Natur Pur - Bildbeispiele aus der Landschaftsfotografie:
Haleakala Krater am späten Nachmittag (D300, Micro-Nikkor AIS 2,8/55mm, Selbstauslöser) Foto: © Achim Kostrzewa
In der Landschaftsfotografie kann man mit der Kamera alleine kaum manipulieren: man wählt den Standort, baut sein Stativ auf, wartet auf das rechte Licht (am besten früh morgens oder abends kurz vor Sonnenuntergang) und unterstützt dies evtl. noch mit einem Grauverlaufs- oder Polfilter. Beim entwickeln des RAW mit Capture NX2 bin ich bei der Sättigung und sonstigen Farbmanipulationen sehr zurückhaltend: die realistische Darstellung der gelben Jacke und des von der Sonne Hawaiis gebräunten Hauttones zeigen, daß der Krater farblich korrekt dargestellt ist. Und sonst gilt: man darf dem Motiv später im PC nichts Hinzufügen oder Motivteile wegnehmen. Natürlich darf man Flecken und Staub entfernen.
OHNE FILTER: Haleakala - Tuffkegel, Lavastrom und Algenteppich - ein Blick in den Krater
Und so sieht das Bild durch meinen Sucher aus. Der Kraterkessel liegt im warmen, morgendlichen Streiflicht bevor die Sonne zu steil steht und keine Schatten mehr wirft. So werden die unglaublich bunten Farben der verschiedenen Tuff- und Ascheschichten betont. Alles manuell aufgenommen, wie zu Großvaters Zeiten ohne AF ohne alles bloß statt Film den Chip belichtet. Die große Tiefe im Bild entsteht durch das Seitenlicht und die Staffelung der Motivteile. Habe festgestellt, dass der Weißabgleich werksseitig sehr kühl (blau) eingestellt ist. Korrigiere das entweder beim Entwickeln oder gleich vor Ort durch eine manuelle Korrektur.
D700, 200ASA, Zoom-Nikkor AIS 4/80-200 @ ca.100mm, Bl.8, 1/100 sec., manuell (-1/3 EV), Stativ mit Rucksack beschwert wegen starker Windböen. Foto: © Achim Kostrzewa
Ich verfüge über eine große Zahl von 4,5 x 6 Dias auf Fujichrome Velvia, die fast alle nicht digitalisiert sind. Als Beispiel möchte ich eine ungewöhnliche Landschaftsaufnahme zeigen, die mit einem Fisheye-Objektiv gemacht wurde. Man kann heftig darüber streiten, ob eine solche gewollte Verzerrung sinnvoll wäre. Andererseits unterstützt diese Darstellung besonders dieses Motiv:
Die Flußschleife des Colorado River, den "Horseshoe Bend"
Horseshoe Bend ist einer meiner
Lieblingsplätze. 2003 war gutes Wetter und so konnte ich auf dem Colorado
Plateau viele Aufnahmen machen. Hier kann man die Diskussion zum Foto einsehen:
http://naturfotografen-forum.de/o228303-Horseshoe+Bend+-+Diakopie+Test+2?rel=search&displaymode=0&types[]=img&authorid=58229&pqorderby=o.create_date&pqpage=9
Mamyia 645 super mit Arsat (Kiew) 3,5/30mm Fisheye, Bl. 16 auf Velvia 50, Stativ, Belichtungsmessung mit Lunasix 2 und Spotaufsatz.
Viele weitere Aufnahmen finden sich hier auf verschiedenen Seiten dieser HP, besonders auf der Startseite, den Reiseberichten und der "Polarfotografie"
Landschaftsfotografie extrem:
Hier möchte ich eine junge Fotografin vorstellen, die wirklich ungewöhnliche Landschaftsfotos macht und schon in jungen Jahren ihren eigenen Stil entwickelt hat: Kerstin Langenberger.
Kerstin benutzt nach der analogen F4 die digitale D700 mit AF-S 2,8/17-35, AF-D 1,4/50 u. AF-S 2,8/80-200. Wenige, aber hochwertige Geräte. Sie bewegt sich nur mit öffentlichen Verkehrsmitteln, manchmal auch Hundeschlitten, dem Fahrrad und zu Fuß fort. Sie fotografiert überwiegend in Norwegen, Island und Spitzbergen. War aber auch schon in Neuseeland unterwegs. Viele ihrer Aufnahmen entstehen zu ungewöhnlichen Zeiten: in der Dämmerung und Nachts.
