Bootstour Kenai Fjords NP

Diese Bootstour haben wir schon einmal 1991 machen wollen. Damals sollte es Anfang August nur bis zu den Chiswell Islands gehen: Horned und Tuffted Puffins, Stellers Seelöwen und Wale waren für uns die Hauptziele. Wegen sauschlechter Wetterbedingungen wurde die Tour nach 3h abgebrochen und wir waren bereits „drissnaas“, wie wir in Köln so schön sagen. Vor lauter Nebel konnte man von den Inseln gar nichts sehen…

 

Ausschnitt aus der Karte des Kenai Fjord National Park. Die Chiswell Islands scheinen immer im Regen zu liegen....  © A.Kostrzewa

 

Also 2016 erneuter Versuch. Schon in Hafen von Seward regnet es. Wir hatten drei Tage vorher bei strahlendem Sonnenschein bei der Firma „Major Marine Tours“ den einzigen freien Termin auf dem kleinen Boot für die längste Tour über 9 h gebucht: vorbei an den Vogelinseln hinein in den nächsten Fjord am Granite Cape vorbei bis zum Northwestern Glacier und wieder zurück.

 

Hier in Seward scheint es immer zu regnen, wenn wir eine Bootstour machen wollen....   Kenai Fjord Tours sind zwar die Größten aber nicht die Besten.  © A.Kostrzewa

 

Das wäre bei schönem Wetter landschaftlich sicher auch ganz toll gewesen. Aber die imposante Küste versank mal wieder im Nebel. Ohne Wind war zwar die See ruhig, aber das Wetter klebte geradezu an den Küstenbergen und es regnet zumeist Bindfäden.

 

Regenschleier und Nebel verhindert die Sicht auf die imposanten Küstenberge....   © A.Kostrzewa

Hier im unteren Bild kann man den Regen schön fallen sehen. Der Stellers Seelöwen macht das nichts aus.   © A.Kostrzewa

Die Chiswell Islands präsentierten sich in dunklem Granit. Die Puffins saßen zwar dort herum, aber waren kaum mit 4000 ASA aufzunehmen. Das Boot schaukelte in der starken Strömung. Die Regenschleier verhinderten erfolgreich scharfe Bilder. Die schwimmenden Tuffted Puffins bildeten ein lohnenderes Ziel. Aber der starke Dauerregen machte es nicht gerade einladend für die Fotografen! Die Bildqualität bescheiden, die Ausrüstung außen patschnaß!

Endlich, am Granite Cape kommt Wind auf. Das Boot schaukelt jetzt und alle verschwinden nach drinnen. So hab ich freie Bahn...   © A.Kostrzewa

Renate hat es sich auf der Brücke gemütlich gemacht. Während ich dem regen trotze! © A.Kostrzewa

 

Renate residiert mal wieder auf der Brücke und erzählt unseren Bootsleuten von den Gletschern der Arktis und Antarktis. Das sichert ihr einen hervorragenden Platz direkt am Brückenfenster. Ich stoße kurz dazu, um zu erfahren, was der Kapitän für die Rückfahrt noch alles in petto hat: er verspricht uns einen sicheren Buckelwal bei den Chiswell Islands.

 

 

Drei Gletscherzungen fließen am Ende des Northwestern Fjord bis zum Meer. Auch sie sind stark abgeschmolzen.   © A.Kostrzewa

 

Erst als wir am Granite Cape vorbei waren wurde es in der offenen Harris Bay etwas heller, Wind kam auf und der Regen lies nach und es klarte im Northwestern Fjord endlich etwas auf. Am Fjordende treffen drei Gletscherzungen auf das Meer: die südlichste weist sehr stark verschmutztes Eis auf. Hier ist der Gletscher sehr viel schmaler geworden und die Seitenmoränen sind weit auf das Eis gerutscht. In der Bucht liegt viel Crush Ice. Auf größeren Schollen ruhen Seehunde und gucken uns neugierig an.

 

Die Seehunde liegen faul auf Eisschollen rum und tun nichts. Sollte ich auch mal machen?!  © A.Kostrzewa

 

  

Tiefe Spalten durchziehen den Gletscher. Das Eis ist weich, es taut, denn auch hier in Alaska ist es im Sommer schon zu warm. © A.Kostrzewa

 

Nur die mittlere Gletscherzunge hat noch echten Kontakt mit dem Meer. Aber auch hier sieht man, daß die hohen Temperaturen stetig am Eise nagen. Teile der rechten Eiszunge sind vom Hauptgletscher schon abgerissen und somit dem Auftauen preisgegeben. Das bestätigt sich auch gleich durch mehrere heftige Eisabgänge, die eine große Flutwelle produzieren und der Kapitän gibt gleich mit „voller Kraft voraus“ Fersengeld. Gut, das wir nicht in einem Zodiac sitzen. Der starke Diesel schiebt uns schnell aus der Gefahrenzone. Wir haben etwa eine Stunde Zeit für die drei Gletscherzungen, bevor wir die Rückreise antreten. Die meisten Gäste haben sich jetzt endgültig in die warme Kabine zurückgezogen. Und der ist auch genau an der vorhergesagten Stelle! Mein Platz ist wie immer draußen auf dem überdachten, hinteren Teil des Decks, denn es hat wieder angefangen  zu regnen. Die Wolken hängen immer noch regungslos an den steilen Hängen des Fjords. Aber der Regen ist schwächer J geworden. Wir sehen noch einige Delfine (Dall’s Porpoise) und Seeotter, dann geht es schon wieder in den Hafen.

