Mit der L'Austral in Westgrönland (27.7.-9.8.22)

Auch diese Reise wurde schon 2020 gebucht, konnte aber wegen Corona erst im Juli/August 2022 durchgeführt werden. An sich sollte sie die Ostküste von Baffin und die Westküste Grönlands in einer attraktiven Reiseroute verbinden. Das das an der Sturheit, dem Unvermögen (?) von Nunavuts Behörden und dem Treibeis fast gescheitert wäre, wurde bereits beschrieben. So blieb die Küste zwischen der Melville Bay und dem Evigkeitsfjord bei ganz attraktivem Wetter "übrig." Wir wollen der Route hier von Nord nach Süd folgen.

Da wir an einigen Plätzen schon mehrmals waren, möchten wir für weitere Fotos und Informationen auf frühere Reiseberichte von 2016, 2017, 2019 und aus dem Sommer 2022 verweisen.

 

Links die Ankündigung der Reederei im Katalog, also das was wir gebucht hatten. Rechts die drastisch durchs Eis vor der Baffinküste geänderte Reiseroute. Auch die Thule Region war wegen des umfangreichen Treibeises im Smith Sound für uns nicht erreichbar.  Fotos: © Achim Kostrzewa (8/2022), Quelle Ponant

 

Das Schiff ist 11 Jahre jung und folgt dem typischen Ponant Baumuster, sehr bequem, große Lounges, Balkonkabinen, Top Restaurants (oben auf Deck 6 mit überdachtem Außenbereich hinten) ein teilweise Umlauf auf den Decks 3, 5 + 6, tolle Stabilisation. Offene Brücke auch zu Covid Zeiten, Mundschutzpflicht. Alles in allem sehr gut. Die meisten Covid Einschränkungen fallen jetzt aber weg. Für unsere Reise im Januar 2023 halb um die Antarktis von Feuerland nach Neuseeland wird Mundschutz und Test vor Reisebeginn von Ponant nur noch empfohlen, aber wir werden uns zur eigenen Sicherheit strikt dran halten...

Kangerlussuaq wird von seinem Flughafen dominiert. 4 km Startbahn und 500 Hotelbetten, wenns nebelig wird. Foto: © Achim Kostrzewa (7/2022)

 

27.9.22   Los geht's wie immer in Kangerlussuaq: wir kommen um ca. 8:00 Ortszeit aus Paris mit unserem Charterflug an und machen eine Bustour zu den Moschusochsen und zum Lake Ferguson, wo wir was essen können. Das Restaurant ist mit so vielen Gästen (ca.130) - wie immer - etwas überfordert. Wir warten erst einmal ab, setzen uns ans Seeufer und holen uns nach dem ersten Schwung der Buffettstürmer in Ruhe etwa zu essen. Später können wir zum Schiff tendern und müssen nicht in die Zodiacs. So geht das Übersetzen am Mittag recht schnell, dafür dauert das Einchecken etwas länger - auch weil die Impfunterlagen alle geprüft werden müssen... An Bord gibt es dann schon wieder ein leichtes Begrüßungsbuffet, so daß keiner verhungern muss. Auf französischen Schiffen kann man m.E. weder verhungern und schon gar nicht verdursten...

 

Am Lake Ferguson schnaufen wir erstmal durch.                                                                                          Foto: © Achim Kostrzewa (7/2022)

 

Unser schmuckes Schiff erwartet frisch gewienert die neuen Gäste.                                            Foto: © Achim Kostrzewa (7/2022)

 

   

Wir sind zum Einschiffen bereit. Das Schiff liegt wie immer auf Reede, weil der Fjord so flach und voller Sand ist.         Foto: © Achim Kostrzewa (8/2022)

 

Wir haben auf Backbord in der Mitte von Deck 5 (Brückendeck) gebucht, sind so schnell vorne und hinten draußen und haben natürlich links in Fahrtrichtung meist auf der Landseite vom eigenen Balkon aus alles im Blick und die Kameras immer griffbereit. Wir essen fast immer auf Deck 6 im Selbstbedienungsrestaurant, wo uns der Oberkellner draußen was freihält. Wir sind oft die einzigen, die draußen frühstücken in einer Wind geschützten Ecke mit dicker Jacke und großartigem Blick. Aber wir lieben die frische Luft und denken immer auch ein wenig an Corona.