Ihre erste Aufnahme, die ich bewusst gesehen habe, zeigte Sie im „Forum für Naturfotografen.“ Ein Aufnahme aus Islands Nordwesten: „Hornstrandir“ hat mich dann neben einigen anderen Bildern (und Büchern) veranlasst endlich selbst dorthin zu fahren. Diese Aufnahme überzeugt mich photographisch durch bedrohliche Schwärzen und den konsequenten Bildaufbau. http://naturfotografen-forum.de/o200893-Hornstrandir?rel=search&types[]=img&authorid=200841&displaymode=1
Zeigen möchte ich von ihr ein sehr ungewöhnliches Foto der nächtlichen Aurora borealis (Nordlicht) über dem Jökulsárlón in Südisland.
© Kerstin Langenberger, Sie schreibt dazu:
Nicht von dieser Welt...
... war die Nacht des 2. Januar 2012, die ich bei Jökulsárlón in Island
verbrachte.
Nach wochenlangem vergeblichen Warten auf Aurora beschloss ich trotz mäßiger
Nordlichtprognosen die Nacht zum Tag zu machen und einmal Schlafen auszulassen -
das Wetter war einfach zu gut! Die Sonne geht in Island Anfang Januar schon vor
16 Uhr unter, die Temperaturen lagen in dieser Nacht bei etwa -8°C. Die ersten
Stunden waren kalt und etwas deprimierend: es wollte sich am blauen, vom Mond
erhellten Himmel partout keine Aurora blicken lassen und entstanden "nur"
normale Nachtfotos eines besonderen Ortes. Erst gegen 23:30 Uhr ließ sich ein
Schimmer von Grün am Nordhorizont erahnen - der sich in den folgenden Stunden zu
einem breiten, sich bewegenden Band aus grünlich-grauen Lichtern entwickelte. Um
3:30 Uhr tauchte der Monduntergang die schneebedeckte Welt in verrücktes da
widersprüchliches Licht. Zum Glück kam mir da die Idee, ein schon lange
geplantes Foto endlich umzusetzen: eine komplette Darstellung des
Nordlichtbandes, ein Panorama von etwa 180°, vor der atemberaubenden Kulisse der
winterlichen, frisch verschneiten Gletscherlagune Jökulsárlón. © Kerstin
Langenberger
Aufnahmetechnik: Panorama aus 8 Hochkantbildern von jeweils AF-S 17-35@ 17mm,
f/2.8; 8 Sekunden auf ISO 1600, Stativ
Lokale Bildbearbeitung: Entsättigung der Grüntönes des Nordlichtes zwecks
realistischer Farbdarstellung, Panorama-Montage der Einzelbilder, minimales sehr
lokales Hinzufügen (Stempeln) von Himmel und Vordergrund, um nicht zu viel Rand
zu verlieren.
„Ich besitze
nur ein ganz normales Kugelkopfstativ und habe keine Ahnung von Panofotografie.
Ich habe die Bilder lediglich überlappen lassen und versucht, den Horizont in
einer Höhe zu halten. Habe insgesamt drei Panoramen gemacht, aber nur dieses
"passt" (mit ein wenig Stempeln an drei Randstellen) - zum Glück war es vom
Motiv her das mit Abstand beste! Das war Anfängerglück hoch drei, würde ich
sagen!“
Zur Entstehung: (Kerstin schrieb auf meine Frage): „Ich bin aus
ökologischen Gründen nie mit Auto unterwegs, immer nur zu Fuß! Bin um die
Mittagszeit nach Jökulsárlón getrampt und dann non-stop 30 Stunden durch die
Gegend gedüst. Habe dann immer so lange fotografiert bis mir kalt wurde und bin
dann 15-30 Minuten zügig gewandert: einerseits wurde ich dann wieder warm, und
andererseits gelang mir so auch ein Standort- und Motivwechsel. Ich glaube ich
habe während dieses Ausfluges gut 15 Kilometer zurückgelegt: zum Strand, von der
Ost- an die Westseite des Flusses, Hügel rauf und Hügel runter, Spontansprints,
Rumgehüpfe und Tanzeinlagen inklusive... Wenn mich niemand sehen kann ist mir
egal wie affig ich mich aufführe, Hauptsache mir bleibt warm!
