Station Russkaya auf der Cape Burks Insel zu erreichen. Die Insel hat leider keinen Strand, sondern eine Felskante als Ufer. Bei ruhiger See ohne Swell geht das, nicht aber bei über 30 Kn Wind. Wir drehen also nach einer Stunde wieder ab und unser Explorationsteam kommt total nass wieder an Bord. In Nachbarschaft der Insel finden wir den chinesischen Eisbrecher "Schneedrache" vor, bloß die Stationen der Chinesen liegen weit im Inland, auf King George und genau auf der anderen Seite der Antarktis ??? Also nutzen wir den Seetag für Vorträge, zum Bloggen oder Quatschen und Kaffeetrinken... Unterwegs treffen wir noch zwei Minkwale.

 

  

  

Wir können auf Rosskaya nicht anlanden. Wohl aber einen Blick vom Observation Deck 9 auf die Adelies und die aufgegebene russische Station werfen. Die Russen behaupten, es sei eine Sommerstation, es wurde aber seit Jahren niemand mehr dort gesehen. Der chinesische Eisbrecher hat hier auch nichts zu suchen. Er fährt seit dem 19. Jan. ohne AIS Positionsfunk. Als er unser Schiff sieht, schaltet er den sofort wieder ein...  Ganz klar eine Spionagemission. Was von dem riesigen Radar Dom unterstrichen wird.  Fotos © Achim Kostrzewa 28.1.23  

 

Sonne in der Nacht - um 4:17. Langsam trübt sich das Wetter wieder ein.  Um mehr Strecke machen zu können, umfahren wir nachts den Treibeisgürtel und brettern mit 16 Kn Richtung Ross Meer.   Foto: © Achim Kostrzewa 29.1.23  

   

      

Begegnungen: Mit schönen Eisbergen. Mit riesigen Schwärmen von Antarktissturmvögeln in der Mauser, die sich darauf scharen. Hab ich noch nie gesehen oder gehört! Wir haben die Positionen von 2 Eisbergen auf der Brücke dokumentiert. Und Fotos gemacht. Es war auch ein Riesensturmvogel und Schneesturmvögel auf den Tafeleisbergen zu finden. Und immer wieder jagende Minkies.        Fotos: © Achim Kostrzewa 29.1.23

 

29.1.23 - Sonntag Seetag - Fahrt bis zum Cape Colbeck und zum Withrow Glacier. Wir sehen wieder viele Minkwale und enorm viele Eisberge. Am Kap gibt es auf dem jetzt geschmolzenen Festeis eine Kaipikolonie, daher stehen auf den vielen Schollen immer wieder Kaiserpinguine.

 

   141 Bilder bis hierhin

Die Zunge des Withrow Gletschers (Bildmitte) ragt weit ins Meer hinein. Vom Schiff aus scheint das weniger spektakulär.   Fotos: © Fl. Kyper/Recap, Ponant & Renate Kostrzewa 29.1.23

 

3. Cape Colbeck, Ross Schelfeis, Ross Insel, Ross Meer und Rückreise Neuseeland - 30.1.- 13.2.23

 

30.1.23 - Montag  Am Cape Colbeck beginnt die riesige Fläche des Ross Schelf Eises: so groß wie Spanien, Dicke des Schelfs, da wo es an der Küste aufliegt 1.200m und vorne an der Kante 300m. Sichtbare Höhe der Eisfront meist 60m, kann aber auch nur 10m betragen. Shackleton konnte seine Expeditionsausrüstung gleich vom Schiff aufs Eis spedieren (Daten aus Lucia Simions Vortrag). Wir segeln entlang der Eiskante zur Bay of Whales . 

 

Orcas, Orcas, Orcas in allen Größen...                                                                                                                                                  Foto: © Achim Kostrzewa 30.1.23

 

Die Bay of Whales macht mit einer Schule Orcas gleich ihrem Namen alle Ehre: 15 Orcas mit 2 Männchen, mehreren Weibchen und Jungen tauchen in meinem Sucher auf. Stehe mit Stativ und großem Telezoom auf dem Helipad auf Deck 6. 78°44' ist unsere südlichste Position, auf die wir mit Schampus so gegen 11:00 anstoßen (müssen :-)). Dies ist die südlichste Position, die man per Schiff in der gesamten AA erreichen kann. Ab 11:30 fahren wir weiter an der Eiskante lang, die sich 800 km von W nach O ausdehnt. Von dieser "Bucht" in der Eiskante ist auch Shackleton zu seiner Südpol-Expedition gestartet. Es war der geografisch kürzeste Weg zum Pol. Während ich dies beim Kaffee nachmittags schreibe, haben wir 10 min Schneesturm und dann wieder Sonne. Der nächste Schneefall kommt gleich, danach wird der Himmel wieder blau. Während es morgens noch fast windstill war, bläst es jetzt einem wieder die Haare vom Kopf.

 

  

  

Bay of Whales erreicht! Unsere südlichste Position. Yvonne's Robbie ist immer dabei. Fotos: © Achim Kostrzewa 30.1.23

 

 

31.1.23 - Dienstag wir fahren pausenlos an der 800 km langen Eisbarriere entlang, die schon viele der frühen Forscher des sog. "heroischen Zeitalters" zur schieren Verzweiflung gebracht hat mit der Frage: "Was liegt dahinter?" Das Wetter ist zwar kalt und windig, aber teils sonnig, teils wolkig. Über Nacht wird das Wetter wieder besser, wir bekommen zunehmend Sonnenschein. Ab 9:15 liegt die Ross Insel im strahlenden Sonnenschein. Was will man mehr...

