Novoflex TRIOPOD für Naturfotografen - mein neues Reisestativ

zum 2. Teil des Tests geht es hier , zum 3.Teil hier und über Stative allgemein hier klicken

Kann alles was ich brauche: zwei Wanderstöcke als Beine, leicht und trotzdem sehr stabil, auch als großes Einbein zu benutzen, vom Bodenstativ bis zum voll ausgezogenen Landschaftsstativ für die Reiseausrüstung. Wenn Novoflex jetzt noch einen passenden leichten Kugelkopf mit Friktion dazu baute, wäre es absolut perfekt! © Achim Kostrzewa

Denkbar schlechte Arbeitsbedingungen im Dez. 2012 auf Macquarie: strömender Regen von oben, Salzgischt von links und feiner Sand und Kot von unten. Das beschreibt die Situation für die Ausrüstung absolut perfekt! Das Stativ bekommt dabei am meisten ab, mein alter Manfrotto Kugelkopf hat dann auch den Geist aufgegeben auf dieser Reise. Die Kamera kann man noch einigermaßen durch einen übergestülpten Plastiksack schützen, der wird mit Gummibändern an der Sonnenblende befestigt und komplett über Kamera und Objektiv gestülpt. Man kann keinesfalls gegen den Wind fotografieren, sonst hat man gleich die Linse voller Wassertropfen. An Objektivwechsel ist bei Digitalkameras auch nicht zu denken. Hatte auf der D300 das 28-85 und auf der D700 das 80-200. Technik:  D700, AF 2,8/80-200 @ 85mm, 400 ASA, f/9, 1/200 sec. Stativ, der Fotograf sitz auf einer kleinen Gummimatte in der Sch... und das Wasser läuft ihm am A... zusammen. Das Wasser stand sogar in meinen Parkataschen.  © Achim Kostrzewa

 

Die Anforderungen - oder was vorher war:

Im Sommer 2013 auf Bird Island hatte ich nur Block und Bleistift zur Verfügung, kein Internet oder gar einen Computer. UND AUCH KEIN STATIV DABEI, AUS GEWICHTSGRÜNDEN. Konnte also meinen Gedanken freien Lauf lassen. So konzipierte ich mein neues Reisestativ: Novoflex hatte ja schon seit einiger Zeit das Quadropod (ein Stativ mit vier Beinen!) auf dem Markt, aber ich dachte darüber immer: warum ein Bein mehr schleppen, als eine Ebene bestimmt; warum bauen die das nicht als "normales" Dreibein. Und so entwickelte ich jede Menge Ideen, wie denn nun mein zukünftiges Lieblingsstativ aussehen sollte und vor allem, was es können mußte. Ich baue ja ganz gerne Sachen um. Früher, als ich noch am Zoologischen Institut der Univ. Köln tätig war, machte so etwas die Feinmechanik. Der Chef dort war selber begeisterter Makrofotograf und setze alles um, was brauchbar erschein, natürlich in seiner Freizeit zu den Materialkosten. Mein erstes Makrostativ hat er zunächst für sich aus einem alten Schiansky Reisestativ gebaut: die Mittelsäule raus, die Beine mit variablem Anschlag, total solide, Gewicht fast keines, dient es mir heute immer noch auf der "Makrowiese" mit einem 3-Wege-Neiger von Manfrotto als Basis für Brennweiten bis 200mm in Bodenhöhe!

 

  

© Achim Kostrzewa, Eifel

Perfekt!

Die "Nummer größer" ist mein Manfrotto 055 B, was ich mir 1995 für die Antarktis gekauft hatte, da das Linhof Doppelprofilstativ nicht in den Koffer passte. Da habe ich nach einiger Zeit die Mittelsäule ausgebaut und den Kopf direkt auf Stativ geschraubt. Wenn man es nur halb ausfährt, trägt es spielend ein 600mm Tele. Da ich bei den Seevögeln immer auf dem Boden sitze oder gar hinter dem Stativ liege, ist mein "Flugreise" taugliches AF-S 4/300er überhaupt kein Problem, selbst (mit Mittelsäule) bei Sturm.

 

Da bläst einem der Sturm glatt  die Falten aus dem Gesicht! © Achim Kostrzewa (7/2012)

 

© Achim Kostrzewa (7/2012) Pembroke, Wales; GB

Das Manfrotto tut immer noch stur seine Dienste, trotz Salzwasser auf vielen Zodiac Überfahrten oder der Gischt am Strand von Pinguinkolonien, ABER es ist schwer, mit dem Linhof III Kugelkopf gute 4,5 kg ohne Mittelsäule (und wiegt damit genauso viel wie das viel größere Linhof).

