Carcass Island (10.1.-15.1.16, 9:00 am)

Schon bei der Ankunft auf dem Flugplatz wird klar, Rob McGill hat zu wenig Leute auf der Insel, die ihm helfen können. Seine Frau ist im brit. Krankenhaus in Santiago. Er hat noch seinen Koch Juan, dessen Frau und ein Zimmermädchen. Wenn Juan Autofahren muß, fehlt er in der Küche und es gibt nix zu essen?! Diesmal passen wir noch alle mit Gepäck in ein Auto. Den Rest des Tages verbringe ich mit der Erkundung der Umgebung des Settlement, den Vögeln am Strand und im "Wald", also der Windschutzpflanzung um die Gebäude herum. Juan füttert regelmäßig seine Freunde, die Falkland Karakaras, die hoch in den Bäumen oder auf dem Dach hocken und zwischendurch mit dem alten Hütehund spielen, der meist träge in der Sonne liegt, wenn sie scheint.

Wieder mal gut gelandet! Rob McGill und der Pilot besprechen sich. Die Piste wird einmal die Woche gemäht.   Nikon FX, AF 28-85 Diese Kombination benutzte ich immer für Fotos aus dem Flugzeug.  © Achim Kostrzewa 

Aber schon am nächsten Morgen wird es eng mit dem Transport. Ein Wagen steht noch am Flugplatz und zwei Leute müssen gleich weiterfliegen, zwei Stunden später kommen vier Neue und einige Fracht mit dem nächsten Flieger. Auf die will Rob dort warten und ein wenig das Flugfeld mit dem Trecker mähen. Er bespricht sich beim Frühstück mit seinen Gästen. Wir wollen gerne zu den Seeelefanten. Hin könnten wir mitfahren, aber zurück müßten wir laufen, denn dann wäre der Wagen mit neuen Gästen und Gepäck voll. Ich erzähle Rob, dass ich vor 25 Jahren in Schottland Landrover fahren gelernt habe, in ziemlich schwierigem Gelände. Da wir auch schon mehrmals bei ihm auf der Insel waren, wenn auch nur kurz als Lektoren eines Kreuzfahrtschiffes, will er es mit mir probieren. Also fahre ich quer über die Insel und den Pass, der etwas speziell ist, mit ihm, den Beiden, die zum Flieger müssen und drei weiteren Gästen, die auch gerne zu den Robben wollen, erst zum Flughafen und dann weiter.  Mr. McGill befördert mich stante pede  zu seinem "Driver", was für beide Seiten für die nächsten Tage sehr praktisch ist.

Seeelefanten ruhen friedlich in der Bucht. Im Vordergrund blühender "Sea cabbage". Der Flugplatz liegt zwei Kilometer weiter links. Über diese Bergkette (Mt. Byng) müssen wir jedesmal drüber. Etwa dort halb rechts, wo der kleine spitze Gipfel ist, verläuft rechts davon der schmale Pass.    Fuji XE 2, 2/18mm  © Achim Kostrzewa 

Auf der anderen Seite ist es dann noch einmal so weit, bis wir das Settlement sehen. Am Ende der Bucht liegt der Leppard Beach in Bildmitte auf der von uns abgewandten Seite.   Fuji XE 2, 2/18mm  © Achim Kostrzewa 

Wir fahren mit dem Landy zum Seeelefanten Strand unweit des Flugplatzes. Man muß dann nicht ganz bis dorthin, sondern biegt, wenn man den Windsack schon sehen kann, links in eine Gras überwachsene Fahrspur ab und kommt  zu einer kleinen, geschützten Bucht voller Seeelefanten. Da kann ich ganz entspannt auf meinem Walkstool ® aus Schweden hinter dem TRIOPOD Stativ sitzen, die Robben beobachten und in aller Ruhe die Bilder komponieren:

Er guckt genau in meine Linse, wird aber irritiert durch die nebenstehende Person, die sich in seinem rechten Auge spiegelt. Dieser "Knabe" hier scheint den Schnupfen zu haben, er prustet und schnauft durch die Nase, so wie ich vor meiner Nebenhöhlen OP.   Nikon FX, AF-S 4/300mm, f/11  © Achim Kostrzewa

Das Wetter ist ein bißchen wie im April heute: Sunny Spells wechseln sich mit heftigem Regen ab. Dieser Schauer hier ist gerade durch.  Fuji XE 2, 2/18mm  © Achim Kostrzewa 

Wenn es zwischendurch mal schauert, haben wir ein trockenes Plätzchen im Auto.

