Abenteuer Falkland 2016 (mehrteiliger Reisebericht)

Abenteuer? Was bitte soll an Falkland, das schließlich britisch  ist, abenteuerlich sein? Nun dazu gab es einige Überraschungen auf der Reise!

"Schon wieder so'n Touri, stört mich überhaupt nicht, einfach ignorieren..." Die Westpoint Kolonie wird häufig von Kreuzfahrtschiffen besucht, auf einem schmalen, rutschigen Weg geht es durch mannshohes Tussockgras den Hang hinunter, unmittelbar an ruhenden Albatrossen vorbei. Landschaftlich zählt sie für mich zu den schönsten besuchbaren Plätzen. Die Schwarzbrauen-Albatrosse (Diomedea melanophris) gucken nur gelangweilt, wenn man auf Armlänge an ihnen vorbei muß. Die Gruppen werden immer geführt. Im Hinblick auf die Erfahrungen in Galapagos habe ich mir noch eine kleine Kamera für die Dokumentation der Arbeit besorgt, wenn die beiden Nikons mit 70-200 Telezoom und 300mm Tele "belegt" sind  -  eine Fuji XE-2 mit 18mm WW und einen Nikon Adapter. Grund: kompakt, sehr gute BQ und einen klasse Sucher, den ich perfekt überblicken kann. Fuji XE-2, 2/18mm. © Achim Kostrzewa  

Da von dieser Homepage ständig Bilder geklaut und anderswo z.B. als Postkartenmotive für 5 USD angeboten werden, habe ich mich entschlossen die Bildgröße auf ca. 200 KB zu begrenzen. Gegen Diebe in Russland oder anderswo kann man rechtlich nicht vorgehen, da ist das Internet ein eher rechtsfreier Raum. Leider geht dies zu Lasten der hier sichtbaren Qualität.

 

Gewitzt durch die Erfahrungen anderer sind wir nicht mit der Militärmaschine von Oxford über Ascension nach Falkland geflogen, sondern Linie von Frankfurt nach Santiago de Chile, und dann am übernächsten Tag weiter via Punta Arenas nach Mount Pleasant, wie der internationale Flughafen auf dem Militärgelände nahe Port Stanley heißt.

Warum nicht über die Mittelatlantikroute? Das sind 8 Flugstunden weniger, der Militär-Airbus bietet zwar den Komfort einer Linienmaschine, ABER keine Mitnahmegarantie. Auch die schon bestätigten Plätze für Zivilisten können jederzeit storniert werden, wenn Militärangehörige oder deren Familien fliegen müssen/wollen/oder dürfen. Selbst die Einwohner der Falklandinseln fliegen in der Regel über Chile. Das sagt schon alles.

Über Chile ist der Flug auch nicht sicher: so drei-viermal im Jahr wird MPA (Mount Pleasant Airport) wegen "Wetter" geschlossen. Wie just an diesem Samstag Anfang Januar. Da standen wir nun, über 100 Passagiere, die im Punta Arenas gestrandet waren. Erst hieß es, ja vielleicht heute Nachmittag, wir waren gegen 11:00 in Punta gelandet und saßen im Transit fest. Um 14:00 wurde die Maschine abgezogen. Wir mußten dann wieder nach Chile "einreisen" und unser Gepäck abholen. Wurden in einen Bus verfrachtet und zu drei Hotels gebracht. Eines war eine Bruchbude und hatte auch gar keine Zimmer verfügbar, da sollte ich auch hin. Bin gleich wieder in den Bus. Das Best Western, da war der andere Bus schon gewesen, war nun auch voll, blieb nur noch das "Cabo de Hornos", das beste am Platze, aber mit zuwenig Zimmern. Hartnäckigkeit setzt sich dann am Counter durch: "Ich bleibe hier solange stehen, bis ich ein Zimmer habe," war meine Divise und das hat funktioniert. Lustigerweise wußte das Hotel von unserem Ansinnen noch gar nichts. LAN Chile hatte es nicht informiert. Nach einigen Telefonaten bekamen die meisten von uns Zimmer zugewiesen, die stur am Tresen ausgeharrt hatten. Dann gab es gegen 16:00 endlich Sandwiches und Kaffee oder Tee, später ein freies Abendessen. Nach dem Kaffee machten wir noch einen Spaziergang zum Meer. Es hatte einige neue Gebäude an der Promenade. Nach einer guten Mütze voll Schlaf ging es dann am nächsten Morgen nach Falkland und mit einem Tag Verspätung haben wir endlich die Insel Bleaker bei starkem Wind, aber strahlendem Sonnenschein erreicht. FIGAS, die Inselairline hatte keine Probleme mit dem Wind. Die fliegen die kleinen "Islander BN 2" Maschinen, die mit ihren beiden Motoren und den oben angebrachten Flügeln quasi auf jeder besseren Wiese oder am Strand landen können, selbst bei 50 km/h Seitenwind, wie mir der Chefpilot erklärte, als wir uns auf dem einstündigen Flug von Carcass im Osten nach Saunders im Westen der Inselgruppe länger angeregt unterhalten hatten. Ich hatte das Vergnügen auf dem Copiloten Sitz mitzufliegen.

