NEU: Mit der Ultramarine wieder zu den Kaiserpinguinen bei Snow Hill Island im Weddellmeer  (11.11.- 25.11.23)

Heute ist Mittwoch der 8.11. und wir haben beide schon gepackt, die 23 kg müssen diesmal voll ausgereizt werden, da wir anschließend noch vier Tage für Iguazu dranhängen werden. Auf dem Charterflug nach Ushuaia gibt es keine Möglichkeit mehr Gepäck anzumelden. Handgepäck 8 kg und Schluß... So steht des sehr deutlich in den Reiseunterlagen. Also muß auch die Fotoausrüstung etwas verkleinert werden, das große Zoom 4/200-400 bleibt wie 2018 zu Hause. Ist mir zu schwer durch den (tiefen/nassen?) Schnee zu schleppen. Lustigerweise interessiert sich niemand beim Charter in Buenos Aires für das Gepäckgewicht, alles wir klaglos durchgewunken. Das Flugzeug, ein Airbus A320/200, bleibt quasi halbleer. Das wäre sicherlich anders, wenn 199 Plätze auf dem Schiff verkauft wären und der Flieger voll.

Am 11.11.23  geht es gegen 22:00 in FFM los. Morgens um 8:00 kommen wir Buenos Aires an und werden abgeholt. Die Fahrt vom Flughafen zum Hotel wird etwa ein Stunde dauern, da der internationale Airport außerhalb liegt. Wir rechnen aber erfahrungsgemäß mindestens 2,5 Stunden zwischen Landung, Gepäck, Immigration und Taxi. Im Hotel können wir schon um 12:00 einchecken, und das Schwimmbad nutzen. Gepäck am Quark-Schalter abgeben und dort auch einchecken, wie immer. Am nächsten Tag geht es dann früh zum Nationalen Flughafen in der Stadt und bis Mittags nach Ushuaia, dort haben wir noch etwas Zeit bis zum Einchecken aufs Schiff, was so gegen 16:00 sein wird. Solange gehen wir bei "Ramos" am Hafen Kaffee trinken und an der Esplanade spazieren, auch wie immer.

Wir können mangels stabilem Internet nicht live von der Reise berichten, aber unmittelbar danach schon vorbereitete Texte und Bilder posten.

 

Ultramarine Emperor Penguin Quest

Dies ist der erste Versuch von Quark ohne Eisbrecher zur Kolonie von Snow Hill vorzudringen. Die Ultramarine ist ja kein Eisbrecher, (sondern hat die höchste Passagierschiff Eisklasse A1 super, wie früher die Bremen), wir sind etwa einen Monat später unterwegs als im Okt. 2018, da haben wir am 7.10. in Ushuaia mit der Khlebnikov, einem großen russischen Eisbrecher, abgelegt. Es sollte also weniger Eis bei der Anfahrt geben um das Schiff in eine Position zu bringen, was einen Hubschrauberanflug ermöglichen kann... Wir hoffen auf das Beste. Entscheidend werden das Wetter und der Wind sein. Seit einigen Jahren machen Oceanwide Expeditions dies mit der ebenfalls nur eisgängigen Ortelius, sind aber bestenfalls in der Hälfte der Versuche erfolgreich. Dieses Risiko besteht auch für unsere Reise, aber wir vertrauen hier Quarks Erfahrung erheblich mehr als den Künsten der Ortelius. Denn wir kennen das Quarkteam ja schon von unserer ersten Snow Hill Expedition im frühen Oktober 2018. Also, die Kaiser stehen im Mittelpunkt unser aller Interesse, was es anschließend und drumherum noch so alles geben wird, bleibt ziemlich offen und den Wetterbedingungen unterworfen. Wir werden uns überraschen lassen müssen.

