East-Greenland - Northern Lights - Teil 2

 

Der zweite Teil unserer Reise führt uns zurück zum größten Fjord Grönlands. Wir wenden uns wieder nach Süden und fahren durch die Grönlandsee über Nacht zum Scoresby Sund:

 

Die Karte zeigt unsere Route: Besuch in Ittoqqortoormiit, anschließend zur Steward Insel. Über Nacht fahren wir Richtung Vikingebugt zum Bredegletscher, nachmittags zur Danmark Insel, am nächsten Tag geht es durch die Fjordwelt rund um Milneland nach Langenaes zum Rolige Gletscher, dann durch den Olfjord zurück zum Scoresby Sund. Am letzten Tag sind wir morgens wieder im Hurry Inlet und landen am Constable Point.

 

Ittoqqortoormiit  Saturday, September 28, 2019

Szenen aus Itto: Panorama vom Schiff aus,  Detailansichten und meine neuen Freunde. Weniger als 400 Leute sind hier geblieben. Sehr isoliert von allem: 700-800 km von Nuuk, Tasiilaq oder Island © Achim Kostrzewa (4), Renate Kostrzewa (1)

 

5. Tag: Wir landen vormittags (9-12 Uhr, 4°C, sonnig, kein Wind) genau da mit den Zodiacs an, wo wir es vor gut sechs Wochen schonmal gemacht hatten. Nur daß es diesmal nicht so peinlich war: die unprofessionelle Zodiacexkursion mit dem Kreuzfahrtschiff MS HH hatte sich in halb Grönland rumgesprochen, wie Cameron uns lachend erzählte. Die Crew hatte es damals doch wirklich geschafft ein Boot umzukippen… Cam kennen wir schon von der Khlebnikov und es gab ein großes Hallo als wir uns in Constable wiedersahen. Diesmal fährt er als Kajak Guide und Bärenwächter mit. Heute scheint die Sonne in Itto, die Kirche ist immer noch zu, von außen zwar fertig aber innen wird noch gebaut wie mir Emil, ein junger Mann, der englisch spricht, versichert. Diesmal ist es Samstag, unser Schiff ist angemeldet und alles andere ist offen. Das Museum hat auch Besuchszeit, ist also diesmal offen. Endlich können die Gäste die begehrten Postkarten nach Hause verschicken, denn das Touristenbüro hat auch Briefmarken. Die Reisenden werden sicher viel früher zu Hause sein, als die Karten bei Ihren Freunden ankommen werden. Aber wer kann schon eine Postkarte aus Ittoqqortoormiit vorweisen? Wir lassen unser Pässe von der Ortspolizei, die hier die Hafenbehörde darstellt, stempeln. Ich fraternisiere mal wieder mit den „Eingeborenen.“ Die Sonne scheint, Mensch was willst Du mehr… Mittags queren wir dann den ganzen Sund nach Süden.

 

Steward Ø Saturday, September 28, 2019

 

Die 50 Mio. Jahre alten Säulenbasalte sehen je nach Licht sehr unterschiedlich aus.   © Achim Kostrzewa

Kyle, am Steuer des Zodiacs, weiß was Fotografenherzen erwärmt.  © Achim Kostrzewa

So warten wir auf das richtige Licht und bringen uns in die richtige Position! Fotografisch für mich eines der Highlightes.  © Achim Kostrzewa

Bis nachmittags queren wir den breiten Fjord und landen später auch an der Steward Insel an. Zunächst (18-19 Uhr) gibt es eine Zodiacrundfahrt zu Eisbergen und den zahlreichen Basaltsäulen an den Stränden. Der Basalt stammt von tertiärem Vulkanismus (vor ca. 50 Mio. Jahren). Stellenweise ist die Lavaschicht bis zu 10 Kilometern dick. Der Vulkanismus wurde von einem Hotspot im Erdmantel erzeugt, der aufgrund der Plattentektonik heute unter West-Island liegt. Island selber ist ja die höchste Erhebung des Mittelatlantischen Rückens und somit dem Seaflor-Spreading ausgesetzt. Wir könnten auch anlanden, verzichten aber zugunsten von weiteren Fotos von der Landschaft am Torv Gletscher darauf:

 