 

Immer an der Wand lang... An der Rossinsel endet dann das Eisschelf. Licht und Wetter ändern sich ständig.     Fotos: © Achim Kostrzewa 31.1.23

  

Karte der Ross Insel.  Auf der Karte kommen wir von rechts. Auf dem Foto links liegt Kap Crozier, Mount Terror, Mount Erebus, Mount Bird.  Unten: Mount Erebus mit Eisschollen um 12:10.  Fotos: © Achim Kostrzewa 31.1.23

Wir setzen unsere Fahrt entlang der Insel fort und erreichen bei Kap Crozier eine riesige Adelie Kolonie, ebenso am Kap Bird und Royds. Haben immer wieder wolkenfreie Blicke auf die Vulkane, sehen zwischendurch Minkwale und Orcas, dann die Hütte von Shackleton und Scott am Kap Evans. An der Scott Hütte wollten wir heute abend anlanden, das wird aber vom Treibeis verhindert. Das Expeditionsteam mußte sich durchs Eis kämpfen, um zum Schiff zurück zu kommen. Wir versuchen es Morgen früh nochmals. Jetzt wollen wir das Wetter nutzen, um einen Blick auf die abendliche McMurdo Station, eine kleine US Stadt in der Antarktis mit ungefähr 1.200 EW im Sommer, zu werfen. Wir können einen langen Blick drauf nehmen, Lucia Sala Simion kommentiert vom Observation Deck aus die einzelnen Features der Station, die sie mehrfach als Wissenschaftsjournalistin besucht hat. Ebenso wie die italienische (sie ist Italienerin, die in Frankreich lebt) und die französische Dumont d'Urville. Über ihre mehr als 10-jährige Arbeit in der Antarktis hat sie auch ein dickes Buch verfasst. Wir werden hier mit Infos aus erster Hand versorgt. Fast jeder der Lektoren bringt nicht nur Wissen, sondern auch Berufspraxis mit, was wir sehr zu schätzen wissen.

Abends erreichen wir dann noch die US-Mc Murdo Station mit ihrem charakteristischen Observation Hill (rechts).        Foto: © Achim Kostrzewa 31.1.23

  

Mc Murdo Station, ab hier ist der Sund vereist. Auf dem bis zu 3 Meter dicken Festeis gibt es eine Landebahn für große Transportflugzeuge.  Fotos: © Achim Kostrzewa 31.1.23

 

1.2.23  - Mittwoch, den gibt es für uns nicht, der wurde gestrichen, weil wir mitten vor dem Ross Schelf die int. Datumsgrenze, den 180sten Längengrad, überschreiten...

2.2.23 - Donnerstag  Heute wollen wir dann sowohl Scotts wie Shackletons Hütten besuchen, so das Wetter mitspielt. Der Kapitän sagte eben, daß das Expeditionsteam um 6:00 ausbooten soll und die ersten Paxe um 7:30, wir um 9:00 zu Scotts Hütte fahren. In einer halben Stunde gehts los, das heißt, wir müssen langsam anfangen in die bereitliegenden Klamotten zu schlüpfen. Es ist -7°C und wieder sonnig. Wir haben eine Stunde Zeit, alles von außen und innen anzuschauen, was sich lohnt, weil die "Hütte" noch voll ausgerüstet ist. Maximal haben hier 24 Leute gelebt, teilweise auch nur 15. Das die sich in der Enge nicht an die Gurgel gegangen sind...

 

  

Scotts Hütte mit Blick auf Mount Erebus, wird vom NZ Antarctic Heritage Trust jährlich gewartet und instand gesetzt. Fotos: © Achim Kostrzewa 2.2.23

Vor Scotts Hütte, Kap Evans, Renate, Florence Kyper, der Autor und weitere Gäste. Bevor wir rein dürfen, Schuhe aus! Was mit den ganzen Klamotten + Schwimmweste an, nicht ganz einfach ist. Da stehen dann Clogs bereit, damit wir nicht in Socken über den kalten Boden laufen müssen. Es sind jeweils nur 6 Leute gleichzeitig drin.  Foto: © Achim Kostrzewa 2.2.23

     

 

Die Hütte ist beängstigend klein für 24 Leute. Nur Scott selber hat ein etwas abgeteiltes Zimmer mit einer offenen Wand.  Fotos: © Achim Kostrzewa 2.2.23

 

Nachtrag 17.2.23 - Der Erebus spuckt kleine Emissionswölkchen aus seinem immer noch aktiven Krater, der auch einen Lavasee enthält, wir sitzen beim Essen und verpassen das!!! Glücklicherweise war Schiffskamerad Karl-Werner mit seiner Lumix draußen:

  

Aus dem Restaurant auf Deck 9 hat man einen fantastischen Blick.  Erebus spuckt "Wölkchen."                         Fotos: © Achim Kostrzewa & KW Schulte 2.2.23

 

Am Kap Royds haben wir Pech, Shackletons Hütte können wir wegen davor liegendem Festeis plus wackeligem Meereis nicht erreichen. Das Team findet einen Weg von einer Sandbucht aus, der dauert 45 Minuten über die "Berge", one way, ist aber nur für Bergfexe gehbar. Also geben wir das auf. Die MS Ortelius mit ihren beiden Hubschraubern, scheint einen Weg bis hinter die Station gefunden zu haben, bei der sie die Adelie Kolonie in der Nachbarschaft nicht überfliegen darf. Das Wetter wird schlechter, wir bekommen Seenebel. Später klart es wieder auf.