Nach dem Morgennebel läßt sich das Wetter jetzt um 14:00 gut an. Wir sind unterwegs !                            Foto: © Achim Kostrzewa (7/2022)

 

Von hier machen wir jetzt einen Sprung nach Norden und beginnen die Beschreibung nicht ganz in der Reihenfolge der Anlandungen in der Melville Bay.

 

2.8.22 Savissivik ist eine kleine arktische Siedlung, die sich durch eine große Ansammlung gestrandeter Eisberge auszeichnet. Hier leben weniger als 100 Einwohner, die wir mit unseren 130 Paxen nicht besuchen wollen. Wir landen statt dessen etwas östlich des Dorfes in der Tundra an und gucken Pflänzchen. Dann machen wir eine Zodiactour zwischen den Eisbergen. Der "Friedhof der Eisberge" soll der größte Grönlands sein.

 

Savissivik: aus der Ferne sehen die Baukastenhäuser aus Dänemark wie Spielzeug aus.                                                     Pano-Foto: © Achim Kostrzewa (8/2022)

Die ganze Bucht voller gestrandeter Eisberge !                                                                                                                          Pano-Foto: © Achim Kostrzewa (8/2022)

 

 

Mit dem Zodiac zwischen den Eisbergen ist - wie immer - ein Erlebnis.                                     Fotos: © Achim Kostrzewa (8/2022)

 

  

An Land in der offenen Tundra brauchen wir bewaffnete Eisbärenwächter, hier unser EL Christophe Lefort mit Repetiergewehr. Jede Gruppe wird von einem Wächter begleitet. Das Eis mal etwas künstlerisch!                  Fotos: © Achim Kostrzewa (8/2022)

 

1.8.22 Weiter geht es nach Kullorsuaq, wo wir im Hafen mit den Zodiacs anlanden und einen Rundgang durch die "Stadt" machen, die im Hafen immerhin eine kurze Asphaltstraße hat. Jetzt im Sommer wird alles mit dem Quad transportiert. An Land tragen wir zur Sicherheit der Bevölkerung alle konsequent Masken. Wir bekommen Kunsthandwerk und Robbenprodukte angeboten, die Einheimischen haben sich für uns "fein" gemacht. Sie leben noch ursprünglich von der Jagd auf Eisbären, Robben und dem Fischfang. Es gibt eine kleine Fischfabrik am Hafen. Tourismus stellt noch keinen Haupterwerb dar. Es kommen noch nicht so viele Schiffe so weit in den Norden, aber wir sind angemeldet und herzlich willkommen. Wichtig ist, daß die klugen Reedereien wie Ponant und Quark, die nachhaltigen Tourismus wollen, auch Grönländer im Team haben, wie unsere Maria, die Tourismus und Sprachen in Kopenhagen studiert, neben verschiedenen grönländischen Dialekten auch fließend dänisch und englisch spricht und schnell den Kontakt herstellen kann. Wir haben das auch schon anders erlebt, wenn bestimmte Schiffe kommen, die nur abgreifen, aber nichts beitragen wollen, sind alle Türen zu, niemand auf der Straße und das ist auch verständlich.

Kullorsuaq ist eine kleine Siedlung an der großen Melville Bay, Jagd und Fischfang bilden die Lebensgrundlage.                         Fotos: © Achim Kostrzewa (8/2022)

 Wir werden herzlich empfangen. Von den Kindern erfrage ich eine E-Mail und schicke später die Fotos.        Fotos: © Achim Kostrzewa (8/2022)

  

Dieser Jäger guckt kritisch, aber nach Frage nicht unfreundlich in meine Kamera. Ausgerüstet mit Eisbärenfell Hose und Stiefeln (Kamikken),

präsentiert er uns Teile von Eisbärfellen zur Verarbeitung, Zähne und auch einen Walrossoberkiefer.       Fotos: © Achim Kostrzewa (8/2022)

Das Quad ist das Sommerfahrzeug, im Winter kommt der Motorschlitten neben dem Hundeschlitten zum Einsatz.

