Live-Reiseblog: Im arktischen Eis mit der Commandant Charcot:
Nordost-Grönland bis Nordost-Spitzbergen
(Reykjavík - Ost-Grönland-NP - NO-Spitzbergen - Longyearbyen, 22.06.-10.07.2023)
von Achim & Renate Kostrzewa
for english speakers: please use the Google translation
3.Juni: Wir haben unsere Reiseunterlagen von Polaris-Tours bekommen und checken alles durch. Ein zweites Handgepäckstück für mich wurde bereits bei Ponant in Hamburg für den Flug von Spitzbergen nach Paris angemeldet und telefonisch bestätigt. Wir freuen uns sehr auf die Reise. Besonders auf die Umrundung von Nordaustlandet, die uns mit der Ultramarine im Juni 2022 wegen der Eisverhältnisse nicht geglückt war. Alle Covid-19 Beschränkungen sind mittlerweile für die gesamt Reiseroute aufgehoben. Wir müssen nur beim Einklarieren einen medizinischen Fragebogen unterschreiben und abgeben. Wir haben die Covid Zeit mit je vier Impfungen und einer leichten Infektion von einer Woche Dauer im November 2022 gut überstanden. Die Charcot ist derzeit unser Lieblingsschiff, weil sie bringt einen überall hin: die Halbumrundung der Antarktis im Jan./Feb.23 hat uns gezeigt, in der Hand eines erfahrenen Kapitäns, kennt dieser Supereisbrecher fast keine Grenzen im Eis.
10.Juni: suche meine wichtigsten Kleidungsstücke für draußen zusammen: vor allem Schlauchschal, 3 Paar Handschuhe, Mütze, Sonnenhut, Mückenschleier, HH Zodiachose, Stiefelsocken, Seidenunterwäsche, Fleeceunterziehpulli und lange Fleecehose... Überprüfe die gesamte Fotoausrüstung, Akkus, Speichermedien, Stativ, Laptop, alle Kabel und externe Festplatte. Ersatzdeckel, etwas Werk- und Putzzeug kommen in den Koffer. Foto- und Computer Teile kommen ins Handgepäck, ebenso die Brillen und ein paar Medikamente. Wir haben das Glück nicht (mehr) seekrank zu werden.
Unsere Rolltaschen: je 100 Liter Fassungsvermögen und gepackt max. 23 kg schwer (© Foto: RK). Dazu kommt noch ein kleiner Bordkoffer (Rimowa LH) und der Loewe Fotorucksack, beide bordkompatibel. Mehr nicht. Karte: Unsere aktualisierte, geplante Reiseroute immer an der Treibeisgrenze (blau) für Juni entlang (Quelle: Ponant). Besonders das Nordost Svalbard Naturreservat ist für seine Eisbären bekannt, hoffen wir das Beste...
Die "Koffer" sind leicht, flexibel und stabil. Sie erlauben viel Zuladung und können bei kürzeren Reisen auch mit den Riemen im Volumen verkleinert werden, sehr praktisch. Für Arktis wie Antarktis nehmen wir immer genau das gleiche mit, allerdings weder Kleid noch Anzug. Dunkle Hosen, weiße Bluse/Hemd und eine Herrenweste müssen reichen. Wäsche und Hemden/Blusen für 10-14 Tage, wir nutzen dann die Schiffswäscherei. Galadinner meiden wir. Gepackt wird nach Liste. Alle Arktis-Sachen sind in einem speziellen Kleiderschrank untergebracht und werden nach der Reise inspiziert, ausgebessert oder erneuert. Wichtig sind Teile, die man auf dem Schiff nicht ersetzen kann: Die Schiffsboutiquen haben kaum die richtigen Handschuhe, Zodiachosen usw. Ersatzbrillen und gute optische Sonnenbrillen sind auch sehr wichtig. Es gilt: Was man verliert oder kaputt geht, ist unwiderbringlich weg.
21.6: Wir sind mit dem Auto zum Flughafen gefahren, dort von Frankfurt am Spätnachmittag nach Reykjavik geflogen, haben bequem übernachtet,
22.6.: wir sollen um 16:00 aufs Schiff gehen und um 18:00 Richtung Nord-Westen auslaufen. Um 15:30 werden wir vom Taxi zum Hafen abgeholt. Bis dahin haben wir frei. Mitten im alten Ortskern gehen wir ein wenig im Sonnenschein flanieren und freuen uns auf die kommenden Eindrücke. 16:15 wir werden an Bord willkommen geheißen, treffen einige bekannte Gesichter wie Kapitän Garcia, die Lektorin Lucia Sala, Künstler und bekanntes Personal - so fühlen wir uns gleich wieder wie zu Hause. Nach Kaffee und Keksen wird das Gepäck gebracht und um 17:30 ist alles ausgepackt. Um 17:45 läßt der Kapitän seine Eröffnungsansprache hören, die Kreuzfahrtdirektorin erklärt das Leben auf unserem Schiff und dann gibt es noch die Sicherheitseinweisung. Essen um 19:30. Gegen 20:00 Ablegen vom Hafen, der Flug einiger Gäste hat sich verspätet. Wir sind bloß 65 Gäste und insgesamt 200 Crew. Davon sind 15 Lektoren an Bord, also ein super Verhältnis von 4:1.
Gegen 22:00 haben wir noch ein schönes Spektakel in Sichtweite von Reykjavik (die Spitze der Halgrims Kyrka kann ich im 10x40 noch erkennen): >5 Buckelwale und >20 Delfine jagen unter einer großen Schar Möwen im trüben Licht des total bewölkten Himmels. Das Schiff dreht bei und wir können alles in Ruhe beobachten. Aber kein Fotolicht!
Unser Reiseplan ist ziemlich umfangreich, er umfasst die Blosseville Coast südlich vom Scoresby Sund und den Sund selber (24.-27.6.), die nördlich gelegene, äußere Nationalparkküste (28.6.- 1.7.), die neu für uns ist und dann weiter nach Nordosten durchs Packeis (2.- 4.7., Bart- und Sattelrobben) nach Nordaustlandet (Svalbards flache Nordostinsel) zu den hoffentlich vielen Eisbären. Dann durch die Hinlopenstraße wieder zurück zum Hornsund, den wir im Juni 22 mit der Ultramarine wegen Sturm nur teilweise besuchen konnten. Die Reise endet in Longyearbyen, von wo wir nach Paris und am 11.7. nach FFM zurückfliegen. Das ist der Plan (Quelle: Ponant), wir sind gespannt, was Wind, Wetter und Eis dazu sagen werden... Beim Eis sind wir mit dem Supereisbrecher Commandant Charcot immerhin auf der sicheren Seite, wie unsere Semi-Circulation der Westlichen Antarktis bis ins Rossmeer im Jan.-Feb. 23 schon gezeigt hat. Eis, Wetter und auch die Bürokratie Svalbards führen aber zu notwendigen Abänderungen der Reiseroute, wie aus dem Folgenden deutlich wird.
Dies ist der erste Tag auf dem Schiff, der über unser Schiffsinternet läuft. Solange die Verbindung möglich ist, werde ich täglich berichten...
23.6.: Auf See in der Dänemarkstraße zwischen Island und Grönland: Jede Menge Briefings, Parka & Stiefelausgabe, bis wir an Grönlands Ostküste sind, hat es jede Menge "Arbeit" zu tun.
