Fotos: © Achim Kostrzewa (5), Andrea W. (1)

 

East-Greenland - Northern Lights

 

Die „Greenland - Northern Lights“ Tour Ende September war sicherlich eines der Highlights unserer Grönlandreisen seit dem Jahr 2001. Eine Reise wie zu Anfang unserer Grönlandexkursionen, die für mich 2007 mit der Jungfernfahrt der Fram bis hoch über Thule hinaus zur Eisgrenze im Smith Sound auf der Westseite ihren Höhepunkt fand: Weil wir in den frühen Jahren des Grönlandtourismus überall noch sehr willkommen waren. Heute ist das anders. Zu viele Touris auf zu vielen zu großen Schiffen überfluten zumindest den Westen, vor allem die Diskobucht. Der Osten war heute mindestens so gut, wie der Westen noch vor 15 Jahren. Die eingespielte Quark Expedition Crew und das perfekt organisierte Schiff Ocean Nova sind in dieser Zusammensetzung kaum zu toppen.

Wir konnten uns daher glücklich schätzen, diese letzte Reise in dieser Kombination noch gemacht zu haben, denn die Ocean Nova ist für die nächsten drei Jahre von einem Schweizer Unternehmen gechartert und wird nun mit französisch sprechenden Gästen fahren. Also nix für uns…

Unsere ersten Ziele im Norden: wir fahren die Küste hoch, biegen in den Kaizer Frans Joseph Fjord ein und erreichen als nördlichstes Ziel den Waltershausen Gletscher im Nordfjord, von da geht es wieder nach Süden durch das innere Fjordsystem bis zum Alpefjord. Zurück am Skipperdal vorbei nach steuerbord durch den Kong Oscar Fjord wieder nach Ittoqqorttoormiit. Diese auf der Karte verzeichnete Route befindet sich komplett im Nationalpark.

 

Der Norden – Grönlands Nationalpark

Der ganze nordöstliche Quadrant Grönlands wird vom größten Nationalpark der Welt dominiert. Mit seinen 972.000 km² repräsentiert er annähernd 45 % der Fläche Grönlands und ist fast dreimal so groß wie die Bundesrepublik. Es gibt hier weder Bevölkerung  noch Infrastruktur. Der Zugang erfolgt meist über Ittoqqortoormiit und erfordert eine Expeditionsausrüstung, sowie eine Search-and-Rescue Bergeversicherung. Einzig die „Sirius-Patrouille“ – 14 Mann dänisches Militär – ist dort oben in Daneborg stationiert und unterhält Hütten und Depots. Hier wird im Winter mit Hundeschlitten der Küstenbereich kontrolliert. Ein Relikt aus dem 2.WK, was dann zur Sicherung der Ostgrenze im kalten Krieg beibehalten wurde. Heute kommt die Kontrolle des NP in Form von Polizeiaufgaben hinzu. Die Kontrollfahrten werden im Oktober-November und Februar-März in Zweimannteams mit Hundeschlittengespannen unternommen. Wir werden einige der Hütten und Depots besuchen.

Wir haben nun die seltene Gelegenheit mit dem Schiff, der Ocean Nova einer umgebauten ehemaligen grönländischen Küstenfähre für 80 Personen, in die Fjordwelt des NP zu gelangen. Wir haben das Glück mit zwei alten Freunden aus Studienzeiten zu reisen.

 

Endlich am Ziel: Der Autor schleppt beschwingt seinen "5 kg" Fotorucksack in den Schuppen, wo die Stiefel auf uns warten. © Andrea W.

Oh weh, wir müssen hier bleiben, der Flieger ist weg und wir haben die Hotelzimmer noch nicht gesehen....  Es gibt kein zurück ! Aber, praktischerweise wird unser schweres Handgepäck zur Zodiacanlegestelle gefahren. Die Quarks wissen wie schwer "5 kg" Fotografenrucksäcke sein können... © Achim Kostrzewa

 

Schon die Anreise gestaltet sich kompliziert. Wir müssen via Island von Frankfurt aus anreisen. In Kevflavik ankommend nach Reykjavik mit dem Flughafenbus/Taxi zum Hotel und dann am nächsten Morgen um 7:30 zum nationalen Flughafen am Stadtrand. Dort besteigen wir mit unseren maximal 20 kg Gepäck (5 + 15 kg) eine Bombardier Q200 Turboprop Maschine für 40 Personen und landen 1,5 h später auf der Schotterpiste von Constable Point, einer ehemaligen amerikanischen Militärbasis aus dem kalten Krieg. Er ist heute der Flughafen für Ittoqortoormiit und mit diesem über einen Hubschrauber-Dienst verbunden, der diese 38 km überbrückt. Von hier aus gibt es auch eine Verbindung zur Hauptstadt Nuuk.

