Vögel im Flug - von 1980 bis heute (2015)

Teil 2: von der ersten professionell brauchbaren AF-Kamera, der Nikon F4 bis hin zur Super Sport Bildmaschine D4s

Im Laufe der Entwicklung des AF wurden die Trefferquoten bei Vogelaufnahmen im Flug immer besser. Daher machten und konnten das auch immer mehr Fotografen. Die ersten Nikon AF Kameras waren zusammen mit den vorhandenen Teles (Stangen-AF) noch zu langsam für diese Art Action, erst die Ultraschallmotore holten hier deutlich auf. Canon hatte diese zwar vor Nikon mit dem neuen EOS Bajonett 1987 (Canon EOS 650) realisiert, aber nur als Amateurmodell. Die Profi EOS 1 erschien erst 1989, um den Preis alle FD Geräte zum Altmetall werden zu lassen...

Aber: Im Vergleich zu den Verschlußgeschwindigkeiten, die heute mit hohen ASA-Werten bei KB und APS-C Sensoren möglich sind, waren auch die AF-Bilder auf Filmemulsionen früher alle ziemlich unscharf!

Ich habe die Entwicklung wie immer erst verspätet mitgemacht. Zuerst kam die F4s 1994 gebraucht in meinen Bestand, zusammen mit einem Systemblitz SB 24 und dem AF 2,8/80-200. Diese hatte ich in gutem Zustand von einem Polizeisportfotografen übernommen. Die F4 wurde 1988 in den Markt eingeführt und brach mit vielen alten Nikon Gewohnheiten. Für mich, die beste Film Nikon die es je gab. Sie hatte auch den stärksten AF Motor, der bis dato in einem Kameragehäuse verbaut wurde und so, trotz des externen Antriebs einen sehr schnellen AF. Es gab nur einen zentralen, horizontal ausgerichteten AF-Sensor (AM200), der bei Lichtstärken bis 5,6 funktionierte. Dazu hatte ich etwas später das AF 4/300mm IF-ED mit dem Stangen-AF-Antrieb. Das war besser als per Hand, aber doch noch sehr behäbig. Die dazu erworbene D801s war auch nicht schneller. ABER zu dieser Zeit waren Pinguine meine Hauptmotive und die fliegen nun mal nicht :-) . Daher war der Schritt zur analogen F5 mit schon 5 AF-Feldern nicht erforderlich für mich.

 

Der Wechsel zur Digitalfotografie erbrachte neue Möglichkeiten für Flugfotos!

Es begann mit der D300 im Jahr 2007. Zusammen mit dem AF-S 4/300mm, das ich seit 2001 besitze, ist diese Kombination bis heute die beste, die ich für Flugfotos bislang benutzt habe. Natürlich wäre eine D3s da noch schneller gewesen, was Reaktionszeit und Motorfrequenz betrifft, aber für meine Fernreisen waren die neuen Profimodelle von Nikon zu klobig und schwer (und auch zu teuer!). Erste Übungsmöglichkeiten ergaben sich wiederum auf Antarktisreisen: vom Schiff aus Seevögel, bevorzugt Albatrosse zu fotografieren:

 

Die Kombination von D300 und AF-S 4/300 benutze ich bis heute mit einigem Erfolg. Wenn nötig, wird bei gutem Licht auch noch der TC14 IIe dazu genommen. Einstellungen: max. Bildfrq.= 6 B/s, Verfolgerautofokus mit 21 Meßpunkten, der zentrale Meßpunkt wird von Hand (mit der Multifunktionstaste/Wippe) dort hin gesetzt, wo der Vogelkopf im Sucher erscheinen soll. Man muß sich also über seine Bildkomposition im Voraus in klaren sein! Bei f/5,6 muß für scharfe Fotos >1/1.500 sec erreicht werden können. Da muß man dann schon an der ASA/ISO "Schraube" drehen (oder diese auf AUTO setzen, was ich nicht tue). © A.Kostrzewa (Südgeorgien 9-10/2008)

 

Zur Albatrosfotografie kommt demnächst ein englischer Artikel auf einem amerikanischen Fotoforum...:

Hierzu ein kleiner Teaser: Nah, näher, noch näher! Bulleralbatros. D300 und AF-S 4/300   © A.Kostrzewa (Eastern Antarctic Ocean  1/2013)

Ist die Auswahl  groß, steigen die Chancen für gute Verhaltensfotos von Albatrossen.  D700 mit 200mm  © A.Kostrzewa (Bounty Is., Eastern Antarctic Ocean  1/2013)

 

Meine erste digitale Nikon war da schon wesentlich besser ausgestattet: 51 AF-Felder stehen maximal zur Verfügung und decken einen weiten Bereich im Sucher ab. Übernommen wurde die Technik von der Profi D2xs. Meine Einstellungen für die D300 nach einer Reihe von Tests sind seit 2008 bis heute: max. Bildfrq.= 6 B/s (bei 12 Bit RAW), Verfolgerautofokus (AF-C) mit 21 Meßpunkten, der zentrale Meßpunkt wird von Hand (mit der Multifunktionstaste/Wippe) dort hin gesetzt, wo der Vogelkopf im Sucher erscheinen soll. Bei f/5,6 muß für scharfe Fotos >1/1.500 sec. erreicht werden können. Da muß man dann schon an der ASA/ISO "Schraube" drehen.

Bei der D700 erreicht man mit Batteriebooster 8 B/s (bei 14 Bit RAW), sonst werden die Einstellungen beibehalten. Beide Kameramodelle erlauben die Nutzung des TC 14 Konverters bei gutem Licht. Ohne Konverter reagiert der AF aber schneller.

