2020 – unser 25-jähriges Antarktis Jubiläum

Dies ist unsere 25-jährige Antarktis-Jubiläums-Tour: Diese Reiseroute hatten wir mit der World Discoverer schon über Weihnachten/Neujahr 1995/96 gemacht. Darum wollten wir nun mit der kleinen und ebenfalls älteren Plancius, diese Reise gerne wiederholen. Es kam uns dabei besonders auf  die Route über Südgeorgien und das Weddell Meer an. Beides klappte mit je vier und zwei vollen Tagen vor Ort. Für uns waren die Zodiac Cruises vor Elephant Island (Point Wild) und die  Anlandungen auf  Paulet und Devil Island neu oder lange gewünschte Wiederholungen.

 

 

Adelie ruft seine Kücken zur Fütterung. Foto © A. Kostrzewa                                   Achim & Renate Kostrzewa bei der Fotodokumentation. Foto © David Causi

Über die ersten 10 Reisejahre haben wir ein Buch geschrieben, das bereits seit längerem vergriffen ist. Wir planen derzeit ein ganz neues Buch,

für das wir auf dieser Reise ganz intensiv recherchiert und fotografiert haben.                    Fotos © A. Kostrzewa, Hope Bay, Adelie Kolonie, Jan. 2002.

 

 So schön kann die weiß-blaue Antarktis sein: Berg auf Livingston Island, Süd-Shetland.     Foto © A. Kostrzewa

 

Reiseablauf:

                                                                                                                                                            Karte © Oceanwide Expeditions

Die Reise (19.1.-6.2.) beinhaltete mehrere Abschnitte und mußte vielfach (was völlig normal für solche Expeditionsreisen ist) vom ursprünglichen Plan abweichend dem Wetter angepaßt werden:

Falkland: Port Stanley, Carcass und Westpoint (statt Saunders), was wir im Detail schon im Januar 2016 beschrieben haben.

Südgeorgien: Salisbury Plains (nur Zodiac), Prion Island (ging nicht), Fortuna Bay, Saint Andrews Bay (nur Aussichtspunkt), Grytvikken, Gold Harbour (nur Zodiac), Godthul/Rookery Point (Anlandung mit Wanderung und Zodiac), Cooper Bay (nur Zodiac), Drygalski Fjord (mit der Plancius bis an den Gletscher), wo wir insgesamt wegen Wind und Brandung oft umdisponieren mußten. Im Oktober/November 2008 war das Wetter insgesamt oft besser gewesen.

Süd-Orkney: auch hier waren wir vom Wind verwöhnt und die geplante Landung an der Station Orcadas (Laurie Isl.) fiel aus. Landen in der relativ geschützten Shingle Cove auf Coronation Island. Viele Eisberge! 

Süd-Shetland, Elephant Island, Point Wild Zodiac Cruise im Crush Ice.

Mit dem Zodiac zum Point Wild: Hier warteten Shackletons Männer vier Monate auf Rettung, die durch Kapitän Prado (Büste) erfolgte.  Foto © A. Kostrzewa

 

Anlandung auf Paulet (südlich Dundee Island) und Devil Island. Devil liegt nördlich vor der großen Vega Insel. Renate steigt bis zum Devils Horn hoch. Von Devil kommend, segeln wir am Cape Gordon der Vega Insel vorbei.

Antarctic Sound und kreuzen im Weddell Meer. Vorbei an Cockburn Island Richtung Seymour und Snow Hill, die beide an Steuerbord auftauchen. Wir sehen die argentinische Station Marambio auf Seymour.

Anlandung auf dem Antarktischen Festland bei Brown Bluff, so ziemlich an der Spitze der Antarktischen Halbinsel.

Letzte Anlandungen auf der Süd-Shetland Inseln Half Moon und Yankee Harbour (Greenwich Island) unweit der großen Insel Livingston.

 

Das Schiff:

Die MV Plancius der Firma Oceanwide Expeditions aus Holland ist ein umgebautes und erweitertes Marineschiff. Ursprünglich 1976 als ozeanografisches Forschungsschiff erbaut, wurde es in den 2007er Jahren mit neuem Vorschiffsaufbauten für zusätzliche Kabinen und einer verglasten Lounge auf Deck 5 versehen. Es konnten 53 Passagierkabinen untergebracht werden. Die Standartkabinen sind 12-13 qm groß und haben auf Decks 2+3 ein großes Bullauge oder auf Deck 4 rechteckige Fenster. Das Expeditionsteam besteht aus 8 Personen und Hotel- und Schiffscrew sind 37 Personen. Zwei Gangways auf Deck 3 ermöglichen eine schnelle Bemannung der Zodiacs. Manche Gäste bezeichnen es als „IKEA-Schiff“, wegen seiner einfachen, aber funktionalen Ausstattung. Die ist m.E. völlig ausreichend für solche Expeditionen. Der Speisesaal ermöglicht eine gemeinsame Sitzung. Das Restaurantpersonal ist sehr nett und hilfsbereit, wenn es mal schaukelt. Ein Hoch auf den Kapitän Evgeny Levakov und seine Offiziere, die uns trotz Treibeis weit ins Weddell Meer gebracht haben! Und Kompliment für die Zodiac Crew, die uns fast überall sicher an Land gebracht haben.