 

Diese Schaukämpfe sind nicht wirklich ernst gemeint, hinterlassen aber schon Kratzer im Fell des Gegners.    Nikon DX, AF-S 4/300mm, Stativ 

Der "Sea Cabbage" steht überall am Ufer    © Achim Kostrzewa

Die jungen Seeelefanten machen immer wieder mal ein Kämpfchen. Da es noch nicht um die Weibchen geht, bleibt es unblutig. Aber man ahnt schon die Kraft und den Willen hinter den Übungen. In der Bucht liegen bis zu 43 dieser großen Robben. Es ist immer was los und wird nicht langweilig. In der Nachbarbucht gibt es noch einen flachen See, mit Scharen von Gänsen, vielen Magellannestern, einem Walgerippe und mannigfaltiger Vegetation. Hier verbringen wir insgesamt drei Vormittage.

Mittags geht es zum Lunch wieder zurück (45 Min., 5,5 km) und nach einem kleinen "Nap" schwingen wir uns um 15:00 wieder zu fünft in den Landy und fahren eine Stunde weit zur Leppard Bay (4 km), dorthin wo wir immer mit den Zodiacs angelandet sind. Den Weg kenne ich noch von früher, aber es gibt in der Fahrspur einige Matschlöcher und Wasserrinnen, die es tunlichst zu umgehen gilt. Zu Fuß würde es 2,5 h dauern. Die Wege sind doch wesentlich beschwerlicher, als es in der Erinnerung und auf der Karte aussah. Vielleicht machen auch einfach 20 Jahre den Unterschied aus, wer weiß?

Leppard Beach an einem trüben Tag: Anlandepunkt für Pinguine und Zodiacs.   Fuji X-E2, 18mm  © Achim Kostrzewa 

Leppard Beach bei Sonnenschein - Farben wie in der Karibik, bloß ohne Palmen.   Fuji X-E2, 18mm  © Achim Kostrzewa 

Leppard Beach: Anlandepunkt für Pinguine.    Nikon FX, AF-S 4/300mm, Stativ © Achim Kostrzewa

Leppard Bay ist sehr attraktiv. Sie hat einen breiten, weißen Sandstrand an dem regelmäßig Esels- und Magellanpinguine anlanden und im Hinterland eine schöne Eselspinguinkolonie. Hierher kommen wir an drei Nachmittagen. Am Strand wird man so durchgeblasen, das nach einer Stunde Schluß ist mit Lustig, es ist einfach zu kalt. Der Wind kommt eisig aus der Antarktis und kühlt den untätigen Fotografen, der am Strand auf die "einfliegenden" Pinguine wartet, bis auf die Knochen aus.

Die meisten Eselspinguine "fliegen" ein, richten sich auf und laufen zum Strand.  DX, AF-S 4/70-200, freihand  © Achim Kostrzewa 

Eine kleinere Gruppe, vielleicht 10%,  hat eine andere Strategie: sie springen aus dem Wasser, was bei der Landung an einem steilen Ufer sicher richtig wäre. Hier macht der Luftsprung aber keinen rechten Sinn....            Nikon FX, AF-S 4/300mm, Stativ © Achim Kostrzewa

Die Eselspinguin Kolonie liegt in Sichtweite des Strandes. Auch hier sind die meisten Jungen schon im Kindergarten.   Fuji X-E2, 18mm  © Achim Kostrzewa 

Wenn wir dann genug haben, machen wir bei der Eselspinguinkolonie weiter, fotografisch gesehen, oder laufen ein bißchen herum, um uns aufzuwärmen. Es hat sich noch eine weitere Landrovergruppe eingefunden. Byron und seine US-amerikanisch-kanadische Fotogruppe haben schon vor der Reise mit Rob abgesprochen, daß sie einen Landrover zur Verfügung haben werden. Byron ist ein exzellenter Fotograf - wir gucken abends seine Bärenbilder - und ein weit gereister, freundlicher Mann, der gerne seine Erfahrungen mit uns teilt. Aber mit der Handschaltung hat er als Automatik verwöhnter Kanadier so seine Problemchen... Auf dem Rückweg zockelt er hinter uns her. Man kann auf diesem "Weg" maximal 10 mph fahren und muß immer wieder in den 1.Gang zurück, den man im flachen Gelände beim Anfahren gleich überspringt. Es geht durch Gräben und über mit Steinen durchsetztes Deckenmoor. Nur gut, dass es wegen "ElNino" so trocken ist. Es fehlen bislang 30% des Niederschlages der letzten sechs Monate. Sprich, es hat nur gut 200mm geregnet. (Jahresniederschlagsmenge in Stanley 650-700mm, also wie zu Hause). Meine Gummistiefelwanderschuhe aus Kanada hätte ich gar nicht gebraucht. Die Mephistos wären bequemer und leichter gewesen. Der Regen in Falkland fällt überwiegend nieselnd und morgens sind die Wiesen und das Moor taunass, deshalb die Gummistiefel.