Inmitten
dieser schneebedeckten Traumlandschaft brauchte ich mir auch keine Gedanken zu
machen, dass ich Pflanzen zertreten oder langwierige Spuren in der Landschaft
hinterlassen hätte, was alles nochmal viel einfacher machte!“
Unter dem Bild entstand eine rege Diskussion, der man über diesen Link folgen kann:
Hier einige mir relevant erscheinende Ausrisse:
Kerstin: „Der
orangefarbene Fleck ist mir mit bloßem Auge auch nicht aufgefallen: ja, ich gehe
davon aus dass es sich um die weit entfernten Lichter der Siedlung Höfn handelt,
die liegt genau dort.
Jens, zu deinem anderen Kritikpunkt: Ich bin in der Tat der Überzeugung, dass
fast alle Polarlichtaufnahmen, die man so sieht, die Farben übertrieben
darstellen - meistens ohne dass die Fotografen sich dessen wirklich bewusst
sind. Ich weiß dass ich mich mit dieser provokanten Aussage mitten hinein in die
Schusslinie der Kritiker begebe, aber: ich habe jetzt so oft Aurora gesehen, und
sehr selten waren wirklich quietschende Farben dabei. Meistens eher sanft bis
maximal pastellfarben. Ich denke dass man sich mit seinen Erinnerungen ganz ganz
schnell an den gemachten Bildern orientiert: der Mensch liebt Farbe nun einmal,
und diese wird von den Kamerasensoren ja zur Genüge aufgezeichnet.
Hallo Benj, genau das ist das Problem: die Aurora ist für unsere Augen in den seltensten Fällen so grün zu sehen, wie auf Fotos. Die Kamerasensoren sind auch aufgrund der langen Belichtungszeit viel empfindlicher für Aurorafarben, als unsere Netzhaut. Schwache Aurora ist farblos, mittelstarke Aurora ist gräulich-grün und nur die stärksten Nordlichter sind tatsächlich leuchtend gelblich-grün, kurzlebig lila oder gar weinrot. Kameras allerdings zeichnen selbst das farbloseste Nordlicht als froschgrün auf und zeigen rot-braune und Blautöne, die unsere Augen nicht wahrnehmen können. Diese knalligen Farben machen auf den Fotos natürlich irren Eindruck, entsprechen aber in keiner Weise der Wirklichkeit. Deswegen versuche ich auch mit meinen Nordlichtbildern dem allgemeinen Trend der übertriebenen Farben etwas entgegenzuwirken und Aurora so darzustellen, wie es mir im Nachhinein als authentisch erscheint. Auch dies ist ganz klar nur ein Kompromiss, da es meine persönliche Interpretation darstellt: im Endeffekt kann nunmal kein Foto der Welt den realen Eindruck wiedergeben!“
Das Aurora-Bild entstand bei 1.600 ASA. Hier hat uns die Digitalfotografie echt weitergebracht, auch wenn die Sensoren nicht genau der Farb- Empfindlichkeit unserer Netzhaut entsprechen, wie Kerstin bei der Bearbeitung angemerkt hat. Damit wird die Spiegelreflex-Digitalkamera auch zum wertvollen Instrument für die Astrofotografie für Hobby-Astronomen. 6.400 ASA ohne dramatisches Rauschen sind bei der D700 möglich, heute sogar noch wesentlich mehr...
Milky Way - Milchstraße Foto: © Achim Kostrzewa
So schön kann der Himmel ohne Streulicht sein... in West Australien, Kalbarri NP gegen 20:00 bei Neumond. Daher bitte nur in einem abgedunkelten Raum betrachten. Wie bei den Nordlichtern ist auch in der Astrofotografie die Farbigkeit der Aufnahme wesentlich größer als der optische Eindruck beim Blick in den Himmel.
D700, 6.400 ASA mit kamerainterner Rauschminderung, AF-D 18-35 @ 18mm, Bl.5,6, Langzeitbelichtung ca. 30 sec., Kabelauslöser, Stativ
Die Astrofotografie war schon früh eine Digitaldomäne. Viele Bildverbesserungsprogramme, die wir heute benutzen, wurden ursprünglich von Astronomen für ihre Bedürfnisse entwickelt. Und was davon die Astronomen nicht entwickelt haben, machten die Bildauswerter der CIA für ihre Spionagesatelliten der 1970er Jahre, die auch schon mit Scannertechnik ausgerüstet waren...
(© AKo 29.1.12)