 

Warum überhaupt Falkland?

Vor ziemlich genau 20 Jahren (Jan. 1996) war ich das erste Mal hier, mit dem Expeditionskreuzfahrer "World Discoverer". Wir besuchten damals Port Stanley, Gypsy Cove, Carcass und New Island. Seitdem noch einmal mit der "Bremen", wo wir auch Volunteer Point um 6:00 morgens kennen lernten und natürlich wieder Carcass und auch Westpoint besuchten.

 

Falkland ist für die Landschaftsfotografie nur bedingt interessant. Es gibt nur wenige wirklich spektakuläre (Küsten-)motive. Aber die Kombination mit den sehr nah zu beobachtenden Tieren (Mindestabstand 20 Fuß/6Meter) macht's für mich aus. Volunteer Points' Eselspinguine (Pygoscelis papua) mit einer Skua darüber am Abend gegen 21:00. Nikon FX, 4/70-200 VR, Stativ  © Achim Kostrzewa

 

Mit dieser Vorkenntnis von den relativ kurzen-halbtägigen Zodiac Exkursionen war es leicht eine Liste von lohnenden Zielen aufzustellen. Wesentlich schwieriger war es dies auch in einer Reise zu realisieren. Daher gelang es auch erst im 2. Anlauf. Die Bemühungen über IT&T zu buchen erwiesen sich als fruchtlos, immer war irgendwas nicht möglich oder wurde wieder abgesagt. Die andere Agentur in Stanley (Falkland Island Holidays) dagegen funktionierte perfekt per E-Mail: auf die geschickte Liste mit den Reisewünschen kam bald eine Zusage. Es wurde noch ein bißchen hin und her geschoben, was die genauen Termine auf einzelnen Inseln betraf, aber alles klappte, die Unterkünfte, der Transport, FIGAS, die Versorgung auf Saunders, wie gewünscht und auf dem Papier versprochen, perfekt.

 

Pinguinzahlen

2010 wurden zuletzt Seevögel gezählt. Die Zahlen sind gut begründete Schätzungen und Hochrechnungen aus gezählten Transekten. Die meisten Zählungen stammen jedoch aus den 1990er Jahren. Es ergibt sich ein ungefähres Bild der "aktuellen" Situation:

Eselspinguine             - 132.000 BP

Magellanpinguine      - 100.000 BP ? sind nur sehr schwer zu zählen als Höhlenbrüter

Felsenpinguine          - 300.000 BP davon 150.000 auf den Jason Islands und 75.000 BP auf Beauchene Island im Süden der Falklands

Goldschopfpinguine            - 20 BP ? als Mischbrüter bei den Felsenpinguinen

Königspinguine             - 1.000 BP Verdreifachung in den letzten 20 Jahren (seit 1995/96, näheres bei Volunteer Point)


 

Fotografie

Mein primärer Wunsch bezog sich auf das Fotografieren von Seevögeln, wie quasi immer, als conditio sine qua non: kann man da gut und ohne kilometerlange Gepäck-Wanderungen von der Unterkunft aus gut dran kommen? Wobei 2-3 km in ebenem Gelände entlang einer Landroverspur durchaus okay sind. Die gleiche Distanz über Stock und Stein durch weglose Torfdeckenmoore eher nicht, meinen Kniescheiben und dem fehlenden Knorpel dahinter sei Dank. So kam nach einiger Recherche diese Liste zustande:

