Mit Kanonen auf Blümchen…
…“schießen.“ Muß nicht sein, kann man aber machen: mit Teleobjektiv oder Telezoom.
Statt mit dem "Normalmakro" von etwa 100mm (die Modelle variieren je nach Hersteller zwischen 90 - 100 - 105mm, sehr beliebt ist auch das 150er von Sigma), kann man auch größere Telezooms mit erweiterter Naheinstellung hervorragend nutzen.
Winziges Blümchen vor der 400mm Kanone: Zwei Kühchenschellen zwei Meter vor der "Film"/Sensorebene. Man muß schon genau hinschauen um sie auch zu sehen. Foto: © Renate Kostrzewa
Am APS-C Format wird aus einem festen 105er ein 157,5mm. Das benutze ich fast immer an der Fuji. Bei den FX Nikons eignet sich das 4/70-200 VR sehr gut, denn es läßt sich bis auf einen Meter Nah einstellen. Das Objektiv löst an einer 36 Mpix D800E nach DxO Messungen 30 Mpix auf, was man an einer hohen Bildqualität in der Praxis erkennen kann und ist daher auch prima mit dem TC 14e II zu verwenden. Das erweitert die Makrofähigkeit nochmals. Die Brennweite wird auf maximale 280mm gesteigert. Beim AF-S 4/200-400 erreicht man einen riesigen Arbeitsabstand von zwei Metern bei einem maximalen Abbildungs-Maßstab von 1: 3,7! Plus 1,4x Konverter geht es sogar noch größer! Das qualifiziert diese Linse hervorragend für Arbeiten am Teich, z.B. jetzt im Frühjahr bei den Fröschen.
Hervorragend: Beide Zooms erreichen in ihrer jeweiligen Endbrennweite von 200 bzw. 400mm einen ABM von 1:3,7, haben also ein Bildfeld von 13,3 x 8,8 cm. Mit Konverter 1,4x erreichen sie sogar einen ABM von 1:2,64 = 9,5 x 6,33 cm und das jeweils aus einem bzw. zwei Metern Abstand zum Sensor! Mehr braucht der Naturfotograf in der Regel sowieso nicht...
Grünfrosch am Teich. Diese Aufnahme entstand noch mit dem 300mm Tele, was sich ebenfalls bis auf 1,47 Meter Nah einstellen läßt. Foto: © Achim Kostrzewa, Nikon FX mit AF-S 4/300, Novoflex-Triopod Stativ
Auf meiner "Hauswiese" für die Kühchenschellen ist der große Arbeitsabstand eher hinderlich, weil man jedes Mal, wenn man ein Hälmchen umbiegen muß, weil es ungünstig ins Bild ragt, wieder aufsteht und zur Pflanze hingeht. Von Vorteil ist der enge Hintergrundausschnitt gegenüber einem normalen Makro von 100 oder 150mm Brennweite. Aber man braucht auch ein sehr stabiles Bodenstativ und die Kombi von 3,5 kg für das 200-400 Zoom plus 1-1,5 kg für die Kamera plus 2 kg Stativ macht sich dann schon bemerkbar, wenn man auch noch weiter zu seinen Motiven wandern muß. Bloß für Pflänzchen erscheint mir der Aufwand zu groß. Für Amphibien dagegen ist diese Kombi ideal, weil man durch das Zoom und den Konverter sehr flexibel ist. Allerdings wiegt das Zoom fast 2 kg mehr als das kleine 300er.
Nikon FX mit AF-S 4/200-400 VRII , Novoflex-Triopod Stativ Foto: © Achim Kostrzewa, Fuji X-E2 mit 2/18mm
Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Die Kühchenschellen sind gut vom Hintergrund isoliert, man sieht aber noch genug vom Standort der Pflanzen, dem typischen Halbtrockenrasen der nördlichen Kalkeifel. Foto: © Achim Kostrzewa, Nikon FX mit AF-S 4/200-400 VRII plus TC 14eII, @460mm, 400ASA, 1/250sec., f/8, Novoflex-Triopod Stativ
Meine ideale Kombination: FX Gehäuse mit dem leichten 4/70-200 VR plus TC 14eII
Nikon FX mit AF-S 4/70-200 VRII plus TC 14eII auf dem Novoflex-Triopod Stativ in Minimalhöhe, dafür gibt es einen simplen Trick, siehe unten. Foto: © Achim Kostrzewa, Nokia Classic Handy
Dieses Bild wurde 2 Tage früher (Gründonnerstag) aufgenommen, da waren die Stengel der Schellen noch viel kürzer. Die Blüten gerade erst aufgegangen. Foto: © Achim Kostrzewa, Nikon FX mit AF-S 4/70-200 VRII plus TC 14eII, @260mm, 200ASA, 1/800sec., f/6,3, Novoflex-Triopod Stativ
Der Trick: man kippt den Kugelkopf um bis zu 90° ab und kann die Kamera trotzdem im Hochformat oder eben wie hier im Querformat benutzen, indem man Kamera und Objektiv wieder in der Objektivschelle entsprechend dreht! Mittels der unter dem Objektiv angebrachten Acra-Swiss Schiene von 100mm Länge, kann man das Objektiv für eine Feineinstellung auch noch ca. 50mm nach vorne oder hinten verschieben, ohne das Stativ bewegen zu müssen. Novoflex-Triopod Stativ in Bodenlage. Foto: © Achim Kostrzewa, Nokia Classic Handy
Fazit: Landschafts- und Makrofotografen müssen oft weit zu den Motiven wandern. Daher bieten sich Kombinationen an, die man sowieso braucht und die den Rucksack nicht zu stark belasten. Ich nutze aktuell ein FX Gehäuse, das VR 24-120 und das gegenüber dem 2,8 Zoom leichte und sehr leistungsfähige VR 4/70-200, den TC 14eII und mein altes Micro-Nikkor AIS 2,8/55 nebst PK-13 Zwischenring (für 1:2 bis 1:1 Makros). Das sind bloß 5 kg mit Rucksack plus weniger als 2 kg Stativ inklusive Leki-Wanderstöcken. Da kommt auch mein Rücken gut mit klar.
Text und Fotos © A. Kostrzewa 2018