Was weniger schön ist: Heizung und vor allem die Belüftung ist in einer Reihe von Kabinen mangelhaft. In einigen Kabinen machte sich zudem penetranter Abwassergeruch bemerkbar. Es war während der Reise leider nicht möglich, dem wirklich Abhilfe zu schaffen. Mit der Hilfe eines Technikers aus dem Maschinenraum gelang es mir unsere Kabine 306, in der es mind. 25°C hatte, von der Heizung abzukoppeln und die 4“ Frischluftzufuhr, die an sich durch das Heizsystem durchgeleitet wurde, vom System zu trennen und direkt in der Raum zu leiten. Das elektrische Regelsystem war defekt und konnte auch nicht repariert werden. So hatten wir erst nach drei Tagen (auch durch eine nachts geöffnete Kabinentür) erträgliche Temperaturen in der Kabine. Besonders die Hotelleitung Szuszanna Varga war in diesem Zusammenhang „wenig hilfreich.“ Und, besser gegessen, vor allem frischer, habe ich schon bei geringerpreisigen Schiffen! Ein ebenfalls weit gereister Gast, der mit seiner Familie drei Kabinen bewohnte, meinte zu mir, „man wolle an den Gästen einfach zu viel verdienen…“

Die Gäste setzen sich aus der 40-köpfigen deutschsprachigen „Polar-News-Gruppe“ und weiteren 20 deutsch-österreichisch-schweizerischen Gästen sowie Franzosen, Holländern und englisch Sprachigen zusammen. Bordsprache ist Englisch. Die Vorträge werden von zwei Deutschen Lektoren simultan übersetzt. Es werden aber auch viele BBC Natur-Filme gezeigt.

 

Die Reisehighlights

A. Südgeorgien – das Tierparadies

Bevor wir diese einsame Insel im Südatlantik erreichen, liegt eine lange Seereise vor uns, unterbrochen nur von dem Stop auf Falkland.

Ganze vier Tage Südgeorgien waren der Hauptgrund auf der Plancius einzuchecken: das Programm und die Schiffsgröße - 106 Personen – versprachen halbtägige Anlandungen und genau das wollten wir, da unsere beiden anderen gemeinsamen Reisen hierhin auch mit vergleichbaren „Schiffchen“, der World Discoverer und der Ushuaia stattgefunden hatten. Renate war 2001 & 2007 nochmals mit der Bremen und Nordnorge hier gewesen. Viele Millionen Seevögel, sowohl Pinguine wie Albatrosse (und vor allem nachtaktive Sturmtaucher, z.B. Burton 2018)) leben und brüten hier in den nahrungsreichen Gewässern nahe der antarktischen Konvergenz, wo sich wärmeres Südatlantik Wasser mit kaltem Antarktis Wasser mischt (Kostrzewa 2011). 

Wir schiffen uns als „Polar-News-Gruppe“ am 19.1.20 um Punkt 16:00 auf der Plancius ein. Beziehen die Kabinen und arbeiten die Seenot-Sicherheits-Rettungsübung ab. Dann endlich Ruhe und Abendessen. Gammeln ein wenig in der Lounge herum, lernen einige Leute kennen. Nach dem wir den Beagle Kanal nach Mitternacht verlassen hatten, wurde es ein wenig ruppig in der Nacht, aber ab 11:00 am Morgen (20.1.20) haben wir wieder besseres Wetter, es sind 15°C, und sich beruhigende See. Den Tag verbringen wir mit Obligatorischem: IATTO-Pflichtvortrag über Verhalten in der Antarktis, Zodiac Briefing, Gummistiefel Ausgabe, Kabine einrichten (Heizung abstellen/Kühlung herstellen), etc. Ich finde nach dem Frühstück um 8:00 etwas Zeit ab 9:00 einige Vögel zu fotografieren: einen Northern Royal Albatros, ausgefärbt, adult mit typischer, dunkler Linie am Oberschnabel sowie einige Schwarzbrauen-Albatrosse und Riesensturmvögel. Erkunde die Fotopositionen: Von unserer Kabine komme ich direkt aufs Zodiac Deck 3 und über eine Treppe auf den Bug. Hier auf Deck 4 gibt es einen kompletten Rundgang bis zum Heck, sehr praktisch. Deck 5 bietet vorne vor der Lounge einen Balkon und Deck 6 mittschiffs ein Deck mit fest verankerten Bänken. Hoffe möglichst bald auf Wanderalbatrosse nahe beim Schiff!

Falkland - Carcass Island: (21.1.20 morgens) entweder 5 km Wanderung oder McGills Settlement. Alle noch da! Strahlender Sonnenschein, man kennt uns noch vom Besuch 2016. Für nachmittags planen die Leute von der Plancius um: zuviel Wind am Neck (Saunders), also geht es nach Westpoint Is. Zu den Albatrossen, was sehr gut ist, denn da kommen wir im Dez. 20 nicht mehr hin. Der neue Pächter der Insel bringt uns Fußlahme mit dem Landy nach oben. Sonne und genug Wind für den Flugbetrieb. Prima Nachmittag!

Immer wieder ein Erlebnis: Renate fotografiert Schwarzbrauen-Albatrosse auf Westpoint.  Foto © A. Kostrzewa

Im Gegensatz zu den etwas bräsig wirkenden Albatrossen, sind die Rockhopper kleine Rüpel, die ständig Krach schlagen.     Foto © A. Kostrzewa

Stanley, Marine Parade.                             Foto © A. Kostrzewa

 

Am nächsten Morgen (22.1.20) landen wir in Stanley. Sonne und 10°C. Machen neue Aufnahmen mit der Fuji.

Gegen 13:00 brechen wir nach Osten Richtung Südgeorgien auf. Um 14:30 drei Seiwale, mehrere Commerson Delfine und eine Pelzrobbe.

Die Fahrt nach South Georgia dauert 2 Tage.

Riesensturmvogel legt sich in eine Messerkurve.            Foto © A. Kostrzewa

 

Walbeobachtungen: vorher einige Grindwale. Am (24.1.20) sicher eine Stunde 3-4 Finnwale und bis zu 30 Orcas neben dem Schiff, gegen ca. 18:00 erreichen wir die Shag Rocks, Südgeorgien empfängt uns mit „Wetter“: es regnet und ist stürmisch. Wegen der hohen Dünung sind die Orcas nur schwer zu fotografieren. Wir bleiben, wie üblich auf der Nordseite der Insel, weil es hier etwas weniger stürmisch zugehen soll und die Insel einen „gewissen Schutz“ vor den antarktischen Winden bietet.