 

Shackletons Hütte war auch das Wunschziel vieler Reiseteilnehmer. Der Kapitän hat es zweimal versucht, zweimal war es nicht möglich. So mußten wir uns mit dem Blick vom Schiff aus begnügen.   Fotos: © NZ Antarctic Heritage Trust & Achim Kostrzewa 2.2.23

 

3.2.23 - Freitag  Wir bleiben über Nacht vor dem Kap Bird (Karte siehe unten: Ross Island) in Warteposition, weil das Wetter weiter nördlich an der ital. Station ziemlich garstig ist. Morgens um 8:30 setzen wir mit dem Zodiac über zur großen Adelie Kolonie mit 40.000 Paaren. Schieße in 2 h 700 Bilder. Um 11:00 sind wir wieder auf dem Schiff. Temp. bei -5° mit Windchill unter -10°C. Brauche die Handschuhe zum Fotografieren. Während wir durch die Kolonie stöbern, fliegt der Chopper Erkundung zurück zur Shackleton Hütte. Die Situation dort hat sich aber nicht gebessert. Heute Nachmittag 2 interessante Vorträge und das Briefing vor dem Abendessen. Wann und wie soll ich bloß die noch fehlenden Bilder bearbeiten??? Mache jetzt weniger Bilder pro Anlandestelle fertig... Wenn man tags keine Zeit hat, dann halt des nachts. Wegen der dauernden Zeitumstellung von pro Nacht eine Stunde, kommt mein Schlafrhythmus durcheinander.

  

  

Wir sind an der Forschungskolonie von Kap Bird gelandet; auf der Nordseite, wo auch der Container für die Wissenschaftler steht. Die Kolonie ist flächenmäßig sehr ausgedehnt und beherbergt 40.000 Adelie Paare, die in verstreuten Teilkolonien über den breiten Strand und den Berghang verteilt sind.  Renate und Lucia diskutieren über diverse Themen. Die Anlandung findet in einer sehr kleinen, praktischen Bucht statt. Die Pingos gucken neugierig.     Fotos: © Achim Kostrzewa 3.2.23

  

Die beiden Antagonisten in der Kolonie: Die Skua "bewirtschaftet" ca.  2.500 Paare. Die Adelies müssen mit diesem Druck leben. Fotos: © Achim Kostrzewa 3.2.23

 

Die Jungen sind schon im halbstarken Alter und vermausen ihr Neoptilgefieder.

 

..und haben ständig Hunger !   Fotos: © Achim Kostrzewa 3.2.23

 

  

Erst Eisschollen, dann voraus ein Windfeld, was uns die halbe Nacht begleiten wir sind auf unserem Weg nach Norden: Das Ziel ist Coulman Island. Wegen möglicher Eisschollen müssen wir auf die Stabilisatoren verzichten. Das Schiff rollt ein wenig, der Wind schiebt von hinten. Dann fängt's auch noch an zu schneien, Konsequenz - Außendecks zu, Balkone auch. Alles voll mit Eis und Schnee.    Fotos: © Achim Kostrzewa 3.2.23

 

4.2.23 - Samstag  Wir steuern Richtung Nordspitze von Coulman Island. Viele Eisberge und Treibeis auf unserem Weg. Die Crew muß jetzt trotz der Bodenheizung außen auf Deck 5 + 9 Eis und Schnee beseitigen, damit niemand fällt. Mittags könnten wir am Ziel sein. Wissen aber nicht, wie die Verhältnisse für Zodiacs oder Festeislandung sein werden. So sieht es nun vom Hubschrauber aus: Der Sturm von gestern hat Treib- und Festeis von der Insel weggeblasen. Wir haben tollen Sonnenschein, wenig Wind und können ab 15:30 eine große Zodiactour machen. Vorbei an Eisbergen, Eisschollen mit einigen Adelies und auch Weddellrobben. Es handelt sich um mehrere zusammengewachsene Schildvulkane mit vielerlei Lava- und Ascheausbrüchen, deren Schichtung man gut sehen kann. Beim Abendessen ergibt sich noch eine tolle Beleuchtung auf den Borchgrevink Gletscher und Kap Jones mit einem Vulkan, dem Mt. Lubock.

   

   

Die Schichtung der Ausbrüche auf Coulman sind gut zu sehen. Drumherum jede Menge Eisreste.             Fotos: © Achim Kostrzewa 4.2.23  

   

Borchgrevink Gletscherzunge.  Mt. Lubock am Kap Jones, gegenüber von Coulman Island.                        Fotos: © Achim Kostrzewa 4.2.23

  

5.2.23 - Sonntag Cape Hallett (Moubray Bay), auf der Fahrt dorthin dachte ich um 5:00 morgens, "das wird nix", wir haben echtes Rossmeer Wetter diesmal. Wir sind etwas verspätet angekommen, wegen dem vielen Treibeis. Um 8:30 fahren aber die Scoutboote los, wenns klappt gehts für uns ab 9:30 los...

  

...echtes Rossmeer Wetter.  Aufnahmen 5:00 und 8:00.                                                                                                 Fotos: © Achim Kostrzewa 5.2.23  

Nein, klappt nicht. Wir versuchen gegenüber eine Eisanlandung im Festeis, das bröselt, weil zu dünn. Gerade im Moment hält der Kapitän auf ein ausgedehntes Eisfeld zu, mal sehen, ob das hält ? Nein geht auch nicht. Letzte Möglichkeit Eisanlandung mit dem Zodiac. Das klappt, ABER das Eis ohne Schnee drauf ist spiegelglatt, was wunder. Also bekommen alle Eiswanderer Schneeschuhe mit Spikes verpasst. Nur einer fällt hin. Uns ist das zu kitzelig, wir haben ja schon mehrere Eiswanderungen hinter uns und wollen kein Risiko eingehen. Zu sehen gibt es da eh nix, keine Viecher. Also vernichten wir unseren Bewegungsdrang mit 4 Runden um Deck 5, was einem guten Kilometer entspricht. Nachmittags legt sich der Wind und wir können eine Zodiactour zum "Seabee Hook" (Karte siehe unten) machen, der Strandflate, auf der die große Adelie Kolonie von 60.000 Paaren am Cape Hallett beheimatet ist. Einfach umwerfend auf diesem Strand zu stehen, das hätte ich vor 10 Jahren kaum erwartet, ja nie für möglich gehalten. Es ist halt ein großer Unterschied, darüber zu lesen - selbst in der Fachliteratur -  und dann davor zu stehen, vor der schieren Zahl, dem Gewimmel, dem Krach und auch dem typischen Geruch einer solchen riesigen Kolonie. Und wenn das Morgen am Cape Adare klappt, ist alles nochmals größer...