Unser Schiff liegt im Hurry Inlet am gleichnamigen Fjord. Die Expedition geht gleich in einem Hangar los, wo wir unser Gepäck finden und die „Muck“ Arktis-Gummistiefel in der vorbestellten Größe. Unsere warmen, knallgelben Expeditionsparkas hatten wir gestern Abend schon im Hotel probieren können. Jetzt nur noch in unsere  wasserdichten, warmen Helly Hansen Zodiac-Hosen springen, die wir schon ins Handgepäck gestopft hatten und los geht es etwa 1,5 km über eine Schotterstraße zu Fuß zum Landplatz. Wie immer bei Quark Expeditions ist alles perfekt organisiert. Die Zodiacs liegen schon bereit. Adrian Bolye, der Orni, hatte uns mit seinem Gewehr – zum Schutz vor Eisbären – hierhin eskortiert. Hier übernimmt uns Laurie de Vincenzo, die sympathische Expeditionsleiterin. Wir bekommen eine kurze Zodiaceinweisung – die meisten von uns haben da aber bereits Erfahrung – und schon sind wir auf dem Schiff. Das Hotelpersonal begleitet uns in die Kabinen. Das Gepäck und Handgepäck mit meinen Kameras kommt kurze Zeit später. Wir schlüpfen aus Stiefeln und Überhosen und gehen erstmal das Schiff erkunden und Kaffee trinken. Renate kennt sich hier etwas aus, sie war mit dem etwas kleineren Schwesterschiff  „Disko II“ (2018 in MS Quest umbenannt) fünf Sommer in Westgrönland unterwegs. Unsere erste Gruppe umfaßt 30 Paxe. Die zweite Gruppe trifft mit einem zweiten Flieger 40 Min. später ein und ist um 12:15 an Bord. Um Eins – Lunchzeit - legen wir ab.

Die zweite Gruppe Paxe wird zum Schiff gebracht: die Wolken reißen kurz auf und tauchen die Landschaft in Sonnenschein.   © Achim Kostrzewa

 

So sieht sie aus unsere Ocean Nova, blitz blank (2 Tage später bei Sonnenschein), da ist sie schon unser vertrautes Heim.   © Achim Kostrzewa

      

Home, sweet home. Unsere 12 qm an Bord: hier kann man es Aushalten, wenn alles weggeräumt ist. Auch das Bad ist prima. Die leeren Koffer passen unter die Betten. Die Klamotten in den Schrank, die Zodiacsachen und Schwimmwesten an die Haken, damit sie trocknen können und wir zu einem Nickerchen auf die Betten, hurra...       © Achim Kostrzewa

Und jetzt gibt's was zu futtern, aber erst werden die Hände gründlich desinfiziert. Mittags Buffet und Abends wird ein schönes Dinner (wahlweise Fisch/Fleisch/vegetarisch) serviert. Unsere Hoteldirektorin Gilda Fuentes aus Argentinien hat eine super fähige & herzliche Mannschaft im Restaurant, der Küche und den Kabinen. © Andrea W.

 

Zweiter Tag: Vormittags gibt es diverse Briefings und Einweisungen und die unvermeidliche Rettungsübung. Wir verpassen dabei kaum etwas von der nebeligen Landschaft, weil alles in der rundum verglasten Lounge stattfindet.

   

Wir sitzen tiefenentspannt gerne in der gemütlichen Lounge und haben gleich Zugang durch zwei Türen zum Vordeck, wenn es draußen zu windig ist. Eine warme Jacke und die Kameras sind immer zur Hand. Es gibt jederzeit Kaffee, Tee oder was Kaltes von der Bar, auch wenn es bei mir nur kalorienfreies Sprudelwasser aus der Dose ist... Und, wenn's mir hier zu hektisch wird, gibt es noch eine sehr schöne, ruhige Bibliothek im Heck des Schiffes. © Achim Kostrzewa & Andrea W.