 

 

Orcas und Finnwale neben dem Schiff!  Fotos © A. Kostrzewa

 

25.1. 4:50 – In der Bay of Isles ist die Anlandung früh morgens bei der Salisbury Plain geplant, die klappt aber nicht, wir haben zu viel Brandung. Wir machen stattdessen eine prima Zodiac Tour entlang der Kolonie von ca. 60.000 BP. Gute Perspektive auf die anlandenden Könige! Die Kolonie zieht sich weite Teile des Ufers entlang und sogar den Hang hinauf, wo möglich! Auch Prion klappt wegen des Windes und des Swells leider nicht. Auf Prion waren wir zuletzt 2008. 

 

Salisbury Plain, ein Fotografenparadies sogar vom Zodiac aus: wir sind mitten unter diversen Pulks von Pinguinen!     Foto © A. Kostrzewa

 

Die nächste Anlandung soll nachmittags in Fortuna Bay sein. Gestaltet sich auch schwierig, wir landen rückwärts an, immer noch zuviel Wind. Kolonie zerstreut, weit hinten brüten aber wieder viele Könige auf Eiern (ca. 5.000 BP; Renate, keine Kamera dabei, keine Fotos). Vorne nur mausernde und Vögel, die sich am Ende der Mauser schon verpaaren wollen, um dann als Spätbrüter zu starten.

 

Fortuna Bay: die Kolonie wächst wieder. Die Brutvögel stehen weit hinten. Fotos © A. Kostrzewa

 Die "neue" Fortuna Kolonie, nachdem sie 2008 von einem Schneesturm vernichtet war.  Foto © David Causi

Doppel-Köpi am Ufer von Fortuna, die Zwei ruhen sich gerade vom Balzen aus... Die knallige Sonne macht es schwierig (siehe unten!).              Foto © A. Kostrzewa

 

St. Andrews Bay (26.1.20, morgens um 8:20-11:25, ca. 150.000 BP) tolle Anlandung. Wir landen etwa an der gleichen Stelle wie 2008. Bevor wir durch den Fluß gehen, überlegen wir, ob wir nicht auf dieser Seite bleiben sollen, denn die Wandergruppe will nur bis zum Übersichtspunkt laufen. Weiter runter wird es aus Gründen des Pinguinschutzes diesmal nicht gehen, die Tiere stehen zu dicht, daher wieder zurück. Da trübes Wetter vorherrscht, wollen wir uns lieber auf Portraitfotos konzentrieren, da wir 2008 alles bei schönstem Licht fotografieren konnten. Zum Abschluß der Exkursion nehmen wir uns eine gute halbe Stunde Zeit am Strand ankommende Könige zu beobachten. Da wir viel später im Jahr sind (statt Nov. schon Januar), sind die Seeelefanten Bullen alle weg und wir haben den Strand mit den Pinguinen für uns alleine!

 

Für die Landschaftsfotos weniger günstig: trübes Wetter. Junggesellen, Mausernde und schon balzende Vögel stehen entlang des Flüßchens.   Foto © Renate Kostrzewa

St. Andrews: Das trübe Wetter am frühen Morgen ermöglicht eine sehr differenzierte Farbgebung beim Portrait des Königspinguins! Foto © A. Kostrzewa

Nach zwei Stunden hat sich die Sonne langsam durchgebrannt: die differenzierte Farbgebung nimmt beim Schwarz ab, die Farben leuchten aber. Foto © A. Kostrzewa

Komm Alte, Du bist zwar noch nicht komplett umgezogen, aber laß uns schonmal ein bißchen balzen....              Foto © A. Kostrzewa

Frisch aus dem Wasser.  Foto © A. Kostrzewa

....noch nicht richtig an Land und schon geht der Balzmarsch los.   Foto © A. Kostrzewa

Dem Seebär bin ich offensichtlich zu groß, der zeigt nichtmal die Zähne.    Foto © A. Kostrzewa

 

Zum Vergleich: zwei Aufnahmen vom November 2008. Hier konnten wir noch an der Kolonie entlanglaufen!       Fotos © A. Kostrzewa, 2008

 

Grytviken (26.1.20, nachmittags) Nasse Anlandung am Museum. Führung durch die Technik (Renate), Shackeltons Grab (18:00, Renate). Wir bestaunen ausgiebig das neue, vergrößerte Museum, sowie die James Caird, Shackeltons' winziges Beiboot. Ich mache Fotos von der verbliebenen Technik. Alles ist viel aufgeräumter als früher. Der chemische Müll (u.a. Asbest) ist beseitigt. King Edward Point wird auch ausgebaut. Abends Grillparty auf dem Schiff Deck 3 am Heck.

Grytviken: früher britische Walfangstation, heute Freilichtmuseum.      Fotos © A. Kostrzewa, Fuji Panorama Modus

 

 

Grytviken: Museum innen und außen: so schön kann Rost sein.      Fotos © A. Kostrzewa

 

Godthul, (27.1.20) Wir ankern in der Bucht. Fahren dann zum Rookery Point nach Osten außerhalb der geschützten Bucht. Die Zodiac Tour zu den Macaronies beginnt für uns um 10:15 Toll! In zwei Stunden mache ich ca. 600 Fotos mit zwei Kameras. Viel Ausschuß wegen der Schaukelei! Wir sehen blonde Seeelefanten, Pelzrobben, Dominikaner Möwen, Küstenseeschwalben, Blauaugen-Kormorane und einige  Rußalbatrosse sowie Riesensturmvögel. Die Küstenfelsen sind von Braunalgen ("Kelb") überwachsen.

Zum Anlanden ist nicht genug Platz, also müssen wir alles vom Boot aus machen!  Es sieht allerdings einfacher aus als es ist.   Fotos © A. Kostrzewa

Macaronies im Wasser vom Zodiac aus, nicht ganz so einfach, aber richtig schwierig wird es, die umher fliegenden Riesensturmvögel vom Boot aus auf den Chip zu bannen!   Fotos © A. Kostrzewa, beide Aufnahmen sind unbeschnitten...