 

 

Bei schönem Wetter sieht das alles sehr idyllisch aus. In der Polarnacht wird das Leben im hohen Norden richtig hart.   Fotos: © Achim Kostrzewa (8/2022)

Auf die Einladung an Land folgt die Gegeneinladung zum Abendessen, Bedingung für die Schiffsgäste: KEIN ALKOHOHL. Auf einem frz. Schiff gibt es mittags wie abends viel inkludierten, guten Wein. Wir essen auf Deck 6 draußen und mischen uns unter unsere grönländischen Gäste.   Foto: © Achim Kostrzewa (7/2022)

 

Drei Tage vorher gibt uns Maria Lybert etwas Grundwissen zum Grönländischen mit: "Kalaallisut" ist das Grönländisch der Hauptstadt Nuuk, wo sie herkommt, und damit natürlich auch die Amtssprache! Es gibt aber acht Dialekte, die zu drei Gruppen gehören, darum gibt es zwischen den Gruppen-Dialekten etwas Sprachschwierigkeiten. Auch Maria versteht deshalb nicht immer alles. Grönländisch ist eine synthetische Sprache, d.h. ein langes Wort stellt einen ganzen Satz dar. Es ist sehr kompliziert und so hab ich es nie versucht zu lernen. "Ittoqqortoormiit" ist beispielsweise der Ort in Ostgrönland mit dem dort längsten Ortsnamen. Angeblich soll er bedeuten: "Die Bewohner haben große Häuser." Was Sinn macht, denn es ist eine Neugründung von 1924, die im Zuge einer Umsiedlungsaktion der Dänen durchgeführt wurde. Bevölkerung aus dem Norden sollte an den Scoresbysund um- und angesiedelt werden. Das mit den "großen Häusern" hört sich für mich nach typischem Marketing-Sprech an. Wir waren 2019 zweimal dort und die Häuser sind nicht besser oder größer als anderswo im Süden Grönlands.  Foto: © Achim Kostrzewa (7/2022)

 

31.7.22 In der Umgebung von Uummannaq, was wir diesmal nicht besuchen, liegt die Insel Akulleq: eine "Mondlandschaft" aus stark mineralhaltigem Gestein, die aus dem eher typischen grauen Gneis und Granit hellgelb heraus sticht. Sie wird daher auch als "Wüsteninsel" bezeichnet.

 

 

Mit den Zodiacs besuchen wir die Insel.  Fotos: © Achim & Renate Kostrzewa (7/2022)

Felsen mit deutlicher Frostsprengung, so beginnt der Zerfall bis zu feinem Sand.                              Foto: © Renate Kostrzewa (7/2022)

 

Anschließend kreuzen wir im Karratfjord mit seiner grandiosen Landschaft, die wir von den Schiffsdecks aus genießen. Die Gletscher sind hier weit zurück geschmolzen und hinterlassen ausgedehnte Moränen in ihre Tälern.

Im Karrat Fjord und abends an seiner Mündung.                              Fotos: © Achim Kostrzewa (7/2022)

 