  

Mit dem Zodiac die Kolonie lang. Abends in der Moubray Bay, wo wir den ganzen Tag verbrachten.        Fotos : © Achim Kostrzewa 5.2.23

 

Die Posession Islands fallen dadurch aus, auch wegen Tageszeit und Wetter. Wir verbringen einen angenehmen Abend beim Dinner mit Kaye & Peter aus Australien.

 

6.2.23 Montag  Heute ist Waitangi Day (in NZ). Es geht früh los, 6:30 Frühstück, ausbooten schon um 8:25 für die Silver Surfer, also uns. Jetzt ist es 7:55 und wir sind parat. Und schon wieder eine Programmänderung - wir müssen ja unglaublich flexibel bleiben - jetzt 8:40 die Silbernen + Goldenen zusammen. Zunächst eine Zodiactour und dann die Anlandung. Prima ! Alles klappt, das Wetter wird erst wieder schlechter, als wir um 12:00 schon draußen auf Deck 9 Schampus schlürfen, um auf die letzte Exkursion auf dem antarktischen Festland anstoßen. Ab jetzt heißt die Hauptreiserichtung nach Norden, wir könnten noch ein Wöchlein bleiben...

Wir sind mit dem Zodiac auf Tour, die Beleuchtung ist teilweise dramatisch. Wenns schnell gehen muß, macht Renate Weitwinkel und ich Tele.  Foto: © Renate Kostrzewa 6.2.23

 

So sieht ein glücklicher Pinguin-Biologe aus: im Rossmeer 3 von 6 der größten Adeliepinguin Kolonien nicht nur gesehen, sondern auch zu Fuß besucht, live und in Farbe (einschließlich Geruch :-) ). Mein großer Dank gilt dem Kapitän und unserer Expeditionsleiterin mit ihrem tollen Team, die sich zur Not auch durchs Eis kämpften, damit wir anlanden konnten, Chapeau!  Foto (links): © Renate Kostrzewa 6.2.23   Teilansicht der Cape Hallett Kolonie, von den 60.000 BP sind die meisten schon weg, die Jungen stehen fast vollständig vermausert am Strand oder auf Eisschollen. Foto (rechts): © Achim Kostrzewa 5.2.23

Anlandung bei Treibeis ist immer schwierig: was, wenn die Landestelle zwischenzeitlich blockiert wird?                               Foto: © Achim Kostrzewa 6.2.23

Südlicher Riesensturmvogel, neben den Skuas die größten Feinde der Adelies.                                                  Foto: © Achim Kostrzewa 6.2.23

 

Am Kap Adare: Ein wenig Lob und Werbung darf nach erfolgreicher Fahrt schon sein: Charcot, buchen wir wieder, wie immer bei Polaris-Tours ! Die alten Touris müssen aus dem Stand fotografieren, sie kommen nicht mehr weit genug runter :-). Die Kap Adare Kolonie soll 227.000 BP Adelies haben.  Die meisten Adelies sind aber schon weg!    Fotos: © Achim Kostrzewa 6.2.23

Die Hütte, damals "Camp Ridley" genannt, von Carsten Borchgrevink, einem norwegischen Polarforscher, der hier mit 10 Mann 1899  im Zuge der "Southern Cross Expedition" erstmals auf dem Kontinent überwintert hat. Die Hütte wird ebenfalls vom NZAT instand gehalten.  Die Hütte ist eng und muffig...       Foto: © Achim Kostrzewa 6.2.23

  

     

Der eiserne Herd ist fast ganz verrostet, das Holz der Bettgestelle noch intakt, selbst der Schinken scheint noch genießbar.              Fotos: © Renate Kostrzewa 6.2.23

 

 

Seeleopard und Weddellrobbe vom Zodiac aus.                        Fotos: © Achim Kostrzewa 6.2.23

 

7.2.23 Dienstag  Wir sind jetzt auf dem Weg zu den Balleny Inseln, unserem letzten Reiseziel und werden heute wieder den südlichen Polarkreis nach Norden überschreiten, dann werden die Nächte auch wieder dunkel. Das Wetter soll deutlich schlechter werden. Es ist derzeit 5:00, während ich dies schreibe und noch ganz ruhig. In etwa 8-10 h sollen wir da sein. 11:00 es schneit stark, Sicht vielleicht 100-200 Meter. Das bleibt auch so. Kurz nach 16:00 erreichen wir die mittlere der 3 großen Inseln. Wir haben Sturm, die Sicht ist miserabel, wie die wenigen Fotos von Buckle Island zeigen. Die Decks sind zwar noch offen, aber Fotos gehen nur einhändig: eine Hand an der Reling eine für die Kamera, kennen wir schon. Anlandung oder Ähnliches können wir knicken. Wir werden zwischen Buckle und Young Island durchsegeln. Durch die nördliche Younginsel verläuft der südliche Polarkreis, den wir dann um 19:00 queren. 64-70 Kn Wind, da sind wir bei 10-11 Windstärken. Die Tür von der Observation Lounge wurde mir gerade fast aus der Hand gerissen, und ich bekam sie nur noch mit Hilfe einer starken Lektorin wieder zu... Elsa ist immer zur Stelle wo's mal brenzlig wird. Die äußeren Decks und die Balkone werden wieder geschlossen.