Einfacher ist da schon so ein blondes Seeelefantenmädchen: "Isch nehm nur Polycolor GOLDBLOND für meine Haare."   Foto © A. Kostrzewa

 

Nachmittags wandert Renate zur Eselspinguinkolonie den Berg hoch >100 Höhenmeter, sie laufen noch weiter zum See (noch höher) und die Gipfelstürmer bis auf 308m zum Überblick über die Bucht. Ich laufe meinen Knien zuliebe da nicht rauf, sondern schreibe und sortiere Bilder. Eselspinguine kann man schließlich auch im Flachland genug sehen...

 

Der Aufstieg erfolgt durch die Kerbe rechts von dem verrosteten Schrott am Strand, oben liegt dann der kleine See als Belohnung. Foto © A. Kostrzewa

Ausblicke: der See mit seinen Eselspinguinen und ein Überblick über die Bucht, in der wir ankern.                Fotos © Renate Kostrzewa

Abends belohnt uns der Himmel noch mit einem kleinen Spektakel.   Foto © A. Kostrzewa

 

Morgens am 28.1.20 wollen um 6:00 im Gold Harbour landen. Ankern schon nachts davor, es schaukelt ein bißchen. Scout Zodiac erfolgreich. Aber das erste Pax Boot mit 10 Insassen wird von einer großen Welle überspült. Expeditionsleiterin Ali Liddle bricht die Landung ab und die folgenden drei Zodiacs – auch wir – cruisen am Strand vorbei: alles voller Köpis. Ich mache möglichst viele Fotos. Wir haben Glück gehabt, denn es frischt weiter auf und es folgen keine weiteren Boote! Mache Panos vom Schiff mit der kleinen Nikon. Übersichts-Video vom Strand von David Causi, (Rom)  bekommen, um dies mit früheren Aufnahmen von 1996 und 2008 vergleichen zu können. Klar ist: die Vegetation nimmt zu, es wächst immer mehr Tussock Gras, so kann man ohne Landung nur schlecht beurteilen, wie sich die Köpi Zahlen an Land entwickelt haben. Hoffe die Fotos helfen bei hoher Vergrößerung da weiter. Die Köpis brüten jetzt aber schon ziemlich nah an der Strandlinie.

Gold Harbour bietet eine eindrucksvolle Kulisse: hinter der Strandflate geht es steil nach oben!  Wie waren hier schon zweimal angelandet.  Foto © A. Kostrzewa

Bei diesen Wellen können wir nur mit geübten Leuten landen! Ein gutes Expeditionsteam landet nach der großen Welle fluchs hoch auf dem Strand, dann blitzschnell alle raus und das Boot muß vor der nächsten großen Welle längst wieder abgelegt haben. Unsere EL macht alles richtig: Abbruch, mit Paxen zu landen unmöglich! So schippern wir entlang der Küste.             Fotos © A. Kostrzewa

Danach kurzes Frühstück, wir verholen nach Cooper Bay: Dort haben wir eine zweistündige Zodiactour. Fotografieren viele Macaronies und Zügelpingos. Die letzten 20 min. regnet es ordentlich. Sind gegen 10:30 wieder auf dem Schiff. Quark-Parkas und HH-Tech Hosen sind wirklich wasserdicht! 2. Gruppe geht auf Tour, der Regen hört wieder auf.

Die zerlappte Küste von Cooper Bay bietet vielen Tieren Platz zum Brüten, bloß mit dem Anlanden ist das äußerst schwierig. 1996 und 2008 hatte es geklappt. Heute leider nicht.    Fotos © A. Kostrzewa

 

Nirgendwo ein Plätzchen zum Anlanden. Alles voller Pinguine! Hochklettern mußten wir auch 2008, aber an einer Stelle ohne Macaronistraße...  Fotos © A. Kostrzewa

 

Heute nur ein kurzer Lunch. Danach Einfahrt in den Drygalski Fjord. Tolles Wetter 12°C, bleiben über eine Stunde direkt vor dem terminalen Gletscher stehen. Rechts = der große Risting Gletscher, links = der kleinere Jenkins Gletscher.

 

Schuß und Gegenschuß: (oben)- Drygalski Fjord Richtung Ausgang (Süden). (Unten)- Blick auf den Risting Gletscher.  Fotos © A. Kostrzewa, Fuji, Panomode

Es ist schön warm hier, fehlen nur noch die Deckstühle und ein netter Drink mit Schirmchen.....              Foto © Heidi Gitter & A. Kostrzewa

Danach nehmen wir Südkurs auf die Süd-Orkney Inseln. Meer hat nur leichte Dünung.

29.1.20 Seetag, Eisberge, 8 Finwale 1km auf Backbord, 10-11:00 2 Wanderalbatrosse ums Schiff, 220 Bilder, einige richtig gute Treffer. Faulenzen, Bilder sichern etc. Abends Versteigerung von Diversem zu Gunsten des Naturschutzes auf Südgeorgien…

30.1.20 Morgens: Ankunft South Orkney, ganz bewölkt, Nebel, viele Eisberge. Fahren zwischen Coronation und Signy durch. Anlandung Shingle Cove (Coronation Island) weit rechts von der kleinen Adelie Kolonie. Schwieriges Gelände, nur Renate fährt. Es schneit mal wieder. Nachmittags viele Finnwale weit weg und riesige Eisberge aus dem Weddellmeer; weiter Richtung SW Kurs nach Elephant Island, Point Wild. Nachts ruhige Fahrt, Schiff rollt. Beim Frühstück fehlen wieder einige Gäste. Ich find das leichte Rollen toll, man schläft wie ein Baby in der Wiege! Gegen Rollen würden Flügel-Stabilisatoren helfen, jedenfalls im Prinzip. ABER, nicht bei so kleinen, langsamen Schiffchen, die in der hohen Dünung nicht mal 10 Knoten fahren…