Im Westen haben wir nun Sturm bekommen (lila), laufen daher in der Nacht NNW (www.windy.com)
Wegen Sturm vor der Dänemarkstraße haben wir doch nördlichen Kurs über Nacht gesetzt und passieren bald die Nordwestspitze der isländischen Westfjorde. Gegen 5:00 haben wir Latrabjarg passiert, aber keine Sicht aufs Land. Nach dem Frühstück um 7:30 drehen wir ein paar Runden um Deck 5. Zwischenzeitlich fotografiere ich Eissturmvögel. Dies sind meine Freunde zu Beginn einer jeden Nordlandreise: Sie fliegen schön langsam und man kann so seine eingerosteten Finger wieder üben. Die Westküste Islands liegt mal wieder unter dicken Regenwolken. Um 10:00 gibt es passende Parkas. Danach schreiben und Espresso trinken.
Auf der Brücke: Um 11:46 überqueren wird den nördlichen Polarkreis 66°33', ab jetzt sind wir im Land der Mitternachtssonne...
Eissturmvogel im Vorbeiflug (Fotos: © AK, 23.6.)
Auf Nordkurs: Entlang Islands Küste der Westfjorde: dicke Wolken und Regenschleier über der Küste, wie so oft. Auf dem Meer regnet es nicht! (Foto: © AK, 23.6.)
Um 14:45 bekommen wir das erste Treibeis aus dem Norden Grönlands, was in der Dänemarkstraße, die wir kaum halb überquert haben, nach Süden driftet. Nachmittags um 15:00 werden das Programm und die Lektoren vorgestellt. Die Eissituation wird schwierig für uns: jede Menge Treibeis und innerhalb der grönländischen Fjorde noch alles voll mit Festeis, was wir nicht brechen dürfen, weil es Habitat für Robben, Bären und auch Fahrweg für die Inuit mit ihren Hundeschlitten darstellt. Wir dürfen aber da anlanden und über das Eis wandern...
Treibeis, getrieben von der Strömung und dem Wind fließt nach Süden die Dänemarkstraße herunter. Um 17:15 immer noch Eis, das bleibt wahrscheinlich so bis wir die Blosseville Küste sehen werden. Unsere Position hat Renate auf der Brücke festgehalten. (Fotos: © RK, 23.6.)
24.6.: Ab 10:00 geht es in die Zodiacs ein bißchen zwischen den Eisschollen frische Luft schnappen. Da es gestern den ganzen Tag geregnet hat, habe ich meine Olympus UW-Kamera in Reserve. Aber derzeit ist es trocken (8:45) und 100% bewölkt bei 2-4°C. Die Meerestemperatur liegt bei 0,5°C. Wir liegen vor dem Nansen Fjord mit seinem Gletscher "Christian IV". Im Süden haben wir den "Großen Fjord" (der heißt auch Kangerlussuaq=grönländisch für großer Fjord), wie der im Westen, was beim Briefing zum Protest von zwei Damen führte, die dachten, wir würden jetzt die Seite wechseln und nach Westgrönland fahren...). Aber große Fjorde gibt es hier mehrere :-). Wir werden auch Morgen noch hier an der Küste verweilen und gleich steigt der Hubschrauber auf, um die Eisverhältnisse zu erkunden, sprich wo können wir am Festeis anlegen für unsere Wanderung.
Heute Nacht um 2:00 Uhr versucht die Mitternachtssonne mal nach uns zu schauen, vergeblich. Morgens beim Frühstück liegen wir windstill am Eingang des Nansen Fjordes an der Blosseville Küste (Fotos: © AK, 24.6.)
Unsere Zodiactour währte gute 90 Min. Leider hat es eine Stunde davon geregnet, aber wir waren mit unseren HH Hosen und dem Ponant Parka gut geschützt. Die Nikon ist Spritzwasser geschützt, die hab ich aus dem Loewe Bag nur zum Bildermachen raus genommen und die Oly TG-5 ist ja wasserdicht.
Der Gletscher Christian IV fließt in den Nansen Fjord
Im Nansen Fjord (Fotos: © AK, 24.6.)
Nachmittags können wir näher an den Gletscher - immer noch 10km Abstand - im Festeis parken und uns ein wenig die Beine vertreten. Mit dem Hubschrauber haben die Schiffsoffiziere eine passende Stelle gefunden, die Eisdicke beträgt einen guten Meter. Renate probiert die Schneeschuhe aus. Mit Stöcken geht das ganz gut. Ich habe nur meine Gummistiefel und mache Fotos. Zwischendurch kommt auch mal kurz die Sonne raus und es bleibt bis zum Abendessen trocken. Über Nacht bleiben wir hier, das ist ein prima Platz.
25.6.: Es kommt immer anders, als man denkt und plant. Über Nacht hat sich das Wetter geändert, der Wind gedreht und uns das ganze Eis in den Nansen Fjord gedrückt, daher ist die Kajaktour und die Wanderung in einem kleinen Tal, wo wir mit den Zodiacs anlanden wollten, unmöglich. So setzen wir unsere Fahrt in Richtung Scoresby Sund fort. Vom Süden her aus Richtung Dänemark zieht eine Wetterfront auf.
Wir verlassen den Nansen Fjord, schon beim Frühstück ist deutlich zu sehen: alles voll mit Treibeis bis hin zur Mündung und darüber hinaus... (Fotos: © AK, 25.6.)
Es ist jetzt 9:00, später mehr auf dieser Welle... Um 21:00 wir fahren immer noch mit 12 Kn durchs Eis, manchmal rappelt es ein bißchen und die Geschwindigkeit sinkt auf 7 Kn. Wir laufen neben einem ziemlichen Sturm, dem der Kapitän ausweicht, indem er relativ nah unter der Küste läuft. Durch die Eisbedeckung haben wir kaum Wellen, aber weiterhin mal mehr mal weniger Regen bei etwa 4°C. Morgen werden wir den Scoresby Sund erreichen und sind dann wieder geschützt. Einen Plan für Morgen gibt es noch nicht, hängt vom Wetter vor Ort ab...
Wir laufen neben dem Sturm, das Treibeis bleibt uns erhalten und verzögert die Fahrt. Aber immerhin machen wir durch das dicke Treibeis noch bis zu 12 Kn ! (Fotos: © AK, 25.6.)
26.6.: So, 7:00 der Wecker klingelt, und wir sind gerade in den Rømer Fjord an der Blosseville Küste eingelaufen. Vorher waren wir noch am Eingang des Scoresby Sundes, da hat es aber geschüttet. Also wieder etwas zurück, wo das Wetter besser ist. In Teilen der Nacht ohne Eis laufen wir bis 15,5 Kn und holen etwas Zeit wieder auf. Der Hubschrauber wird von seiner Wetterhülle befreit. Renate war um 8:30 auf der Brücke, da ist noch nix von geänderten Tagesplänen zu sehen. Sonst gibt es um 9:45 einen Vortrag über Eis von Dr. David Beaune. Der hatte gestern schon einen mitreißenden Vortrag über die Pole gehalten. Wir navigieren tiefer in den Fjord und finden mittags einen Eisbären in etwa 3 km Entfernung. Obwohl Essenszeit rennt alles nach draußen, am besten kann man vom Deck 9, der Observation Lounge gucken. Eisbär und Schiff nähern sich einander.
Blick in den Rømer Fjord, hier ist offensichtlich Eisbärenland. Die Seekarte zeigt den Fjord und die Turner Insel, an deren Küste wir um 15:00 eine Zodiac Tour machen (Fotos: © RK, 26.6.)
Unser erster Eisbär , ein Männchen, stromert gut genährt durchs Packeis. (Foto: © AK, 26.6.)