 

Wir wenden uns zum ersten Teil der Reise zunächst nach Norden in die Fjorde des Nationalparks. Des Nachts fahren wir durch die Grönlandsee Richtung Kaizer Frans Joseph Fjord. Es schaukelt ein bißchen, ich finds‘ angenehm und schlafe sehr gut, Renate auch. Morgens beim Frühstück fehlen allerdings einige Gäste… Doch sobald wir wieder im Fjord sind, wird das Wasser ruhig. Unser erstes Ziel ist der Waltershausen Gletscher (deutscher Geologe) im Nordfjord. Da startet nachmittags unsere erste Zodiactour. Wir haben die Schwimmwesten auf Kabine, d.h. für jeden ist eine vorhanden. So geht das mit dem Ausbooten ratz fatz. Doc Tim Talbot (unsere Expeditionsarzt und seines Zeichens erfahrener Notfallmediziner) überprüft am Sidegate unsere Klamotten: alles richtig zu, Schwimmweste stramm sitzend, Handschuhe, Mütze, Sonnenbrille? Alles da, dann los. Mit zwei Seemannsgriffen rechts und links gestützt, kommt jeder sicher ins Zodiac. Der Rucksack geht extra, die Stöcke oder das Stativ bei Anlandungen auch, damit man die Hände immer frei hat beim Einsteigen. Das Quark Team ist da sehr konsequent und sehr professionell. Wir schippern glücklich mit Amy, der Boutique Managerin am Steuer, durch das Crush Ice und die Pfannkuchen vorbei am Gletscher. Nur Acht in jedem Boot, ich sitze – wie immer – ganz vorne. Wenn es spritzt, wird man hier am ehesten naß, es ist aber auch die beste Fotoposition… Amy fährt das Boot ohne einen Spritzer durch den ruhigen Fjord. So lieb ich das, wenn Leute richtig Zodiac fahren können.

Am Waltershausen Gletscher: Wir haben immer noch hochnebelartige Bewölkung, an sich gut zum Eis fotografieren. Die feinen Strukturen kommen besser raus und werden nicht vom harschen Sonnenlicht verdeckt.  © Achim Kostrzewa

Wir haben auch eine Paddel- und eine Kajakgruppe an Bord, die können mit ihren Booten nicht bis ins Crush Ice.  © Achim Kostrzewa

Hier ein sehr schönes Eisbergbruchstück vom Grund des Gletschers: rechts sieht man den Kontakt zur Grundmoräne durch den Schmutz im Eis. Sonst ist das Eis alt und daher blau, weil die Luftblasen durch den Druck rausgequetscht wurden...     © Achim Kostrzewa

So sieht das Blaueis von nahem aus.    © Achim Kostrzewa

 

Gegen 16:45 sind wir wieder zurück. Die Wolken kommen wieder tiefer und es fängt an zu nieseln. Fahren anschließend am Kap Kolthoff rechts liegend vorbei und biegen in den engen Muskoxenfjord ein. Ab 18:20 wieder mehr tiefhängende Wolken und Nebel. Wir passieren die nur 1,8 km breite Stelle bevor wir wieder umkehren. Hierhin kommen so gut wie keine Schiffe mehr. Um 19:00 sitzen wir alle in der Lounge und lauschen dem Recap und Briefing für den nächsten Tag. 22:00 Schneeregen. Arktiswetter halt, heute keine Polarlichter mehr, also Bett, Kräfte sammeln für Morgen.

 

Fotos vom Vordeck: Im Muskoxenfjord ist das Wetter auch nicht besser, aber es wird, morgen....    © Achim Kostrzewa

Wir wissen immer, wo wir gerade sind: Doc Tim posiert in der Lounge, er hat wenig zu tun, glücklicherweise sind alle wohlauf.          © Achim Kostrzewa

 

Über Nacht fährt uns Kapitän Valerie Mamedov mit Hilfe von Steuermann und Wachoffizier durch den engen Fjord zurück. Radar und beide Suchscheinwerfer für Eisplatten, die im Radar kein Echo geben, sind im Einsatz. Mit 5 Knoten schippern wir sicher durch die Fjordwelt. Morgens regnet es noch auf Meereshöhe, auf den Bergspitzen der umliegenden Inseln liegt Neuschnee. Dann scheint die Sonne!

