Makro- und Nahfotografie

 

„Makro“ bezeichnet an sich Abbildungsmaßstäbe (=ABM) von über 1:1. Der Gegenstand wird also schon auf dem Film/Sensor genauso groß oder größer als in Wirklichkeit abgebildet. Das ist etwas für ausgemachte Spezialisten. Dazu braucht man i.d.R. Balgengeräte und spezielle Lupenobjektive. Canon baut aktuell ein 65mm MP Objektiv, was ABMs von bis 5:1 erzeugen kann. Da ist alles schon eingebaut, der Balgen wird von einem Tubus abgelöst, sogar eine Stativschelle ist vorhanden, um das ganze auf den notwendigen Einstellschlitten zu schrauben. Aber das ist eher was für Spezialisten.

Meist wird der Begriff „Makro“ heute wesentlich lockerer gehandhabt. Die Marketingabteilungen der Gerätehersteller nennen alles Makro, was etwas näher heran kann als eine „normale“ Linse. Normal heißt hier die Brennweite in Millimetern ergibt ungefähr den Abstand zur Film/Sensorebene in Zentimetern, also eine 50mm Normaloptik lässt sich meist auf 50 oder gar 45 cm Abstand Objekt – Filmebene einstellen, das ist die so genannte "Naheinstellgrenze". Die ergibt meist einen ABM von 1:8 -1:10. Der Makrobereich liegt zwischen 1:2 (halbe natürliche Größe auf dem Vollformat-Sensor) und eben dem was die Nicht-Makro-Objektive können. Das gilt für Festbrennweiten. Wir können dabei diese Naheinstellgrenze auch mit Zubehör erweitern: einem Zwischenring, der idealer weise auch die elektrischen Daten überträgt. Nachteil: man kann nicht mehr auf unendlich fokussieren ohne den ZWR wieder abzunehmen.

Dann müssen wir noch unterscheiden zwischen echten Makro-Objektiven, meist speziell gerechnete, teure Festbrennweiten und den Universal-Makro-Weitwinkel-Tele-Zooms, den regelrechten eierlegenden Wollmilchsäuen der Verkaufsprofis. Da gibt es sehr gute und grauenvoll schlechte Geräte. Einige teure Profilinsen haben auch einen erweiterten Naheinstellbereich, den Billigheimer sofort zum Super-Makro umdichten würden. Dieser Bereich findet sich bei den professionellen 2,8/70-200 oder 80-200mm Zooms und auch bei einigen großen Telelinsen. So lässt sich mein Nikkor AF-S 4/300 mm mit Innenfokussierung (IF) und Spezialglas (ED) bis auf 1,5 Meter fokussieren, zusammen mit dem passenden Teleconverter TC 14e II (=5,6/420mm) ergibt das dann einen ABM von etwa 1:2,7. Und das in erstaunlich hoher Qualität. Damit kann man vom trockenen Ufer schon Frösche vollformatig aufnehmen. Mein e Lieblingslinse, das manuelle AIS Zoom-Nikkor 4/80-200mm der letzten Baureihe hat auch so einen erweiterten Naheinstellbereich bis 1,2 Meter und auch die entsprechende Abbildungsleistungn (vgl. Projekt Pulsatilla).

Verwendet man dagegen die hochlichtstarken Superteleobjektive 2,8/300, 4/500 oder 4/600, die bei Tierfotografen quasi obligatorisch sind, muß man im Falle eines Falles wieder die Naheinstellgrenze mit einem ZWR erweitern. Bei Canon gibt es zwei mit jeweils 12 und 25mm Auszug und mit elektrischen Kontakten, bei Nikon muß man auf ein Zubehörteil von Kenko (25mm Tubus für Nikon AF) ausweichen. Ob der aber mit allen Gehäusen und AF-S Objektiven funktioniert, entzieht sich meiner Kenntnis.

 

Wasserfrosch (R.esculenta) D300, 400ASA, AF-S 4/300mm, f/5,6, 1/160 sec. Stativ             Foto: © Achim Kostrzewa

Ich mache seit 1978 an sich nur „Blümchen“ zu Hause auf den Halbtrockenrasen und Feuchtgebieten in der Eifel und vielleicht noch die Amphibien, die mir auf dem Weg dorthin quasi vor die Füße fallen. Natürlich dokumentiere ich auch die Botanik,  Kleintiere und Geologie am Wegesrand auf meinen Reisen. Mit diesen Fotos habe ich  u.a. zwei Naturreiseführer in zwei Auflagen  für BLV (Schottland 1994/98) und Kosmos (Skandinavien 2000/06) bestückt.

Mohnblüten Makro im ABM von 1,5:1. D300, 400ASA, ALPA-Balgen, Micro-Nikkor 4/105, 1/500sec, f/8, Stativ, SVA, Wind...       Foto: © Achim Kostrzewa

(vgl. Projekt Pulsatilla).

 

Krustenflechten...                                                                                                             © Achim Kostrzewa

In Schweden wird derzeit viel unter Schutz gestellt- u.a. um der Fauna-Flora-Richtlinie der EU zu genügen und auch "Naturerbe" Gebiete werden großflächig ausgewiesen. Oft um bestehende Schutzgebiete/Nationalparks herum.
Höga Kusten ist so ein Beispiel. In seinem Kern liegt der Skuleskogen NP. Geschütz werden hier u.a. alte Küstenlinien, die durch die nacheiszeitliche Landhebung bis über 100 Meter über dem derzeitigen Meeresspiegel liegen.
Wo kommt der Schotter her? Wie so oft in Schweden aus den verschiedenen eiszeitlichen Moränentypen wie Grund-, Seiten- oder auch Endmöränen. Dieser scharfkantige Schotter wurde dann vom Meer am Spülsaum gerundet und durch winterlichen Eisgang - typisch am Bottnischen Meerbusen - hochgedrückt. Zurück bleibt eine wellige Küstenlinie auch da, wo heute längst keine Küste mehr ist. Dazu kommt dann die intensive Flechtenvegetation. Das Ganze ergibt eine Fülle von attraktiven Motiven. Es ist schwierig den richtigen Bildausschnitt zu finden, und so verbringt man mit dem Erstellen eines befriedigenden Bildes schon leicht 15-30 Minuten

D700, 200ASA, AIS Micro-Nikkor 2,8/55mm, f/16, 1/60sec. Stativ, viel Wind, der aber den Regen fern hielt. Weiteres Abblenden wäre bis f/32 möglich gewesen, verringert aber wieder die Bildschärfe durch Beugung an den Blendenlamellen (Stichwort: "Förderliche Blende").

Und wo wir einmal bei den Flechten sind, hier noch eine Makroaufnahme dazu:

Flechten sind "Doppelwesen" aus Pilz und Alge. Oft wachsen die Pilzhyphen dem Thallus voraus und bilden einen Prothallus - sichtbar als schwarzer Saum. Die Spezies ist ausgesprochen schwierig - Landkartenflechte, das ist eine Sammelart noch komplexer als Rentierflechten. Die abgebildete Flechte wurde bei ABM 1:2 (bei vollem Auszug des Objektives) aufgenommen und hat etwa den Durchmesser einer 2 Euro Münze. 

D300, 200ASA, AIS Micro-Nikkor 2,8/55mm, Bl.16, 1/60 sec. Stativ, Schatten

(© AKo 25.2.2012, ergänzt am 18.8.12) 

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