 

Die Inseln

Die besten Fotomöglichkeiten für

Bleaker

Kormorane, Felsenpinguine, Magellanpinguine

Sea Lion

Eselspinguine, Seeelefanten, Mähnenrobben

Carcass

Seeelefanten, Eselspinguine, Magellanpinguine

Westpoint

Schwarzbrauenalbatrosse, Felsenpinguine

Saunders, Rookery*

Schwarzbrauenalbatrosse, Felsenpinguine, Magellanpinguine

Volunteer Point**

Königspinguine, Eselspinguine, Magellanpinguine

*Saunders hat 2 externe Übernachtungscamps neben dem Settlement, nur am "Neck" kann man auch Königspinguine sehen, **liegt auf der Hauptinsel, zwei Fahrtstunden von Stanley entfernt

Besser geht's nicht. Naturschutz konforme Fotografie am Volunteer Point. Ich habe es mir in der warmen Vormittagssonne hinter dem Grenzschild gemütlich gemacht und beobachte den Schlupf der kleinen Könige...     Nikon FX, 4/70-200 VR, Stativ  © Achim Kostrzewa

 

Fünf Pinguinarten und die Albatrosse, dazu zwei Kormoranarten in jeweils großen Kolonien. Das finde ich sehr attraktiv. Gut, die fünfte Art war nur ein einzelnen Exemplaren innerhalb der Felsenpinguine vertreten, die Macaronies oder Goldschopfpinguine, die mit Felsenpinguinen erfolgreiche Mischpaare bilden können, und dies auch vereinzelt tun: ein Paar auf Bleaker und eines auf Sea Lion, war jeweils gut zu beobachten.

Den Aufenthalt haben wir dann auf drei Wochen verteilt, da der Flieger nach und von MPA Richtung Santiago de Chile immer nur Samstags geht. So kam ein bequemer Reiseplan zustande, der Wetterunbilden aussitzen läßt, was wir auch  zweimal gebraucht haben.

Um ein erstes Fazit dieser Reise zu ziehen: ja, würde ich sofort wieder machen und auch wieder bei Falkland Island Holidays buchen, wenn es nicht so teuer wäre. Allein die Flüge von Deutschland via Chile nach Falkland machen ein Drittel des Reisepreises aus. Vor allem der Flug von Santiago nach Falkland ist unverhältnismäßig kostspielig, hier hat die LAN Chile ein Monopol, was sie sich auch bezahlen läßt. Die Anreise über Chile ist sehr zeitraubend und weit. Über England und Ascension ginge es schneller, wenn der Transport gewährleistet wäre. Für engagierte Tierfotografen ist Falkland ein Dorado. Ich habe schon einen Job als Naturführer und Fahrer in Stanley angeboten bekommen, mal sehen, wann ich Zeit dafür haben werde... Die Fotozeit bezogen auf den Preis und die Leistung ist in Falkland unschlagbar günstig, wenn man es mit Antarktisbesuchen vergleicht.

 

Die Inseln im Einzelnen:

Die An- und Abreise ist sehr gut organisiert. FIGAS meldet sich am Abend vorher mit der Flugzeit beim Gastgeber und der bringt einen dann morgens nach dem Frühstück zwischen 9:00 und 10:00 zum Flieger. Die Inselflüge dauern zwischen 10 Min. und ca. 1 h, sodaß man noch etwas vom Vormittag im neuen Domizil hat. Die Maschinen sind eng und laut (es gibt Ohrstöpsel!). Aber ich habe mich immer sehr sicher gefühlt. Das Flugerlebnis ist sehr unmittelbar, man kann überall rausgucken und auch fotografieren. Wenn man vorn beim Piloten sitzen darf, bekommt man Kopfhörer und kann sich gegebenenfalls unterhalten, wenn der Pilot einen anspricht, sonst muß man sich mit dem Zuhören des Funks begnügen. In der Hauptsaison sind die Flieger ständig unterwegs, die Touristen werden aber überwiegend morgens geflogen. Sie sind ein gutes Geschäft, kostet ein Interinselflug doch zwischen 100 und 200 Pfund pro Flug und Nase. Diese Infos habe ich direkt von den Piloten bekommen.