Oben: Coronation Island bei schlechtem Wetter. Anlandung weit rechts von der Kolonie, daher schlechter Weg durch Geröll den Hang entlang, obwohl das überhaupt nicht nötig gewesen wäre, weil direkt links von der Kolonie liegt eine zweite ausgewiesene Landestelle! (unten) Adelies im Schneeregen.  Foto © Renate Kostrzewa, Shingle Cove

 

 

B. Die Wiege der Eisberge – das Weddell Meer

 

Abends bei Cockburn Island. Links liegt Seymour mit der argentinischen Station Marambia, Weddell Meer.   Foto © A. Kostrzewa, 2.2.2020

Große Tafeleisberge, abgebrochen vom Larsen-C Eisschelf schwimmen im Weddell Meer.     Foto © A. Kostrzewa, 2.2.2020

 

Das Weddell Meer ist ein großer Produzent von Tafeleisbergen. Im Süden wird es vom großen Rönne-Filcher-Schelfeis begrenzt. Östlich der Antarktischen Halbinsel liegen, bzw. lagen die vier Eisschelfe von Larsen A-B-C-D. A und B sind 1997 und 2002 binnen kurzer Zeit zerfallen. Larsen C hat 2005 einen großen Eisberg verloren und 2017 brachen 12% = 5.800 km2 in einem Stück (max. Ausdehnung 175 x 50 km), dem berühmte Eisberg A-68, ab (siehe ESA Foto weiter unten). Der rapide Zerfall geht also weiter. Schon seit den 1940er Jahren stieg die Temperatur hier an der Antarktischen Halbinsel um 0,5°C pro Jahrzehnt, seit den 1970er sind es schon 1°C pro Dekade. Das Schelfeis, welches ja schon auf dem Meer aufgeschwommen ist, wird dadurch zunehmend instabil. Der Gletscherabfluß von Land beschleunigt sich in der Westantarktis. Auch im Osten beginnt es zu tauen. Wie dramatisch das jetzt schon ist, zeigt die neue Analyse von Rignot (et al. 2019).

 

Große Tafeleisberge im Weddell Meer.     Foto © A. Kostrzewa, 2.2.2020, Fuji Panostitch

Große, zerbrochene Eisberge schwimmen im Weddell Meer. So schön kann die Klimaerwärmung aussehen?!    Foto © A. Kostrzewa, 2.2.2020

 

 

Für die Pinguine ist vor allem das Meereis von großer Bedeutung, weil es die Krillschwärme ernährt, die unter im an den Algen weiden, die dort in großer Zahl wachsen, auch das wird dramatisch weniger (vgl. Kostrzewa & Kostrzewa 2007).

 

 Grafik: AK & WIKI

  

Ergänzung vom 26.12.20 (links): Weg des Rieseneisbergs A-68 vom Larsen-C Shelf bis vor Südgeorgien. Im Dezember 2020 ist der Eisberg wohl teilweise auf Grund gelaufen und hat sich um 90° gedreht. Die Experten hoffen, daß er an der Südostspitze von Südgeorgien vorbei driftet. Wir haben ihn weder auf der Khlebnikov Tour 10/18, noch mit der Plancius 2/2020 sehen können, da er zu weit ab von unserer jeweiligen Route lag.  Foto+Grafik © ESA

Nachtrag 4.Jan.21 (rechts): A-68 ist in mehrere kleinere Stücke zerbrochen und driftet wirklich mit der Hauptströmung südöstlich an Südgeorgien vorbei. Die Gefahr für das Tierleben auf der Insel ist somit gebannt.

 

Der Route der Eisberge entgegen

Die entstehenden Tafeleisberge geraten dann in den Weddell Meeresströmungswirbel und werden im Uhrzeigersinn nach Norden verdriftet (vgl. Abb.). Sie erreichen dabei durchaus die Südost Spitze Südgeorgiens beim Drygalski Fjord, wo wir 2008 auf viele Eisberge gestoßen sind. Vorher treiben sie bei den Südorkney Inseln vorbei. Und wir trafen auf unserem Weg von dort bis nach Elephant immer wieder auf große Eisberge. 2008 stießen wir sogar weit nördlich von Südgeorgien mit der kleinen MV Ushuaia (sehr gute Küche!) aus Richtung Mar del Plata kommend auf einen riesigen Tafeleisberg, der sich aus diesem Karussell gelöst hatte. Manche Eisberge stranden auch an verschiedenen Inseln auf ihrem Weg nach Norden und zerfallen durch Temperatur, Wind und Strömung, bis sie wieder leicht genug sind, aufzuschwimmen. Viele verlassen den Wirbel auch mit der  zirkum-antarktischen Strömung nach Osten. Andere kommen mit der westlichen Küstenströmung wieder zurück oder bleiben gleich im Wirbel stecken. Das Schicksal dieser Eisberge steht z.Z. im Focus der Glaziologen: die machen sich Sorgen, das die westliche Antarktis (Insel-Antarktika) schneller abschmelzen könnte als bisher geglaubt.

 

 

Große Tafeleisberge schwimmen bei aufkommendem Sturm (Crush Ice!) südöstlich vor der Drygalski Fjordmündung (Südgeorgien). Foto © A. Kostrzewa, Nov. 2008

 

 

Eisberge bei Coronation Island, South Orkney.     Foto © A. Kostrzewa, 30.1.2020

Am Larsen-C Eisschelf am Westrand des Weddell Meeres.     Foto © A. Kostrzewa, Jan.2002, Mamiya 645 + Sekkor 2,8/55mm N, Fuji Velvia, Scan vom Dia

Dieser Tafeleisberg ist gemessene 35 m hoch, damit ist die schwimmende Eisplatte etwa 175 m dick. Die daneben fahrende World Discoverer erreicht nicht einmal mit ihren höchsten Aufbauten dieses Niveau! Aufnahme von der Brückennock aus. Fotos © A. Kostrzewa, Jan. 1996, Nikon, Fuji 100, Scan vom Dia

Eisberge bestehen aus Schnee, dessen Fall pro Jahr bildet eine sichtbare Schichtung, wie die Jahresringe eines Baumes! Diese Schichten werden im Laufe der Zeit zu Eis zusammengepreßt.  Foto © A. Kostrzewa, 2008

 

Wale - Neben vielen Eisbergen haben wir diesmal auch sehr viele Wale beobachten können. Die Orni-Gruppe an Bord verzeichnete >200 Sichtungen! U.a. Fin-, Sei- und Buckelwale sowie Orcas auf der Strecke von Südgeorgien zum Weddell Meer.