 

Dritter Tag: Auf Ymer Wanderung in der Blomsterbugten. Wir landen in der sog. Vargbukta oder “Wolf Bay”.  Die Wanderung geht von 9-11 Uhr in drei Stufen: extrem, mittel und leicht. Jeder der Guides hat ein Repetiergewehr (5 Schuß, modernisiertes Mausersystem in Stainless Steel mit Kunststoffschaft) und eine Leuchtpistole dabei. Der eventuelle Eisbär soll ja nur vertrieben werden: Knall und Blitz sollten ausreichen.

 

Blomsterbugten vom Schiff aus nicht so attraktiv. An Land aber sieht es gleich besser aus. Ich schicke meine Truppen aus. Renate fotografiert die Bay vom Land aus und auch die "Wolfshütte." © Achim (1) & Renate (2, mit Samsung G-4) Kostrzewa

 

Ich bleibe an Bord, mir ist das zu steil, zu wenig attraktiv in Reihe hintereinander her zu trotten, dafür meine Knie zu belasten. Die Pflanzen sind alle schon verblüht, es ist schließlich Herbst. Mache mit dem großen Tele Fotos der Landezone. Renate macht auf der Wanderung einige Handyfotos der Bucht und von der Hütte. Helmut fotografiert mit 600mm (D500, AF-s 80-400 VR) Schneehasen und Moschusochsen auf der Wanderung! Ich sehe die Tiere auch sehr gut von der Brücke aus durch ein gutes Spektiv. Anmerkung: wenn es eine "Perimeter" (=freie Bewegung in einem gesicherten Areal) Anlandung geworden wäre, wäre ich natürlich mitgegangen und hätte in Ruhe fotografieren können.

 

Moschusochsen und Schneehasen beim Aufstieg in die Bloomsterbugt, perfekt abgelichtet!  © Helmut E. (3, mit eff. 600mm)

 

Um 12:00 fahren wir weiter den schmalen Fjord entlang und kommen in den „Antarctic Sound“ (benannt nach dem Schiff „Antarctic“ mit dem Otto Nordenskjöld und Kapitän Anton Larsen am Rand des Weddell Meeres durch eine Eispressung am 11.1.1903 gesunken sind. Wir haben die Inseln Paulet und Snow Hill mit deren Hütten, wie auch die Hope Bay auf früheren Reisen besucht. Weitere Einzelheiten finden sich in unserem Buch „Antarktis“ von 2006, CJ Bucher Verlag, leider vergriffen). Diese Fahrt weist auf der Ostseite Devon und westlich der Fjorde überwiegend Präkambrische Gesteine auf; (siehe "Skipperdal", weiter unten und Karte), ein geologisches Lehrbuch in Bildern.

 

 

Im "Antarctic Sound" tritt die devonische "Old Red Sandstone" Geologie zu Tage. © Achim Kostrzewa

 

Gegenüber der Ella Insel treffen wir auf diese gewaltige Faltung. Neben devonischem Sandstein (Old Red) finden wir viel dunklen tonig-schluffigen Schlammstein. © Achim Kostrzewa

 

   

Vereinfachte geologische Karte (Quelle: GEUS.dk, 1997) unseres Gebietes: die gegenüber der Ella Insel liegende Trail Insel ist in Blickrichtung ost devonisch. 

 

Weiter geht’s zur Ella Insel...

Ella Insel mit der Station der Sirius Patrol. Der blaue Schlauch leitet im Sommer Frischwasser in die Station. © Achim Kostrzewa

 

         

Die alte Hütte aus den 1926er Jahren ist eng wie ein Schiff, nur der Leiter hat ein Einzelschlafzimmer, alle anderen schlafen in Vierbett- oder besser Kojen-Kämmerchen in diesem "Adlernest." Geheizt wird mit einem großen Kohleofen.  © Achim Kostrzewa

 

 

    

Die Insel ist teilweise von einem Deckenmoor bedeckt. Es gibt zwei kleine Süßwasserseen. Die Pflanzen sind typisch: Fjellbirke und -weide, Borstgräser, Alpenbärentraube und Silberwurz, sowie einige Steinbrecharten und Läusekräuter lassen sich noch identifizieren. Die Felsen werden von Flechten dominiert.  © Achim Kostrzewa

 