Nachmittags um 15:00 machen wir noch eine Zodiacfahrt entlang der Turner Ø. Ø oder auch Øya bedeutet Insel. Hier hat es viele völlig erratisch gewachsene Basaltsäulen und jede Menge Schmelzwasserfälle. Gegen 17:30 nehmen wir wieder Kurs auf den Scoresby Sund.
Zodiacfahrt entlang der Turner Øya: viel Schmelzwasser (Fotos: © AK, 26.6.)
27.6.: Wir laufen noch abends in den Fjord ein mit dem Ziel Ittoqqortoormiit. Dort wird es geführte Touren wie auch freies Spazieren gehen geben. Wir freuen uns endlich die fertig renovierte ev. Kirche zu bestaunen. Das Wetter soll regnerisch bleiben. Ja, es saut um 7:45, vom Schiff aus ist maximal die erste Häuserzeile zu sehen. Wir liegen etwa 500 Meter vor dem Hafen im Eis. Es gibt noch reichlich Schnee. Dabei ist Itto doch so schön bunt, wenn die Sonne scheint, wie im Sept. 2019:
(Foto: © AK, 28.9.2019)
Um 9.00 ist wenigstens der Nebel abgezogen. Aber im Vergleich zu obigem Foto zeigt sich doch eindeutig, was Licht in der Fotografie bedeutet... (Foto: © AK, 27.6.)
Mal sehen, was der Tag noch bringt. Wir wollen auf alle Fälle die Kirche angucken. Die öffnet um 10:30. Um 17:00 kommt eine Gruppe aus dem Dorf an Bord und bringt uns ein Ständchen. Wir gehen gegen 11:00 in Begleitung von Casey, unserer Stellv. EL, los. Es regnet, teilweise stehen Schneematsch oder Wasserpfützen auf dem Eis, aber wir haben Gummistiefel, Schwimmwesten und Stöcke, so geht der Kilometer übers Eis problemlos. In Itto ist die Hauptstraße jetzt asphaltiert und die Kirche endlich fertig im typischen Grönlandstil. Trotz des Scheißwetters hat sich der Ausflug gelohnt. Die Klamotten trocknen in der Kabine ja wieder.
Da läuft sehr viel Schmelzwasser den Fluß entlang, die Straße ist jetzt betoniert, auf der Bank sitze ich jedesmal und die Kirche ist schön geworden... (Fotos: © AK+RK, 27.6.)
Am späten Nachmittag kommt eine Gruppe Inuit an Bord, um uns mit ihrer Kunst zu begeistern. Ponant hatte von Reykjavik aus einige Paletten frischer Lebensmittel mitgebracht, denn so früh kommt hier kein Versorger wegen des Eises hin. Die CC kommt ja jetzt regelmäßig nach Itto und so hat sich eine enge Beziehung zwischen der Schiffsbesatzung und den Dorfbewohnern etabliert. Als wir Abends abdrehen, sollen wir auf Wunsch der Dorfältesten möglichst viel Eis brechen, damit sie bald zum Fischen rausfahren können, was Kapitän Garcia offensichtlich gerne, ja mit Freude macht: eine breite Rinne bis ins offene Wasser zu brechen. Für unser Schiff eine leichte Übung mit zwei Pods a 17 Megawatt plus weitere Antriebe macht in Summe 43 MW = 58.000 PS. Erzeugt wird die Leistung diesel-elektrisch und dann auf zwei elektrische Motorgondeln übertragen. Wir fahren derzeit aber nicht mit sauberem, schwefelfreien Diesel, sondern mit LNG, also Flüssiggas, was von der Co2 Bilanz noch besser ist. Wir sind nicht nur der leistungsstärkste Eisbrecher im gesamten Nordmeer, sondern auch der sauberste ! Doch zurück zu unseren Gästen:
Die Gruppe und unten Trommeltänzer, früher nur die Männer, aber heute auch die Mädels, künstlerische Gleichberechtigung eben. (Fotos: © AK+RK, 27.6.)
Beim Tanz gibt es Ähnlichkeiten zur Polka bis hin zum Jive, die Alten rocken and rollen, da möchte man gleich mitmachen... (Fotos: © AK, 27.6.)
Der letzte Blick, wir sind hier geparkt, weil da haben wir noch 25 Meter Wasser unter dem Kiel. Das Eis ist bereits brüchig und weich, aber näher ans Ufer können wir wegen des Tiefgangs von 10 Metern nicht.
Die letzten Güter der 25 Paletten Nahrungsmittel und Ersatzteile werden mit dem Skidoo nach Itto gebracht, dann legen wir ab und machen eine möglichst breite Fahrrinne für die Fischer. Diese werden zunächst kleine Boote mit den Skidoos hierher schleppen. Aber so gewinnen sie sicher mehr als zwei Wochen Zeit.
Am Kap Tobin passieren wir die Sommerhütten der Jäger und Fischer aus Itto. (Fotos: © AK+RK, 27.6.)
Am Ausgang des Fjords sehen wir schwärmeweise hunderte von Krabbentauchern fliegen. Auch auf dem Meer schwimmen viele. An der Fjordmündung sind einige Kolonien verzeichnet, sagt die ornithologische Literatur. Diese Spezies profitiert von der Klimaerwärmung und hat weiter im Norden neue Brutgebiete aufgetan. Das gilt auch für Spitzbergen, wo wir der Art regelmäßig begegnen werden. Die Karte und das Foto habe ich aus unserem Spitzbergenbericht importiert. Die Krabbentaucher sind klein, ihr Körpergewicht beträgt nur 150-160g:
"Fig.2" aus Wojczulanis‑Jakubas et al. 2022, Polar Biology 45:163–176, Foto: Krabbentaucher, Nordspitzbergen (© AK, 6/22)
Ittoqqortoormiit bedeutet "Platz mit den großen Häusern." So sollte in den 1920er Jahren Westgrönländern und solchen aus dem ostgrönländischen Tassilaq die Umsiedlung in dieses neue Gebiet schmackhaft gemacht werden, denn es ist der mit Abstand entlegenste Siedlungsplatz in Grönland. Dänemark wollte so seine Gebietsansprüche unterstreichen, denn die Norweger hatten bereits in Myggbukta weiter im Norden eine Wetterstation errichtet. Die Häuser sind im Übrigen kein bißchen größer als anderswo in Grönland.
Der Kangertittivaq [kaˌŋɜˈtːitːivɑ(q)] dänisch Scoresby Sund, ist ein Fjordsystem an der Ostküste Grönlands. Es ist das größte und längste Fjordsystem der Welt. William Scoresby, ein Meteorologe aus Yorkshire, kartierte ihn 1822 auf seiner letzten Grönlandreise, wo er etwa 400 km der ostgrönländischen Küste ziemlich genau darstellte. Der Fjord hat eine baumähnliche Struktur, dessen 110 km langes Hauptbecken sich in etliche Seitenfjorde verzweigt und mit eine Gesamtfläche von 38.000 km² fast so groß wie ganz Dänemark ist. Das hat eine Fläche von etwa 43.000 km². Der längste Fjord erstreckt sich über 340 km.
28.9.: Heute ist Seetag - dann werden wir heute Abend ein neues Ziel erreichen, mal sehen, was der Wettergott uns bietet. Jetzt gerade um 12:00 haben wir Nebel und Sprühregen... Heute haben wir Vorträge gehört und die Wissenschaftslabore der CC auf Deck 3 besucht.