Falkland Karakaras (Phalcoboenus australis), direkt aus dem Autofenster aufgenommen. Sie sitzen auf einer Tussockbülte. Sie zählen zu den seltensten Greifvogelarten dieser Welt. R.Woods schätze/zählte 2006 etwa 500 Paare  auf den Falklands (iucnredlist 2012).         DX, AF-S 4/70-200, freihand  © Achim Kostrzewa

Karakara mit geschlagener Gans. Nikon FX, AF-S 4/70-200 @ 175mm, freihand aus dem Autofenster   © Achim Kostrzewa 

Auf den Fahrten sehen wir natürlich auch diverse andere Spezies. Besonders interessieren mich die Falkland Karakaras. Sie brüten an der Lodge und werden dort von Juan gefüttert. Das wäre leicht zu machen, ist aber kein Motiv für mich. Wir haben aber Glück! Einmal auf dem Weg zur Leppard Bay sehen wir zwei Karakaras jagen und sich zwischendurch wieder ausruhen. Auf dem Weg zu den Seeelefanten finden wir einen mit einer erbeuteten Gans.

Zu den Karakaras an der Lodge gibt es noch eine schöne Beobachtung: Wir fuhren an diesem Nachmittag mit Rob's grünem Landrover, das 18 Jahre alte Modell, was er sonst immer benutzt, zum Leppard Beach. Nach einigen hundert Metern sehe ich im Rückspiegel, das uns der Hütehund und drei Karakaras spielend folgen. Ich dachte, nun ja das gibt sich, irgendwann verlieren die die Lust, wenn sie merken, daß da gar nicht Rob am Steuer sitzt. Zwei Kilometer später diskutierten wir im Auto, was zu tun sein, weiterfahren? Oder umkehren? Was, wenn der Hund die Pinguine aufmischt? Die Tiere nahmen uns die Entscheidung ab. Sie liefen nun nicht mehr hinter uns her, sondern weit vor uns! Sie hatten auch registriert, das da nicht Rob, sondern ich am Steuer saß. Zumindest der Hund hatte mich begrüßt. Ja, und wir staunten nicht schlecht, als wir gut 100 Meter nach den Tieren an unserm Stammplatz ankamen: Der Hund ignorierte die zahlreichen Magellanpinguine vollkommen, auch die Pinguine zeigten keine Scheu, verschwanden nicht in ihren Bauen. Bis zur großen Kolonie der Eselspinguine lief der Tross dieser vier nicht mehr mit, sie kehrten zurück. Später fragte ich Rob, wie er das geschafft habe, seinen Hütehund so zu erziehen, das er die Pinguine vollkommen ignoriere? Rob blieb mir diese Antwort leider schuldig, der FIGAS Pilot meldete sich gerade über Funk...

In der Nachbarbucht von den Seeelefanten brüten Gänse und Magellanpinguine. Hier finden wir auch zwei Skuapaare, die wieder sehr entspannt ihre Jungen hüten. Die Skuas brüten immer am Rande von Vogelkolonien, aus denen sie sich ernähren. Quasi in Sichtweite zum "Supermarkt." Die innerartliche Konkurrenz verhindert, das sich zu viele Paare ansiedeln. Die Beute darf nicht zu sehr dezimiert werden, sondern muß trotz des Jagddrucks "gut" überleben können. Natürliches Gleichgewicht eben...

 

Diese Falkland Skua scheint noch ein Junges zu hudern, das zweite ist neugierig unter dem Flügel hervor gekrochen.   Nikon FX, AF-S 4/70-200 @ 185mm, freihand aus dem Autofenster © Achim Kostrzewa

 

Am nächsten Tag fahren wir zu acht Leuten mit dem Fischkutter von Carcass Island aus nach Westpoint Island  zu den Albatrossen. Am Tag danach fliegen wir weiter zur Insel Saunders. Pünktlich um 8:30 geht es los, zum "Flughafen". Rob McGill bat mich ein letztes Mal das 2.Auto zum Air Strip zu fahren, was ich gerne getan habe. Wir verabschiedeten uns sehr herzlich.

Text und Fotos © Achim Kostrzewa (fertiggestellt am 22.3.16)

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