Galapagos 2015 - ausführlicher Reisebericht in Teilen
© Achim Kostrzewa (9-12/2015)
6:05 Exkursionsbeginn auf North Seymour. Wir landen trocken an der Lavaküste, um eine gemischte Kolonie aus Fregattvögeln und Blaufußtölpeln zu besuchen (85mm am KB Format)© Achim Kostrzewa (8-9/2015)
1. Einleitung
Gut 30 Jahre ist mein Wunsch nun alt, nach Galapagos zu reisen. 1983/84 hätte sich die Möglichkeit ergeben als Naturführer ein Jahr ans Charles Darwin Institut zu gehen. Mein Doktorvater machte mir das Angebot - er kannte meine Träume - aber im Hinblick auf meine laufende Dissertation habe ich schweren Herzens die Aufgabe Peter Fink, einem Kollegen überlassen, der das zeitlich besser koordinieren konnte. Und so hat es bis heute gedauert, meinen Wunsch zu verwirklichen. Damals war die treibende Kraft das Buch von Irenäus Eibl-Eibesfeldt "Galapagos - Garten Eden im Pazifik". Als Ende letzten Jahres klar wurde, daß die Reise diesmal klappen würde, habe ich es gleich nochmals mit Gewinn gelesen!
Seit Charles Darwin haben die Inseln eine große Bedeutung in der Biologie, namentlich in der Evolutions- und Verhaltensbiologie. Seit der Gründung des Darwin Instituts auf Santa Cruz 1959 durch die Ch.Darwin Gesellschaft, hat sich hier ein Wissenschaftszentrum etabliert, in dem Gastforscher aus (Deutschland und) der ganzen Welt zeitweise in Projekten forschen und deren Ergebnisse vielfach Eingang in die Lehrbücher der Biologie gefunden haben und das betrifft nicht nur die Darwin Finken. Die finanzielle Lage der Station entspricht leider nicht ihrer Bedeutung, dazu unten mehr.
In der Trockenzeit ist es im August und September am kühlsten. 13 Inseln würden wir in 15 Tagen (25.8.- 8.9.) mit Hilfe der Motoryacht "San Jose" besuchen können. Die Yacht ist ein kleines, bequemes Schiffchen mit schattigem Sonnendeck für 16 Gäste und 9 Besatzungsmitglieder plus dem obligatorischen Naturführer. Heute dürfen das nur noch Inseleinwohner nach besonderer Ausbildung werden. Die Reise teilt sich in zwei Abschnitte, die einzeln buchbar sind:
Da die Anreise weit ist und unklar blieb, welcher Reiseteil nun der bessere sei, haben wir einfach beide gebucht, um soviel wie möglich von den Inseln und ihrer Tierwelt zu sehen. Pinguine waren natürlich ein wichtiges Anliegen. Am Nistplatz fehlen mir jetzt nur noch der Brillenpinguin in Südafrika, der Humboldtpinguin in Chile und der Kaiserpinguin auf dem antarktischen Eis...
Unsere "San Jose" ankert vor Santa Fe © Achim Kostrzewa (8-9/2015)
1.1 Anreise
Nach beschwerlicher Anreise mit KLM über Düsseldorf, Amsterdam, Quito, Guayaquil, sind wir nach ca. 24h im Hotel am Meer. Hier erwartet uns eine angenehme Überraschung: das gebuchte Hotel baut gerade um und wir ziehen ins *****Wyndham direkt am Malacon. Der Fahrer holt uns müde Krieger gleich am Airport ab. Nach dem Begrüßungscocktail fallen wir weich ins Bett... Am übernächsten Tag (Dienstag) frühmorgens geht es weiter nach Baltra, dem Hauptflughafen auf den Galapagos Inseln. Auch hier werden wir von Carlos, unserem Führer für die nächste Woche, abgeholt und samt Gepäck per Bus und Zodiac aufs Schiff spediert.
Nach einer Woche wechselt mit der Reisegruppe gleich auch der Führer. Carlos muß seine Lizenz erneuern und eine Woche die Schulbank drücken. Dafür kommt Peter mit einer neuen Gruppe an Bord. Er macht das seit 26 Jahren und hat in dieser Zeit einen großen Wissensfundus angesammelt.