Der dritte Einsatzort für ein Stativ ist natürlich die Landschaftsfotografie: beim Mittelformat etwa in 120cm  Arbeitshöhe wegen des Lichtschachtes der Mamiya und bei KB auch gerne in Augenhöhe, doch bei mindestens 150 cm.

 

© Achim Kostrzewa (Hawaii)

 

Da ich das Manfrotto nach dem Ausbau der Mittelsäule auch bis auf 21cm herunter bekomme (Höhe=Basis des Kugelkopfes), habe ich es bislang auf Reisen immer mitgenommen und für "alles" benutzt: Landschaft - Tiere - Makro. Seit einer Knieverletzung auf der Südgeorgienreise zu den Pinguinen (2008) benutze ich im Gelände immer Wanderstöcke, die mir viel mehr Sicherheit geben und auch die Knie entlasten. Früher hatte ich den Phototrecker auf dem Buckel und das Stativ in der Hand rechts am langen Arm. Das hatte den Vorteil, das man auch etwas gegen Testosteron strotzende, sehr aufdringliche Pelzrobbenmännchen "in der Hand" hatte. Heute halte ich die Viecher halt mit den Stöcken auf Abstand, wenn wirklich nötig. Meistens hilft gutes Zureden sogar mehr, man darf nur keinerlei Angst zeigen. Die Wanderstöcke sind für mich ein Muß, jedenfalls da, wo ich in ungünstigem Gelände weit laufen muß zu meinen Motiven, wie zuletzt zu den Albatrossen auf Campell Island.

 

Damit ist der Leistungskatalog klar: ein Stativ

Im September telefonierte ich daher mit dem Produktmanager von Novoflex, Herrn Grahl , ob man mir denn nicht ein "dreibeiniges QuadroPod" bauen könne?!  Zu meiner größten Freunde hieß es: "Ja,  so etwas entwickeln wir gerade, das dauert aber noch etwas." Heute (Mitte Januar) halte ich das Ergebnis erstmals in Händen. Novoflex hat mir freundlicherweise ein TRIOPOD mit drei dreiteiligen Alubeinen und einem LEKI Wanderstock zum Testen überlassen! Das ganze kommt in einer soliden Tasche und sieht nach Novoflex aus - deutsche Wertarbeit halt, wie ich es von den Balgengeräten oder meinem Schnellschuß (5,6/400-3B) immer gewohnt war!

 

Maße und Gewichte (gewogen auf meiner elektrischen Laborwaage)

TrioPod Gewicht  Maße/Höhe Durchmesser
Basis 315 g 50mm 60mm
Alubein 2830* 470 g 605mm 28mm
Leki QLEG 260 g 655mm 18mm
Griff dazu 80 g **720mm  

*dreiteilig, wegen der besseren Stabilität; ** Der komplette Wanderstock mißt eingeschoben 72 cm und kann bis zur Höhe von 150 cm sicher ausgefahren werden. Ich benutze zum Wandern 125 cm.

Das macht ein Arbeitsgewicht für meine präferierte Kombi aus zwei Lekibeinen und einem Alubein, was ich auch als Einbein nutzen werde, von 1305 g. Dazu kommt dann noch der Kugelkopf. Mein "kleiner" Linhof II wiegt mit Wechselplatte 740g. Das macht einen Teil der Gewichtsersparnis wieder wett. Muß mir also jetzt einen kleineren Kopf suchen, der eher bei 350-400g komplett angesiedelt ist. Habe es sofort ausprobiert, mein 3-Wege-Neiger bringt 550g auf die Waage, damit wäre ein Maximum erreicht, was ich mir wünsche. Finde im Netz eine große Palette von 300-400g schweren Kugelköpfen mit 35-38mm Kugeln, Panoplatte und Friktion. Werde einige davon ausprobieren müssen. Novoflex baut da leider nur die großen "ClassicBall, Magic Ball" oder "Ball NQ" mit der für mich obligatorischen Friktionsbremse, die mit ihrem Gewicht wieder einen Teil der Ersparnis auffräßen...

 

  

Die Trio Basis ist sauber verarbeitet und bietet die Möglichkeit die Friktion der Beingelenke beliebig einzustellen. Ich liebe es stramm, d.h. wenn ich das Stativ hochhebe sollen die Beine genau in dieser Stellung verbleiben. Die blauen Knöpfe dienen zur Entriegelung des Beinanschlages, der in 4 Stufen rastet: 90°/60°/40°/20°. Bei 90° liegt das Stativ flach am Boden, da wäre eine Position von 85° sicherlich praxisnäher. Folgendes Zubehör liegt bei: Die lange Schraube mit 1/4" Gewinde wird von unten durch die Stativbasis gesteckt, der Adapter für 3/8" Anschluß dagegen einfach von oben eingeschraubt, ein Imbußschlüssel, Adapterplatte QP-MONO für Einbein. © Achim Kostrzewa

 

© Achim Kostrzewa

Zwischen das dreiteilige Alu-QLEG und die Stativschelle kommt die Adapterplatte für das Einbein. Man erreicht bequem eine Augenhöhe von 1,7m.