30.7.22 Wir liegen vor dem Eqip Sermia Gletscher (auch Mundwinkel Gletscher genannt): der Plan des Expeditionsleiters Christophe Lefort ist, daß wir rechts vom Gletscher anlanden und dann auf der Seitenmoräne hochwandern. Wir kennen das Terrain von früheren Besuchen, da geht es über losen Blockschutt, das ist eine Tortur für strapazierte Gelenke, und keineswegs der versprochene "easy hike." Verhandle daher mit dem EL, er solle doch bitte für die nicht so bergfexig seienden eine Zodiactour entlang des Gletschers organisieren, was denn auch passiert. "DerHarte" Christophe hat ein Einsehen, von Beruf ist er Bergführer und hat daher nur ein rudimentäres Gefühl für ältere Weicheier. Zodiacs und Fahrer hat es genug, wenn die Wandergruppen erstmal an Land sind. Entgegen der Politik auf der Commandant Charcot - wo wir immer 4 Schwierigkeitsgrade für die Gäste hatten, wie auch bei Quark, wird hier zu wenig Rücksicht auf die Lahmen und Fußkranken genommen. Aber im Vieraugengespäch ist er zugänglich und auch einsichtig. Also alles in Butter. An diesem Gletscher waren wir schon mehrfach, hier gibt es auch ein Camp mit Übernachtungsmöglichkeiten. Ausflüge kann man von Ilulissat aus buchen. Man wird dann per Charterboot hin- und her gebracht. ABER im Zodiac vor dem Gletscher ist es viel besser !!!

 

    

Zunächst landen wir mit der Gruppe an und spazieren durch die Tundra, bis wir ein freies Zodiac entern können. Blühender Steinbrech (Saxifraga tricuspidata) und auch Mücken erwarten uns hier. In diesem geschichtsträchtigen Tal ist schon der Franzose Paul-Émile Victor mit seiner Expedition zu seiner Inlandseisüberquerung von West nach Ost 1936 gestartet. Die Hütten des relativ neuen Camps Eqip Sermia passen nicht so recht in die Landschaft. Fotos: © Achim Kostrzewa (7/2022)

Die Zodiactour bringt uns näher an den Gletscher, aber wir müssen Sicherheitsabstand halten, da es hier immer wieder zu Eisabbrüchen kommt.  Fotos: © Achim Kostrzewa (7/2022)

 

7.8.22 Wir fahren zur Disko Insel, denn wir brauchen ja Ersatzziele für die Ausgefallenen an Baffins Küsten (wie Sam Ford Fjord und Isabella Bay mit den Grönlandwalen, so ein Ärger!). Bei Qeqertarsuaq (haben wir schon oft besucht) gibt es Basaltformationen, die man nur vom Zodiac aus sehen kann. Die Disko Insel ist ein alter Vulkan, der schon zur Kreidezeit aktiv war. Danach - im Tertiär - entstanden die Basaltformationen, die wir heute (erstmalig für uns), bestaunen konnten. Die Säulenbasalte entstehen beim Erkalten von Lava.

 

Gewaltig, die Basaltsäulen an der Südküste der Disko Insel. Wir schippern durch die Landschaft und staunen. Renate, Maria, Daphne, Rodrigo am Steuer des Kapitäns-Zodiac, Debra und Louis (v.l.n.r.).  Wir haben viel Spaß auf und an dieser Tour.    Fotos: © Achim Kostrzewa (7/2022)

 

29.7.22 Für Ilulissat gibt es den Standard mäßigen Besuchsplan: vormittags Stadtbummel und Bustransfer zum neuen Besucherzentrum im Sermermiut Tal. Von da aus über den Plankenweg etwa einen Kilometer weit bequem zum Eisfjord mit seinen großartigen Aussichten auf die Eisberge. Wir wandern nicht mit der geführten Gruppe, sondern laufen im selbst gewählten Tempo mit Pflanzenfotopausen und reichlich Zeit für die Eisberge. Der Bus fährt nach der Mittagspause etwa halbstündig vom Besucherzentrum wieder zum Hafen zurück. Renate steigt unterwegs noch an der Kirche aus, ich fahre weiter zum Schiff. Für den Abend haben wir zwei der raren Plätze auf dem Ausflugsboot für die späte Eisbergtour ergattert (schon von zu Hause über Ponant Hamburg vorgebucht), die sich mal wieder voll lohnt.

