Eisberge fotografieren aber richtig...
Aktuell einige Aufnahmen aus dem Weddel Meer vom Januar 2020. Im Gegensatz zu früheren Reisen war das Wetter meist trüb und feucht, was durch die Temperaturerhöhung im Bereich der gesamten Antarktischen Halbinsel bedingt ist, die auf den Klimawandel (durch immer mehr Co2 in der Atmosphäre) zurück geht.
Zwei Weddell Meer Panoramen. Die beiden Tafeleisberge unten stammen vom gerade auseinander brechenden Larsen-C Schelfeis. Bei solchen Eisriesen, Oberkante 30-40m, ist der Standort auf dem Schiff ziemlich egal. Hier vom Panoramadeck aus. Fotos © Achim Kostrzewa, 2020. Weitere Fotos hierzu im aktuellen Reisebericht.
Antarktis: aufziehender Sturm über Tafeleisbergen. Nikon FX mit 80-200mm: Licht und Schatten sind wunderbar verteilt. Auf der Eiskante des großen Tafeleisbergs arbeitet das Streiflicht die Konturen besonders heraus. Tieferer Standpunkt vom Schiffsbug aus: so kann man den Vordergrund mit einbeziehen. Foto © Achim Kostrzewa
Der "beste" Platz dafür ist in Westgrönland, in der Disko Bucht am Eisfjord, wo der Kangia Gletscher ins Meer fließt. Man kann von Kopenhagen gleich über Kangerlussuaq nach Illulissat mit Air Greenland fliegen und sich dort im Hotel einmieten. Das geht recht flott: Abends nach Kopenhagen und am nächsten Morgen nach Westgrönland. Zum Mittagessen ist man schon da.
Eisberge spätabends in der Melville Bay, West-Grönland Foto © Renate Kostrzewa
Zum Gletscher im Sermermiut Tal kann man über einen leichten Weg mit guten Holzplanken sogar zu Fuß laufen. Von der Meerseite her ist es fotografisch noch interessanter. Die Fischer bieten Touren zu verschiedenen Tageszeiten – am besten sind für mich die Abendtouren, wegen der tollen Lichtverhältnisse. Sie fahren mit ihren Booten zwischen den Eisbergen herum und man sieht dabei auch oft Buckelwale. Will man erstmal schauen, wie das in Grönland so ist, bietet sich auch eine Kreuzfahrt nach Westgrönland an.
Auch in Ostgrönland oder der Antarktis kann man gut Eisberge vom Schiff aus fotografieren. Mittlerweile werden auch im Winter Touren ins Packeis angeboten.
Eisberge zu fotografieren ist ein Sondergebiet der Landschaftsfotografie und es gelten die bekannten Regeln der Bildgestaltung, die in vielen Büchern und Artikeln leicht nachzulesen sind…
Besonders wichtig für den Fotoerfolg ist die Lichtführung: die Motive weisen vielfältige Kanten und Flächen auf, diese lassen sich im Seitenlicht besonders gut differenzieren. Bewölkter Himmel ist oft von Vorteil, er läßt Strukturen im Eis hervortreten, die bei direktem Sonnenlicht nicht sichtbar sind.
Auf dem Zodiac oder Ausflugsboot geht es relativ eng zu: man hat nicht so richtig die Möglichkeit Objektive zu wechseln oder Filter. Daher mein praxiserprobter Vorschlag: eine Kamera mit mittlerem Weitwinkelzoom, eine zweite mit Telezoom. Extreme WW braucht man eher nicht, weil sonst viel zuviel von den Mitreisenden ins Bild kommt. Also 24-85, 24-105, 24-120mm ergänzt durch Tele 70-300 oder besser 100-400. Dann ist man für alle Situationen bereit. Eine Bildstabilisierung kann auf dem schwankenden Boot hilfreich sein. Es ist halt eher Reportagearbeit als genüßliche Landschaftsfotografie vom Stativ aus...
Kangia Eisberge vom Sermermiut Tal aus gesehen. Es sieht jeden Tag anders aus, da sich die Eisberge Richtung Meer bewegen. Vom Ortszentrum in Illulissat läuft man eine gute Stunde bis hierhin und man kann noch weiter nach links das Tal aufwärts laufen. Wichtig ist auch hin und wieder einen Größenvergleich zu haben. Erst dann werden dem Betrachter die Dimensionen klar. Nikon FX mit 28-85mm. Hier kann man vom Stativ aus arbeiten! Foto © Achim Kostrzewa
Eisberg in der Diskobucht unter Tageslichtbedingungen: wenigstens arbeitet das leichte Gegenlicht die Konturen heraus.
Eisberg in der Diskobucht im Abendlicht vom Bug des Schiffes aufgenommen. Auch nicht ideal, aber wir konnten nicht mit den Fischerbooten fahren, zuviel Wind.