 

Die Ultramarine im Treibeis.                                                                                                     Foto: © Achim Kostrzewa 2022

 

Montag 13.11.: Im Endeffekt hat beim Einchecken in Buenos Aires NIEMAND das Gepäck gewogen, die US-Amerikaner hatten auch teilweise mehr als ein Gepäckstück zum Aufgeben dabei und jede Menge Handgepäck... Im Flieger war Platz genug. Von den 199 möglichen Gästen waren nur ca. 100 im Airbus A320/200. Die weiteren 7 stießen erst in Ushuaia dazu, was wir Mittags erreichten. Knapp drei Stunden zur freien Verfügung - wir wie immer bei Ramos Kaffee trinken - und um 16:00 aufs frisch geputzte Schiff. Um 17:00 schon wieder Kaffee und frisches Obst. 18:00 Sicherheitsübung. 19:00 Abendessen + wir laufen aus, 20:00 Stiefel und Parka überprüfen und gegebenenfalls wechseln. 20:30 wir sitzen gemütlich in der Lounge, passiern Puerto Williams und beobachten kurze Zeit später drei Schwarzbrauen Albatrosse vor dem Schiff. 22:00 wir duschen ausgiebig, da es auf der Drake Passage immer wackelt und das macht die Duscherei unangenehm. Irgendwann nach Mitternacht werden wir den Beagle Kanal hinter uns lassen und die offene See erreichen. Der abziehende Sturm hinterläßt uns 4 Meter hohe Wellen und noch 70 km/h Wind.

Das Wetter wird für den Erfolg der Reise die entscheidende Rolle spielen:

    

Am 17.11. werden wir voraussichtlich unsere Ausgangsposition für die Hubschrauberflüge erreichen, es wird wohl etwas schneien. Wir sollten also für die folgenden fünf entscheidenden Exkursionstage hoffentlich "brauchbare" Wetterbedingungen vorfinden, die Sichtflug ermöglichen... Die Kolonie liegt an der südwestlichen Seite der Insel auf dem Meereis:

 

2018 waren die Bedingungen überwiegend gut: wir hatten von leichtem Schneefall bis zu strahlendem Sonnenschein alles bei Temperaturen zwischen minus 15° und gefühlten minus 25°C an drei erfolgreichen Exkursionstagen. Pano-Foto © Achim Kostrzewa, 10/2018

  

aus Coria & Montalti (2000, Marine Ornithology 28: 119-120)                                                                  Aus unserem Polar News Artikel von 2019

Dienstag 14.11.: in der Nacht schaukelt es ein bißchen, was sich über Tag langsam wieder normalisiert. Wir haben einen sonnigen aber windigen Tag oft draußen verbracht und viele Fotos von vier Albatross Spezies gemacht, etwas über Hubschraubersicherheit gelernt und abends sehr gut gegessen (Galadinner). An Bord sind zwei wichtige Wissenschaftler des British Antartic Survey: Peter Fretwell und Norman Ratcliffe, deren Bücher und Artikel wir gut kennen. Außerdem kennen wir viele Mitglieder des Quark Teams von früheren Reisen. Ohne Covid ist die Brücke wieder fast durchgehend auf und wir essen mit dem stellvertretendem Expeditionsleiter Ryan und Sarah vom Expeditionsteam zu Abend. Und tauschen angeregt Erfahrungen aus Antarktis und Arktis aus. Beim Abendessen überqueren wir die Antarktische Konvergenszone und sind damit ozeanografisch in der Antarktis angekommen, Die Wassertemperatur fällt um mehrere Grade.

Da sich die Vogelgrippe derzeit auch in der Antarktis ausbreitet, sind besondere Sicherheitsvorkehrungen zu beachten: alle an Land mitzunehmende Oberbekleidung die nicht flammneu ist, wie unsere Zodiachosen, Fototaschen, Stativ müssen topp sauber sein und werden desinfiziert. Dann probieren wir die neuerdings vorgeschriebenen, wasserdichten Überlebensanzüge für den Hubschrauberflug an, die werden über unseren beiden innersten Schichten (Socken, 1.Seidenanzug, 2.Fleeceanzug) getragen. Der Anzug hat Silikondichtungen an Hals und Händen und angeschweißte Füßlinge und soll aus GoreTex bestehen (ist also hoffendlich einigermaßen atmugsaktiv, sonst gibts Sauna). Darüber kommt dann die Regenhose und der Quark Parka. Auf dem Eis müssen wir auch weiterhin eine Schwimmweste tragen. In den Klamotten sollen wir dann eine Meile zur Kolonie laufen. Das Gewicht der Polarausrüstung beträgt bei mir genau 10 kg. Dazu kommen noch 8 kg Fotoausrüstung. Aber was tut man nicht alles für die Wissenschaft. Hauptsache es klappt alles.