Der Torv Gletscher.  © Achim Kostrzewa

Den Gletscher sehen wir sehr gut noch vom Oberdeck des Schiffes. Später erfahren wir, daß die Landgänger mit einer Bar an Land überrascht wurden. Na, dann haben wir doch alles richtig gemacht. Um 21:15, pünktlich zum abendlichen „Bar talk“, gebe ich - auf Einladung der Quark Crew - in der Lounge einen kurzen fotografischen Überblick über unsere Reise zu den Kaiserpinguinen nach Snow Hill Island.  Später (23-23:45) am Abend haben wir noch eine tolle Lightshow, die wir achtern auf Deck 5 genießen können:

Richtig scharf ist diese Aufnahme nicht....   © Achim Kostrzewa

 

Vikingebugt  Sunday, September 29, 2019

Am nächsten Morgen 6:20 schmeißt mich meine Frau aus dem Bett: Fotoalarm! Der Himmel ergießt sich rot durch das Kabinenfenster. Ich springe noch im Schlafanzug in meine warme Hose und Parka, greife mir eine der immer vorbereiteten Kameras und sprinte auf Deck 4: es lohnt sich. © Achim Kostrzewa

Pfannkuchen und Crush Eis im frühen Morgenlicht.    © Achim Kostrzewa

 

6.Tag: Wieder schönes Wetter. Die Wikingerbucht ist etwa 8 x 4 nautische Meilen (14,4 x 7,2 km) groß und liegt an der Südküste des Scoresby Sundes. Das erste, was wir finden sind um 7:15 drei weiße Pünktchen auf dem Hang an Steuerbord: Eine Eisbärmutter mit zwei Jungen. Der Kapitän fährt so nahe wie möglich heran. Er fotografiert selber! Die Mutter klettert später mit ihren Jungen den Hang hoch und verschwindet aus unserm Blickfeld. Wir gehen frühstücken. Etwas tiefer in der Bucht finden wir einen 4. Eisbären am Hang, der später runter zum Ufer läuft und schwimmen geht! Mir ist nicht klar, wovon die Eisbären aktuell dort leben. Wir haben nix freßbares gesehen: weder Fische, noch Wale oder Robben; auch keine Seevögel innerhalb der engen Fjorde.

 

Einfahrt in die Vikingebugt gegen 7:00 - Kapitän Valerie Mamedov und erster Offizier Arturo Defensor haben das Tiefenlot fest im Blick!  © Achim Kostrzewa

Statt eines guten Ankerplatzes finden wir erstmals Eisbären! © Achim Kostrzewa

Der Eisbär geht schwimmen. Da wird auch klar, warum in jedem Zodiac ein wasserdicht verpacktes Gewehr mitgeführt wird...  Fotografisch nur ein Belegfoto, leider.  © Achim Kostrzewa

Karte Vikingebugt: unten links wo beide Gletscher münden, liegt die Ocean Nova.  © Google Earth

 

Endlich sind wir mit den doch weit entfernten Eisbären fertig und können uns voll dem Bredegletscher widmen. Bären-Suchbilder habe ich wirklich schon genug fotografiert, daher nutze ich auch das Spektiv auf der Brücke zum Beobachten. Die Eisbären wirken kräftig und gesund…

 

 

Wir kommen zunächst an einem namenlosen Nebengletscher vorbei, der viel Moränenmaterial mit sich trägt.     © Achim Kostrzewa

 

Das Eis vor dem Brede-Gletscher besteht aus Pfannkuchen-, Schwarz- und Crush Ice. Der Gletscher fließt vom Geikie Plateau herunter. Wir fahren einfach mit dem Zodiac als Minieisbrecher durch. Unsere Zodiac Tour dauert wieder eine gute Stunde. Dann schon wieder ein Eisbär, der pennt und läßt sich nicht stören.

 

 

 

Wir kreuzen vor dem Brede Gletscher mit den Zodiacs: er trägt seinen Namen zu recht!   © Achim Kostrzewa

Im Gegenlicht strahlen selbst die Growler wie Rohdiamanten.   © Achim Kostrzewa

      

Unsere Ocean Nova.  Renate winkt: wir können nicht immer in einem Boot sitzen, ziehen aber immer am selben Strang!   © Achim Kostrzewa

 

Wir fahren weiter zur Dänemark Insel.