Bleaker Island

Sea Lion Island

Carcass Island

Westpoint Island

Saunders Island  (Kapitel jetzt mit update mit "The Neck", 30.6.16)

Volunteer Point, East Falkland

Der Vollständigkeit halber möchte ich noch einen kurzen Bericht über New Island anfügen, diese Insel haben wir dreimal vom Schiff aus besucht.

New Island (drei Reisen: WD - Jan. 1996, Bremen - 2003, Nordnorge - März 2007)

 

Die Hauptstadt, Port Stanley, ist nicht so spannend. Landschaftlich ist die nahe gelegene "Gypsy Cove" mit ihrem weißen Sandstrand eindrucksvoll. Die Stadt ist halt Anlaufpunkt für alle Schiffe zum Einklarieren.

Landschaftlich ist die "Gypsy Cove" nahe Port Stanley mit ihrem weißen Sandstrand eindrucksvoll. Scan vom Dia, Nikon 801s, 24-50mm,  © Renate Kostrzewa

 

Inselranking:

Wohnen, Essen und Schlafen: Bleaker, Sea Lion und Carcass sind exzellent. Der beste Koch war immer noch unser alter Schiffskoch Juan auf Carcass. Cecilia auf Bleaker war auch Spitze, kochte aber riesige Portionen leckeren Nachtischs, die reinsten Kalorienbomben. Sea Lion war ebenfalls sehr gut. Alle drei Lodges hatten die Bäder im Doppel- oder Einzelzimmer und schöne Aufenthaltsräume. Die Lodges waren viel besser, als ich erwartet hatte. Sea Lion hatte die ältesten Gebäude, aber alles in gutem Zustand gehalten. Für Vogelinseln ausgesprochen luxuriös, die Preise sind es allerdings auch.

Saunders ist etwas speziell: hier kann man auch sehr bequem in der neuen Rookery übernachten (2 DZ, 1 Bad, 1 Küche, 1 Wohn- und -esszimmer). Aber man muß am besten selber kochen. Es gibt keine Vollpension. Aber einen kleinen Shop im Settlement. Das Settlement selbst ist dringend renovierungsbedürftig. Von der Rookery aus kann man 3 km auf einer Landroverspur bis zur Rockhopper Kolonie laufen, oder 1,5 km in die andere Richtung zum Beach und den Eselspinguinen. Am Neck haben wir leider keine Übernachtung buchen können, alles voll mit großen Gruppen von 6-8 Leuten. Dort gibt es nur Stockbetten.

Auf Westpoint kann man nicht übernachten, da die Insel nicht mehr bewohnt ist. Volunteer Point hat eine ziemlich abgewohnte Herberge. Die beiden Zimmer sind nur über eine steile Treppe zu erreichen. Das Bad ist unten hinter der Küche. Das Wasser im Bad war trotz Filter etwas bräunlich von den Huminstoffen des Moores gefärbt, am wärmsten Tag des Jahres war die Heizung aus und ich stand unter der erkaltenden Dusche mit Schampoo im Haar, brrrr. Bedingt durch die lange Trockenheit, war das Wasser im Bad auch immer knapp. Aber die Königspinguine machen alles wieder wett. Volunteer ist immer ausgebucht.

Alle Inseln haben kurze, flache Wege in die Natur und zu den Vögeln. Selbst für zeitweise leicht gehbehinderte Menschen wie mich ist das mit zwei Lekistöcken und einem Tagesrucksack kein Problem. Die Ausnahme ist Carcass. Ohne die Möglichkeit den ganzen Tag einen Landrover zur Verfügung zu haben, hätte ich dort kaum was machen können. Die Wege sind lang und steil, stellen aber für Wandergewohnte keinerlei Problem dar.