Mittwoch 15.11.:  Heute haben wir die Süd-Shetland Inseln 13:10 zwischen Nelson und Robert Island passiert, und sind gegen 19:00 in den Antarctic Sound eingelaufen. Jede Menge Eisberge hier! Zum Essen gesellt sich Bob Headland zu uns. Er ist pensionierter Mitarbeiter des Scott Polar Institute an der Uni Cambridge. Wir diskutieren die Vogelgrippe, die jetzt (23.10.23) auf Bird Island (South Georgia) bei einer Skua definitiv festgestellt wurde. Und zur Schließung der meisten Kolonieanlandepunkte geführt hat. Bedeutet, die Exkursionen dürfen nicht mehr an Land, sondern nur noch per Zodiac am Ufer vorbei fahren. Das wird sicherlich zu viel Unmut bei den Gästen führen. Die Sonne schien bis 21:30, nur ein paar Wolken am Himmel. Morgens hat Fabrice Genevois einen tollen Vortrag über die Kaiserpinguine gehalten. Auch bei uns gibt es etwas unterschwelliges Grummeln: die neuerdings von der britischen Luftfahrtbehörde für Hubschrauberflüge über Wasser vorgeschriebenen Trockenanzüge, erweisen sich trotz GoreTex als Körpersauna. Wir haben sie heute ausprobieren dürfen. Damit durch den Schnee eine Stunde zu den Kaisern zu stapfen wird nicht lustig. Hoffentlich können wir ziemlich nah ran...

 

  

Fahrt durch den Antartic Sound: Treibeisfelder, Eisberge und offenes Wasser wechseln sich ab, später wird das Eis weniger und wir können wieder etwas schneller fahren.    Fotos © Achim Kostrzewa

 

Morgen könnten wir gegen Mittag vor Ort sein, wenn die Eis- und Windbedingungen stimmen, was man nicht genau vorher sagen kann. Wir werden sehen: Das beste hoffen und uns positiv überraschen lassen. Peter Fretwell hat jedenfalls seine Satelliten angezapft und uns eine relativ aktuelles Weltraumbild der Kolonie, die jetzt aus etwa 10 Teilkolonien besteht, gezeigt. 22:10, zwischen Dundee und Jonasson Island kommt uns schon etwas Treibeis entgegen. Das Schiff fährt mit etwa 5 Kn weiter, nachdem wir ganz vorsichtig durch einen etwa 50m breiten Treibeisgürtel gerumpelt sind. Hier triff dann Theorie in Form von relativ aktuellen Eiskarten auf die Praxis, das ziemlich mobile Treibeis.

 

Zwei Tage in der Kolonie der Kaiserpinguine

Donnerstag 16.11.: Wir haben offenbar Glück: nur wenig Treibeis auf unserem Pfad und wir kommen mit dem Schiff bei 5 Kn gut voran. Wir sind jetzt noch knapp 20 Sm von der Kolonie entfernt. Um 9:00 startet der Erkundungsflug und wir sind auf "stand by". Unsere, die BLAUE Gruppe, ist an dritter Position. Es bleibt zunächst offen, ob wir heute noch oder erst Morgen fliegen werden. Der Landaufenthalt soll voraussichtlich 3,5 Stunden dauern. Davon werden wir möglicherweise 1,5 Stunden für den Hin- und Rückweg brauchen. Wir haben jedenfalls alles gut vorbereitet, die Rucksäcke sind möglichst leicht gepackt: ich habe 300mm mit Telekonverter, 24-120 VR und die D780. Reservedeckel, Akkus, Novoflex Triopod Stativ mit zwei Wanderstöcken. Renate die D750 mit 70-200 VR und AI-s 2,8/24mm oder ihr Samsung Mobiltelefon für Übersichten. Bei ungünstiger Platzierung im Hubschrauber auch noch die kleine Olympus TG-5. Und dann haben wir noch beide unsere schwedischen "Walk-Stools."