 

Danmark Ø Sunday, September 29, 2019

Zunächst mache ich vom Schiff aus von Deck 4 - neben der Brücke - jede Menge Fotos beim umrunden des Eisberges.  © Achim Kostrzewa

Nachmittags treffen wir auf eine Reihe von Eisbergen. Diese kommen von zwei Gletschern: dem Dangard-Jensen im Norden und dem Vestfjord Gletscher im Süden. Einer der Eisberge hat zwei gewaltige Tore. Wir umrunden ihn zu etwa 270°, mache (zu) viele Fotos.

 

Perimeter Anlandung: wir streifen über die Insel.  © Achim Kostrzewa

Gegen 16:00 erreichen wir die Insel. Und landen mit dem Zodiac. In der Bucht haben wir unter den Augen der Bärenwachen viele Bewegungsfreiheit. Wir finden Siedlungsreste der 1000 Jahre alten Thule Kultur. Der Platz ist schon seit 4000 Jahren bewohnt! Und Hüttenreste der Überwinterung der dänischen Carl Ryder Expedition (1891-92).

     

Reste der Thule Häuser. Die Insel weist wiederum Deckenmoor mit typischer Vegetation auf.              © Achim Kostrzewa

Hüttenreste der dänischen Carl Ryder Expedition (1891-92).  © Achim Kostrzewa

Auch ein ziemlich gut erhaltenes Moschusochsenskelett ist vorhanden. Einige Paxe diskutieren daß der Ochse einfach gestorben sei, aber die Beine sind weggetragen, die Füße befinden sich noch weiter weg und die Knochen weisen Fraßspuren auf. Mein Einwand, daß da Eisbär und Polarfuchs beteiligt sein könnten, stößt auf Ablehnung einiger älterer Damen… Biologie ist nicht grausam sondern wertfrei, sie gewährleistet nur das Überleben an sich. Dabei bleibt das Schicksal des Individuums bedeutungslos.

 

Reste eines toten Moschusochsen.     © Achim Kostrzewa

Zum Schluß fahren wir  mit dem Zodiac noch an den Eisberg mit den beiden Toren heran, großartig:

Schnell sein ist alles bei der Reisereportage vom Zodiac aus! Sehen, einstellen, Schuß, paßt!   © Achim Kostrzewa

Grillen in großartiger Kulisse, da kann man schon verschmerzen, daß das Essen schnell erkaltet!  © Achim Kostrzewa

Abends gibt es dann ein Grillfest auf Deck 5: die Crew hat Tische und Stühle aufgestellt, einen großen Grill, Salate und kalte Getränke. Wir vier diskutieren unsere Eindrücke und trinken einen schönen Weißwein auf unsere gelungene Reise. Um 22:20 ruft die Brücke „Polarlichter“ aus. Wir bleiben bis 23:30 draußen und machen die letzten Fotos: vier Nächte mit Nordlichtern, wer hätte das zu hoffen gewagt!

 

Unsere letzte Nacht mit Polarlichtern über dem Schiff...   © Achim Kostrzewa

 

Langenaes & Rolige Bre             Montag, den 30.9.

7.Tag: Wir kommen aus dem Fonfjord, vorbei am Vestfjord, dort fahren wir durch etwa 1-2cm dickes Schwarzeis. Wir entscheiden uns für die Zodiac Tour, da der Hike steil bergauf geht. Der Gletscher vom Boot aus erscheint dreien von uns attraktiver…

Die Gummistiefel-Bergsteiger wandern bis über den Grat und haben einen tollen Blick auf den Gletscher!     © Achim Kostrzewa

Der Gletscher von oben !     © Helmut E.

 

9:15 - 11 Uhr Zodiactour  (A,R & Andrea) im Rodefjord vom Schiff zum Rolige Gletscher mit seiner hohen Front. Manda fährt das Zodiac. Einige machen (auch Helmut) den Aufstieg auf die Halbinsel Langenaes. Von dort aus sieht man auf den Gletscher herab. Wir sehen vom Boot aus drei Moschusochsen. Die Bootstour ist sehr eindrucksvoll.