 

In zusammengeklapptem Zustand mißt das zusammengebaute Stativ (ohne Kopf ) mit Leki QLEGs 70,5cm bei einem ungewöhnlich kleinen Durchmesser von nur 7,0 cm und passt damit diagonal in jeden Standartkoffer. Wem das noch zu lang sein sollte, kann die Teile natürlich auch auseinanderschrauben und das Packmaß auf ca. 61cm verringern. Die vierteiligen Beine wären noch etwas kürzer. Bei den Leki Stöcken kann man auch noch den Handgriff  abschrauben und kommt auf ein Packmaß von 65 cm.

 

Erster Praxistest

Nachdem das alles nun im trockenen Studio ausprobiert ist, geht es bei Frost und Wind raus in die Heide zu einem ersten Test: Das Stativ läßt sich schnell aufbauen, die drehbaren Klemmverschlüsse sind großzügig gummiert und leicht zu bedienen. Die Rastung der Beinwinkel funktioniert mit mechanischer Präzision. Wenn man die Beine vom Anschlag wieder 5cm weit einfährt, stehen sie auch bomben fest (was bei vielen Stativen so ist, auch bei meinem Manfrotto 055B). Die Markierungen auf dem oberen Beinteil sind eine wirklich gute Idee, würde ich mir allerdings auch auf dem unteren wünschen.

 

Das TrioPod ermöglicht bequemes Arbeiten in Augenhöhe bei der Landschaftsfotografie. © Achim Kostrzewa

Aber auch am Boden komme ich gut damit klar: und wenn das klappt, wird es im Sitzen bei den Vögeln (mit 40 oder 60° Spreizung) gar klein Problem sein.

Hier 60° auf allen drei Beinen, für viele Pflanzenmakros ist das noch zu hoch! © Achim Kostrzewa

Am Hang dagegen ideal: 2 Beine in 90°, das dritte hangabwärts in 60°, so hat man eine ideale, sehr flache Arbeitsbasis. In der Ebene wäre deshalb ein Beinanschlag bei ca. 85° sehr gut. © Achim Kostrzewa

Die Tripod Basis weist an einer Seite noch ein 1/4" Gewinde für die Installation von Zubehör auf (Bohrung siehe Foto oben), hier kann man beispielsweise einen flexiblen Arm oder einen Regenschirmhalter einschrauben. Vielleicht sollte man praktischerweise insgesamt drei solcher Gewindebohrungen anbringen?

 

FAZIT: Ein TOP Stativ für alle meine Zwecke. Das neue Allround Reisestativ für viele Naturfotografen. Mit leichten Modifikationen (85° maximaler Beispreizung statt 90°) wäre es perfekt. Man kann wahrscheinlich sogar mit einer "Wimberly Wiege" Objektive vom Typ eines 2,8/300, 4/400, 4/200-400 unter Zuschalten des VR/IS benutzen!? Das probiere ich  zusammen mit einem Freund noch im Frühjahr aus. Jetzt geht es erstmal in die Sonora Wüste (Baja California). Mal sehen, wie es in meiner täglichen Praxis Salzwasser Spritzer und Sand wegsteckt. Ich werde darüber ab April berichten. (Zum 2. Teil des Tests geht es hier).

Die Gewichtsersparnis von >60% wird meinem Rücken, die integrierten Wanderstöcke meinen Kien gut tun. Insgesamt habe ich dann mit dem NOVOFLEX TrioPod Stativ am meisten Gewicht eingespart, je nach Kopf 2,5 kg, mit dem neuen Nikkor VR 4/70-200 statt 2,8er Öffnung etwa 0,5 kg und am neuen LOEWE ProRunner Rucksack 2,0 kg. Macht unterm Strich glatte 5 kg; d.h. das Gesamtgewicht meiner "kleinen" Reiseausrüstung (FX 18-420mm) sinkt so von ca. 15 kg um 30% auf ca. 10 kg (ohne Laptop, der in Zukunft auf Fernreisen zu Hause bleibt).

Hier noch ein Bild von der alten, schweren Ausrüstung unter optimalen Arbeitsbedingungen: Bis ich das neue TrioPod bei den Pinguinen ausprobieren kann, wird aber noch 11 lange Monate dauern... (Gold Harbour, South Georgia, 2008).

1.2.2014   © Achim Kostrzewa