 

 

 

Heute ist Buckelwaltag! Allenthalben sieht man ihre Flucken. Sie pennen zwischen den Eisschollen und tauchen ab, wenn wie vorbeifahren. Die große Nikon läuft im Dauerlauf bei 10 B/sec. So bekomme ich die Fluken in allen Phasen.   Fotos © A. Kostrzewa, Weddell Meer, 2.2.2020

Buckelwale sind auch neugierig: der hier wollte mal schnell gucken, wer da stört.                     Foto © A. Kostrzewa, Weddell Meer, 2.2.2020

 

Robben- Die Hoffnung auf einer Scholle ruhend einen Krabbenfresser oder eine Weddellrobbe zu sehen, hat sich bei intensiver Beobachtung schnell und vielfach bestätigt. Nur, leider nicht in Reichweite meines Teles. Im Fernglas sah das aber gut aus! An Land haben wir Seebären und auch Seeleoparden gesehen.

 

Dieser Seebär macht viel Wind, tut aber nix!      Foto © Renate Kostrzewa, Half Moon Island

Seeleopard lümmelt faul auf dem Eis herum.   Foto © A. Kostrzewa, Yankee Harbour

 

Pinguine – im Weddell Meer kommen nur noch die südlichsten Arten Adelie und Kaiserpinguine (südlich von Snow Hill Island, Kostrzewa 2020) vor. Paulet beherbergt eine (seit 25 Jahren von uns besuchte) immer weiter wachsende, sehr große Kolonie (z.B. Naveen & Lynch 2007: 1999 = 100.000 BP). Devil mit seiner kleineren Kolonie (15.000 BP) war neu für uns. Die Hoffnung auf einen der vielleicht 5.000 Kaiserpinguine auf einer Scholle ruhend oder gar schwimmend zu sehen, hat sich leider trotz intensiver Beobachtung nicht erfüllt. Die Zunahme der Adelies in den kühleren Teilen der Antarktis liegt im Trend (Lynch & La Rue 2014), genauso wie die Abnahme der Art in den sich stark erwärmenden Teilen der westlichen Antarktischen Halbinsel (Kostrzewa & Kostrzewa 2007, 2010). Am Brown Bluff, an der Spitze der Antarktischen Halbinsel,  werden die Gentoos mehr, aber es gibt weiterhin eine große Adeliekolonie.

 

Adelies jagen an der Eiskante nach Krill, hier gibt es immer die höchste Krillkonzentration!  Foto © Renate Kostrzewa, Lumix, Dez. 2006, Weddell Meer, Zodiac

 

Adelie Futterlauf: die Alten zwingen die Jungen hinter ihnen her zu rennen, der Sieger bekommt das Futter! Fotos © Renate Kostrzewa, Paulet 1.2.2020

 

Adelie beim Füttern.  Fotos © A. Kostrzewa, Paulet Island 1.2.20

Der Autor bei der Arbeit, immer schön auf Augenhöhe und bergauf fotografieren...   Foto © David Causi, Paulet, 1.2.20

   

Wie sich die Bilder gleichen: Paulet vor 25 Jahren! Fotos © Renate Kostrzewa, Paulet, Jan. 1996

Paulet Landestelle und Pinguine machen Pause auf einem Growler.                               Fotos © A. Kostrzewa, 1.2.2020

 

Auf den ja nur einen Tag besuchten Süd-Shetland Inseln Half Moon scheint die Zahl der Chinstraps deutlich zurückgegangen. Das oder die einzelnen Paar(e) Macaronis sind immer noch da. Greenwich Island (Yankee Harbour) beherbergt nach wie vor eine „größere“ Gentoo Kolonie. Wegen der jahreszeitlich bedingten teilweise fast in Auflösung befindlichen Kolonie, können wir deren Größe diesmal nicht abschätzen, dazu ist es hier etwas zu spät. Ein Teil der Küken dürfte bereits „ausgeflogen“ sein.

 

Eselspinguin (Gentoo) landet zusammen mit Adelies am Strand von Brown Bluff an.              Foto © A. Kostrzewa, 1.2.2020

 

Danach ist erstmal umfangreiches Putzen angesagt.                                                 Fotos © A. Kostrzewa, 1.2.2020, Brown Bluff

Wenn man ruhig am Boden sitzt, treibt die Neugier die Küken einem direkt vor die Linse.   Foto © A. Kostrzewa, 3.2.2020, Yankee Harbour

Diese amerikanische Kollegin macht alles richtig: ruhig sitzen kaum bewegen. Aber: Sie sitzt voll in der Pinguinscheiße! Was sich dann erst am Gestank der Klamotten in der Kabine so richtig offenbart....                                                                                                Foto © A. Kostrzewa, 1.2.2020, Brown Bluff

 

Gentoo Küken, näher als 1,47m zur "Filmebene" geht es nicht mit meinen 300mm Tele.  Fotos © A. Kostrzewa, 3.2.2020, Yankee Harbour

Und nach Futter schreien, das können sie am Besten!                                                      Foto © A. Kostrzewa, 3.2.2020, Yankee Harbour

 

 

Zügelpinguine (Chinstraps) auf dem Weg zum Wasser.            Fotos © A. Kostrzewa, Half Moon Island, 3.2.20

Zügelpinguine (Chinstraps) in der Kolonie, die Jungen sind fast ausgewachsen Anfang Februar.            Foto © A. Kostrzewa, Half Moon Island, 3.2.20

 

Weitere Pinguin Fotos gibt es hier und hier.

