„Projekt Pulsatilla“ - 2. Ende des Lebenszyklus

Kühchenschellen (P. vulgaris) fotografiere ich seit ewigen Zeiten. Von der Knospung bis zum Fruchten gibt es eine Fülle von dankbaren Motiven, die gut erreichbar für mich an den kalkhaltigen Südhängen in der Nordeifel liegen. In den letzten 20 Jahren brauche ich nur 10 Minuten mit dem Fahrrad (oder 5 Min. mit dem Auto, wenn das Knie streikt) dorthin. Fotobeispiele der verblühenden und fruchtenden Schellen finden sich ja schon im ersten Teil (hier klicken). Diese Jahr war die Blühzeit relativ kurz und so bleiben mir Anfang Mai nur noch die Fruchtstände.

Man kann sie relativ konventionell fotografieren wie hier:

Technik:  FX, 100ASA, 4/70-200 + TC14eII @ 280mm, f/8, Bodenstativ, manuelle Belichtung und Scharfstellung. Foto © Achim Kostrzewa

Unter hunderten von Fruchtständen fand ich diesen. "Finden" bedeutet in diesem Zusammenhang, das man am Boden herumkriecht, weil man sonst die Details nicht sehen kann: Das interessante an diesem Bild ist das Spinnennetz, was den ganzen Fruchtstand umgibt und ihn nach unten "ausweitet." Bevor es zu diesem im Durchlicht immer attraktivem Fruchtstand kommt, verblühen die Schellen ganz normal. Aber selbst in diesem Zustand sehen sie attraktiv aus:

 

Diese "drei alten Grazien - Licht durchflutet" habe ich nun bei optimalem Licht optimal ins Bild gesetzt: in "Blickrichtung" viel Platz, relativ homogener HG, der aber noch den Wiesenstandort erahnen läßt. Da bin ich wirklich zufrieden mit. Obwohl man ja eher dazu tendiert nur schöne Blüten ohne Makel abzubilden. Aber so ist das Leben, man kann auch dem Alter seine Reize abgewinnen...    Technik:  D300, 100ASA, AIS Zoom-Nikkor 4/80-200mm + Nikon T5 Achromat, f/5,6, 1/125 sec., Stativ etc. Foto © Achim Kostrzewa

 

Wenn man es etwas kreativer braucht, kann man z.B. weiter in den Makrobereich vordringen und das Ganze von schräg oben aufnehmen. Die Möglichkeiten sind nahezu unbegrenzt. Es kommt aber darauf an die Schärfenebene "richtig" zu setzen:

 

Technik: Fuji x E-2 mit Adapter und manuellem  Micro-Nikkor AIS 4/105mm, zusätzlich PK-13 Zwischenring (27,5mm Auszug), 400ASA, f/11, 1/80 sec., Bodenstativ, Kabelauslöser und viel Geduld wegen des Windes...  Foto © Achim Kostrzewa

 

Bei mir heißt das automatisch "biologische richtig", andere Fotografen können das selbstverständlich anders machen. Ich habe zudem die Aufteilung nach dem "goldenen Schnitt" gewählt, könnte mir aber auch sehr gut ein Quadrat (im alten 6x6 Rollei- oder Hasselblad Format) vorstellen:

 

Technik: wie oben, nur unten auf das 6x6 Format beschnitten...  Foto © Achim Kostrzewa

Es ist auch noch vieles andere Denkbar und wird auch regelmäßig gemacht: Schellen gegen die untergehende Sonne sind sehr beliebt. Das bringt noch eine "emotionale" Komponente ins Bild. Ist aber an meinem Standort nicht möglich. Muß ich auch nicht haben, gibt es genug. Das heißt natürlich nicht, das ich so etwas ablehne. Wenn sich die Möglichkeit ergibt, mache ich solche Sonnenuntergangsmotive auch, denn es kommt bei Vorträgen immer sehr gut an.

 

 

Abends am Leuchtturm auf dem Cap aux Meules, Magdalenen Inseln, Ostkanada, in der Mündung des Sankt Lorenz Stroms gelegen. Technik: Fuji X E-2, XF 2/50mm, 200ASA, f/11, 1/2000sec. Zeitautomatik aus der Hand. WB=10.000 Kelvin, um das Rot zu betonen. Foto © Achim Kostrzewa

Hier ein Beispiel aus der Reisefotografie: "Meine" Fotogruppe steht am Leuchturm, um den Sonnenunterganz zu fotografieren, ich laufe gut 150m hinter den Leuchtturm, um beides in einem Bild zu vereinen und platziere die Sonne direkt hinter dem Leuchtfeuer. Das die Sonne dabei alles überstrahlt und partiell "ausbrennt", das Foto an dieser Stelle also gar keine Zeichnung und Farbe mehr aufweist, muß man hinnehmen, da ist der Sensor technisch genauso überfordert, wie es ein Diafilm wäre. Bleibt die Frage, welche Ausrüstung die "bessere" ist. Antwort: immer die, die man dabei hat :-) ! Klein und leicht, also Fuji, bei längeren Wanderungen. Groß und schwer nur bei gezielten Einsätzen, siehe hier.

Text & Fotos: © Achim Kostrzewa 12.5.2018