 

 

Der Eisabbruch produziert eine große Flutwelle und der Kapitän gibt gleich mit „voller Kraft voraus“ Fersengeld. © A.Kostrzewa

Der versprochene Buckelwal taucht auf der Rückfahrt wirklich direkt bei den Chiswell Islands auf, wie bestellt.   © A.Kostrzewa

 

Im Wohnmobil machen wir erstmal gemütlich Kaffee und Kekse. Trocknen Ausrüstung und Klamotten, wir haben schließlich eine Gasheizung und einen Generator*. Duschen heiß, bis das Wasser warm ist, dauert es 25 Minuten. Renate föhnt sich mittels Generator und dem kleinen Reiseföhn die Haare. Wir essen eine Kleinigkeit (Käse, Salami, Trauben, Baguette) , schauen die Bilder durch, sichern alles und gehen früh schlafen. Morgens ist alles wieder trocken. Platz zum Aufhängen der nassen Sachen ist genug in unserem 25“ WOMO.

 

Beim großen WOMO sieht man nach hinten nichts und braucht immer einen Einweiser. Der Platz im Auto hat aber viele Vorteile bei schlechtem Wetter! © A.Kostrzewa

 

Wir stehen auf dem örtlichen Campingplatz in der ersten Reihe direkt sehr schön am Wasser, zwar eng geparkt, haben aber einen tollen Blick auf den Fjord. Dafür werden wir morgens um 5:30 von den Motoren der auslaufenden Fischerboote geweckt. Na, man kann nicht alles haben. Heute ist Freitag, ein Kreuzfahrer läuft gegen 8:00 ein und das Wetter wird besser. Die Tour erneut zu machen ist unmöglich, das Schiff hat alles weggebucht, was heute nur irgendwie auslaufen kann. Seit 9:00 verläßt ein Boot nachdem anderen vollgepackt mit Passagieren den Hafen. Sie machen nur eine abgekürzte Tour (bis zu den Chiswell Islands?) und sind pünktlich zum Mittagessen wieder auf ihrem Schiff. Nachmittags geht es mit einem zweiten Schwung Passagieren weiter. Wir tanken, dumpen, füllen Wasser nach und gehen für die nächsten Tage einkaufen. Heute fahren wir nur zum fünf Meilen entfernt gelegenen Exit Gletscher. Da stehen einige Womos und man kann prima übernachten:

Nach dem relativ lauten Platz mitten in Seward stehen wir hier am Exit Gletscher in vollkommener Ruhe. Der Gletscher ist schon über 500 Meter von der Straße aus abgeschmolzen. Man sieht, daß er mittlerweile auch weit von den Talrändern Abstand hat. © A.Kostrzewa

 

Die nächste Station vor Anchorage liegt in der Nähe des Portage Glacier. Hier campen wir immer am Tangle Lake. Das Wetter ist schön und wir wollen nochmal nach 25 Jahren den Portage Glacier mit dem Bötchen anschauen.

*Womos ab 21-23‘ haben in Alaska heutzutage alle einen Stromgenerator. Die meisten staatlichen oder nationalparklichen  Campingplätze haben höchsten eine zentrale Wasserzapfstelle, manchmal auch einen Dump, aber nie Strom. Da bei dem ganzen Technikpröttel an Bord die Batterie bloß 1-2 Tage durchhält, ist ein Generator obligatorisch. TV, DVD, Microwelle oder Kaffeemaschine brauchen 120 Volt. Die Heizung zieht viel Strom aus der Batterie mit ihren starken Gebläse. Laut Bedinungsanleitung  muß man quasi jeden Tag, an dem man nicht wenigstens 100km fährt, mindestens eine Stunde den Genno laufen lassen… Daher gibt es morgens und abends „Generatorstunden“ auf den Campingplätzen, Zeitfenster in denen man die Gennos betreiben darf. Des Nachts und Mittags ist Ruhe. Glücklicherweise sind die Geräte gut gedämpft, man hört nur ein leises Brummen.  In der sonst stillen Natur fällt das trotzdem deutlich auf.

 

Text und Fotos © Achim Kostrzewa, auf der Basis mehrerer Reisen seit 1991. Die Bilder wurden mit verschiedenen analogen und digitalen Nikon Kameras oder auch einer digitalen Lumix und Sony Bridgecamera aufgenommen und teilweise gescannt. Fertig gestellt in 12/2018