Morgen entscheidet sich, ob wir noch einmal in Grönland anlanden können oder gleich nach Osten "abbiegen" Richtung Spitzbergen. Oben auf den Nebel scheint irgendwie die Sonne, aber sie kommt nicht durch (16:30). Beim Recap kann Steve uns wenigstens Hoffnung auf Morgen machen: Weiter im Norden ist das Wetter und die Sicht deutlich besser wie die "Windy-Chart-Visibility" zeigt:
Die Sicht ist im Nordosten viel besser (gelb/grün) als an unserer aktuellen Position (roter Punkt), wie der Blick nach draußen zeigt: Nebel + Regen. Der Kejser Franz Joseph Fjord war 2019 unser nördlichster Punkt, jetzt sind wir ein ganzes Stück weiter im Norden südlich der Shannon Insel. (Fotos: © AK+RK, 29.6.)
29.6.: Wir haben heute Morgen den Nordost-Grönland Nationalpark auf der Höhe von der Hochstetter Bugten südlich der Shannon Insel erreicht. Die Wolkendecke liegt hoch und ist löcherig, so daß wir teils SONNE haben. Der Plan ist nun, erst die Kajaker um 9:00, dann die erste Zodiacgruppe 9:15 eine Fahrt durch die Welt der Eisschollen machen zu lassen, wir sind dann um 11:00 dran. Und das war eine schöne ruhige Zockeltour zwischen den Eisschollen. Um kurz nach 12:00 waren wir wieder zurück. Ohne Wind war es nicht mal kalt. Ein paar Strahlen Sonne waren auch dabei.
So ein Hauch von Sonnenschein verändert die Landschaft total (Fotos: © AK, 29.6.)
Unsere Tour durch die Hochstetter Bugten bei der Shannon Insel (Fotos: © RK+AK, 29.6.)
Nachmittags fahren wir das mit dem Hubschrauber gefundene Festeis an. Die ganze Bucht zwischen der Insel Sabine Ø und dem Festland (74°33,7' N) ist voll Eis. Wir treffen auf einen Eisbären, der uns aber vollkommen ignoriert. Wir beobachten ihn etwa eine Stunde, er ist gemessene 3,4 km weit weg und geht seiner Wege entlang der Eiskante und einer Polynja. So können wir einen kleinen Perimeter aufstellen mit bewaffneten Eisbärwachen auf dem Eis und Scouts auf Deck 9, die von hier eine sehr gute Übersicht haben. Alles ist sicher, es gibt sogar das obligatorische Champagner Buffet draußen. Im Zuge der Citizen Science dürfen kräftige Männer mit dem Handbohrer Löcher ins Eis bohren, um Eiskerne zu gewinnen.
Wir "ankern" im Festeis zwischen Sabine Insel und dem Festland, was hier Wollaston Forland heißt. Interessant ist die scharfe Grenze des Festeises zum offenen Wasser. (Fotos: © AK, 29.6.)
Auf dem Eis haben wir vier Wachen mit Repetiergewehren Cal. 30-06 und auf Deck 9 drei weitere Wachen für den großen Überblick. Derweil bohren wir fleißig ins Eis. Lucia begutachtet die Arbeit, sie hat an einigen Bohrprojekten in der Antarktis und auf Grönland aktiv teilgenommen. (Fotos: © RK+AK, 29.6.)
Um 19:30 sind wir mit der Lektorin Lucia Sala zum Abendessen verabredet. Mit Lucia sind wir jetzt das dritte Mal zusammen auf dem Schiff. Und so haben wir einen sehr schönen Abschluß für den Besuch im Nordost Grönland NP. So hoch im Norden Grönlands waren wir vorher noch nicht. Morgen geht es nach NO durchs Eis und übermorgen Nacht dann direkt nach Longyearbyen die Waffen einklarieren, was einer neuen Verordnung entspricht...
30.6.: Wir stecken wieder mal im Nebel, der Kapitän hat uns aber ein Sonnenloch versprochen, auf das er zusteuert... Aber das war wohl nix, wird sind jetzt um 16:35 bei 75°33,12'N 10°13,48'W immer noch im dicken Eis und dickem Nebel und krabbeln so mit 2-5 Kn vor uns hin. Um 18:00 stellen wir die Uhr auf 19:00 um, sonst passiert nix mehr. Wildlife ist minimal, beim Spazieren auf Deck 5 gerade mal 2 Eissturmvögel und beim Kaffeetrinken 2 Lummen.
Allmählich muss sich das Wetter doch mal bessern. Die Eisschollen sind etwa einen guten Meter dick. Die hohe Luftfeuchtigkeit kommt durch die Klimaerwärmung zustande. Gegenüber von vor 30 Jahren hat diese um etwa 40% zugenommen. (Fotos: © AK, 30.6.)
22:18, von der Brücke aus, man glaubt es kaum: BLAUER Himmel, aber es hält leider nicht lange ! (Foto: © RK, 30.6.)
Etwas andere Perspektive vom Balkon aus (stürze gerade aus der Dusche), Weitwinkel-Pano: 22:20, BLAUER Himmel ! (Foto: © AK, 30.6. aus 2 x 24mm)
1.7.: Seetag Richtung Longyearbyen. 10:00 wir verlassen jetzt den Grönlandeis-Sektor bei 76°23'21N 01°54'35W. Unsere Bordforscher haben noch eine Kamera draußen und müssen 3.000 Meter Kabel einholen. Wir haben damit die halbe Strecke nach Longyearbyen geschafft. Sonst passiert heute nicht viel. Sehr guter Vortrag vom 1. Ing. + Kapitän über das Schiff, beide haben Planung und Bau begleitet, kennen also die Details aus dem FF. Lustiges Detail am Rande: das Schiff ist 149,9 Meter lang! Warum nicht glatte 150 Meter? Ein kleines, aber wichtiges Detail: In Spitzbergen muss man ab 150m Länge zwangsweise zwei Lotsen an Bord haben, unter 150m braucht man nur die Eislotsenlizenz, über die unser Kapitän verfügt, daher kann er also selber fahren. Ein kleiner, aber feiner Unterschied für 10cm!
Abends noch schönes Konzert frz. Chansons mit unseren Musikern im Theater...
Exkurs zur Ökologie und Verbreitung der Eisbären (update von Spitzbergen 2022)
Ich habe mich nochmals in die Eisbärenliteratur vertieft: Ostgrönland ist kein gutes Gebiet für die Bären, die hier immer bejagt wurden und per Kontingent bejagt werden, ähnliches gilt für die Robben. 2010 wurde eine grundsätzliche Vereinbarung getroffen, um die Datenaufnahme im Freiland zu standardisieren. Die 19 verschiedenen Zählgebiete wurden international endlich festgelegt (IUCN/SSC Polar Bear Specialist Group 2010, linke Grafik). Nach diesen dringend notwendigen Absprachen gibt es nun gute Schätzungen zur Populationsgröße der Eisbären rund um den Nordpol. Genaue Zählungen sind bei einer mehr oder weniger nomadisch lebenden Meeressäugerspezies eher unmöglich. Zwischen 1993 und 2010 wurden abnehmend zwischen ~25.000 und ~ 23.000 Individuen circumpolar von den Spezialisten aufgrund von Zählungen geschätzt (siehe Tab.1 in Hamilton & Derocher 2018). In den einzelnen Zählgebieten korrelierte die Meereisbedeckung signifikant positiv mit den Eisbärzahlen. Sprich, eine größere Fläche mit Eisbedeckung bedeutet für die Eisbären mehr Robben (die auf und unter dem Eis leben) und damit bessere Bedingungen zum Überleben. Diese Eisflächen nehmen wegen der Klimaerwärmung aber deutlich ab, am meisten in der Barentssee (BS) rund um Spitzbergen (siehe Stern & Laidre 2016), aber auch rund um den Nordpol (AB). In der Barentssee taut das Meereis im Frühjahr im Vergleich mehr als 15 Tage früher auf. Schlecht für die Eisbären, die dann hier nicht mehr jagen können. Aktuelle Bewertungen der circumpolaren Eisbärenbestände ergaben 23.315 Individuen (mit einer ziemlich großen Standardabweichung - range: 15.972–31.212). Das bedeutet, daß die Population immer noch stabil scheint (Hamilton & Derocher 2018). Die Besiedlung der riesigen Fläche, die der Untersuchung zugrunde liegt, ist jedoch recht dünn: Die Dichte der 19 Subpopulationen reicht von 0.57 bis 9.30 Bären pro 1.000 km2 (Mittelwert: 2.36 Bären pro 1.000 km2 und einem Median von 1.71 pro 1.000 km2). Bei ungefähr zwei Eisbären auf 1.000 km2 ist die Wahrscheinlichkeit, welche zu finden und zu beobachten, per se gering. ABER, sie treffen dort zusammen, wo gute Nahrung zu finden ist: auf dem Festeis mit Robbenlöchern wie gestern bei der Sabine Oya (Foto weiter oben) oder am 26.6. im Rømer Fjord und hoffentlich in Spitzbergen, wo sie nicht bejagt werden. Solange Festeis mit Robbenlöchern vorhanden ist, scheint Treibeis nicht so vielversprechend zu sein.