 

  

Am Rolige Bree.     © Achim Kostrzewa

 

Anschließend wissen wir wozu der Hinweis auf Badesachen war: bei Quark ist es Sitte einen „Polar Punge“ anzubieten, den Sprung von der Zodiacplattform ins minus 1°C kalte Wasser !!! Danke, brauch ich nicht. Doc Tim frotzelt: er hätte den Defibrilator griffbereit. Etwa 30, überwiegend Amis springen wirklich ins eiskalte Nass.

  

Die Damen springen viel graziöser....     © Achim Kostrzewa

 

Wir fahren nachmittags in den Olfjord nach Osten. Wenn wir dann wieder auf den breiten Scoresby Sund treffen, haben wir Milneland ganz umrundet. Renate ist auf der Brücke, der Rest von uns in der Lounge. Bis 16:10 ist es ganz ruhig und windstill, aber ziemlich frisch. Dann kommt Wind auf. Ab 16:45 kommen wir in eine Nebelfront und es wird wieder etwas wärmer. Später beginnt es heftig zu schneien.

 

Im Olfjord zieht es sich nachmittags wieder zu. Wir bekommen wieder Arktiswetter!   © Achim Kostrzewa

 

Abends dann Abschiedsempfang in der Lounge. Es war eine wirklich tolle Reise! Leider ist der Abschied etwas traurig, da die Ocean Nova in Zukunft nicht mehr für Quark fährt, sondern von einer Gesellschaft aus der frz. Schweiz gechartert wurde. Wir bedanken uns bei allen… Um 21:00 stellt Kyle, unser Fotograf, noch eine Diashow der Reise vor: fotografiert von vielen Mitreisenden und dem Quark Team. Wir konnten leider nichts dazu beitragen, weil wir keine Computer mithatten und alle Bilder sind in RAW (NEF) fotografiert. Ohne Laptop mit speziellen Nikon-RAW-Converter geht da gar nichts.

 

Constable Point

8.Tag:  Vor dem Frühstück packen wir die Koffer fertig. Gehen um 8:30 ausgiebig Frühstücken. Denn der Lunch fällt heute mehr oder weniger aus. Wir verlassen das Schiff um 10:30 und fahren mit dem Zodiac zum Landeplatz. Gehen die 25 Minuten zum Hangar – unser großes Handgepäck wird wieder gefahren –  wo wir unsere Koffer identifizieren, die Stiefel und Zodiac-Hosen ausziehen. Die dicken Hosen kommen wieder ins Handgepäck, da die Koffer schon eingecheckt sind.  Pünktlich um 13:05 verlassen wir Constable und mümmeln unser Sandwich aus der Lunchbox.

 

Ein Hoch auf die offene Brücke: wir halten frühmorgens auf Constable Point zu.           © Achim Kostrzewa

Ein paar kleine, unscheinbare Gebäude, ein Miniatur Tower und zu wenig Platz für 30 Leute im Aufenthaltsraum, das ist der Flugplatz...  © Achim Kostrzewa

 

Reykjavik erreichen wir nach genau 90 Minuten um 14:35 und sind um 15:15 im Hotel. Dann gehen wir zu Viert ins Städtchen flanieren, etwas Essen und wieder ins Hotel zurück. Aufstehen ist um 4:15, denn um 4:45 geht es zum Flughafen und dann nach Frankfurt.

 

                  

       Hallgrimskirkja, Reykjaviks große Kathedrale und eines der vielen gemütlichen Cafés.    © Achim Kostrzewa

 

Eine grandiose Reise geht glücklich zu Ende!

Wir sind 882 Seemeilen – immer nördlich des Polarkreises – gefahren und haben 117 Tonnen Trinkwasser verbraucht. Das Schiff hat eine eigene Wasseraufbereitung mittels Umkehr-Osmose-Anlage. Der Koch hat alleine 1.295 Eier mehr oder weniger in die Pfanne gehauen. Wir waren 62 Paxe, 14 Quark- und 19 Schiffscrew Mitglieder.

Noch nie habe ich in einer Woche ohne Tieraufnahmen soviel fotografiert: 2.300 Bilder. Ich denke, es hat sich gelohnt. Eisberge und Eis eröffnen einem unzählige Möglichkeiten!

 

Text & Fotos © Achim Kostrzewa  (49), Renate (1), Helmut E.(1) - (update 16.11.19)

*** Ende