 

Landschaft - Die Süd-Shetland Inseln sind überwiegend vulkanisch geprägt, wie auch die Spitze der Antarktischen Halbinsel. Hier finden wir beispielsweise am Brown Bluff einen Strand aus Basaltgeröll, der von eisenhaltigem Tuff und Vulkanaschen überdeckt ist, die sich im Bluff bis zu 745 Metern Höhe erheben. Es handelt sich um einen alten Schildvulkan. Im Weddell Meer gibt es auch marine Sedimente, die als Inseln erscheinen, wie Seymour mit seinen vielen Fossilien, wie auch viele weitere Vulkane wie Cockburn Island, dem man seine Geschichte direkt ansehen kann: ein typischer Schildvulkan, getoppt von einem kleinen Stratovulkan. Also: er ist zweimal unter dem Eis ausgebrochen und dann einmal darüber, sagt die sichtbare Schichtung dem fachkundigen Auge.

Cockburn Island am Abend. Davor liegt ein riesiger Tafeleisberg.                             Foto © A. Kostrzewa

 

Anlandung auf Devil Island, überall haben die Pinguine Vorfahrt! Die Gruppe muß warten.  Foto © A. Kostrzewa, 2.2.2020

 

 

Aufstieg zum Devils Horn, alles besteht aus Lavagestein.   Fotos © Renate Kostrzewa (3) & G.Alf, (1), 2.2.2020

 

    

Brown Bluff im Sonnenschein. Foto © A. Kostrzewa, Jan.2002; große Adelie Kolonie und wenige Gentoos am Strand von Brown Bluff.  Foto © A. Kostrzewa, 3.2.2020

 

Auch Half Moon ist vulkanisch! Sie wird vielfach besucht, weil man hier leicht anlanden kann.   Foto © A. Kostrzewa, 3.2.2020

Half Moon Island: bei diesen Resten von Basaltsäulen gibt es eine kleinere Zügelpinguin Kolonie. Foto © A. Kostrzewa, 3.2.2020

Selfie der Autoren auf der breiten Strandflate von Yankee Harbour (Greenwich Island).    Foto © A. Kostrzewa, 3.2.2020

 

Wetterkapriolen - Direkt nach unserem Aufenthalt wurden Spitzentemperaturen am „nördlichsten“ Punkt der Antarktischen Halbinsel gemessen: an der argentinischen Stationen Esperanza +18,3°(6.2.20, Hope Bay) und Tage später am 9.2.20 in Marambio (Seymour Island) 20,75°C. Erstmals wurde hier die +20°C Marke für die gesamte Antarktis gerissen!  Währenddessen hatten wir "Normaltemperaturen" bei unsere Anlandung am Brown Bluff am 1.2.20: Luft = 3°C, Wasser = 1°C, 100% bedeckt mit zeitweisem Schneeregen. Vormittags auf Paulet klarte es gegen Ende unserer Tour etwas auf:

Bei den immer extremern Sommertemperaturen stellt sich die Frage: Wann taut den Adelies das Eis unter den Füßen weg?   Foto © A. Kostrzewa, 1.2.2020, Paulet

 

Fotografie - Im Hinblick auf meine Buchpläne habe ich für die Fotos möglichst viel an Gerät mitgenommen, um alle Situationen abzudecken. Für die Nikonausrüstung zwei bewährte Gehäuse (D4, D750) und folgenden AF-S Zooms: 18-35, 24-120, 70-200, 200-400 und für die Flugfotos 4/300mm, nebst 1,4-fach Konverter. Als Back-up noch das unverwüstliche, manuelle Micro-Nikkor AIS 2,8/55mm. Dazu noch die Fuji X-E2 als kompakte Back-up Ausrüstung  mit XF 2/18 und XF 55-200mm, sowie die Olympus TG-5 als Unterwasserkamera. Nebst vier Ladegeräten, sechs Reserveakkus und kleinem Laptop mit externer 1 TB FP sind das etwa 20kg Gepäck in zwei Loewe Rucksäcken: 12 + 8kg. Zusätzlich in meinem Koffer noch das 2kg leichte Novoflex Triopod Stativ und ein Loewe Bumbag fürs Zodiac (bei schlechtem Wetter kommt da die kleine Nikon mit dem 24-120 rein), sowie einen Dry Bag für den kleinen Rucksack. Viel mehr Zeugs als normal also.

Was hat sich bewährt? Die Nikons wurden hauptsächlich mit 24-120, 70-200 und 300+TC14 benutzt (vor allem vom Zodiac aus). Das 200-400 war bei einigen Kolonieanlandungen sehr hilfreich wegen seiner großen Reichweite mit Konverter, aber nur vom Stativ macht das Sinn. Für das ruhige Komponieren von Bildern ist ein Stativ ideal. Der Hocker dahinter entlastet meine Knie und ich sitze nicht in der Pinguinscheiße. Die Hocker- wie Stativbeine muß man auf dem Schiff direkt desinfizieren und vermeidet so eine Übertragung von Keinem von Insel zu Insel. Hose und Jacke kann man schlecht komplett in das Desinfektionsbad stecken...

Die Fuji hat sich für schnelle Tierfotos als Flopp erwiesen, System insgesamt zu langsam, Sucher bei Sonne für uns Brillenträger zu dunkel. Allein um sie aus Bereitschaft hochzufahren, dauert viel zu lange, bis das Sucherbild erscheint, ist das Motiv passé. Für Landschaften und für mich als WW-Kamera, wenn Renate mit der D750 unterwegs war, prima, besonders der Panorama Modus. Die UW Kamera konnte vom Zodiac aus leider nicht eingesetzt werden, zu wenig Zeit. Der Dry Bag wurde öfters gebraucht bei rauer See. Für weitere Infos zur Fotografie lesen Sie bitte meinen Photoblog.