Aktuell gibt es eine Publikation des Norwegischen Polar Instituts in Tromsö, die die Zahlen für alle Robbenarten und die Eisbären rund um Svalbard bis 2018 aktualisiert: Olof Bengtsson, Charmain D. Hamilton, Christian Lydersen, Magnus Andersen & Kit M. Kovacs (2021): Distribution and habitat characteristics of pinnipeds and polar bears in the Svalbard Archipelago, 2005–2018. Polar Research 40, 5326, http://dx.doi.org/10.33265/polar.v40.5326. Die Auswertungen beruhen auf "Citizen Science Information", sprich den gesammelten Beobachtungen von Kreuzfahrtschiffen und ihren Guides und Touristen und zeigen örtlich verschiedenen Trends, aber über alles gesehen überwiegen die positiven: selbst die Eisbärzahlen scheinen langsam etwas zu steigen. Besonders positiv entwickeln sich die Walrossbestände, was mit unseren eigenen Beobachtungen von 2000 gegenüber 2022+23 gut übereinstimmt.
2.7.: 9:10 wir fahren gerade auf Longyearbyen zu. Hier scheint die Sonne, hurraaa. Heute Nachmittag mal wieder am Tempelfjord, hoffentlich mit den Zodiacs. Heute Abend dann im Recap die weitere Route !? Wir sind ja schon letzten Sommer auch im Juni mit der Ultramarine hier gewesen. Unsere Route deckt sich teilweise dadurch, dass wir erst in Longyearbyen wegen der Waffen einklarieren mußten. Das ist neu: Der Sysselmann verlangt jetzt die Miete norwegischer Waffen! Was auf dem Schiff vorhanden ist, muss abgegeben werden und wird eingestampft. Wir hatten daher den Großteil des Bestandes in Itto bei der Polizei eingelagert. Das sind ja auch Werte. Das Verhalten der norwegischen Verwaltung kann man nur als Schikane begreifen.
Im Isfjorden, der größte von Spitzbergen. Der Tempelberg gab dem Fjord seinen Namen. (Fotos: © AK, 2.7.)
So sah es 2015 aus an Bord der MS Deutschland am Tempelfjord aus. (Fotos: © AK)
So sehen glückliche Nordlandfahrer aus: endlich wieder SONNE satt vor dem Tuna Gletscher. (Foto: © AK, 2.7.)
Tuna Gletscher: immer noch gut 3.5 km breit und etwa 40 Meter hoch. Wir müssen 200 Meter Sicherheitsabstand halten, falls es zu einer Kalbung kommt. (Foto: © AK, 2.7.)
Longyearbyen ist richtig modern geworden. (Foto: © AK, 2.7.)
3.7.: 14.Julibukten und Lillyhöök Gletscher im Krossfjord stehen heute auf dem Programm. Tolles Wetter heute. Die Bucht erreichen wir schon gegen 7:00. Ab 8:30 gehen die Bergfexe und die Kajaker raus. Unsere "Silber" Gruppe ist um 9:30 als letzte dran. Ich packe für den Landgang Mückennetz, Weitwinkel und Makro-Objektiv ein. Auf der Rückfahrt mit dem Zodiac geht's noch an der Vogelkolonie vorbei, da brauch ich Tele. Die Ausbeute ist insgesamt groß, drei blühende Pflanzenarten: Stengelloses Leimkraut, Roter Steinbrech und was gelbes, kleines, was noch zu bestimmen ist. Dafür musste ich mich lang auf den Boden legen. Rentiere, eine Schmarotzerraubmöwe, oben an der Felswand: Dreizehenmöwen und Eissturmvögel. Mit dem Zodiac dann noch auf dem Wasser: Gryllteiste, an der Brutwand: Papageitaucher und Dickschnabellummen. Wir waren etwa zwei Stunden auf Exkursion. Die letzte Zodiacgruppe, die Bergfexe, geraten mit ihrem Boot in eine Gruppe von etwa 15 Belugawalen, die einfach an den wartenden Zodiacs nahe vorbei schwimmen, so ein Glück! Wir sehen von Deck 9 aus zu.
Tolles Wetter, keine Mücken! Der Gletscher in der 14.Julibugten sieht auch schon ziemlich bröselig aus. Dickschnabellummen und Belugas (Fotos: © AK, 3.7.)
Auf der Strandflate rechts neben der Vogelkolonie können wir umherstreifen... (Fotos: © AK+RK, 3.7.)
Oben: Stengelloses Leimkraut, Felsen- oder Hungerblümchen (Draba spec.), Rentiergeweihabwurf, Mitte: Rasensteinbrech, ein Bächlein, Unten: Schmarotzerraubmöwe, Rentier. (Fotos: © RK+AK, 3.7.)
Nachmittags liegen wir dann etwa 50 km weiter vor dem Lillyhöok Gletscher: Wir fahren zu einer Vogelinsel mit Eiderenten, Weißwangengänsen und einer lautstarken Küstenseeschwalbenkolonie. Von da gehts dann den Gletscher entlang. In der Ferne entdecken wir eine Bartrobbe, die wohl im Wasser noch ein Junges hat, wir halten großen Abstand. Schmarotzerraubmöwe, Skua, Dreizehenmöwen, Eismöwe, Gryllteiste bereichern die Artenauswahl. Später auf der Fahrt durch den Krossfjord sehen wir noch zwei Eisbären, die die Strandflate nach Futter absuchen. Entfernung 3,6 km, da kann ich gemütlich beim Abendessen bleiben und mit dem Fernglas gucken. Wir kommen nicht näher heran, weil das Wasser nur 10m tief ist und unser Schiffchen auch 10m Tiefgang hat... (Fotos folgen)
Unsere erste Bartrobbe ! Blöderweise hatte ich kein Tele dabei, sondern bloß das 24-120mm (Fotos: © AK, 3.7.)