Überblick Ilulissat: links liegt die Hafeneinfahrt. Ganz rechts sieht man die Mündung des Gletschers mit seinen Eisbergen. Der kleine Fischerhafen eignet sich nur für Tender oder Zodiacs. Pano-Fotos: © Achim Kostrzewa (7/2022)

 

Wir stehen vormittags am Ufer des Kangia Gletschers im Sermermiut Tal. Heute drängen sich die Eisberge und der Eisbruch, so dass es keine offene Wasserfläche dazwischen gibt. Die eigentliche Gletscherabbruchkante liegt schon mehr als 50 km weit im Inland.                                                                                                   Pano-Foto: © Achim Kostrzewa (7/2022)

Blick auf die Eisberge und der bequeme Weg dorthin. Früher brauchte man Gummistiefel für die teilweise moorige Fläche. Ganz neu ist das futuristisch anmutende Besucherzentrum.  Fotos: © Achim Kostrzewa (7/2022)

Weitere Informationen dazu hier: Kostrzewa, A. & R. Kostrzewa (2009) - Das ewige Eis schmilzt! – Beobachtungen in arktischen Lebensräumen seit dem Jahr 2000. Naturwissenschaftliche Rundschau, 62. Jahrgang, Heft 2, S.61-68.

 

28.7.22 Sisimiut, hier ist der einzige Hafen außerhalb von Nuuk, bei dem man direkt am Kai festmachen kann. Hier passiert die Abfallentsorgung und man tankt Diesel. Auch werden Container mit Nahrungsmitteln übernommen. Am Hafen gibt es die obligatorische Fischfabrik und eine Künstlerkooperative, wo man Kunsthandwerk aus Speckstein, Rentierknochen, sogar noch aus Elfenbein kaufen kann. Letzteres darf man nicht nach Europa einführen. Da handelt man sich wegen der CITES Bestimmungen viel Ärger ein. Hinter dem Hafen steigt die Asphaltstraße steil an zur Kirche, zu vielen Wohnhäusern und den modernen Wohnblocks. Hier gibt es einen Fischmarkt, wo auch Robbe und Moschusochse verkauft werden. Manchmal bekommt man Walfleisch. Wale dürfen die Grönländer in kleinen Kontingenten als Urbevölkerung jagen. Zum geführten Rundgang gehört auch eine Verköstigung mit grönländischen Speisen. Renate sucht Pulswärmer oder fingerfreie Handschuhe aus Moschusochsenwolle, die kosten allerdings 100,- €. Soviel haben wir nicht dabei, die Kreditkarte ist auf dem Schiff geblieben, Pech. Um 13:00 müssen alle zurück und nach einer Kajakvorführung geht es weiter. Die Moschusochsenwolle wird im Frühjahr im Fjell gesammelt. Beim Fellwechsel verlieren die Tiere ihre langen Winterhaare und die wertvolle Unterwolle, die an der Vegetation hängen bleibt. Diese wird gesponnen und verarbeitet.

 

  

Sisimiut haben wir auf vielen Westgrönlandreisen regelmäßig besucht, es gibt weitere Fotos in den Reiseberichten 2016-19. 

Hafenübersicht, Museumskirche und alte Dame in der Künstlerkooperative.                                      Fotos: © Achim Kostrzewa (7/2022)

 Wir bekommen die berühmte "Eskimorolle" mit dem Kajak vorgeführt.                                                                     Fotos: © Achim Kostrzewa (7/2022)

 

8.8.22 Im Evigkeitsfjord, hier waren wir schon 2007 mit der MS Fram unterwegs. Damals von Kangerlussuaq bis Thule und Qaanaaq im hohen Norden. Haben allerdings nur vom Schiff aus den Gletscher bestaunt. Heute landen wir an und wandern den Berg hoch. Es ist Moränenmaterial, grober Schotter mit einem kleinen Bächlein darin. In einigen Senken hat sich Bodenkrume angesammelt und es gibt eine schöne Vegetation mit Weidenröschen und Schachtelhalmen. Aber was ist das? Jede Menge Orchideen stehen fahlgelb dazwischen. Gert Müller, ein ausgewiesener Grönland- und Grönlandorchideen Kenner und sehr guter Freund, hatte uns schon gesagt, dass wir auf dieser Reise Ausschau halten sollten. Südlich von Sisimiut kommen insgesamt fünf Arten vor. Eine haben wir hier in prächtigen Exemplaren vor uns: Plathantera hyperborea, die Nördliche Waldhyazinthe. Das gute Wetter beschert uns auch zahlreiche Mücken, gegen die wir uns mit Netzen für den Kopf und Handschuhen schützen können.