Ella liegt am Nordende des Kong Oscar Fjords und an der Mündung des Kempe Fjords. Wir landen in einer geschützten Bucht auf der Nordseite. Die Hütte „Eagles Nest“ aus den 1926er Jahren haben wir  betreten können und angeschaut. Schöne Funkstation in Röhrentechnik!  Daneben liegen auch Depots und Hütten der Sirius Patrol. Wir wandern mit der leichten Gruppe landeinwärts bis zum Süßwassersee durch eine herbstliche Tundra. Zähle insgesamt fünf Moschusochsen in der Ferne. Die Fotogruppe von Kyle liegt haufenweise auf dem Bauch vor den Fruchtständen der Dryas. Das wollte ich mir nicht antun, hab ich alles schon im Westen gemacht… Mit meiner langsamen „Rentner“ Gruppe hab ich mehr Bewegungsfreiheit aber nicht ausreichend Zeit für gute Fotos.  Das Gebiet ist leider zu groß und unübersichtlich für eine "Perimeter-Landing."

 

Abends sind wir dann wieder im Kong Oscar Fjord:

Abends genießen wir das Licht im Fjord.  (Blickrichtung Norden)   © Achim Kostrzewa

 

Später am Abend dann die ersten Nordlichter! Kundenfreundlich um 23:15 für eine dreiviertel Stunde. Wir machen etwa 60 Fotos. Wegen der Belichtungszeit von 3-4 Sekunden sind Sterne und Landschaft bis auf ein Bild unscharf.

 

Die ersten Polarlichtaufnahmen vom Schiff aus stellen sich schwierig dar: zu viel Bewegung (Rollen) für 3-4 Sekunden Belichtung. © Achim Kostrzewa

 

Vierter Tag: Über Nacht fahren wir nach Süden durch einen Teil des Kong Oscar Fjord in den Segelsällskapet Fjord. Von hier biegen wir in den engen Alpefjord mit seinen 2.000 Meter hohen Bergen der Stauning Alpen ein. Den wir bis fast zu seinem Ende durchfahren.

 

Marla am Steuer vor dem Sefstream & Gully Gletscher versprüht wie immer Optimismus.   © Achim Kostrzewa

Noch vor Sonnenaufgang erreichen wir den Gletscher, leider etwas zu früh für richtig gute Fotos...             © Achim Kostrzewa

Eis gibt es hier massig, wegen der Windgeschwindigkeit ist es bitterkalt.        © Achim Kostrzewa

Die Sonne klettert erst spät über den Horizont...  Wie überall diktiert primär unsere Route die Anlandezeiten, dann folgen Sicherheit und Wetter.   © Achim Kostrzewa

 

Wir zodiacen morgens (8 - 9:15) entlang des Sefstream & Gully Gletschers, die eine gemeinsame, riesige Gletscherfront bilden. Wir sind nur acht im Zodiac und haben 25 Knoten Wind hier draußen. Sehr dick angezogen schippern wir durch die Wellen. Marla fährt uns mal wieder ohne zu spritzen elegant am Gletscher vorbei bis durch das Crush Ice. Am Nordende der Gletscherfront ist es weniger windig. Wir bewegen uns in ziemlich flachem Wasser – teilweise nur zwei Meter tief – auf der Endmoräne des Gletschers, umgeben von einer tollen Szenerie.  Auch die Ocean Nova hat nur noch wenig Wasser unter dem Kiel. Ich bewundere den Kapitän, der nur mit Hilfe des Sonars in diesen nicht kartographierten Gewässern navigiert. Und sein Schiff mit Motorkraft und Seitenstrahlrudern an Ort und Stelle hält. Unsere Zodiacs werden später vom Schiff eingeholt und wir gehen windgeschützt an Bord. Sehr gut, daß wir nicht gegen den Wind zurück zur Ocean Nova müssen, denn spätestens dann würden wir von der eigenen Gischt überschüttet werden. Auf dem Schiff sitzen wir dann bis zum Mittagessen in der Lounge oder sind auf dem Vordeck fotografieren. Es pfeift da draußen ziemlich heftig.

Nach dem Mittagessen kommen wir wieder in den Segelsällskapet Fjord und landen von 13-15 Uhr auf der Südseite in der Bucht des Skipperdals. Das ist der „tollste geologische Platz in ganz Grönland“, berichtet Lauritz, unsere Geologe, der sich in Grönland genau auskennt, hier länger gelebt hat, die Sprache spricht und gerade seine Masterarbeit an der Uni Potsdam fertig stellt. Ich kann ihm da nur zustimmen. Viele unserer Gäste schauen jedoch nur kurz auf die toll gewundenen Sandsteinbänder und laufen in die Landschaft hinein, um ihrem Bewegungsdrang Rechnung zu tragen oder Moschusochsen zu sehen oder was auch immer. Ein Aussi mosert später: „this is not a geology trip“, man möchte ihm antworten: „it is, yes indeed.“ Jedenfalls heute und an dieser speziellen Stelle!