4.7.: Heute geht es ab mittags zum Alkefjellet, einem riesigen Vogelberg... Wir zodiacen gute zwei Stunden entlang der Klippen, die sich über gut 4km erstrecken. die überwiegende Zahl der Vögel wird von Dickschnabellummen gestellt, die >100.000 BP erreichen dürften. Sonst brüten hier noch Dreizehenmöwen, Gryllteisten, einige Eismöwen und Weißwangengänse... Es ist ein unglaublicher Krach, Gestank und ein Kommen und Gehen, wie es sich für die größte Vogelkolonie Spitzbergens auch gehört.
Bei dem dicht gedrängten Programm derzeit, komme ich kaum zur Bildbearbeitung, daher jetzt der Nachtrag (19.7.) der Lummenaufnahmen vor dem Alkefjellet (Fotos: © AK, 4.7.)
Lummenkette, sie fliegen ständig hin und her, Dreizehen- und Eismöwe. (Fotos: © AK, 4.7.)
Abends gibt es noch ein tolles Dinner draußen auf dem Helideck. Wir liegen windgeschützt im Eis der Palanderbukta und haben tollen Sonnenschein. Um 22:00 ist für die unermüdlichen noch Parka Party auf Deck 9 hinten angesagt. Wir schleichen uns um 22:45 Richtung Kabine ins Bett, denn Morgen vormittags steht eine Wanderung zur Walrosskolonie an, da brauche ich schweres Gerät (Stativ und großes Telezoom) und meinen Schönheitsschlaf vorher...
Tolles Essen in herrlicher Landschaft (Fotos: © AK, 4.7.)
5.7.: Wir werden um 9:30 dann in der Nähe der Kolonie anlanden und ein paar hundert Meter zur Landspitze Torellneset laufen. Das ist unsere erste Anlandung auf der Svalbard Insel Nordaustlandet.
Landspitze Torellneset (Foto: © AK, 5.7.)
Die Kolonie umfasst deutlich mehr als 100 Tiere, sie sind aber sehr schwer zu zählen. Wir haben sicher fast 100 Meter Abstand, da ist ein Tele von 500-600mm schon nötig, ohne Stativ, wie viele Gäste es versuchen, scheint es mir sehr schwierig zu sein, zu brauchbaren Fotos zu kommen... (Fotos: © AK, 5.7.)
Heute nachmittags landen wir zum 2.Mal am Nordaustlanet an, gleich neben einem kleinen Gletscher namens Vellebreen. Der Landeplatz liegt westlich von Torellneset. Ich muss auf dem Schiff bleiben: Nach dem Gang durch den weichen Sand heute Morgen meldet sich mein Problem mit dem Auftreten links heftig zurück, kann bloß noch humpeln. Also wird Renate fotomäßig ausgerüstet und zieht alleine los. Die Bergfexe klettern über das Schneefeld in Gummistiefeln bis auf den Berg rauf... Der Rest bleibt unten und bestaunt die Eisstrukturen von der Strandflate aus.
Auf der Strandflate vor dem kleinen Gletscher (© RK, 5.7.)
Beim Abendessen segeln wir an einer Scholle vorbei mit sechs Walrossen, leider voll im Gegenlicht. Abends treffen wir noch auf zwei dicke Eisbären: der eine richtig vollgefressen, räkelt sich auf einer Scholle, der andere frist noch an einem Walross. Er versucht mit aller Kraft den Kadaver auf das Eis zu ziehen. Wir machen Fotos aus den gebotenen 300 Metern Abstand. Ein sehr erfolgreicher Tag. Zu guter Letzt noch im Süden drei Wasserfälle von Austfonna, der östlichen Eiskappe der Insel Nordaustlandet in der Vibebukta.
Die drei Schmelzwasserfälle am Südrand von Austfonna. (© AK, 5.7. spätabends)
Wir fahren Zodiac Richtung Kvitøya, der NO-Punkt unserer Reise um Nordaustlandet und dokumentieren dies an der Stelle, wo das Denkmal des verunglückten frz. Ballonfahrers Andrée steht, dessen Überreste erst 30 Jahre später hier gefunden wurden. Wir können nicht an Land, weil dort vier Eisbären rumstromern: ein richtig fettes Männchen und ein Weibchen mit 2 Jungen, etwas weiter weg. Vom wackeligen Zodiac sind die Aufnahmen schwierig. (Fotos © AK, 6.7.)
6.7.: Wir umfahren nachts die Ostküste der Insel Nordaustlandet bis Kvitøya, der "weißen" fast vollständig von einer Eiskappe bedeckten östlichen Insel des Svalbard Archipel. Gleich gehts in die Zodiacs. Auch Nordaustlandet ist flach und weitgehend von einer Eiskappe bedeckt. Kurz nach 15:00 finden wir ein Bärentrio, bestehend aus Mama mit zwei deutlich verschieden großen Jungen, möglicherweise ein Männchen und ein Weibchen. Ich fotografiere 1h lang etwas über 500 Bilder mit dem großen Zoom vom Stativ aus. Erst von Deck 9, dann wechseln wir auf Deck 5 wegen des besseren Winkels. Die Bären kommen ziemlich nah und drehen erst ab, als sie keine passende Scholle mehr finden. Wir riechen offensichtlich sehr interessant. Gegen Abend passieren wir noch eine Scholle mit mit ca. 20 Walrossen. Um 22:00 zwei Bären, einer in einem Pool schwimmend, der andere am Riss einer Ringelrobbe, genüßlich kauend.
Trio im Packeis, schön nach Größe sortiert. Es gibt viele Robben hier, also auch Bären. DAS HIGHLIGHT unseres Tages !!! Und dann noch Walrosse... (Fotos © AK, 6.7.)
Dieser Tag war mit 10 Eisbären der beste, bislang (Fotos © AK, 6.7.)
Die Fotos
entstehen auf die klassische Weise, so wie früher als Dias nur jetzt digital, aber immer optimal belichtet, RAW-Format, keine Tricks, gute alte Naturdokumente. Dazu habe ich ein Stativ, 2 Spiegelreflex-Kameragehäuse im Vollformat und drei Hauptobjektive: 24-120 VR, 70-200 VR und 200-400 VRII, plus TC14eII. Als back-up noch mein 55mm AIS Micro Nikkor und ein 24mm AIS Nikkor. Diese manuellen Linsen sind quasi unkaputtbar. Für die Doku auf Wanderungen, die derzeit hauptsächlich Renate anheim fallen, die Fujifilm X E-2 mit dem 2/18mm und für richtiges Scheißwetter auf dem Zodiac noch eine Olympus TG-5 (eqiv. 25-100mm) Unterwasserkamera, die aber selten zum Einsatz kommt. Entwickelt wird mit Nikon NX-Studio und dem Fuji RAW File Converter 3.0. Thats it! Renate dokumentiert die Karten mit unserer Route und den Landeplätzen auf der Brücke direkt von den Seekarten mit ihrem Samsung Smartphone.
Auf dem Zodiac nutze ich hauptsächlich das 24-120 und wenn Tiere ins Spiel kommen das 70-200 mit TC14. Mein geliebtes AFs 4/300 für die Freihand Aufnahmen muss diesmal zugunsten des großen Zooms zu Hause bleiben. Mehr von mir zu dieser recht speziellen Art Fotos zu machen, finden sich hier: https://photographylife.com/going-to-antarctica
Wir sind immer auf Bärensuche, da kann die Brennweite gar nicht lang genug sein, 8oo mm wäre schon schön... Zumal die AECO Regeln mit zunehmender Schiffzahl immer strenger werden. 300 Meter Abstand zum Schiff wollen erstmal überbrückt werden. (Fotos © AK & RK)
7.7.: Wir fahren über Nacht zu den sieben Inseln und wollten an der nördlichsten, Phippsoya, bei 80°42,5'N im Eis parken und dort ein bißchen wandern. ABER, das Eis ist bereits zu dünn und brüchig, also Planänderung! Wir fahren in einem weiten Bogen durch unkartiertes Gebiet Richtung Nordkap und kommen doch wieder in einem weiten Bogen zurück zur Insel Chermsideoya am Beverleysundet (Nordkapp der Insel Nordaustlandet) und suchen dort einen Landeplatz für den Nachmittag. Den Hubschrauber dürfen wir nicht einsetzen, Svalbardbestimmungen. Nur außerhalb der 12 Meilenzone ist es möglich, das nützt uns jetzt aber nix. Immerhin: immer noch herrlichstes Wetter...