 

 

Wenn wir das doch nur auch könnten: flink auf dem Bauch durch den Schnee rutschen. Viel besser als Laufen und alles selber schleppen...         Fotos:  © Achim Kostrzewa

       

Unsere Modelle in bestem Licht         Fotos:  © Achim Kostrzewa

Alles steht wild durcheinander: Kindergarten und fütternde Eltern. Aber bei nur kurz unter Null grad Celsius stehen die Tiere viel weiter auseinander als 2018 bei Minus 25°C (sie obiges Foto von 2018)  Foto:  © Renate Kostrzewa

Im Kindergarten, die Küken sehen immer noch schön knuffig aus.                                                                     Foto:  © Achim Kostrzewa

Teilansicht einer der 11 Teilkolonien, wie wir jetzt herausgefunden haben...                                                            Foto:  © Achim Kostrzewa

Wir haben es geschafft! Nach 2018, wo wir drei erfolgreiche Exkursionen von der Khlebnikov aus hatten, folgen jetzt Nummer vier und fünf mit der Ultramarine bei wesentlich angenehmeren Temperaturen von gefühlten minus 5°C, also 10-20°C WÄRMER als Mitte Oktober!        Foto:  © Achim Kostrzewa

 

Wegen der Gefahr der Vogelgrippe - entweder wir schleppen das Virus ein, eher unwahrscheinlich, oder wir stecken uns hier an, ganz unwahrscheinlich - gelten neue Regeln für die Landgänge: man darf sich weder auf den Boden setzen noch -legen, noch seinen Rucksack ablegen. Wir dürfen aber Wanderstöcke, Stative und Hocker benutzen, die müssen wir dann auf dem Schiff wieder desinfizieren. Die Kleidung müßte bei Gefahr der Kontamination - also man fällt in die Pinguinscheiße, gewaschen und desinfiziert werden. Das nach jedem Landgang - unmöglich! Das gilt jetzt generell in der Antarktis.

Ja, wir fliegen! Ab 11:00 startet die Blue Group. Wetter ist heiter bis wolkig und entgegen meiner Wettervorhersage von Marambio auch nur 10 Kn Wind, Wolken erst ab 400 m Höhe, wenn überhaupt. Das Schiff liegt an der Ostseite von Snow Hill etwa 10 Flugminuten entfernt. Der Landeplatz liegt 1 nautische Meile (1,85km) südlich der Kolonie auf dem Festeis. Gebohrte Eisdicke 1,2-1,8m, also ein - zweijähriges Meereis. Das ist mehr als sicher für uns. Wir brauchen etwa 40 min. zur Kolonie und auch zurück, sodaß gut 2 h bei den Pinguinen bleiben.

 

 

Renate auf dem Weg zum Hubschrauber. Aus dem Seitenfenster erwischt sie das Helideck. Vorne auf dem Sitz des Co-Piloten hat man die beste Aussicht, aber auch jede Menge Reflexionen auf der gebogenen Plexiglasscheibe und dadurch bedingte Verzerrungen. Durch die Seitenfenster kann man qualitativ bessere Fotos machen.      Fotos © Achim Kostrzewa (3) Renate Kostrzewa (1)

 

An- und Abflug sind genau choreographiert: sieben steigen aus und stellen sich beim Empfang auf, bekommen ihr Gepäck und eine Einweisung. Während dessen wird die abreisende Gruppe geladen, ihr Gepäck, wie Rucksäcke, Stative, wurde in zwei große Packtaschen verstaut und kommt in den Laderaum. Im Hubschrauber heißt es Hände frei und keine Hüte oder Mützen, die fliegen sowieso beim Ein- und Aussteigen weg. Sarah und Shane erwarten uns strahlender Laune am Basislager. Diesmal hat das Klo sogar ein Zelt ! Zwei dieser Bananenzelte und jede Menge Notausrüstung werden jedesmal an "Land" geflogen bevor es für uns - die Paxe - losgeht. Die Expeditionsärztin geht auch immer mit aufs Eis.                Fotos © Achim Kostrzewa + Renate Kostrzewa (2)

 

Spätabends an unserem Liegeplatz östlich von Snow Hill, noch haben wir Westwind und nur lockeres Treibeis...                                                                         Foto © Achim Kostrzewa

 