Überhaupt, die meisten von uns sind Amerikaner und Australier, bei den Europäern überwiegen die Schweizer und Holländer, wir sind für zwei Wochen die einzigen Deutschen! Amis und Aussis tendieren zu kürzeren Reisen und teilen die 8 Tage auch noch in jeweils 3 oder 4 tägige Trips auf. So haben wir einen steten Wechsel in der Gruppe. Diese Galapagos Kurzreisen finden meist im Verbund mit einer Amazonas- oder Südamerikareise statt. Nur Nils und Lotte aus Holland sind mit dem eigenen Geländewagen 8 Monate unterwegs und wollen bis Feuerland und evtl. auch noch in die Antarktis reisen. Diese Pärchen- oder Einzelreisenden kommen dabei relativ billig weg: auf Santa Cruz gebucht als "last minute" gibt es bis zu 40% Rabatt auf den Reisepreis! Das funktionierte aber nur "off season" für die Reise A in unserem Fall, B war ausgebucht.
Einreisekosten: 20 USD am Flughafen von Guayaquil für die INGALA Karte und weitere 100 USD für die Nationalparkgebühr, die ab Januar 2016 verdoppelt wird! Beim Besuch in der Charles Darwin Station wird schnell klar, daß das Institut und der NP deutlich unterfinanziert sind. Bei 200.000 Touristen jährlich käme doch das nette Sümmchen von 20 Mio. USD heraus, davon bekommt der NP gerade einmal 5% oder 1 Mio. für alles, der Rest versickert in diversen Infrastukturmaßnahmen etc. Hier könnte also viel mehr gemacht werden, wie überall...
1.2 Gebiet
Die Galapagos Inseln stehen weitgehend unter Naturschutz (96% von 7.882 qkm), bis auf die Flächen, die besiedelt sind oder landwirtschaftlich genutzt werden (4% für 25.000 EW). Die "Flughafeninsel" Baltra steht unter Militärverwaltung, wie auch die Hafenanlagen auf Baltra und den anderen Inseln. Von den 96% Naturschutzflächen bekommt der Tourist auch nur wenig zu sehen: es gibt auf den meisten Inseln ausgewiesene Landeplätze, die auf markierten Wegen mit den lizenzierten Führern besucht werden dürfen. Ähnlich wie in der Antarktis dürfen nur bestimmte Gruppen zu bestimmten Zeiten überhaupt an Land, damit zwischen den geführten Gruppen ein zeitlicher Abstand bestehen bleibt. Die Schiffe haben Zeitfenster für die Landeplätze. Trotzdem liegen manchmal 2-3 Boote auf Reede um anzulanden. Von den fünf weit im Norden liegenden, kleinen Inseln, ist nur Tower/Genovesa für den Tourismus an zwei Stellen offen. Alle Anlandungen dürfen nur zwischen 6 Uhr morgens und 6 Uhr abends stattfinden, also im Tageslicht. Die Fahrten zwischen den einzelnen Landepunkten finden meist abends ab 21:00 Uhr statt, damit man ohne zu Schaukeln essen und duschen kann. Lange Touren wie nach Genovesa/Tower dauern auch die ganze Nacht. Ich finde es sehr gemütlich an der offenen Tür zu schlafen oder auch mal in die Sterne zu gucken. Bei offener Badezimmertür und -fenster hat man immer ein frisches Lüftchen in der großzügigen Kabine. Man braucht in der Trockenzeit (also jetzt) keine Klimaanlage. Das finde ich sehr angenehm im Vergleich zu großen Kreuzfahrtschiffen... Bedingt durch den starken "El Nino", der sich schon durch deutlich höhere Temperaturen bemerkbar macht, liegen wir deutlich über den mittleren 22°C, die die Klimatabelle ausweist. Komischerweise gibt es auf dem Schiff kein Thermometer! Für Carlos ist es aber teilweise morgens "freaky cold", genau dann fühle ich mich am wohlsten!
1.3 Natur
Die Inseln sind vulkanisch über einem Hotspot im Erdmantel entstanden, über den eine Erdplatte (Nazca-Platte) mit 3-4 cm/an hinweg gleitet, ähnlich wie Hawaii. Geologisch sind die Inseln recht jung: Die älteste Insel, Espanola, wird zwischen 3,3 und 5 Mio. Jahren datiert. Die jüngsten Inseln, Fernandina & Isabela, sind maximal 700.000 Jahre alt, stellenweise aber viel jünger. Die ältesten Datierungen reichen von 100.000-300.000 Jahren. Aktuelles Vulkanismus läßt immer neue Landschaften entstehen.
