Ilulissat, 4. August: Eisberge und Buckelwale

Ilulissat bedeutet "Eisberge"! Diese kommen vom Kangia Gletscher, dem produktivsten auf der Nordhalbkugel. Mittlerweile ist seine Geschwindigkeit für die Produktion von Eisbergen auf über 50 Meter Vorschub pro Tag gestiegen. Schuld sind die hohen Temperaturen und das dadurch bedingte weiche Eis.

Panorama von Ilulissat und dem Ausfluß des Kangia Gletschers von der Nordseite aus gesehen. Hinter dem Felsriegel, der die Stadt vom Fjord trennt, liegt der Eisfjord, voll gestopft mit Eisbergen. Vergleiche die Karte, die gleichzeitig den dramatischen Rückgang des Gletschers zeigt.  © Achim & Renate Kostrzewa

 

Der Tag in Ilulissat fing mit Nebel an, alle Exkursionen mußten um mindestens 2 h (von 8:00 auf 10:00 Uhr) verschoben werden. Renate hatte die Sermermiut Wanderung auf 11:30 – 13:30 verlegen müssen und die zweite auf 15:30 - 17:30. Beide Male gab es dafür  Sonnenschein! Wir teilen die Fotoausrüstung auf: Renate steckt die kleine Fuji X-E2 mit 2/18 und 2/50mm in die Parkataschen, ich nehme den Rucksack mit den Nikons.

 

Wanderung durch das Sermermiut Tal zum (Kangia) Eisfjord. Wir befinden uns hier auf der Nordseite des Eisfjords, eines Gletschertales voller großer und kleiner Eisberge. Technik: Fuji X-E2 mit 2/18mm  © Renate Kostrzewa

 

Ich mußte an Bord lange warten, bis es endlich losging mit meiner Bootsexkursion. Morgens war es zwischen den Eisbergen zu nebelig zum Fahren und sehen hätte man auch nix können…  Da die Exkursionen drei Stunden zu spät losgingen, hatte Ivik - unser grönländischer Tour Operator - zwei zusätzliche Boote organisiert, damit alle gebuchten Touren mit allen Paxen auch noch einigermaßen zeitgerecht durchgeführt werden können.

Eisberg mit Eismöwe.  Technik: Nikon FX, VR 24-120 @ 24mm   © Achim Kostrzewa

 

Perfekte Spiegelung - hier war die letzte Stunde garantiert kein anders Boot! Wir tuckern ganz langsam. Technik: Nikon FX, VR 4/24-120@ 24mm  © Achim Kostrzewa

 

 

Ein tolles kleines Boot für die Walbeobachtungen aus nächster Nähe!   Technik: Nikon FX, VR 4/24-120@ 24 mm  © Achim Kostrzewa

 

Mit "meinem" Boot um 14:30 hatte ich großes Glück: ein kleines Angelboot für max. 10 Paxe war nur mit sechsen besetzt, denn wir waren der Rest der 3. Exkursionsgruppe. Ich wäre lieber viel später, mit den letzten Booten gefahren, aber das barg die Gefahr dann keinen Platz zu bekommen, wenn ich meinen jetzt aufgäbe. Im Bug des Bootes sitzend, ergab für mich eine sehr günstige Foto-Perspektive von nur 50 cm über der Wasseroberfläche, was besonders den Walbildern zugute  kam. Im Rucksack stecken meine beiden Nikons mit 24-120, 70-200 und wegen der Wale auch das große 200-400mm Zoom. Alle drei Linsen sind stabilisiert und gleichen so einen Teil der Bootsbewegungen aus. Als sehr bootserfahrener Foto-Lektor kann ich auch mit der großen Linse aus der Hand gute Bilder machen:

 

 

 

Buckelwale am Boot!  Da ist das große Zoom sehr hilfreich... Technik: Nikon FX, VR 4/200-400 mm  © Achim Kostrzewa

 

Wir bretterten mit „high speed“ Richtung Eisberge und es wurde erwartungsgemäß immer kälter, trotz Sonnenscheins. Glücklicherweise hatte unser Fahrer viel Spaß an und gute Kenntnis über die örtlichen Buckelwale. Er führte uns direkt zu Ihnen und überließ mir dann quasi die „Führung“, fragte: „was wollt Ihr sehen?“ – Na, Wale und Eisberge! Und die gab es dann massig. Er hatte auch Erfahrung mit dem was Fotografen brauchen und so mußte ich nur hin und wieder Vorschläge unterbreiten, um noch bessere Perspektiven zu ermöglichen. Neben mir war nur noch ein Fotojünger an Bord. Die anderen hatten noch keine Grönlanderfahrung und waren einfach überwältigt. Ja, „luck must man have“ J. Ich hab derweil etwas Gletscher- und Walkunde von mir gegeben. Die anderen Boote haben nämlich keinen qualifizierten Lektor an Bord, hier erzählt der englisch radebrechende Grönländer etwas zu den Walen und Eisbergen oder auch nicht.

 

Eisberge und Crush Eis.             Technik: Nikon FX, VR 4/24-120@ 28 mm  © Achim Kostrzewa

 

Gut zwei Stunden später fahren wir wieder zurück, vollgepackt mit neuen Eindrücken. Unser Fahrer speedet wieder volle Kanne, um einen Teil der Verspätung wieder reinzuholen. Die Tour war für mich und die anderen ein voller Erfolg.

Dann erstmal Kaffee und Bilder durchscrollen. Jau, ganz prima Wale, Eisberge in dem Nachmittagslicht schön, aber keine Offenbarung. Aber da gibt es abends noch eine schöne Überraschung: der Kapitän fährt ganz langsam und in geringem Sicherheitsabstand an den Eisbergen vorbei. Das dauert sicherlich über eine halbe Stunde in der ich mit dem großen Zoom bei schönem Licht noch viele Übersichten und Details fotografieren kann! Es zieht wieder Seenebel auf, der die Eisberge zum Schluß schwebend im Nebelmeer zeigt, grandios:

 

Technik: Nikon FX, VR 4/70-200@ 80mm, Stativ Novoflex Triopod  © Achim Kostrzewa

Technik: Nikon FX, VR 4/200-400 @ 260mm, Stativ Novoflex Triopod  © Achim Kostrzewa

Abends zog dann wieder Nebel auf, während wir mit dem Schiff beigedreht neben den Eisbergen des Kangiafjords lagen. Dieser Eisberg zeigt noch seine ursprüngliche Ausrichtung im Gletscher: die Oberseite in geprägt von den Gletscherspalten und Brüchen, die beim Vorschub entstehen... Bild vom Oberdeck des Schiffs um 21:10 Uhr.  Technik: Nikon FX, VR 4/70-200@ 160mm, Stativ Novoflex Triopod  © Achim Kostrzewa

 

 

Alternative: Man hätte auch an Land fahren können und dort im Hafen nach einem willigen Grönländer suchen müssen, der einen rausfährt. Das mache ich an sich am liebsten, weil man dann abends im besten Licht fahren kann. Dazu muß man aber genug Zeit haben, um in Ilulissat zu übernachten.

 


Text & Fotos © Achim Kostrzewa, weitere Fotos © Renate Kostrzewa (31.8.19)