 

  

  

Sabrina Island mit Zügelpinguin Kolonie (oben rechts, rechts im Bild), Buckle Island, The Monolith, oder The Cone am Cape McNabb  Fotos: © Achim Kostrzewa 6.2.23

 

 

Einschub: Wissen über die Ökologie der Antarktis

Als wir 1995 im Winter anfingen, in die Antarktis zu fahren und auch dort zu führen und Vorträge zu den Themen Seevögel &Pinguine, Wale & Robben zu halten, mußten wir uns mühsam alles in der wiss. Literatur zusammensuchen. Wir verbrachten viele Tage im Museum Alexander Koenig in Bonn, die über eine hervorragende Zeitschriften- und Büchersammlung verfügen. Hatten ja auch schon den naturkundlichen Teil von "Antarktis (Begegnung mit dem Horizont)" von Udo Bernhart (Fotos),  Hermann Sülberg (Reiseessay) & Renate Kostrzwa (Naturkunde) München 1994, recherchiert und geschrieben. Das Wissen um antarktische Themen wuchs von Jahr zu Jahr. Unsere Pinguinzählungen gingen teilweise ein in die Datensammlung des Australischen Antarctic Survey:  E. Woehler et al., SCAR BBS Workshop on southern seabird populations (2001), die beiden Vorberichte dazu halfen uns sehr, die Populationszahlen zu verstehen und zu interpretieren, die wir im Laufe der ersten 10 Jahre in etwa 50 verschiedenen Pinguinkolonien dokumentierten. (WOEHLER, E.J., 1993, The Distribution and Abundance of Antarctic and Subantarctic Penguins. Scientific Committee on Antarctic Research, Cambridge, UK und WOEHLER, E.J. & CROXALL, J.P. 1997. The status and trends of Antarctic and sub-Antarctic seabirds. Marine Ornithology 25: 43–66, vgl. Kostrzewa & Kostrzewa 2007).

Aber erst mit dem Monumentalwerk von unserem israelischen Kollegen Hadoram Shirihai wurde die erste Gesamtdarstellung der Naturkunde der Antarktis vorgelegt: Shirihai, H. (Ill. by B. Jarrett) (2002) A complete guide to Antarctic wildlife: the birds and marine mammals of the Antarctic continent and the Southern Ocean. Princeton University Press. Vorher mußte man sich auf den guten Reiseführer von Christian Walther verlassen "Antarktis Reisehandbuch", das es heute schon in die 11. Auflage geschafft hat.

Seit dem Jahr 2015 gibt es auch einen guten Überblick über die geschützten Gebiete in der Antarktis oder zumindest auf und um die Antarktischen Halbinsel: WILDLIFE AWARENESS MANUAL: ANTARCTIC PENINSULA,  SOUTH SHETLAND ISLANDS & SOUTH ORKNEY ISLANDS, 2.ed, 2021 oder: Harris, C.M., et al. 2015. Important Bird Areas in Antarctica 2015. BirdLife International and Environmental Research & Assessment Ltd., Cambridge. Auf beide Publikationen greifen wir immer wieder für Kartenmaterial und Statusreports zurück, beide sind online (zum download) verfügbar.

Als Fazit kann man festhalten: In den letzten 30 Jahren hat sich das Wissen um die Ökologie und Biodiversität in und um die Antarktis vervielfacht. Vieles davon ist frei öffentlich zugänglich, allerdings zeigt dieser Zuwachs auch vermehrt Gefahren durch Klimawandel (Rückgang des Meereises & der Gletscher), Umweltverschmutzung durch Schadstoffe und Mikroplastik und rücksichtslose Ausbeutung der Meeresressourcen, wie illegale Fischerei und das Blockieren von Ausweisungen notwendiger ,großflächiger Meeresschutzgebiete durch interessierte Staaten wie China und Russland, auf. Auch der Tourismus mit mehr als 45 Schiffen vor Covid-19 rund um die Antarktische Halbinsel trägt zur Verschmutzung bei: Die Schiffe verbrennen zwar kein Schweröl mehr - das ist verboten - aber auch Schiffsdiesel verursacht Ruß, der lagert sich auf dem Eis ab und führt zum schnelleren Abschmelzen. Wir haben hier auf der CC tolle Filter, neben dem Diesel auch LNG und Batteriebetrieb. In diesem Supereisbrecher ist alles eingebaut, was an Umwelttechnik gut und teuer ist... Die Pinguine sind bei konsequenter Führung der Touristen kaum betroffen, ja sie nutzen sogar die unmittelbare Nähe zu Stationen - gutes Beispiel ist Port Lockroy - um sich die Skuas vom Leibe zu halten.

 

Es ist schön, daß wir heute auf gutes Material zurückgreifen können, was eine ganze Generation von Polarforschern zusammengetragen hat. Und es ist traurig, daß all dies solide Wissen politisch nicht mehr bewirkt: wir brauchen dringend ein Meeresschutzgebiet von ähnlicher Ausdehnung für die Antarktische Halbinsel mit den vorgelagerten Inseln und das Weddell Meer !!!

Wir lernen auf jeder unserer Reisen dazu und versuchen dieses Wissen so effizient wie möglich unter die Leute zu bringen...

 

 

 

8.2.23 Mittwoch Wir fahren Richtung Neuseeland, 9:00 Wind hat etwas nachgelassen, es schneit immer noch. 11:00 es schneit nicht mehr, die Sicht beträgt jetzt ca. 2 km. Wind läßt weiter nach... 17:00 Sicht 16 km, Wolken reißen teilweise auf, wir machen 15 Kn. 21:30 Wir werden noch heute den 60° Südliche Breite queren und sind damit kartografisch raus aus der Antarktis.

