Doch keine neue Kamera!

Neulich schrieb ich noch an dieser Stelle über Gewichtsersparnis bei Fotoreisen:

"Bleibt neben dem Nikon DX System die OM-D E-M1, die ich jetzt bald ausprobieren möchte. Der Sucher des Vorgängermodells E-M5 war schon sehr gut, jetzt kommt es darauf an, ob die AF-Geschwindigkeit für meine Bedürfnisse ausreicht, da ich auch gerne und - schon immer - fliegende Vögel fotografiere. Der Cropfaktor von 2 macht halt aus dem 1100g leichten 2,8-3,5/50-200 SWD  ein Kleinbildformat adäquates 100-400mm mit hoher Öffnung. Das muß ich mal ernsthaft ausprobieren."

Kollege Thorsten Belder (Makro- und Landschaftsfotograf) schrieb mir dazu: "das Olympus 50-200 SWD ist schärfer über die gesamte Brennweite, als mein AF-S 2,8/80-200 Nikkor!" Thorsten ist vom Nikonian zum überzeugten OM-D User geworden und hat viele gewichtige Argumente dafür, aber er macht keine Actionfotos, wie er mir ausführlich geschrieben hat!

Pech!

Ich brauche es nun gar nicht mehr zu probieren, denn es gibt sehr ernst zu nehmende Aussagen von Fotoprofis, die vor dem AF der neuen Olympus in Verbindung mit den älteren FT Optiken warnen:

Michael Reichmann von "Luminous Landscape" beschreibt seine Erfahrungen, die er gerade (Jan. 14) mit genau dieser Kombi in der Antarktis gemacht hat:

"I took some 3,900 frames over a period of five days in Antarctica. This was typical, though some photographers trippled this number with bracketing and panos. All of mine were shot with a 16 MP Olympus OM-D E-M1 and two lenses, the Zuiko 12-60mm f/2.8-4, and the 50-200mm f/2.8-3.5. These lenses were designed for the original Four Thirds cameras, and were orphaned for a time because no Micro Four Thirds cameras has phase detection autofocus, which these lenses require to work properly. But now with the OM-D1 they are reborne.

Truth be told though, while these lenses, and others in the original Olympus Four Thirds High Grade and Super High Grade family are some of the best lenses ever, they have their flaws. Not optical, but with regard to autofocus. For day-to-day use in normal light they are fine, but in low light and low contrast conditions the AF simply doesn't work all that well. It hunts. It misses, and often it simply gives up. People shooting beside me with Nikons and Canons were nailing focus of penguins porpoising and whales sounding, but I was left standing there with my lenses racking back and forth. I switched to manual focus with Peaking, but while better than nothing it just wasn't quick enough for fast action wildlife shooting.

Olympus – you have one of the world's finest lens lines with these optics. The OM-D1 is a step in the right direction, but now it's time to simply do better when it comes to AF." (den ganzen Artikel lesen: http://www.luminous-landscape.com/locations/michaels_antarctica_2014.shtml). Ergänzung dazu: ob die gerade jetzt im Februar neu angekündigten PRO-Objektive für Micro-Four-Thirds schneller sein werden, bleibt abzuwarten, es kommen ein Zoom 2,8/40-150mm ED und eine Festbrennweite 4/300mm ED. Dazu noch ein WW-Zoom 2,8/7-14 ED. Dann hätte man zusammen mit dem bereits vorhandenen PRO 2,8/12-40mm ED  eine komplette Ausrüstung vom 14-600mm bez. auf Kleinbildformat. Mir wäre allerdings ein 2,8/200mm PRO lieber, das man mit einem extra dafür gerechneten 1,4 fach Konverter benutzen könnte.

 

Tim Ashbrand (Technical Support Manager)

von "Lensrental.com" warnt seine Kunden, die das Olympus FT 2,8-3,5/50-200 SWD ausleihen wollen, vor seinem langsamen AF bei Benutzung mit einer aktuellen OM-D. "A great long range telephoto zoom option that gives you a 100-400mm equivalent focal length after crop factor. It focuses quickly on 4/3 cameras, but when used on a Micro 4/3 camera via adapter, autofocus isn’t very useful."

 

Weder Michael noch Tim haben Gründe mit Ihrer Meinung hinter dem Berg zu halten, sie sind unabhängig. Ich bin dankbar für die gesparte Mühe und den evtl. vergeblichen Geldeinsatz. Bleibt als Fazit: Sport und Tiere geht weiterhin nur mit "Nikcanon" AF! Leider! Meine allerbeste Kombi dafür bleibt dann weiterhin das AF-S 4/300 an der D700. Aber auch die D300 liefert weiterhin gute Ergebnisse:

 

  © Achim Kostrzewa (Bird Island 8/2013)

"Mittagessen, Kind, nu komm schon..."    

...scheint diese Sooty auszudrücken. Ihr Kücken sitzt derweil nahe bei meinem rechten Schuh im Schatten. Näher traut sich die Seeschwalbe denn doch nicht an mich und ihr Kücken heran. Sie schafft es aber in kurzer Zeit ihr Kleines zu sich zu locken und direkt vor mir zu füttern. Ich sitze auf dem Boden und stütze die Unterarme auf meinen Knien ab, um die Kamera ruhig zu halten. Ein Hoch auf die Bildstabilisierung.  Technik: Nikon D300, 250ASA, 4/70-200VR@280mm (mit TC14eII), f/8, 1/250 sec., freihand, VR on. Crop: Hochformat aus dem Querformat, was für die Qualität dieses Zooms spricht. Die Schärfe wurde auf das Auge des Tintenfisches gelegt.

Auch solche kontrastarmen Motive sollen die OM-D mit dem optisch wunderschönen FT 2,8-3,5/50-200 SWD überfordern. Meine alte D300 mit dem 4/70-200 VR nagelt dagegen jeden einzelnen Schuß scharf, wenn ich selbst keinen Fehler mache, wie zu langsame Zeit oder Schärfepunkt nicht richtig nachgeführt. Hier mit Vorwahl des Schärfepunktes bei continuous-AF genau auf das Auge des Tintenfisches, freihand.

Als Resultat dieser ganzen Fakten mache ich jetzt folgendes: ich bleibe für die ganz leichte Wanderausrüstung beim Nikon APS-C Format (=D300, betriebsbereit 950g) und habe das  "sagenhaft gute" und preiswerte DX 55-200VR (400g mit SB) für einen Spottpreis von 120,- € erstanden. Die optischen und praktischen Tests zeigen, das es keinesfalls schlechter als das 18-200 oder 18-300 in seinem Brennweitenbereich ist, das aber für einen Bruchteil seines Preises und Gewichts. Bei 55-100mm liefert f/5,6 und bei 100-200mm f/8 die beste BQ. Bei weiten Wanderungen, die mit der 10kg Ausrüstung nicht bewältigt werden können, greife ich dann auf die D300 mit 18-35 (420g mit SB) und 55-200VR zurück. Macht 1850g mit Reserveakku. Das scheint für mich der bestmögliche Kompromiss. Wenn es etwas schwerer sein darf, nehme ich das zwischenzeitlich sehr bewährte 4/70-200VR (960g). Zeigen doch die Ergebnisse mit Renates alter (5 MP) Lumix FZ20, daß die beste Kamera die ist, die man dabei hat...:

Panorama "Antarktische Halbinsel" mit Lumix FZ 20, Foto © R.Kostrzewa (3/2007), EBV A.Kostrzewa

© Achim Kostrzewa, 9.2.2014