Die Eisverhältnisse um Phippsoya sind zu schwierig für eine halbtägige Aktivität. (Karte: WIKI, Foto © RK, 7.7.)
Am Strand von Chermsideoya und der Beverly Sund im Pano: mit dem angeschwemmten Treibholz aus Sibirien könnte man eine große Blockhütte bauen. Treibeis und dünnes Festeis sind noch reichlich vorhanden. (Pano-Fotos © AK, 7.7.)
Ja, hier können wir anlanden, Kajak fahren, bergwandern und auch zum Signature Beach wandern (3 km hin + 3 zurück) oder bloß an der Anlandestelle rumflanieren und nur die paar Kalorien vom mittäglichen Lachs und Hummer zu verbrennen. Und natürlich Plastikmüll sammeln. Es kommen neun große Säcke zusammen. Doch dann müssen wir gegen 17:15 abbrechen, unsere Bucht treibt voll mit Eis. Der Kapitän schickt zwei große Zodiacs mit je zwei starken Außenbordern, um einen Kanal zum Schiff freizuhalten. Wir kommen mit dem letzten regulären Zodiac raus. Casey fährt zurück, die Wandergruppe ist noch draußen. Die brauchen dann mit den letzten drei Booten durch das sich schnell schließende Treibeis die Hilfe der beiden großen Zodiacs, um durch das Eis zu brechen. Um 18:05 sind alle wieder sicher zu Hause.
Am Beverlysundet landen wir am Strand der Chermsideoya an. Jede Menge Makro-Plastik und später will uns das Eis am Strand festhalten (Fotos © AK, 7.7.)
Abends helfen wir dann noch der GFK-Yacht Nanooq aus ihrer Eisklemme im Beverleysundet und brechen einen Kanal in eine freie Wasserfläche zwischen den Inseln. Fragt sich nur wie lange der Platz eisfrei bleibt... Mit einem Kunststoffboot würde ich hier nicht zu dieser Jahreszeit rumschippern.
Die norwegische Yacht Nanooq hat sich zu weit vorgewagt und hoffnungslos festgefahren, sie warten seit 1,5 Tagen auf uns. Wir brauchen drei Stunden, um sie frei zu bekommen (Fotos © AK, 7.7.)
8.7.: Nachts gegen 1:00 treffen wir noch auf die Boreal, der Hubschrauber fliegt los, um Leute auszutauschen und auch Filmaufnahmen von diesen Treffen im Treibeis zu machen. Wir gucken aber nur aus der Kabine über den Bildschirm zu. So ein Schiff ist schließlich kein Eisbär...
Wir verfolgen weiter einen eher westlichen Kurs durch das Packeis, das mal 80%, aber auch 100% Eisbedeckung aufweist. Wir haben jetzt Sonne mit Wolken.
Mitternachtssonne bei 80°50'N (Foto © AK, 7.-8.7.)
8.7.: Wir suchen entlang der 81°10' N Breite eine schöne Scholle zum Anlanden, der Hubschrauber steigt morgens mind. zweimal auf und geht auf Suchflug. Für den Nachmittag haben wir was gefunden: Lucia bohrt 1,40m tief ins Eis. Das Eis ist noch so hart, das Casey den Tut (grönländischer Eismeißel) braucht, um die Begrenzungsstangen für unseren Perimeter zu setzen. Die Champagner Bar wird aufgebaut und das Zelt für den obligatorischen "Polar Plunge". 11 Verrückte wollen springen... der Doc steht mit dem Defi bereit. Die Krankenschwester mit der Trage. Fehlt nur noch der Pfarrer, aber das muss dann der Kapitän machen. Alles geht gut. Nach unseren Außenaktivitäten zieht es sich langsam zu. Ich hole uns den Kaffee auf Kabine, wir sitzen an der offenen Balkontür und mümmeln Kekse. Abends gibt es dann schon das Abschluss-Gala-Dinner im großen Restaurant. Wir haben beim Maitre'd einen tollen Sechsertisch am Heckfenster organisiert und sind recht international: 2x Südafrika, 1x Neuseeland, 1x Australien + 2x Deutschland. Alle mit viel Reiseerfahrung, so haben wir den ganzen Abend genug Anekdoten und viel Spaß.
Wir auf dem Eis, Walter kann das Alter des Eiskern mit der Zunge bestimmen :-) (Fotos © AK, 8.7.)
Man bekommt einen kleines Gefühl für die Weite, wenn man nur ein Stück innerhalb des bewachten Perimeters in die Landschaft wandert und den Blick in die Ferne richtet... (Foto © AK, 8.7.)
Hongkong meets Germany (Foto © Lawrence Lo, 8.7.)
Der Polar Plunge braucht einen ziemlichen Aufwand: Zelt, Taucher, Doc, Schwester, Helfer und die Verrückten selbst, meist Männer... (Fotos © AK, 8.7.)
9.7.: Wir machen auf dem Rückweg noch zwei kleine Anlandungen auf jeweils breiten Strandflaten. Poolepynten mit Walrossen, einem Brackwassersee mit Vögel und Pflanzen im Schotter, ganz nett...
Am letzten Tag muss noch was aktives passieren: Wir landen bei einigen Walrossen an und vertreten uns die Beine auf einer langen Strandflate (Fotos © AK, 9.7.)
Links Seekarte, rechts Ausriss aus Keskinka et al., PlosOne, March 6, 2019: "3" zur Lage von Krabbentaucherkolonien am Eingang des Isfjorden
Die geografische Bezeichnung Alkhornet scheint vielversprechend, denn am Eingang des Isfjorden gibt es einige Kolonien des Krabbentauchers (Karte!), hier aber offensichtlich nicht, sonst würden wir Schwärme von Krabbentauchern sehen können (Fotos © AK, 9.7.)
Am Alkhornet haben wir wahrscheinlich die falsche Seite vom Vogelberg (?) angelaufen: Hier gibt es an den Berghängen keine Vogelbrutplätze, nur schöne Pflanzen. Auf der Strandflate noch zwei alte Walfangstation: eine der Pomoren und eine holländische (?) mit einigen leeren Gräbern. Bird Life International gibt 10.000 BP an ohne Angabe von Spezies.
An sich war ja geplant, von NO Grönland direkt nach NO Svalbard zu fahren. Da wir aber für die Einreise jetzt neu, norwegische Gewehre brauchen und unsere gleichen in Norwegen gekauften, nicht benutzen dürfen, heiliger Bürokratius!, müssen wir erst nach Longyearbyen, dort die zugelassenen Gewehre mieten und dürfen erst dann nach Norden fahren. Dies ist eine flammneue Bestimmung, die bei der Reiseplanung noch nicht vorlag. Das führt aber dazu, das wir im vorgegebenen Zeitrahmen bei der Rückreise nicht um die Südspitze Spitzbergens kommen und somit die Besuche vom Hornsund mit seinen Krabbentaucher Kolonien wegfallen. Letztes Jahr konnten wir schon wegen Sturm dort nicht anlanden.