Ideale Bedingungen: Windstill und bewölkt am Cape York (NW-Grönland). Wir können mit den Zodiacs auf Motivsuche rausfahren. Das obere Foto wurde vom gleichen Standort aus gemacht, dem Sidegate des Schiffes. Reisezoom 24-120mm, unten mit 24mm oben mit 120mm, Sony R-1. Fotos © Achim Kostrzewa, 2007
Zodiac Tour zu den Eisbergen vor Saqqaq. Durch das Einbinden des Zodiac ins Eisberg Foto gewinnt man den Maßstab für weitere Detailaufnamen. Foto © Achim Kostrzewa
Kreuzfahrtschiff und Eisberg. Die Zodiac-Perspektive zeigt die Größe der Eisberge deutlich. Foto © Achim Kostrzewa, 2017
Das ist unser Lieblingsschiffchen! Rot ist komplementär zu Blau und bringt Leben ins Bild. Auch hier der Größenvergleich! Foto © Achim Kostrzewa
Bootstour zu den Eisbergen vor Illulissat. Durch das Einbinden der Leute ins Eisberg Foto gewinnt man Komplementärkontrast und Maßstab.
Foto © Achim Kostrzewa, 2016
Man kann sich das Licht oft nicht aussuchen: gebucht wird die Tour Tage/Wochen vorher, sonst hat man keine Chance auf einen Platz! Bei so harschen Lichtverhältnissen wie links im Bild, sind Fotos von Landschaft mit Eisbergen eher schwierig. Man kann sich dann mit dem Telezoom (100-400) auf Details, wie links die Gletscherspalte auf der Schattenseite des Einberges verlegen. Fotos © Achim Kostrzewa
Kleines, amerikanisches Kreuzfahrtschiff liegt vor den Kangia Eisbergen bei Illulissat. Auch hier der Größenvergleich! Die Eisberge sind bis zu 50 Meter hoch. Foto © Achim Kostrzewa
In einem kleinen Boot (tiefe Perspektive) direkt zwischen den Eisriesen, besser geht es nicht! Mit dem 24mm WW (am "Vollformat") kann man schön den Vordergrund einbeziehen. Foto © Achim Kostrzewa, Aug. 2019, West-Grönland
Altes Blaueis vom Zodiac aus. Dieses Eis stammt von ganz unten im Gletscher, dort ist alle Luft herausgepresst. © Achim Kostrzewa, Sept. 2019, Ost-Grönland Nationalpark
Telezoom (100-400, resp. 300mm Tele im meinem Falle) für Details, wie hier dieser Gully. Foto © Achim Kostrzewa
Vom beigedrehten Schiff aus, kann man sogar das Stativ benutzen - für mich immer erste Wahl, wenn es um die Bildkomposition geht - der VG verschwindet hier im Nebel. Fotos © Achim & Renate Kostrzewa
Vor einem Gletscher: Warme Kleidung und fertig montierte Kameras mit Reserveakkus gegen die Kälte helfen die Arbeit zu erleichtern. Nicht immer scheint die Sonne! Solange das Schiff fährt, verbietet das vibrierende Deck die Nutzung des Stativs. Foto © Renate Kostrzewa
Für die ganz Harten: Wintertouren ins Packeis werden z.B. in der Antarktis, Grönland, Spitzbergen oder Nordkanada angeboten:
Morgens bei Sonnenaufgang hat es noch Minus 22°C... Wir liegen fest im Eis. Nikon FX mit 70-200mm, Stativ. Foto © Achim Kostrzewa, Weddell Meer
Bei der Belichtung gilt das, was bei schwierigen Motiven mit hohem Kontrast angesagt ist: da kann ich nur das Aufnehmen im RAW Format empfehlen, denn hier kann man die Belichtung nachträglich – quasi verlustfrei – um +2 Blendenstufen am Computer korrigieren, was einen riesigen Vorteil darstellt. Außerdem sind erweiterte Kontraste und Qualität durch ETTR Belichtung möglich, dazu muß man allerdings ein bißchen lernbereit sein! Der RAW Konverter wird vom Hersteller mitgeliefert und der normalen JPEG Bearbeitung einfach vorgeschaltet. Dazu braucht man weder Photoshop noch Lightroom zu mieten. Wer das nicht will, kann auch in kritischen Situationen im JPEG Belichtungsreihen in halben Blendenstufen machen und sich das „beste Bild“ raussuchen. Ein bißchen mehr Aufwand macht sich schnell in der Bildqualität bezahlt.
Synphonie in Blau: Das Licht machts' Oben - Eisberge in der Antarktis; man sieht im Streiflicht wunderbar die Schichtung des Schnees aus dem dieses Gletschereis entstanden ist. Unten - Eisberg mit Schmelzwasserabfluß aus dem Patagonischen Eisfeld im Gegenlicht. Nikon FX mit 80-200mm. Fotos © Achim Kostrzewa
Text und Fotos © Achim Kostrzewa (2004-20, aktuelles update 14.3.20)