Freitag 17:11.: Und wir fliegen nochmals! Ab 10:00 startet die Blue Group in voller Montur. 11:05 - 14:25 an Land. 15:15 bin ich wieder auf Kabine und schlüpfe aus meinem Sauna Anzug, Renate muß den nächsten Hubi nehmen und kommt 25 min später nach. Da das Mittagessen ausfiel, es gab zwar Suppe und Sandwiches in einem der Bananenzelte, wenn aber die Wahl zwischen draußen im Stehen essen und heim fliegen besteht, dann lieber nach Hause. Im Kühlschrank warten Schoko-Hörnchen und Blätterteig mit Früchten beim Frühstück mitgenommen, zwei große Cappucino von der Bar geholt und gemütlich auf dem Sofa gemümmelt. Dann kommen die Lebensgeister schnell wieder, dann noch zwei große Sprudelwasser zum nachfüllen der Flüssigkeitsverluste und die eigene Physiologie hat es wieder gut. Der Weg erscheint heute weniger beschwerlich als gestern. Wir haben zunächst noch die Vorstellung Morgen könnte es weitergehen, aber der Wind macht uns einen Strich durch die Rechnung... Beim Abendessen bestelle ich nach, der Hauptgang bestand nur aus drei kleinen Scheibchen Schweinefilet mit ein bißchen leckerem Gemüse drumherum, also mehr was für einen hohlen Zahn. Seit dem extra kleinen Frühstück wegen der Wanderung hatten wir ja nichts mehr. Also ordere ich bei unserem Kellner Mario eine kleine Portion Spaghetti Bolognese nach, was dann gleich den Oberkellner auf den Plan rief: "was denn nicht in Ordnung sei?" Das ich heute ein paar Kalorien mehr brauche, hat er dann doch verstanden. Kommt seitdem jeden Abend fragen, ob auch alles in Ordnung sei. Das Essen auf der Ultramarine ist ausgezeichnete internationale Küche, da gibt es nix zu meckern. Ich war aber keineswegs der Einzige, der an diesem Abend nachbestellt hatte... Shane sollte mal den Oberkellner mit auf die Wanderung schicken.

  

Die beiden einzigen echten Antarktisbewohner: Kaiser- und Adelie Pinguin laufen aneinander grußlos vorbei. Kaiser frißt Schnee.                              Fotos © Renate Kostrzewa

  

Der Weg ist nicht das Ziel...  Die zusätzlichen 18 Kilos von Klamotten und Rucksack zerren an mir. Uff, jetzt heißt es Ausrüstung fertigmachen: Wanderstöcke ans Stativ schrauben, Walk-Stool auspacken, Telekamera aufs Stativ und los.  In beiden Basislagern liegen große Folien auf dem Schnee, um unsere Sachen ablegen zu können.    Fotos © Renate Kostrzewa

Einige Gäste bringen sogar eine Fahne mit.                                                       Foto © Renate Kostrzewa

 

Bei Temperaturen um den Gefrierpunkt bilden sich erste Schmelzwassertümpel und -seen.                                      Fotos © Renate Kostrzewa

  

Kacke !  Ausgeschissen, die harte Realität zu Überleben. Aber wir haben nur wenige tote Küken gefunden. Die meisten standen gut im Futter.                              Fotos © Renate Kostrzewa

Weitere Kaiserpinguin Fotos folgen...

Fazit für die Kaiserpinguine: wir haben 200% erreicht !  Quark hat in der Ankündigung einen Besuch versprochen zu versuchen, wenn Wetter und sonstige Konditionen wie Eis und Sicht es zulassen. Da wir so schnell durch die ruhige Drake Passage gekommen sind, konnten wir schon am Donnerstag die ganze Gruppe an Land bringen und dann am Freitag nochmals. Danach änderte sich das Wetter, für Samstag war viel Wind aus östlichen (statt aus Westen wie bisher) Richtungen angekündigt, sodaß das Schiff möglicherweise vom Treibeis eingeschlossen würde und auch die Hubschraubereinsätze für die Rückflüge am Nachmittag in Frage stünden. Der leichte Westwind hatte uns bislang die Fahrrinne nach Snow Hill freigehalten, wir sind ja kein Eisbrecher... Jedenfalls war das Wetter vor Ort deutlich besser als seine Vorhersage im 20 km entfernten Marambia (s.o.).