Da sie ca. 1.000 km vor der Küste entstanden sind, dauerte die Besiedlung entsprechend lange und es schafften auch nur wenige Arten, die sich dann teilweise, wie die Finken in "adaptiver Radiation" zu verschiedenen Arten entwickelt haben. Meerechsen, Landleguane, Riesenschildkröten und Pflanzen wie die "Sonnenblumenbäume" (Gattung Scalesia) sind weitere bekannte Beispiele für dieses "Labor der Evolution". Es gibt also viele Arten ("Endemiten" genannt), die nur auf Galapagos zu finden sind. Dazu kommen interessante Seevogelarten, die die Inseln als Brutplatz auf ihren Wanderungen über das Meer entdeckt haben. Auch Zugvögel wie Steinwälzer, Regenbrachvögel oder Wanderwasserläufer machen hier Station. Die eingewanderten Menschen (Piraten ab ca. 1570) brachten nach und nach Ratten und Haustiere auf eine Reihe von Inseln, die die ursprüngliche Natur bedrohen und heute mit teueren Programmen wieder Insel für Insel ausgerottet werden müssen, um die einzigartigen Inselarten zu erhalten.
1.4 Fotografie
Wir haben in den netto 15 Tagen ca. 55 Exkursionen oder Zodiactouren von >60 Stunden Dauer gemacht, >10 h davon an wirklich guten Plätzen wie Tower, Hood, North Seymour oder auch Punta Espinosa auf Fernandina. Auch einige der Solo-Zodiacfahrten waren sehr ergiebig. Jetzt bleibt aber abzuwarten, was und wieviel von den 7130 vorläufig gespeicherten Bildern es in meine erste Auswahl schaffen.
Ein grundsätzliches Statement kann ich schon vorab machen: man muß ausgesprochen schnell arbeiten, hängt immer hinter der Gruppe her und braucht daher das Vertrauen seines Guides, das man sich unbedingt an die Regeln hält und auf den Wegen bleibt. Die hohe Zahl an Bildern erklärt sich aus der Zeitnot. Es sind viele Verhaltensserien und auch Schrotschußserien (vor allem vom schwankenden Zodiac) dabei, die ebenfalls die Bilderzahl stark aufblasen. Statt ruhiger Naturfotografie artet das Ganze eher in anstrengende Reportagearbeit aus. Abends bin ich so müde, daß ich direkt nach dem Essen um halb Neun schlafen gehe. Der neue Tag beginnt dann zwischen fünf und sechs Uhr morgens, je nach dem was es zu sehen und fotografieren gibt: Licht ist nur zwischen sechs Uhr morgens und sechs Uhr abends. Wir sind schließlich direkt am Äquator. Die Dämmerung ist kurz. Das Mittagslicht knallhart, wenn keine Wolken am Himmel sind. Ich arbeite mit zwei Kameras und habe am häufigsten das 4/300 und dann das 4/70-200 benutzt. Mein kleines Zoom (AF 28-85) erledigt den Rest. Das 18-35 WW-Zoom kommt kaum zum Einsatz, die manuellen Reserve-Festbrennweiten 24 und 55mm nur selten. Fast immer an Land im Einsatz ist das Novoflex Triopod Stativ mit drei soliden Alubeinen, sowie mindestens ein Novoflex Leki Wanderstock. In Rucksack sind immer beide Bodies, 28-85, 70-200 und 300er, außen eine 500ml Wasserflasche, ein kleines Handtuch, Hut, Ersatzbrille, Putzzeug, Kameraregenschutz (nicht benötigt), Reserveakku, zwei Speicherkarten, Pol-Filter, Grauverlauf soft, Kabelauslöser und der 1,4x Telekonverter. That's it. Man hat nur wenig Zeit zum Überlegen, Komponieren und Objektive wechseln. Um brauchbare Bilder zu bekommen, muß man intuitiv das Richtige machen, hier hilft nur viel Erfahrung weiter. Zu Hause stellt man dann fest, was alles fehlt an Motiven... oder daß man es doch wieder ganz gut hingekriegt hat.
