What's in my bag ?
Wie unsere amerikanischen Freunde so gerne fragen. Für die Antarktis und Arktis habe ich seit 2018 immer die gleiche Ausrüstung dabei:
Großes Zoom VRII 4/200-400+TC14 (5,6/280-560mm), Rucksack, Stativ, Walkstool und Geduld machen die besten Pinguinfotos. Foto: © Renate Kostrzewa, Paulet 2020
Auf dem Zodiac bei gutem Wetter. Links D4 mit 4/300+TC14, die Kombi paßt komplett in meinen Dry Bag rechts D750 mit 4/70-200 VR, paßt in den Bumbag Fotos: © Renate Kostrzewa
Akuelle Reiseausrüstung:
Nikon (D4), D750, D780, seit Sept. 2022
AIS 2,8/24mm, AIS 2,8/55 micro
VR 4/24-120mm*
VR 4/70-200mm
AF-S 4/200-400mm VRII G N
AF-S 4/300 ED, TC 14eII, seit 2001
Fuji X-E2/ X-E2s, XF 2/18mm, Adapter für die beiden AIS Nikkore
Olympus TG-5 UW-Kamera (equif. 25-100mm)
Von den hier aufgelisteten Nikon Geräten ist aktuell nur noch die D780 mit dem 4/24-120 G VR lieferbar...
*weil ich diesem Plastikbomber mit seinen weit ausfahrenden Tubus nicht so recht traue, könnte ich ihn zur Not durch 24 + 55mm ersetzen, denn in Antarktis + Arktis heißt defekt ist defekt und ohne Back-up bist du verloren...
Was braucht man wirklich, wenn man neu anfängt? Ganz einfach: zwei identische Gehäuse, ein 24-105 und ein 100-400, zwei Ersatzakkus, ausreichend Speicherkarten, einen dazu passenden, wasserdichten Rucksack und fertig. Heute würde ich wahrscheinlich Sony kaufen...
So kalt hatten wir es noch nie! Bis zu minus 38°C, als wir nachts Polarlichter fotografierten. Wir mußten sogar spezielle Arktis Kleidung von Canada Goose für Temperaturen unter minus 20° mieten. Daunen Parka und Hose, speziell isolierte Stiefel, Handschuhe mit insgesamt 4 Lagen. Trotzdem war Zwiebeltechnik angesagt. Einzig unsere Brillen machten Probleme: ständig beschlugen sie durch den eignen Atem. Die D4 mit dem 200-400 blieb den ganzen Tag draußen auf dem Stativ. Funktionierte problemlos. Fotos: © A. Kostrzewa, Arviat, Hudson Bay 11/2019
Im Kong Oscar Fjord können wir auch schön die Landschaft einbeziehen, Intensive Nordlichter rund um das Schiff ! Bis auf ein paar nötige Positionslampen ist die Außenbeleuchtung abgeschaltet und nach 30 min verschwinden auch die Amateure mit ihren Handies weitgehend. Dann hat man Ruhe zum Staunen und Frieren, es ist unter Null und windig. © Achim Kostrzewa (9/23, 18-35 @ 18mm, f/4, 2sec., 8.000 ASA)
Warum mache ich das anders? Weil meine Ausrüstung schon alt und historisch gewachsen ist und ich ein Gewohnheitstier bin :-)
Gepackt wird das alles in einen >25 Jahre alten Lowe Phototrecker, oder den kleineren 10 Jahre alten Lowepro Runner AW 300. Das große Zoom hat seinen eigenen Köcher, paßt aber auch in beide Rucksäcke. Für die Zodiactouren habe ich noch einen alten, superpraktischen Lowe Bumbag (ein kleines Gehäuse + VR 24-120 oder 70-200). Das Größere Besteck fürs Zodiac (AF-S 4/300 ED mit TC 14eII) kommt in einen wasserdichten Packsack. Wenn die Zodiacfahrt ohne Anlandung ist, kommt statt des 24-120 das 70-200 zum Einsatz und nach "unten" wird mit der Fuji (eqiv. 27mm) abgerundet. Das hat sich sehr gut bewährt für mittleres bis gutes Wetter. Bei ganz schlechtem Wetter, Zodiac fahren wir bis zu 50 km/h Wind, kommt nur das 24-120 zum Einsatz und wenn's dazu noch regnet, die Olympus TG-5. (Die hatten wir mal wegen der Manatees angeschafft). Dann macht man eh nur Doku Fotos.