Skipperdal: Grob zusammengestoppeltes Panorama, was noch der Arbeit am Computer harrt, als Platzhalter.  © Achim Kostrzewa

Hier nun das richtig zusammengesetzte Skipperdal-Panorama aus den gleichen drei gut überlappten Bildern mit "Panorama Studio 3" gestiched   © Achim Kostrzewa, Corona Zeit machts möglich (5/21, D750 mit VR 70-200). Das Ganze habe ich auch nochmal mit 16 HF Bildern gemacht, das sind dann 530 MB.

 

Die Gesteine hier sind große geologische Kunstwerke mit wundervollen Schichtungen aus hell-beigem Dolomit und rot-braunem Kalkstein in spektakulären Faltungen. Sedimentiert sind diese Schichten der „upper Eleanore Bay Series“ zwischen 1,3 Mrd. – 900 Mio. Jahren und wurden dann in der Kaledonischen Faltung vor gut 450 Mio. Jahren gebogen, gezerrt, gekippt, halt aufgefaltet. So sind die spektakulären Schichtungen der  Berzelius Mountains gegenüber zu sehen und setzen sich bis auf unsere Landestelle fort.

 

Renate in Polarkleidung: Muck Arktisstiefel mit zusätzlicher Lammfellsohle und dicken Fleece-Strümpfen, gefütterte und wasserdichte HH Seglerlatzhose, drei-lagiger Arktisparka, wasserdichte Kajak-Finger-Überhandschuhe, Sturmhaube und Strickmütze, Sonnenbrille mit 85% Absorption. Das ist die äußere wind- und wasserdichte Hülle. Körpernah kommt lange Seidenunterwäsche, Strümpfe, dann eine Schicht Fleece Hose, Pulli und gute Handschuhe. Wenn es ganz kalt wird wie im Weddell Meer, kann man in Zwiebeltechnik weitere Schichten einziehen!  Für Temperaturen vom +5-0°C reicht das aber völlig aus. Dazu ein wasserdichtes Fernglas. © Achim Kostrzewa

 

  

Sandsteinschichtungen, die farbige Bänder erzeugen, wie wir sie auch aus Utah/USA kennen. Leider ist das Licht sehr steil.  © Achim Kostrzewa

Das gesamte Quarkteam hat sich zum Gruppenfoto im Skipperdal eingefunden. Kyle fotografiert von einer kleinen Drohne aus.     © Kyle Marquard/Quark

 

Ab 16 Uhr geht es südwärts durch den Kong Oscar Fjord. Um 18:50 versinkt die Sonne hinter den Bergen. Wir schaffen ca. 50 km bis 22:00 und sehen viele niedrige „Tafeleisberge.“ Dann kommen wir wieder gegen 21 Uhr vorbei am Kap Hurry in die offene Grönland-See. Fahren entlang der Küste nach Süden. Unser nächstes Ziel ist Ittoqqortoormiit.

 

Vom Deck 4 an der Seite hat man einen flacheren Blickwinkel auf die Landschaft des Kong Oscar Fjords und ihre Eisberge.  © Achim Kostrzewa

2.Polarlicht Nacht um 22:15. Diesmal tanzen die Lichter und ich muß die Belichtung auf 1 sec. verkürzen, um einigermaßen scharfe Bilder zu bekommen. Wieder enorm viel Ausschuß, weil die Ocean Nova "wackelt."  © Achim Kostrzewa

 

Zwischen 22:15 - 22:45  genießen wir unseren 2. Abend mit schönem Polarlicht. Ich mache wieder ca. 80 Fotos vom Stativ aus, da es etwas schaukelt habe ich über 90% Ausschuß, d.h. unscharfe Aufnahmen (bei den Polarlichtern wäre das egal, die tanzen ja eh durch die Langzeitbelichtung, aber die Sterne und die Landschafts-Silhouette sind leicht unscharf; ein no go). Um 23:00 verschwinden wir todmüde im Bett.

Ende erster Teil…  Hier geht es weiter

Text und Fotos © Achim Kostrzewa (43), weitere Fotos: Renate (2), Andrea (4), Helmut (3),  Kyle Marquard/Quark (1)     20.10.2019