Ausgesetzt auf Floreana, die Gruppe macht eine Inselwanderung auf die andere Seite über Stock und Lavastein. Mit meinem verletzten Sprunggelenk, natürlich vier Wochen vor der Reise, kann ich da trotz Bandage und Stöcken nicht überall mitlaufen. Es muß sich dann schon lohnen. So bleibe ich am Strand und fotografiere mal in aller Ruhe Lavareiher und die flinken Wanderwasserläufer aus Alaska. Zum nassen Anlanden die Neoprensandalen und zum Laufen die Mephistos, glücklicherweise passt da die elastische Bandage gut rein. Der Fotorucksack ist wellensicher verstaut. Das Fernglas stets griffbereit. © Achim Kostrzewa (8-9/2015)
2. Die Inseln (in 4 Teilen)
2.1 Dienstag bis Freitag, Cruise A , Teil 1
2.2. Samstag bis Dienstag, Cruise A, Teil 2
2.3 Dienstag (p.m.) bis Freitag, Cruise B (1.9.- 4.9) Teil 1
2.4 Samstag bis Dienstag (5.- 8.9.), Cruise B, Teil 2
Fazit der Reise - obwohl ich etwas kritisch auf die Entwicklung des Tourismus in den letzten dreißig Jahren geschaut habe, bin ich froh dorthin gereist zu sein. Es lohnt sich immer noch. Die immer stärker werdende Besiedlung macht sich zwar negativ bemerkbar, genau wie der immer weiter ansteigende Tourismus, aber durch die reglementierten Führungen und Schiffseinsätze bleibt das Ganze für die Natur in einem "erträglichen" Rahmen. Kritischer als der Tourismus ist die stetig wachsende Bevölkerungszahl. Galapagos hat das höchste pro Kopf Einkommen in ganz Ecuador und die niedrigste Kriminalitätsrate, daher versuchen viele Festlandsbewohner hierher zu ziehen, obwohl der Zuzug offiziell streng reglementiert sein soll.
Auch fotografisch hat es sich gelohnt. Wenn auch die Bedingungen nicht ideal sind auf geführten Touren. Das muß man ähnlich sehen wie in der Antarktis. Auch hier geht nichts ohne geführte Tour, zum Schutz der Natur. Als Fotograf muß man es nehmen wie es kommt und das Beste draus machen. Daher gilt mein Dank unseren beiden Führern Carlos und Peter, sowie an der gesamten Schiffsbesatzung der San José. Besonderer Dank an meinen Zodiacfahrer, den Chief Mate Peter. Die Reise wurde über http://www.solecu.de/ Tours, eine deutsch-ecuadorianische Kooperation, gebucht. Absolut empfehlenswert.
Ich hätte hier noch viel mehr Bilder einstellen können, aber meine Auswahl ist so getroffen, das sie typisches und fotografisch gelungenes kombiniert und etwa 100 Bilder müssen reichen. Es sind auch längst nicht alle fotografierten Reptilien- und Vogelarten hier gezeigt...
Literatur:
Irenäus Eibl-Eibesfeldt - "Galapagos - Garten Eden im Pazifik". R.Piper & Co Verlag, München 1960 ff, - 6.Aufl. 1978
Der Verhaltensforscher (Prof. LMU München, Dr.phil. Uni Wien) Eibl-Eibesfeldt beschreibt in seinen Buch u.a. die Expeditionen mit der Yacht "Xarifa." Er begleitet hier Unternehmungen von anderen berühmten Leuten, wie z.B. Hans Hass, der Taucher, spätere Meeresbiologe (Dr.phil. in Zoologie, Uni Berlin 1944) und Eigner der Xarifa, der zunächst durch seine Bücher und Kinofilme berühmt wurde ("Unter Korallen und Haien" Buch Erstveröff. 1941, Neubearbeitung 1977). 1959 Oscar für die Kameraarbeit. Erfinder der "Rolleimarin" Unterwassergehäuse für die Rolleiflex.
Wolfgang Bittmann & Brigitte Fugger - BLV/TERRA NaturReiseführer - "Galapagos". Tecklenborg Verlag, 5.Aufl. 2007
M. GLOBIG - Die Rettung der Arche Noah. MPG "Rückblende" 3/2007. Http://www.mpg.de/934566/S003_Rueckblende_58_59.pdf
Ähnlich war es bei Jacq Cousteau, der in den 1960ern und 70ern mit seiner Calypso durch die Meere kreuzte und insgesamt 24 Fernsehfilme drehte. Er hat auch über die Galapagos Inseln berichtet:
Jacques-Yves Cousteau & Philippe Diolé - Calypso, Abenteuer eines Forschungsschiffes. Teil 1: Die Galapagos Inseln. S. 7- 94. Droemersche Verlagsanstalt. München, Zürich 1973
Die naturfotografische Seite der Inselwelt findet sich hier:
Fritz Pölking - Nationalpark Galapagos. Kilda Verlag, Greven 1977. Neubearbeitung 1989
Alle Texte und Fotos unterliegen dem © Achim Kostrzewa (2015)