Emotional ist die Situation anders als beim ersten Besuch, der mich zunächst völlig von den Socken gehauen hat: als ich 1995/96 zum ersten Mal in die Antarktis kam, hätte ich nie erwartet einmal die Möglichkeit zu haben, hierhin zu den Kaiserpinguinen zu gelangen. Schon allein der exorbitanten Logistik wegen. Das hat sich alles zum positiven gewendet, die bevorstehende vorzeitige Pensionierung Anfang 2019 machte es auch zeitlich möglich. Heute kann ich wieder mehr - aber nicht nur - der kühle Wissenschaftler sein...

166 Landungen und 38 Flugstunden waren dazu nötig. Drei Piloten für zwei Hubschrauber vom Typ Airbus 145, zwei Wartungsingenieure und ein Startmannschaft auf dem Schiff und eine Landemannschaft auf dem Eis. Alles in Allem etwa 20 Leute um 107 Paxe zu spedieren.

Fotos: Renate hat 1.600 Bilder gemacht, ich 1.250. Für zwei Tage eine ganz schöne Ausbeute. Dazu kommen dann noch Handyfotos und solche von der Olympus UW-Kamera, also etwa 3.000. Das meiste - so gegen 90% - ist technisch brauchbar, vieles auch redundant. Jetzt suchen wir halt die besten 100 raus. Es geht uns ja nicht nur um fotografisch gute Bilder, sondern hauptsächlich um Dokumentation!

EINSCHUB - Pinguinwissenschaft in der Snow Hill Kolonie:

  

Im Anflug, ich versuche soviele Fotos wie möglich zu machen mit meinem 24-120mm. Die Qualität leidet durch die gebogene Plexikanzel sehr...  Renate entdeckt auf weiteren Fotos noch zwei kleine Teilkolonien: eine rechts außerhalb des Bildrandes und eine weitere links hinter dem oberen Eisberg. Die drei blau-rotgrün umrandeten stellen den Hauptkomplex dar. Die BAS Forscher, sowie Kaiserpinguinspezialist Fabrice Genevois haben weitere Teilkolonien kontrolliert. Wir finden nur wenige tote Küken.    Foto:  © Achim Kostrzewa

 

Zu diesem Zwecke hatten wir drei BAS Wissenschaftler (=British Antarctic Survey, Univ. Cambridge) und einen Fotografen zur Dokumentation mit an Bord. Das Wissenschaftler kostenfrei mitgenommen werden ist eine alte Tradition, die uns auch schon zugute gekommen ist. Peter "Penguins from space" Fretwell leitet dort die Satellitenauswertung und besucht wenn immer möglich Kolonien um seine Auswertungen zu eichen (vgl. Kostrzewa 2020). Um die aktuelle Nutzung der Fläche zu dokumentieren und auch die Pinguine genau zu zählen (was bei der Auflösung der Satellitenbilder von 1 Pixel = 30 x 30 cm) nicht geht, brachte das Team eine Spezialdrohne mit Hasselblad Kamera mit, die in nicht störender Höhe Reihenluftbilder anfertigt, die dann im Institut zusammengesetzt und vom Computer ausgezählt werden. Beflogen wurden alle 11 gefundenen Teilkolonien, sodaß wir dann zum ersten Mal eine exakte Zahl der Jungen haben werden, die am 16./17. Oktober auf dem Eis waren. Diese repräsentieren die Zahl der Paare mit Bruterfolg. Die begonnenen Bruten können nicht erfaßt werden, außer man zählt zu Fuß tote Küken und erfrorene Eier, aber auch das wäre nur eine Momentaufnahme. Außerdem können ja noch Küken versterben. Die Zahlen sind also keineswegs in Stein gemeißelt. Steffen Graupner vom AWI (=Alfred Wegener Institut, Bremerhaven) war auch mit an Bord und wird auf der 2. Reise nochmals die Drohnenflüge wiederholen, um zu sehen welche Veränderungen sich binnen zweier Wochen ergeben haben. Wollen wir hoffen, daß die 2.Reise genauso erfolgreich anlanden kann.