Zu unserem großen Verdruss wird unser Ponant Rückflug nicht in Charles de Gaulle, sondern Orly landen. Dann sind wir frühestens um 1:00 im Hotel am CDG Flughafen und müssen um 5:00 schon wieder raus für den Morgenflug nach Frankfurt. Da hätt' ja mal einer was sagen können bei Ponant! Bez. haben sie wohl, die Franzosen wussten Bescheid, aber die deutschen Reisegäste wurden nicht informiert, war dann aber auch egal, denn es kommt ersten anders, als man zweitens denkt...
10.7.: Ja, von wegen Orly, unser schöner Business-Charterflug fällt wg. technischer Schwierigkeiten aus. Die Maschine steht noch in New York und wird den Termin bei uns nicht erreichen, verkündet der Kapitän um 9:30. Wir sind alle etwas angesäuert, sollen aber alle irgendwie umgebucht werden. Beim Mittagessen ist dann gegen 13:00 klar: Wir haben einen neuen Charter, resp. Linie Norwegian nach Oslo und übernachten da am Flughafen im Radisson Blu (kennen wir schon vom letzten Jahr, da gabs auch Ärger mit dem Rückflug von Longyearbeyen).
So schön kann Holzklasse sein, denn besser schlecht als gar nicht geflogen... (Foto © AK, 10.7.)
Dann soll es frühmorgens weiter nach Paris gehen. Dort verpassen wir dann unseren gebuchten Flug nach FFM. Also bitten wir den Flugkoordinator uns nochmal umzubuchen auf den Direktflug von Oslo nach Frankfurt um 9:50, das soll klappen, wir haben aber nur einen Reservierungscode. Die Flugverbindung hatte uns unser Reisebüro Polaris-Tours schon per SMS mitgeteilt, buchen muss aber Ponant, sonst müssen wir selbst bezahlen. Derzeit sitzen wir in Longyearbyen in der Funken Lodge und warten, um um 16:45 zum Flughafen gebracht zu werden. Die Maschine nach Oslo ist voll, unser Koordinator ist mit der Gruppe geflogen. Im Hotel Radisson Blu erwarten uns bereits die Cruise Direktorin und der Hotelchef der Charcot! Wir sind bereits eingecheckt und bekommen neben unseren Schlüsseln auch noch ein leckeres Fresspaket in die Hand gedrückt, denn im Radisson ist bereits alles zu. Ich checke sofort unseren LH-Code für Oslo-Frankfurt, da ist auch alles okay. Zur Ehrenrettung von Ponant kann man nur sagen: auf dem Schiff und die Leute, die mit nach Oslo geflogen sind, haben sich alle die Beine ausgerissen, die unglückliche Panne zu bereinigen, Hut ab ! Das aus dem versprochenen Business Flug dann Holzklasse wurde, Reisepech halt.
11.7.: Um 0:30 liegen wir in den Federn, stehen um 7:00 wieder auf, derweil hat die Rezeption unsere Bordkarten ausgedruckt, die ich gestern Abend noch an das Hotel gemailt hatte und wir frühstücken gemütlich.
Am Nachbartisch sitzt ein älterer Herr, der sich in unsere Konversation mit der Frage nach der Charcot einschaltet: Er gehört zu den Gästen, die auch hätten per Charter von Paris fliegen sollen. Sein Flug über Oslo geht nun um 11:00 und soll gegen 14:30 auf Spitzbergen landen. Dann kommt die Charcot erst mit einem ganzen Tag Verspätung los. Da haben wir ja noch richtig Glück gehabt!
Wir gehen dann vom Hotel aus 100m gegenüber in die Abflughalle. Der Selfservice funktioniert (wie auch in Island) schnell und problemlos, die Sicherheit dauert 10 Minuten und bereits eine Stunde später sind wir am Gate und haben dann noch 1h Zeit. Da können sich die dt. Flughäfen mal ne Scheibe von abschneiden. Als wir dann pünktlich um 12:00 gelandet sind, mussten wir sage und schreibe 30 Minuten auf die Treppen warten (Außenlandung) und Busse waren zunächst auch nicht verfügbar. 45 Min. bis zum Aussteigen! Das Gepäck kam für uns zwar schnell, aber auch erst nach einer Stunde. Der Parkshuttle war 5 Min. nach dem Anruf am Ausgang B6 und wir fuhren 15 Min später mit unserem Auto weiter nach Hause. Also ca. 2h vergangen zwischen Landung und Abreise, Servicewüste Deutschland eben... Die Autobahn war weitgehend frei und kurz von 17:00 waren wir dann mit Kaffeepause auf halber Strecke wieder zu Hause. Home sweet home, draußen ist es 35°C, drinnen im Haus nur 22,8°C. Über Nacht hat es auf 16°C abgekühlt.
Fazit der Reise: Anreise nach Island völlig problemlos mit entsprechenden Wartezeiten in Frankfurt. Abreise von Longyearbyen wieder mal chaotisch: Letztes Jahr wurde unser Charterflug durch den Flughafen einfach einen Tag vorverlegt, diesmal fehlt die Maschine und wir werden alle denn noch glücklich umgebucht. Am besten also ohne Charter selber Linie fliegen !?!
Nun zur Schiffsreise mit der Charcot: Schiff, Besatzung, Hotellerie alles allererste Sahne. An diesem Expeditionsteam könnte Ponant noch einiges verbessern. Auf den letzten beiden Reisen hatten wir mit Florence Kyper eine sehr freundliche, ruhige, sehr effiziente, kenntnisreiche Expeditionsleiterin. Diesmal ein (Ehe-)paar, Steve Moir als EL, Casey Perry als stellv. EL, die neu auf dieser Svalbard Route waren. Sonst sehr nett und auch kompetent, was Zodiacs und Teamorganisation betraf. Hatte aber zur Folge, das die Infos über die nächsten Anlandungen sehr schwammig bis nicht vorhanden oder gar falsch waren. Wir waren ja seit 2001 schon vielfach da und kannten mind. 50% der Anlandungen von früher. Wir haben uns selbstverständlich nicht eingemischt. Ein EL sollte unbedingt vorher als Teammitglied oder Stellvertreter mit der Route und den Zielen vertraut sein. Da hätte man punktuell mit mehr Vorabinfo über Wegezustand, Länge des geplanten Fußmarsches etc. für sich persönlich mehr rausholen können. Zumal einige Gäste etwas "gehbehindert" waren, (für die gegebenen Wanderumstände, wie tiefer Schnee oder Sand, Schotter, etc., ab einem gewissen Alter hat man halt manchmal Knie-, Hüft- oder sonstige schmerzhafte Einschränkungen). Ich bin dann notfalls umgekehrt wie andere auch, was wegen der obligatorischen Eisbärwachen - anders als in der Antarktis - immer etwas schwierig zu organisieren ist. Immerhin haben wir 16 Eisbären gesehen, bislang unser persönlicher Reiserekord.
Wie auch immer, wir planen wieder eine Reise mit der Charcot: im nächsten Jahr soll es einmal rund um den Nordpol gehen, erstmal von Island über Grönland durch die Nordwestpassage nach Nome in Alaska, dann von dort quer über den Pol und den Magnetpol nach Spitzbergen... Wir freuen uns schon wie die Schneekönige darauf.
© Text und 150 Fotos - Achim & Renate Kostrzewa (6-7/2023, 13.7.vorläufig fertig, update 31.8.23)
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