Vom Schiff aus sind Westpoint, New Island und Volunteer sehr gute Ziele. 2003 konnte Renate mit der Bremen und ihren Zodiacs noch direkt am Strand bei der Pinguinkolonie anlanden. Ich glaube nicht, daß dies heute noch erlaubt ist. Alle Schiffsgäste, die wir gesehen haben, kamen mit Landrovertouren von Stanley aus hierhin.

Anlandung mit den Zodiacs der Bremen 2003 direkt am Strand von Volunteer, morgens um 6:00. Um 8:00 mußte wegen der Tiede schon wieder ausgebootet werden. Trotzdem, unvergeßliche zwei Stunden...   Scan vom Dia, Nikon 801s, 24-50mm,  © Renate Kostrzewa

 

Naturschutz:

Die wenigen Regeln sind klar definiert und heißen:

Das müßte an sich ein Leichtes sein, dies einzuhalten. Dabei ist konzediert, das Tiere, die nun unbedingt auf oder am Weg brüten wollen auf die 6 Meter freiwillig verzichten... Freiwillig verzichten zu wollen scheinen einige Fotografen aber nicht auf ihr Superweitwinkel, um es den brütenden Pingos oder Albatrossen gleich vor den Schnabel zu halten. Einige Fotografen haben kaum geschlafen, Aufbruch morgens um 4:30 und zurück um 22:00. Man sah sie den ganzen Tag nicht, sie redeten nicht, aßen kaum (Abendessen aus dem Kühlschrank in die Mikrowelle) und fotografierten nur verbissen vor sich hin. Vermute mal, daß sie es mit den Regeln auch nicht so ernst nahmen, jedenfalls immer dann nicht, wenn ich mal einen gesehen habe. Dies wurde von den Einheimischen achselzuckend bestätigt; (Aber die zahlen ja gut). Die Falkländer sind ja überwiegend Schafzüchter, die erst mühsam lernen müssen auf was für einem Natur-touristisch wertvollem Landstrich sie da hausen. Der Zahl der Gäste wird ständig erhöht, vor allem auf den beiden großen Inseln West- und Ost Falkland. Durch die über 300km Pisten, die nach dem Krieg gebaut wurden, ist die Infrastruktur deutlich aufgewertet worden. Und die Nachfrage ist groß. Bei den Inseln stellen die einzige Fluggesellschaft FIGAS,  genereller Personalmangel und die schwierige Versorgung mit Baustoffen derzeit eine Grenze für den Ausbau der Lodges dar. Einzig Sea Lion wirtschaftet nachhaltig ohne Schafzucht und setzt als "National Nature Reserve" (seit 2011) voll auf den Tourismus. Die Insel gehört der "Falkland Island Development Corp." Manager Mike hat auf alles ein Auge, aber ohne seine chilenischen Mitarbeiter in Küche und Housekeeping, wäre er aufgeschmissen.

 

Artenvielfalt

Die Falklandinseln beherbergen eine vielfältige Fauna und Flora, auf die ich in meinem Reisebericht gar nicht eingegangen bin. Die von "Falklands Conservation" herausgegebenen Broschüren (bekommt man in Stanley und im Netz) über die einzelnen naturkundlich bedeutenden Standorte weisen immer eine "Bird checklist" mit allen Arten auf und deuten auch auf botanische Besonderheiten hin. 169 Gefäßpflanzen kommen natürlich auf den Inseln vor, dazu kommen noch ca. 90 eingeführte Pflanzen, zu denen auch die Bäume und der gelbe Ginster rund um die Settlments gehören. Gemäß Robin W.Woods (1988) kommen 61 Brutvogelarten auf den Inseln vor, die meisten davon ernähren sich aus dem Meer. Zahlreiche weitere Vogelarten leben hier als Gäste und Durchzügler. Es gibt keine Landsäuger, aber drei Robbenarten, die ihre Jungen auf den Stränden zur Welt bringen.