Hier ein einzelnes der Fotos, die später zusammenmontiert und ausgezählt werden: Adulte auf dem Bauch liegend - man sieht nur den schwarzen Rücken, Adulte stehend - man sieht den schwarzen Rücken und den weißen Bauch, die kleinen Grauen dazwischen sind die Kücken auf die es letztendlich ankommt. Foto © BAS

 

Diese Kerle haben mir eine Spionagemaschine auf den Rücken geklebt! Nix wie weg hier. Nützt nur nichts, der Datensender hat immer wieder Verbindung zum Satelliten, sobald der Pinguin auftaucht, so wird die Wanderung jedes einzelnen Trägers im Meer aufgezeichnet, was uns neue Einblicke in die Lebensweise während der Jungenaufzucht bringt. Der Sender fällt beim Federwechsel im Januar von selber ab und versinkt wahrscheinlich auf den Meeresboden. Norman Ratcliffe und Peter Fretwell stellen das wissenschaftliche Programm im Theater vor. Fotos  © BAS & Renate Kostrzewa

 

Aus Scheiße Geld machen, können ja viele. Scheiße für teuer Geld erforschen nur wenige! Man kann so die Nahrungszusammensetzung bestimmen, dadurch gewinnt man den kalorischen Gehalt, also die gelieferte Energie. Kennt man den Energieverbrauch und Grundstoffwechsel, kann man berechnen, wie weit der Pinguin mit 100g Fisch, Tintenfisch oder Krill übers Eis laufen oder im minus 1,8°C kalten Wasser schwimmen kann. Also Grundsätzliches über die Ökologie dieses Großpinguins lernen. Dieses Projekt betreut der Doktorand des BAS. So bringt einen selbst Pooh in die Antarktis... Fotos  © BAS

Fretwell PT, LaRue MA, Morin P, Kooyman GL, Wienecke B, et al. (2012) An Emperor Penguin Population Estimate: The First Global, Synoptic Survey of a Species from Space. PLoS ONE 7(4): e33751. doi:10.1371/journal.pone.0033751

Edney, A.J., Hart, T., Jessopp, M.J., Banks, A., Clarke, L.E., Cugniere, L., Elliot, K.H., Martinez, I.J., Kilcoyne, A., Murphy, M., Nager, R.G., Ratcliffe, N. , Thompson, D.L., Ward, R.M., Wood, M.J.. (2023) Best practices for using drones in seabird monitoring and research. Marine Ornithology, 51. 16 pp.

Kostrzewa, A. (2020): Der Kaiserpinguin - ein Vogel der Superlative. Biologie in unserer Zeit 50: 44-51

Wir dürfen auf die Ergebnisse schon sehr gespannt sein.

 

Doch nun erstmal genug Wissenschaft. Weiter geht es mit dem Reiseprogramm, wir haben ja noch fünf weitere Exkursionstage:

Samstag 18.11.: Wir fahren nördlich nach Brown Bluff, etwa 15 km südlich von der Argentinischen Station Hope Bay auf dem Antarktischen Festland gelegen. Die braun bis ockerfarbenen Klippen sind Teile eines unter dem Eis ausgebrochenen Schildvulkans. Oben brüten Schneesturmvögel unten Adelie- und Eselspinguine. Die Anlandungen hier sind immer sehr einfach am flachen Strand. Die Szenerie ist atemberaubend mit seiner maximal 745 m hohen Klippe.

       

Anlandung in Brown Bluff                                                                                    Foto:  © Achim Kostrzewa

 

Wir besuchen nachmittags die quer über dem Antarctic Sound gelegene Kinnes Cove auf der Westseite von Joinville Island per Zodiac. So gegen 16:00 soll es losgehen und gegen 18:00 sind wir wieder an Bord. Tolle Zodiac Fahrt. Der Sund ist nach Otto Nordenskjölds Schiff benannt, was damals unter Kapitän Anton Larsen fuhr. Das sich heute stark in Auflösung befindliche Larsen Schelfeis wurde nach im benannt.

Weitere Fotos und Texte folgen wie bearbeitet   !!!

 

  Text & Fotos: © Achim Kostrzewa, weitere Fotos von Renate Kostrzewa, kein Nachdruck ohne Genehmigung erlaubt, Zuwiderhandlung wird verfolgt ...

Version vom 3.12.23