 

Frontale Flugfotos von Papageitauchern sind nicht so einfach wegen der hohen Geschwindigkeit der Vögel. Sie fliegen wegen der hohen Flügelbelastung so ziemlich an der Grenze ihrer Flugfähigkeit: etwa 20m/sec. (knapp 70 km/h) schnell mit 400-500 Flügelschlägen pro Minute. Im Vorbeiflug mag das noch gehen, ab 1/1.250 sec. bekommt man scharfe Bilder, so sich der AF überhaupt einlockt. Im direkten Anflug braucht man schon 1/2.000 sec. dafür. Technik: D700 mit AF-S 4/300, freihand. Vom Stativ geht das nicht, auch nicht mit einer Wiege, dazu sind die Vögel viel zu schnell und die Reaktionszeit für den Fotografen viel zu kurz. Von etwa 500 Anflügen konnte ich nur etwa 100 überhaupt im Sucher behalten und mit dem AF verfolgen, die Vögel drehten ab, verschwanden hinter Strukturen der Landschaft o.ä. Von diesen 100 waren etwa 5-8 brauchbar, mußten aber noch beschnitten werden, um einen visuell akzeptablen Ausschnitt herzustellen... Gebraucht habe ich dafür 2 x 2 Stunden intensiver Arbeit.  © A.Kostrzewa (Skokholm, Wales 7/2012)

 

Mein Ziel ist es scharfe Aufnahmen von Seevögeln bei vielen verschiedenen Verhaltensweisen zu bekommen, eben auch beim Fliegen. Künstlerische Fotos, wie Mitzieher, Wischer o.ä. stehen weiter hinten auf meiner Wunschliste, wenn ich mal viel Zeit habe...

Das klappt sehr gut mit der Actionfotografie aus der Hand mit dieser 2,5 kg "leichten" Kombination. Man zielt und drückt ab. Das schwierigste ist, die schnellen Vögel überhaupt in der Anflugphase in den Sucher zu bekommen, eine einigermaßen ansehnliche Bildgestaltung hin zu legen und nicht immer nur den Vögeln hinterher zu fotografieren, wie man das so häufig sieht. Mit der D700, die 2010 dazu kam, geht das auch ganz hervorragend:

 

 

2010: neue Kamera, neue Tests; hier mit der D700 mit automatischer Meßfeldsteuerung = 21 Felder aktiv! Beim Anflug wird auf die Schnabelspitze scharf gestellt, die Augen werden schon unscharf. Beim Vorbeiflug klappt das prima. D700 mit AF-S 4/300 bei offener Blende und 1/2.500 sec. © A.Kostrzewa (Groote Peel, NL, 9/2010)

 

Gänsegeier im Vorbeiflug. Auch die fliegen schneller als man glaubt.  D300, AF-S 4/300 mit TC 14IIe, f/6,3, 1/800 sec.  © A.Kostrzewa (Extremadura 4/2015)

 

Je länger die benutzte Brennweite, je schwieriger wird das. Vor allem den Vogel überhaupt in den Sucher zu bekommen. Ich habe schon viele Fotografen dabei schier verzweifeln gesehen: 500/600mm auf einem Gimbal-Head und großem Stativ, das mag bei Basstölpeln im Gegenwind ja noch angehen, aber bei fliegenden Papageitauchern? Unmöglich!

 

Startender Papageitaucher. Das geht sehr schnell. Daran versuche ich mich schon lange. Hier eine günstige Situation, mit einem kleinen Ausflugsboot kreuzten wir vor einer Kolonie von ca. 10.000 BP in der Nähe von Reykjavik . D700 mit AF-S 4/300 bei offener Blende und 1/2.500 sec., leichter Ausschnitt.  © A.Kostrzewa (Island 6/2015)

 

So bequem hatte ich das noch nie: vom Sonnendeck eines Kreuzfahrtschiffes aus - wie lagen geankert vor dem Tunabreen und von Post Gletscher - quasi aus dem Deckstuhl heraus - schnell fliegende Eissturmvögel vor dem Meer als Hintergrund zu fotografieren. D300 mit AF-S 4/300 bei Blende f/5,6 und 1/2.000 sec.  © A.Kostrzewa (Spitzbergen 6/2015)

 

Oder hier ein weiterer Eissturmvogel vor dem strahlend blauen Himmel im ruhigen Vorbeiflug. D300 mit AF-S 4/300 bei Blende f/6,3 und 1/1.250 sec.  © A.Kostrzewa (Spitzbergen 6/2015)

 

Unmöglich mit einem großen, schweren Tele, aber gut machbar mit meiner kleinen, hochmobilen Ausrüstung, die auch überallhin mitgenommen werden kann im Flugzeug und bei Wanderungen im Rucksack.

Mein Fazit ist daher: für erfolgreiche Flugaufnahmen sollte man sich optimale Bedingungen schaffen:

und wer es gerne professioneller, also schwer und schnell hat, kann ja ein AF-S 2,8/300 mit einer D4s benutzen. Das wiegt dann gut 4,5 kg und erfordert etwas Hanteltraining vorweg :-). Jedenfalls schnelle Vögel kann man erfolgreich nur aus der Hand fotografieren, bei langsamen Arten wie Geiern geht das stellenweise auch vom Stativ mit einer Wiege aus.

Zum Üben noch ein paar Stichworte:

 

© A.Kostrzewa (Antarctic Ocean  1/2013)

Hier geht es zu Teil1

Text und Fotos: © A.Kostrzewa 7/2015