Adé Antarktis, bis zum nächsten Mal....                                                                                                        Foto: © Achim Kostrzewa 8.2.23

 

9.2.23 Donnerstag  Es wird wärmer, wir sind über 57° südlicher Breite raus und damit seit kurz nach 9:00 auch schon außerhalb der antarktischen Konvergenz. Jetzt sind wir in der Subantarktis. Himmel überwiegend heiter. Wir haben direkten Kurs auf Campell Island, die wir wohl Morgen früh erreichen werden. Die gesamte Rückreise aus dem Ross Meer nach Christchurch dauert ja etwa 4 Tage. Heute Abend im Recap werden wir es erfahren. Wahrscheinlich kommen wir schon am 12.2. in Lyttleton (dem Hafen bei Christchurch) an und machen dort noch eine Exkursion. Übernachten noch auf der CC. Am 13.2. booten wir morgens um 8:00 aus und fahren zum Hotel. Am nächsten Nachmittag (eingeplanter Puffertag), dem 14.2. beginnt unser Rückflug von Christchurch via Sydney nach Dubai und Düsseldorf. So der Plan...

Wir dürfen uns ohne Genehmigung der NZ Umweltschutzbehörde Campbell nur bis auf 4 km nähern. Da Campbell nicht auf dem Plan stand, haben wir die nicht. Das wird aber ausreichen um Seevögel und evtl. Wale zu beobachten, so das Wetter diesmal mitspielt. Wir sind schließlich in den "Furious Fifties", den sturmumtobten 50er Breitengraden. Der Kapitän hat uns heute Morgen einen eindrucksvollen Vortrag über die CC gehalten und die Technik mit seinem alten Eisbrecher, dem frz. Forschungseisbrecher "Astrolabe" verglichen. Die CC ist sein 6. und bei weitem größter Eisbrecher, extra für Nordpol- und Rossmeerfahrten entwickelt.

10.2.23 Freitag  Wir passieren die Campbell Insel so gegen 6:45 - 8:30 auf der Ostseite. Wir haben ca. 50 Kn Wind und es regnet in Streifen. Die Außendecks sind zu. Ich kann aber vom Balkon aus Fotos machen. Vögel zu fotografieren, ist bei den Wind- und Lichtverhältnissen nicht möglich. Wir sehen einige Campbellalbatrosse und auch Rußalbatrosse, so wie einige Spezies von kleinen Röhrennasen, die sich unter den Lichtverhältnissen, bis auf den Kapsturmvogel nicht zuverlässig identifizieren lassen. Sehr SCHADE !

 

5 Meter hohe Wellen !  Schade, von der Campbell Insel ist kaum was zu sehen...                                              Foto: © Achim Kostrzewa 10.2.23

So werde ich heute mal langsam die große Fotoausrüstung durchsehen und packen. Auch die Zodiac Sachen können schon weg. Bevor es soweit ist, sitzen wir aber noch ein Stündchen (9:30-10:30) dick angezogen auf unserem Balkon und fotografieren 4 Albatrosspezies: Südlicher Königsalbatross (brütet auf Campbell), Graukopf-, Ruß- und Campbell Albatross. Man braucht halt Geduld...

Mittags fängt die Sonne an zu scheinen, der Wind läßt minimal nach, die Dünung beträgt immer noch 5 Meter, erfahren wir von der Brücke. Die Temp. liegt bei sommerlichen 10°C.

 

  

  

Südlicher Königsalbatross (o.l.), Campbell - (o.r.) und 2x Ruß-Albatross                                                Fotos: © Achim Kostrzewa 10.2.23

 

Einschub Wissenschaft auf der CC: Das Schiff ist mit einem Nass- wie Trockenlabor ausgestattet, erlaubt Probenentnahme durch einen kleinen Moonpool im Schiffsboden und nimmt immer einige Meereswissenschaftler auf seinen Fahrten mit. Man kann sich mit einem Programm bewerben.

Der Vortrag des aktuellen Wissenschafts-Teams über ihre Arbeit:

1. Dr. B.B. Cael, National Oceanography Centre, Southampton, UK - Silicat- und CO2 Kreislauf bei Diatomeen. Wieviel CO2 wird in den Schalen der Kieselalgen gebunden, denn die Schalen sinken zum Meeresboden, wenn die Algen ihren Lebenszyklus beenden. Und das CO2 bleibt langfristig am Meeresboden. Um welche Mengen geht es? Was bedeutet das für die aktuellen Klimamodelle? Stichwort "globale Kohlenstoffpumpe" und "Versauerung".

2. Dr. Charlotte Carrier-Belleau, Department of Biology, Laval University, Quebec - Ein weltweiter Gradient von Nanoplastik im Wasser, Eis und Plankton vom Rossmeer bis zum Nordpol wurde auf vier Reisen 2021 bis jetzt 2023 mit der CC beprobt und wird jetzt in verschiedenen Laboren in UK und Frankreich analysiert werden. Die Ergebnisse werden eine Verteilung und die chem. Zusammensetzung des Nanoplastiks im Meerwasser wie auch im Meereis zeigen, die mit bereits publizierten Ergebnissen verglichen werden können. Wie auch Aufschlüsse über Nanopartikel und deren Transport in der Nahrungskette des Planktons geben. Alle untersuchten höheren Meeresbewohner wurden bereits positiv beprobt, z.B. Eisbären und Robben. Charlotte, die ihre Diss. über Muscheln am CNRS in Frankreich geschrieben hat, untersucht auch wie die Nanopartikel ins Gewebe der Planktonorganismen gelangen können, also per Stoffwechsel o.ä.

Um 16:00 trafen wir uns zum Interview auf dem Observation Deck. Ich soll  noch ein paar Illustrationen aus ihrer beiden Arbeiten dazu bekommen. Aber wann ????