Am Ende des Evigkeitsfjords finden wir tolle Blumen !                                                                                                                          Pano-Foto: © Achim Kostrzewa (8/2022)

       

... und Mücken, zurückweichendes Eis und eine typische Orchideenart für Grönlands Süden: die Nördliche Waldhyazinthe in großer Zahl. Ein wirklich krönender Abschluss für unsere Reise.          Fotos: © Achim Kostrzewa (8/2022)

 

9.8.22 Kangerlussuaq: heute ist der blödeste Tag der Reise, das Ende! Nach 2.439 Seemeilen fühlt man sich auf der L'Austral mehr als zu Hause. Wecken durch den Kapitän um 6:00. 6:25, wir sitzen zum letztem Mal beim Frühstück. Unser Deck 5 soll um 8:00 austendern. Das Gepäck ist seit 7:00 schon weg, wir haben nur noch den Fotorucksack und den Technikkoffer fürs Handgepäck bei uns. Nachdem wir an Land sind, warten wir auf den Bus zum Flughafen. Da wir mit Ponant Charter fliegen, haben wir schon die Bordkarten und können am Flugplatz gleich durch die Security. Das dauert, ich muss wieder alle Kameras auspacken und Renate Laptop und Zubehör. Macht aber nix, die Maschine aus Paris hat eh eine Stunde Verspätung. Komischerweise gibt es heute Morgen nur einen Bus, daher dauert es bis um 12:00, bis alle an Bord der Maschine sind. Der Flug dauert 4:20, die Zeitverschiebung ist auf der Rückreise plus 4 Stunden, so kommen wir erst um 21:30 im Flughafenhotel aufs Zimmer und gehen bald schlafen. Unser Rückflug nach D'dorf ist vom Mittag auf  18:50 verschoben. Mist! Um 12:00 müssen wir im Hotel ausschecken und fahren mit dem Bus zum Terminal. Dort können wir glücklicherweise in der Business Lounge warten und schon einmal etwas Schreiben. Nach dem Flug haben wir um 21:00 unsere Koffer. Dann bringt uns das Shuttle-Taxi zum externen Langzeit-Parkplatz.  Am 10.8. um 22:30 sind wir zu Hause am Eifelrand. Es ist bullig warm hier in Deutschland. Am Flughafen waren es noch 30°C. Zu Hause 22,5°C, also Fenster auf und durchlüften, duschen und schlafen...

Jetzt haben wir für die Rückreise wegen der Flugausfälle - Covid bedingt - fast so lange gebraucht wie sonst nach Feuerland. Das nächste Mal fahren wir mit dem Auto nach Paris, dauert gute 4 Stunden, da wären wir mittags zu Hause gewesen...

Fazit: Trotz der Einschränkungen des Programms hat es sich voll gelohnt, diese Reise zu unternehmen! Der Kapitän erwies sich als Glücksgriff für uns, hatte er doch die Eisfahrt ins Treibeis vor der Baffin Insel gewagt. Das Wetter war überwiegend klar und sonnig, das ist immer fotografisch ein Pluspunkt. Und wir haben einige Plätze neu erlebt, die wir schon in den 2000er Jahre besucht hatten, oder auch ganz neu besucht, wie die Basaltsäulen der Disko Insel oder den Karrat Fjord.

 

Text & Fotos:  © Achim Kostrzewa 12/2022 (59 Fotos + 2 Karten) Nachdruck und Zitate nur mit schriftlicher Genehmigung des Autors, widerrechtliche Nutzung wird verfolgt. (Update 25.12.22)

Disclaimer: wir stehen in keinem Abhängigkeitsverhältnis zu den Firmen Ponant oder Quark und haben die Reise selbst bezahlt, wie alle Antarktisreisen der letzten 13 Jahre und alle Arktisreisen seit 2019.