Weddell Robbe guckt neugierig ins Zodiac. Familienleben bei den Adelie Pinguinen. Beide Fotos mit meiner am meisten verwendeten Linse, dem alten AF-S 4/300 ED. Fotos: © Achim Kostrzewa
Eisbär am Riss: eine junges Walross als Beute. So ein erwachsenes Walross ist an sich sicher vor Eisbären. Fotos: © Achim Kostrzewa, mit VRII 5,6/280-560 in Spitzbergen 2022
Viele werden jetzt fragen - und fragen mich das auch auf dem Schiff - warum ich keine spiegellose "Z" habe? Die Antwort ist einfach, zunächst war mir die Latenz im Sucher der Z6 zu langsam, man verpasste wichtige Motive, weil das "Wachwerden" aus dem Ruhezustand zu lange dauerte. Bei meinen beiden Fuji X-E2 + E2s ist das ähnlich. Der von Nikon gelieferte FTZ Adapter unterstützt keinen Stangen-AF für mein 3,5-4,5/18-35, 2,8/80-200 und 1,8/85 z.B. Dann habe ich soviel "F" Equipment (Prä-AI, AI, AIS, AF, AF-S, G) für quasi alle irgendwie vorkommenden Situationen, dass ein Wechsel mit einigem finanziellen Aufwand verbunden wäre, den ich ehrlich gesagt, lieber ins Reisen stecke! Im langen Telebereich habe ich auch schon abgespeckt: das 400er & 600er sind längst verkauft, so kann ich mit einem leichteren Stativ arbeiten (Novoflex Triopod, was auch über Wanderstöcke als alternative Stativbeine verfügt). Für die Aufnahmen in den Vogelkolonien hat sich das 200-400 mit TC14 sehr gut etabliert: sehr flexibel bei sehr hoher Qualität. Und anders als oft kolportiert auch in der Ferne ohne Makel, benutze es ja oft vom Schiff aus für Eisbären und Wale.
Die Zodiac Exkursion begann im Sonnenschein, dann zog es sich zu, fing an zu regnen, die D780 verschwand im Bumbag, es wurde noch kälter, weil der Wind auffrischte und fing an in dicken, nassen Flocken zu schneien. Schnell ein paar Doku-Bilder gemacht und die Kamera mit 24-120 weggepackt. Auch wenn der Bumbag außen ganz nass ist, bleibt der Inhalt doch trocken! Foto: © A. Kostrzewa
Und Z6 + Z6(II) Gehäuse sind potthäßlich. Das Suchergehäuse sieht nach Gelsenkirchener Barock aus. Erst jetzt bei der Z6III hat man das an die wesentlich klarer designte Z8 angepaßt, so gehts. Obwohl ich die klaren Linien der Sony Kameras deutlich bevorzuge!
Meine manuellen AI und AIS Objektive sind quasi unkaputtbar: 2,8/24, 3,5/28, 2/35, 2/50, 2,8/55micro, 4/105micro, 4/80-200. Funktionieren mit dem FTZ (II) Adapter nur mit Arbeitsblende, das geht gar nicht ! Die beiden Micro-Nikkore und auch das 24er benutze ich regelmäßig, obwohl 50 + 105er schon >30 Jahre alt sind.
Hungerblümchen, Polarweide und Dryas, da hol ich gerne mein manuelles 55er Micro-Nikkor aus der Parkatasche. Das macht knallscharfe Bilder. Fotos: © Achim Kostrzewa
Die Stangen AF Linsen sind auch sehr solide gebaut. Die D4 mit dem AF 2,8/80-200 setze ich immer noch gerne bei Rock Konzerten ein. Bleiben das AF-S 300mm, da hat es "schon" nach 20 Jahren eine neue Ultraschall-AF-Einheit gebraucht. Bei den G-Linsen hoffe ich auf das Beste für die nächsten 10 Jahre, weil das im Moment die am häufigsten benutzten für meine Reisereportagen sind.
Landschaft im Ross Meer. Wir sind auf Zodiactour. Foto: © Renate Kostrzewa, 6.2.23 mit Fuji X E-2 und XF 2/18mm
Wenn ich den schweren Nikon Kram nicht mehr schleppen will oder kann, habe ich meine Fuji-Linie mit einem weiteren Gehäuse X-E2s jetzt im März ausgebaut. Da habe ich schon einige Festbrennweiten und ein Telezoom: XF 2,8/14, 2/18, 2,8/27, 2/50 und 55-200mm, leichtes Equipment, was ich gerne bei Städtetouren benutze.
Und meine "Kleinchipknipse", die Oly TG-5, angeschafft zum schnorcheln:
Bei gutem Licht macht die Oly gute Bilder, selbst Landschaften aus dem Hubschrauber gelingen in guter Qualität, wie hier über der Börgen Bay in der Antarktis. Fotos: © Achim & Renate Kostrzewa
Persönliches Fazit: Mein Konservatismus bez. neuen Fotogeräten zahlt sich dahingehend aus, das mir in überraschenden Fotosituationen Aufnahmen gelingen, wo andere noch mit ihrer neuen, ungewohnten Technik kämpfen. Viele Fotoenthusiasten kaufen ja neue Kameras und Objektive für eine solche "once in a lifetime" Reise in die Antarktis. Man hat hier aber definitiv keine Zeit zum Üben! Daher: Üben Sie zu Hause!
Und: nicht alles was NEU ist, ist auch wirklich in der Praxis besser. Zwei Entwicklungen haben während meiner nunmehr fast 50-jährigen Fotografie wirklich geholfen, bessere Bilder zu machen: 1. der ausgereifte AF (hat einige Zeit gedauert) und 2. die digitalen Vollformat-Chips mit ihrer hohen Empfindlichkeit, das hat auch Entwicklungszeit gekostet. Beim Film war bei 800-1.000 ASA definitiv Schluß mit der Qualität, das ist heute anders...
Text undFotos von © Achim Kostrzewa (1/2024, update 30.3.24 und 18.6.24) mit weiteren Fotos von Renate Kostrzewa. Kein Nachdruck oder keine Kopie ohne die schriftliche Genehmigung des Autors. Urherberrechtsverletzungen werden verfolgt, 30.1.24