 

  

Kapitän Devorsine faßt im Recap nochmals seine navigatorischen Highlights zusammen, denn auch für ihn gab es neue Wege und Plätze. Der Weg in die Pine Island Bay und die Fahrt zwischen Land und dem Rieseneisberg B22A waren dabei.  Fotos: © Achim Kostrzewa 10.2.23

 

11.2.23 Samstag   Das Meer ist ruhig, es scheint die Sonne, 15°C. Da wir jetzt wieder eine wesentlich bessere Internetverbindung zum Satelliten haben, wurden auch weitere Wetterdaten nebst einer Hurrikan Warnung bekannt: Der Kapitän erklärte gestern im Recap, daß wir - durch den eingesparten Tag bei den Balleny Inseln - nun schon relativ früh am 12.2. in Lyttleton im sicheren Hafen auf der Südinsel ankommen werden, Der Sturm wird zu dieser Zeit erst Auckland auf der Nordinsel erreicht haben. Die Airlines warnen bereits vor möglichen Flugausfällen Richtung Norden über Auckland. Da aber niemand weiß, ob der Sturm nicht nach Osten abdreht, bleibt das zunächst alles Spekulation. Wenn wir am 14.2. nicht nach Westen (Sydney) fliegen könnten, warten wir eben im Hotel in Christchurch bis der Sturm vorbei ist... "No worries, mate", wie die Aussies  zu sagen pflegen. Eben war Crew Show zum Abschied.

Sturm, was für ein Sturm ?  Das Meer, glatt wie ein Kinderpopo...                                                                        Foto: © Achim Kostrzewa 11.2.23

 

12.2.23 Sonntag  Heute Nacht kommen wir im Hafen an. Morgen früh um 8:00 gehts auf Exkursion zum Antarktis- und Luftfahrt Museum und um 13:00 zurück aufs Schiff: Essen fassen & packen.

 

13.2.23  Montag dann nach der 7:30 Zollinspektion (face to face) an Bord (um 8:00) runter vom Schiff, Transfer zum Hotel und um 9:00 haben wir schon unser Zimmer. Morgens hatte es etwas geregnet, jetzt scheint die Sonne.

14.2.23  Dienstag  nachmittags solls dann nach Hause gehen, so das Wetter mitmacht ??? Im Moment sieht es für uns ganz gut aus... Die Flüge nach Westen gehen alle raus. Auckland im Norden ist für heute und Morgen alles zu. Die neuen Gäste und die Crew sind, soweit sie über Auckland kommen, betroffen: 12 Gäste, ca.30 Crew und etwa 10 Lektoren. Evtl. muß das Schiff einen Tag warten, so das halbe Expeditionsteam sonst fehlt. Das wurde teilweise ausgewechselt, damit möglichst viele von den Top-Leuten diese Reise wenigstens einmal gemacht haben. Wir drücken Florence und dem Kapitän die Daumen.

15.2.23 Mittwoch  Einmal um die halbe Welt von Christchurch via Sydney und Dubai (Danke für die Dusche!) mit 33 h netto Flug und nur mit 10 Minuten Verspätung in D'dorf angekommen. Liebe Bundesbahn nimm Dir daran mal ein Beispiel. Pech hatte nur, wer wie Karl Werner über Auckland fliegen mußte... Um 15:00 sind wir nach etwa 40 h Gesamtreisezeit munter wieder zu Hause eingetroffen.

weitere Bilder gibt es erst wieder von zu Hause...

Nachtrag 17.2.23:

Ein erstes Fazit der Reise: Würden wir sofort wieder machen. Haben uns in die Reihe der Gäste, die auch die Ostantarktis mit Kapitän Devorsine umfahren wollen, eingereiht. Auch wenn diese Reise wahrscheinlich eine Woche länger dauern würde, wegen der Strecke. Buchen, wie immer über Polaris-Tours. Der Eisbrecher Commandant Charcot ermöglichte uns eine direkte Vorbeifahrt in Sichtweite der Antarktischen Küste, trotz Treibeis. Anders als beispielsweise die Ortelius, die immer draußen ums Treibeis herumnavigieren mußte und deshalb auch eine Woche länger -  für die gleiche Strecke - unterwegs war. Die CC ist nicht nur als Eisbrecher der stärkste konventionelle Eisbrecher, er wird nur noch von den russischen Atomeisbrechern übertroffen. Die CC ist außerdem ein ***** Schiff, mit allem PiPaPo. Selbst die Standardkabine hat einen Balkon. Das Essen ist Spitze, Wein etc. bis auf wenige teure Spirituosen, ist alles inkludiert. Das Expeditionsteam ist durchweg Spitzenklasse, voll motiviert, wie seine Expeditionsleiterin Florence Kyper. Schwierige Anlandungen wurden auch zweimal versucht, nur Shackletons Hütte war für die Paxe nicht erreichbar. Für uns ein VOLLER ERFOLG.

Es gibt einen Punkt, den man bedenken sollte: Man kommt unweigerlich in ein Schlafdefizit. Wir waren die meiste Zeit innerhalb des südlichen Polarkreises unterwegs, d.h. 24h Sonne. Die Vorhänge waren immer weit offen, um nix zu verpassen. Ich habe gerne bei tiefstehender Sonne des Nachts fotografiert und folglich pro Tag (mit Mittagsschlaf) kaum 6 h geschlafen. Auf der Rückreise haben wir deshalb beide ständig gepennt, den halben Puffertag im Flughafenhotel und auch auf der Langstrecke.