Fazit der Reise:

Wie immer ist der gefühlte Reiseerfolg stark wetterabhängig! Wir hatten sehr oft bedeckten Himmel, etwas Nieselregen oder leichten Schneefall. Viel Wind. Das deckt sich tendenziell mit den Wetterbeobachtungen über die letzten 25 Jahre: bedingt durch die deutliche Temperaturerhöhung im Bereich der westlichen Antarktischen Halbinsel ist es deutlich feuchter geworden! Mehr Wolken, die durch die gesteigerte Verdunstung entstehen, regnen an den Küsten durch Steigungsregen wieder ab. Die Lufttemperatur führt dann auch zu Schneefall statt Regen. Durch die Lufttemperatur steigt auch die sommerliche Wassertemperatur an und läßt das Meereis schmelzen, was zu Nahrungsmangel für den Krill führt, der unter dem opaken einjährigem Meereis Algen abweidet. Der Krill ist deutlich weniger geworden, was wiederum die Pinguine, besonders Adelie und Chinstraps negativ beeinflußt. Die freigewordenen Brutplätze werden sofort von den Gentoos übernommen, die eine breitere Nahrungsnische haben und auch Fisch und Tintenfisch fressen. Zudem tauen die Gletscher und setzen vermehrt Eisberge frei! Wir sehen also in unserer 25-jährigen Beobachtungszeit dramatische Veränderungen, die in der wissenschaftlichen Literatur vielfach dokumentiert wurden.

Auf Südgeorgien ist die Situation ähnlich, es wird wärmer. Das hat zur Folge, daß sich die Antarktische Konvergenzzone von Norden her der Insel weiter nähert. Damit werden die Nahrungswege für Königspinguine tendenziell kürzer und ihre Zahlen steigen in den letzten 20 Jahren. Subjektiv betrachtet sind die Strände voller, die Kolonien größer geworden, was auch durch die wissenschaftlichen Schätzungen/Zählungen bestätigt wird (Foley et al. 2018).  Die hier genannten Zahlen von aktuell 450.000 BP sind Burton 2018 entnommen, der sich auf BirdLife International (2017, Rote Liste) bezieht. Catherine Foley hat mir gerade eine Vorabpublikation aus Polar Biology (2020) zur Verfügung gestellt, die diese Zahlen mit modernsten Methoden (Satellitenaufnahmen und vor Ort Zählungen mittels Photogrammetrie) bestimmt hat. Sie liegen bei 405.500 BP. Damit nur ca.10% unter der BirdLife Schätzung. Das ist für solche Zahlen hinreichend genau, denn Königspinguine sind nur sehr schwer zu zählen wegen ihres komplexen Brutzyklus aus Früh- und Spätbrütern (vgl. Kostrzewa 2011). 

Anderswo wie z.B. auf den Crozet Inseln (Indischer Ozean), hat sich wahrscheinlich die Nahrungssituation dramatisch verschlechtert und die Königspinguine sind hier auf dem Rückzug: von ehemals 500.000 in den 1980er Jahren verbleiben derzeit nur noch 60.000 BP. Durch den Klimawandel wandert die Konvergenz immer weiter nach Süden und irgendwann (bis 2100) wird auch die Situation auf Südgeorgien dann ungünstiger werden?! Die  Macaroni Pinguine haben dagegen eine negative Tendenz zu verzeichnen: über die letzten 30 Jahre hat sich ihre geschätzte Brutpaarzahl Zahl auf eine Mio. BP gut halbiert. Das Wetter und der Wind hier bleiben Glückssache, aber wir hatten es schon deutlich besser, wie unsere „alten“ Fotos belegen.

Wie auch immer, es war eine tolle Reise für uns mit vielen neuen Eindrücken und einigen sehr angenehmen ReisegenossInnen.

 

Text & Fotos © Achim Kostrzewa, Renate Kostrzewa; zwei Autoren-Fotos stellte Kollege © David Causi (Rom) zur Verfügung, eines © Gerhild Alf, bei einem wirkte

Heidi Gitter mit. Kein Nachdruck, Kopie o.ä. ohne schriftliche Genehmigung des Erstautors! (veröff. 16. - 29.2.20, update 4.3.20, Nachtrag 11.1.21 + 3.12.22)

 

Quellen:

Burton, R. (2018): South Georgia. 5th ed. Government of South Georgia, 1-65.

Foley CM, Hart T, Lynch HJ (2018) King Penguin populations increase on South Georgia but explanations remain elusive. Polar Biol 41: 1111–1122.

Foley CM, Fagan W F, Lynch HJ (2020) Correcting for withinseason demographic turnover to estimate the islandwide population of King Penguins (Aptenodytes patagonicus) on South Georgia. Polar Biol 43: im Druck.

Kostrzewa, A. & R. Kostrzewa (2007): Aktuelle Pinguin-Forschung: Pinguine und die globale Erwärmung. (Übersicht). Naturwiss. Rundschau 60: 397- 403.

Kostrzewa, A. (2010): Klimawandel: Pinguine – Überlebenskünstler in der Antarktis. BIUZ 40: 101-109. 

Kostrzewa, A. (2011): Königspinguine bald Opfer der globalen Erwärmung? Naturwiss. Rundschau 64: 564-570.

Kostrzewa, A. (2020): Der Kaiserpinguin - ein Vogel der Superlative. BIUZ 50: 44-51

Lynch, H.J., Naveen, R. & Fagan, W.F. 2008. Censuses of penguin, Blue-eyed Shag Phalacrocorax atriceps and Southern Giant Petrel Macronectes giganteus populations on the Antarctic Peninsula, 2001–2007. Marine Ornithology 36: 83–97

Lynch, H. J. & M. A. LaRue (2014): "First global census of the Adélie Penguin. The Auk 131(4), 457-466.

Rignot, E. et al. (2019): Four decades of Antarctic Ice Sheet mass balance from 1979–2017, PNAS, 116, 1095–1103.

https://www.zeit.de/wissen/umwelt/2020-02/klimawandel-antarktis-temperaturrekord-carlos-schaefer

Mein Dank an die Kolleginnen Heather Lynch und Catherine Foley für aktuelle Literatur!