Faszination Antarktis
Foto: Blick von Petermann Island über den Penola Kanal aufs Antarktische Festland. Mit Photomerge zusammengesetztes Panorama (C) R.Kostrzewa, LUMIX DZ 20, WW, Nov. 2005
Wenn man seinen Freunden erzählt, man fährt in die Antarktis, stößt man oft auf Unverständnis. Was willst Du denn am Südpol? Dort ist doch nichts, nur Kälte und Eis ! Zugegeben: Es gibt jede Menge Eis, und selbst im Südsommer ist es selten über 5 Grad warm.
Aber
keiner
kann sich der faszinierenden Schneelandschaften der antarktischen Küsten
entziehen, wenn man durch den schmalen, gletschergesäumten Lemairekanal, durch
die Paradise Bay oder ins Weddellmeer fährt.
Was macht die Faszination, die einzigartige Anziehungskraft der
Antarktis aus? Die Farben, die Lichtstimmungen, die unendliche Stille und dann
wieder das Brausen des Sturms und die Kakophonie in den Pinguinkolonien.
Foto: Adeliepinguine ruhen sich auf einer Eisscholle aus. (C) A.Kostrzewa, mit F4s und 2,8/80-200mm vom Zodiac aus.
Mit Spannung wartet jeder auf die ersten
Eisberge. Manche sind so hoch wie Kathedralen, andere zeigen skurrile Formen mit
Zinnen, Türmchen, Bögen oder Toren. Wind und Wellen modellieren diese
Eiskulpturen.
Seit den ersten Tagen der Lindblad
Explorer und
späteren Society Explorer, des berühmten "little red ship", der
schwimmenden Volkshochschule der 1970er Jahre, hat sich der Antarktis-Tourismus
verändert. Es kommen immer mehr Schiffe, die immer mehr Enthusiasten in diese
Landschaft bringen. Im Südsommer 2003/4 waren es zum ersten Mal über 20.000
Besucher. Dazu
zählen sowohl sehr komfortable vier Sterne Kreuzfahrer mit abendlichem Künstlerprogramm
bis hin zu russischen Eisbrechern mit gemütlicher Expeditionsatmosphäre, die
manchmal sogar mit Hubschraubern ausgestattet sind, und dann bei Fahrten ganz
oder halb um die Antarktis herum bis zu den Kaiserpinguinen vordringen können.
Foto: Mit der Nordnorge in der Paradiesbucht. (C) R.Kostrzewa, mit LUMIX DZ 20, 36mm WW, Nov. 2005
Auch
wir fahren seit dem Südsommer 1995/6 auf dieser Route, mit der alten World
Discoverer unter Kapitän Karl-Ulrich Lampe oder mit der „alten“ noch
so schön blauweißen Bremen
unter Kapitän Heinz Aye und jetzt mit der rotweißen Nordnorge
und ihren eiserfahrenen norwegischen Offizieren.
Selbst nach 15 Reisen bleibt
die Anziehungskraft der südpolaren Gefilde für uns ungebrochen. Außerdem
trifft man auf den Kreuzfahrtschiffen immer wieder interessante Persönlichkeiten.
Unsere
Anlandungen erfolgen mit Zodiaks, den Expeditionsschlauchbooten, die schon
Jaques Cousteau benutzte. Wir sind mit modernem Polarfleece und Goretex warm und
trocken gekleidet und nur für ein paar kurze Stunden an Land. Zurück auf dem
Schiff erwartet uns immer ein heißer Grog oder Glühwein, eine warme Dusche und
leckeres Essen. Unser höchstes Risiko ist schon mal ein nasser Achtersteven vom
Bootfahren, oft nasse Handschuhe und im Extremfall auch mal nasse Füße, weil
man bei der Anlandung nicht aufgepaßt hat. Reingefallen ist in der ganzen Zeit
noch keiner, weder ein Lektor, noch ein Gast.
Die
Landschaften sind, wenn nicht von Eis und Schnee bedeckt, leer und
karg. Kein Baum oder Strauch wächst hier. Die Südshetland Inseln sind
meist noch schneefrei. Ihr Vulkanismus gebiert schwarzgraue Asche- und Lavaböden.
Nur vereinzelt wachsen kleine Moospolster und Flechten. Aber gerade diese
Kargheit hat ihren eigenen Reiz.
Foto: Zügelpinguin mit zwei Jungen am Nest. (C) R.Kostrzewa, mit Nikon F801s und 2,8/80-200mm bei 180mm
Unvergessene
Erlebnisse bereiten die Anlandungen an Pinguinkolonien. Wir besuchen Plätze, an
denen mehrere tausend Nester dicht beieinanderliegen. Schon die Überfahrt mit
dem Zodiak vom Schiff zur Küste hat ihren Reiz. Je mehr man sich dem Strand nähert,
je lauter werden die Rufe der Pinguine. An warmen Tagen strömt einem ihr
strenger Duft nach stechendem Amoniak entgegen. Nach einem kurzen
Orientierungsrundgang sollte man sich unbedingt eine gute Beobachtungsstelle
suchen und das Treiben einiger weniger Pinguinnester aufmerksam beobachten.
Hautnah sitzen wir am Rande des Geschehens. Die belichteten Filmrollen mehren
sich oft viel schneller als geplant, wohl dem, der seine Digitalbilder auf dem
Laptop oder der mobilen Festplatte (Bildtank) abladen kann.
Zu
Beginn der Reise wird man schon einmal gefragt: „Was meinen Sie, werden wir
wenigstens Pinguine von Weitem sehen?“ Die Nähe und die enorme Anzahl der Vögel
ist für jeden urbanen Europäer schier überwältigend und ein wirklich
einmaliges und unmittelbares Naturerlebnis, was allein die ganze Reise lohnt.
Wir sehen zwar nicht immer die größten Kolonien, sind aber mitten im
Pinguin-Paradies und können pro Reise mit hunderten hautnahen Adelie-, Esels-
und Zügelpinguinen rechnen. Je nachdem, wo wir anlanden können, sehen wir mit
etwas Glück auch noch einige Macaroni Pinguine. Pinguin-Fans kommen also voll
auf ihre Kosten, wenn das Wetter nur einigermaßen mitspielt. Wenn unsere Reise
weiter nach Südgeorgien geht, erlebt man auch Königspinguine. Die Falkland
Inseln bieten uns zusätzlich noch Felsen- und Magellanpinguine sowie
Schwarzbrauen-Albatrosse.
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Für uns
persönlich ist die Antarktis zwischen Feuerland und dem südlichen
Polarkreis an der Antarktischen Halbinsel einer der faszinierensten Plätze auf
unserem blauen Planeten. (Copyright - R. & A. Kostrzewa, im Dezember 2004,
update Dez. 2005)
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