Nachts ab 2:00 ist das Licht oft am schönsten.  Fotos: © Achim Kostrzewa 25.1.23

 

Ein weiterer Punkt, den man bedenken sollte, wäre der CO2-Fußabdruck, den man mit so einer Reise hinterläßt !  Wir sind ja als Wissenschaftler unterwegs, um was zu lernen aus unseren Beobachtungen, die wir in der AA seit 27 Jahren anstellen, daher in dieser Sache kein schlechtes Gewissen. Es gibt einen publizierten Erkenntnisgewinn und wir werden auch weiterhin das geneigte Publikum und die Kollegen per Publikation oder Blog teilhaben lassen... Als Beispiel hierzu nur dieses: das AWI meldete jetzt aktuell, daß der Januar 2023 die bislang geringste Meereis Ausdehnung um die Antarktiss aller Meßjahre zu verzeichnen hatte. Die Charcot meldet ja ihre Radardaten/Eiskarten/Routen täglich an die entsprechenden Sammelstellen, die diese mit den Satellitendaten vergleichen und die Satellitenbilder und Karten bestätigen oder auch korrigieren. Denn vor Ort sieht es doch manchmal deutlich anders aus, als der Satellit es sagt. Wir haben uns schon während der Reise gewundert, wie wenig Eis direkt an der antarktischen Küste vorhanden war, im Gegensatz zu dem, was die einschlägige Literatur über die Sommereisverbreitung schreibt. (siehe hier: https://www.spektrum.de/news/wieso-schmilzt-und-waechst-das-eis-an-den-polen-wie-es-will/1492979). Wie auch beim Zählen von Pinguinen gilt: Vor Ort ist immer besser, Satellit ist viel besser als gar nix, aber hinfahren und verifizieren tut Not (vgl. Kostrzewa 2020, S.50: "Zusätzlich zu den bahnbrechenden Ergebnissen des „Remote Sensing“ der letzten 10 Jahre, darf man aber die Arbeit vor Ort nicht weiter vernachlässigen. Mehr Feldforschung tut Not.",weitere Literatur dort).  Daß das Gletschereis weniger werden muß, ist auch an der enormen Menge an großen Eisbergen absehbar, die wir überall angetroffen haben.

Pinguine zählen vom Satelliten aus: Diese trockene Aussage meinerseits bedarf vielleicht noch etwas weiterer Erklärung:

 

Vom Satelliten aus gesehen: Antarktisches Meereis im Jahreszyklus:

  

Links im Bild der Zustand am 17. November 2022: Im zeitigen Frühjahr gibt es noch einen breiten, mindestens 80% mit Eis bedeckten Gürtel um die AA. Rechts die Situation am 13. Januar 2023, also ca. 2 Monate später, im Sommer. Die blau schraffierten Eisflächen haben sich in den letzten 30 Tagen aufgelöst, die roten Flächen sind immer noch zu 80% Eis bedeckt. Was der Satellit nicht sieht, ist die Eisdicke! Gemessen wird die Lichtreflexion, die sich von Eis und offenem Wasser deutlich unterscheidet. Die große rote Fläche rechts vor dem Ross Schelfeis bis nördlich des Cape Adare war nur dünn und wurde schnell vom Wind, der Strömung und den Wellen zerrissen. Wir hatten mit dem Schiff keine Schwierigkeiten dieses zu passieren. Obwohl, es hätte auch viel stabileres Eis sein können. Dieses Problem hatten wir ja auch schon bei der Beurteilung der Durchfahrtmöglichkeit am 24.1. auf dem Weg zur Pine Island Bay (s.o.). Also: ob die roten Flächen mit einem Eisbrecher befahrbar sind, zeigt sich erst wirklich, wenn man da ist !!!  Mit der Khlebnikov hatten wir uns im Okt. 2018 bei Snow Hill Island fast in "rotem" Eis festgefahren...

Klar ist am Ende dieser tollen Reise: da werden wir noch lange dran denken und davon zehren !!!

 

Wenn zwischendurch mal kein update kommt, kann das zwei Gründe haben: kein Netz und/oder keine Zeit wegen Aktivitäten an- und außer Bord...

 

Literatur:

Kostrzewa, R. & A. Kostrzewa (2006): Antarktis - von Kap Hoorn ins ewige Eis. 288 Seiten, ca. 350 Abb., C.J. Bucher Verlag, München, vergriffen

Kostrzewa, A. & R. Kostrzewa (2007): Aktuelle Pinguin-Forschung: Pinguine und die globale Erwärmung. (Übersicht). Naturwiss. Rundschau 60: 397- 403.

Kostrzewa, A. (2010): Klimawandel: Pinguine – Überlebenskünstler in der Antarktis. Biologie in unsere Zeit = BIUZ 40: 101-109. 

Kostrzewa, A. (2011): Königspinguine bald Opfer der globalen Erwärmung? Naturwiss. Rundschau 64: 564-570.

Kostrzewa, A.& R. Kostrzewa (2019): Expedition Snow Hill Island. Polar News 28: 16-21.

Kostrzewa, A. (2020): Der Kaiserpinguin - ein Vogel der Superlative. BIUZ 50: 44-51

In diesem Zusammenhang für das Gesamtverständnis des komplexen Themas Seevogelökologie, sind auch Renates Publikationen zu den Alken auf der Nordhalbkugel wichtig:

Renate KOSTRZEWA (1998): Die Alken des Nordatlantiks, Vergleichende Ökologie einer Seevogelgruppe, Aula-Verlag, Wiesbaden, 144 Seiten.

RENATE KOSTRZEWA (2015) Atlantische Papageitaucher in Not  -  Einflüsse von Klimawandel und industrieller Fischerei. BIUZ 45: 322-329.

 

 

      225 Fotos

Text & 225 Fotos © Achim Kostrzewa, mit zusätzlichem Fotomaterial von Renate Kostrzewa, kein Nachdruck erlaubt, Zuwiderhandlung wird verfolgt ...