 

Geographie und Politik

"Seit 1830 sind die Falklandinseln britisch, aber mit dem Niedergang des britischen Empires wurde der Anspruch Argentiniens auf die Inseln wieder nachdrücklicher vorgetragen. Als die von General Galtieri geführte argentinische Militärjunta 1982 Stärke und patriotische Gesinnung demonstrieren wollte und die Falklands in einer Nacht- und Nebelaktion besetzten, kämpfte die britische Premierministerin Margaret Thatcher einen teuren und blutigen Krieg „für die Freiheit und gegen Einschüchterung“. Der Krieg kostete das Leben von 649 Argentiniern und 255 Briten." (Handelsblatt 25.3.15)

Maggie ist bei den Falkländern heute immer noch die beliebteste britische Politikerin: "sie hat uns den Arsch gerettet", ist die einhellige Meinung der Falkland Farmer, mit denen ich gesprochen habe. Die eiserne Lady Maggie ist die "Nationalheilige" hier. Aber warum hat sie diesen teueren Krieg geführt? Die Antwort ist ganz einfach, ein Blick in den Schulatlas genügt. Der Anspruch auf die heute noch britischen Teile der Antarktis begründet sich auf drei britische Territorien im Südatlantik:

Falkland liegt geologisch noch auf der Südamerikanischen Platte. Wenn die Inseln auch gut 600 km von der Küste weg sind, reicht der Schelfrand noch 300 km weiter nach Osten. Auf dem Schelf vermutet man Öl, was alles den Argentiniern gehören würde, gäbe es da nicht diese britische Enklave Falkland. Und der Antarktisvertrag gilt auch nicht unendlich, hier gibt es Rohstoffe, seltene Erden, Gold, Öl und Kohle, die bei einer immer weiter steigenden Weltbevölkerung irgendwann auch einmal ausgebeutet werden müssen... Spätestens 2021 wird man über den politischen Status der Antarktis neu verhandeln müssen. Das später verabschiedete Umweltschutzprotokoll gilt noch 20 Jahre länger, es verbietet weiterhin den Rohstoffabbau. Man wird sehen, was die Zukunft da für den Antarktisvertrag bringt.

Politisch ist das mit Falkland in etwa so gelöst wie zwischen Dänemark und Grönland (54 Tausend EW). Es gibt ein kleines Parlament in Stanley, bestehend aus acht Personen, die sich um alles kümmern, was Falkland und die Falkländer betrifft. So ist Falkland "innenpolitisch" quasi "selbständig." Die Außen-, Wirtschafts- und Finanzpolitik wird dagegen in London gemacht. Falkland ist hier auch vertreten und wird gehört.

Militärisch herrscht derzeit eine Art Patt zwischen GB und den Argentiniern: die Argies sind so gut wie pleite und haben kein Geld ihre Luftwaffe wieder aufzurüsten, um Falkland zu annektieren. Großbritannien hat kaum noch  Schiffe, die ehemalige Seefahrernation kann sich auch keine große Flotte mehr leisten, wie sie 1982 noch hatte. Auf Falkland sind gerade mal 1.200 Soldaten und Material stationiert. Nach dem Krieg wurden 320 km neue Straßen auf West- wie Ostfalkland gebaut, um Militär schneller verlegen zu können. Raketenstellungen und Radaranlagen werden ausgebaut. Kosten belaufen sich auf 180 Mio. Pfund in 10 Jahren. Das steht wirtschaftlich in keiner Relation zu den 3.000 EW und 12.000 qkm Schafweiden. Der brit. Premier Cameron hat auch neuerdings einige neue Hubschrauber versprochen, da die Argentinier wieder mal Interesse an ihren "Malvinas" angemeldet hatten. Politisch bleibt es also alles offen. Klar ist, die Falkländer wollen von Argentinien unabhängig bleiben und fühlen sich im brit. "Empire" immer noch ganz wohl.

 

Literatur:

Del Hoyo et al. - Handbook of the Birds of the World - Lynx Edition, Vol. 1, Barcelona 1992 (Referenz für Vogelnamen)

Robin W.Woods - Guide to the Birds of the Falkland Islands - Anthony Nelson, Shropsshire, England 1988

Achim Kostrzewa - Königspinguine bald Opfer der globalen Erwärmung?  Naturwissenschaftliche Rundschau 64: 564-570, 2011

Achim & Renate Kostrzewa - Antarktis. CJ Bucher Verlag, München 2006

Text und Fotos © Achim Kostrzewa (10.2. - 30.6.16, Nachtrag New Island 16.10.16)