Heiße Liebe zum ewigen Eis

VON JOHANNES BÜHL, erschienen am 10.5.2008 im Kölner Stadtanzeiger, Ausgabe Euskirchen S.48 (mit Hinweis auf dem Titelblatt)

Womit soll man anfangen, wenn man über Renate und Achim Kostrzewa schreibt? Mit der Arktis oder der Antarktis, mit Schottland oder Südgeorgien, Falkland oder Feuerland, Neuseeland oder Norwegen? Diese und viele andere Plätze auf dem Globus hat das Ehepaar aus Zülpich in den vergangenen Jahrzehnten bereist und erkundet. Besonders ist ihnen dabei das ewige Eis rund um Nordpol und Südpol ans Herz gewachsen.

Die Eheleute, promovierte Biologen, sind seit vielen Jahren als freie Autoren und als Fotografen tätig. Mittlerweile haben sie 18 Bücher mit etlichen großartigen Aufnahmen veröffentlicht, überwiegend Reiseführer, aber auch wissenschaftliche Fachliteratur. Die Gesamtauflage dürfte bei 100 000 Exemplaren liegen. Einige der Publikationen sind im Handel vergriffen.

Verregneter Sommer

Das gilt zum Beispiel für die fünf Bildbände über Schottland, jenes Land, in dem die Kostrzewas ihre Reiseleidenschaft entdeckten. 1980 waren sie dort fünf Wochen mit Zelt und VW Käfer unterwegs. Es war ein komplett verregneter Sommer, doch die „Highlands and Islands“, die Seevögel und die Naturfotografie ließen die damaligen Studenten, die sich schon seit ihrer Gymnasialzeit in Brühl kennen, fortan nicht mehr los.

Viele weitere Schottland-Reisen folgten. In besagten Bildbänden stand mal die Kultur, mal die Natur im Vordergrund. Von 1984 an zog es die beiden, die seit 1996 in Zülpich zu Hause sind, zudem immer wieder in andere nordeuropäische Länder. So entstand der Kosmos-Naturreiseführer Skandinavien, der im Jahr 2000 erschien und heute ebenfalls im Handel nicht mehr zu bekommen ist. Er wartet mit einem umfangreichen Tier- und Pflanzenbestimmungsteil und mit 195 Farbfotos der Verfasser auf.

Inzwischen sind die Eheleute meistens in kälteren Gefilden unterwegs. Seit 1995 waren sie insgesamt über 50-mal in der Antarktis und in der Arktis, auch Grönland haben sie lieb gewonnen. „An Grönland beeindrucken mich neben den Eisbergen auch die Kultur, die Trachten, das Kajakfahren und die einzigartige Pflanzenwelt“, erzählt Renate Kostrzewa. „Der Sommer dauert maximal acht Wochen, da blüht alles gleichzeitig.“

In einem Bericht klingt das so: „Ab Mitte Juni bedeckt ein bunter Pflanzenteppich die Tundra, bringt die umgebende Schneelandschaft zum Leuchten und zaubert Farbkleckse: Die Läusekräuter blühen in gelben und kräftig violetten Blüten, weiß strahlt das Arktische Hornkraut und zart gelb schwankt der Mohn auf seinen langen Stängeln.“

Sie mag die Fahrten an der Küste entlang nach Norden, die kleinen Städte, die winzigen Siedlungen, in denen manchmal nur 30 Leute leben. „Und dann diese absolute Ruhe - keine Autos, keine Flugzeuge“, schwärmt die 50-Jährige, die mit der Arbeit an einem essayistischen Reisebericht über Grönland begonnen hat.

Rund 50 000 Bilder

Dass auch die Menschen einen Teil der Faszination ausmachen, beweisen Renate Kostrzewas Porträtaufnahmen. Sie zeigen „die Nachfahren der Inuit, die in dieser unwirtlichen, unberechenbaren Natur seit Jahrtausenden überleben“. Apropos Bilder: Ihr Mann, Achim Kostrzewa, fotografierte schon als Schüler, später auch als freier Mitarbeiter für den „Kölner Stadt-Anzeiger“. Während des Studiums leitete er Fotokurse. Auch seine Frau lernte von ihm den Umgang mit der Kamera.

Er arbeitet mit Nikon, Mamiya und Linhoff. Sein Archiv, überwiegend Dias, inzwischen aber auch Digitalaufnahmen, umfasst rund 50 000 Bilder. Die Spezialität des 52-Jährigen sind Landschafts- und Tieraufnahmen, wie die Homepage der Zülpicher beweist. Dort entdeckt man unter anderem bezaubernde Bilder von Pinguinen und grandiose Aufnahmen von Eisbergen und Fjorden.

Die Pinguine bilden ein eigenes Fachgebiet in der facettenreichen Arbeit der Autoren. 17 Arten gibt es, die Kostrzewas kennen sie alle. Egal, ob Esels-, Adelie-, Zügel-, Gelbaugen- und Goldschopfpinguine oder auch die Zwergpinguine. „Das sind die kleinsten Pinguine der Welt. Sie sind nachtaktiv und leben in Neuseeland in Höhlen“, sagt Achim Kostrzewa, der auch Fachbeiträge zur Pinguin-Forschung veröffentlicht hat, etwa in der Naturwissenschaftlichen Rundschau.

Königspinguine

Seine Frau und er sind oft sechs Monate im Jahr auf Achse. Im gesamten deutschsprachigen Raum halten sie Vorträge, zudem sind sie auf Kreuzfahrtschiffen in der Antarktis anzutreffen. „Wenn man kein eigenes Boot hat, ist das die einzige Art zu reisen“, so Kostrzewa. Dabei steht allerdings nicht das eigene Vergnügen im Mittelpunkt, sondern die Arbeit: Als Lektoren und wissenschaftliche Reiseleiter erläutern die beiden - vergleichbar Rangern im Nationalpark - den anderen Passagieren die überwältigende Natur. Im Oktober und November dieses Jahres steht eine Reise an Bord der MS Ushuaia zu den Königspinguinen nach Südgeorgien auf dem Programm. Die Zülpicher beschreiben das britische Überseegebiet am Rande der Antarktis als „ein Tierparadies der ganz besonderen Art: Um die Insel tummeln sich im Südsommer nahezu alle großen Walarten. Neben Millionen von Pelzrobben, über 300 000 riesigen See-Elefanten und einigen Seeleoparden brüten hier auch Wanderalbatrosse“. Hinzu kommen über fünf Millionen Pinguine.

Mehr zum Thema erfährt man aus dem Buch „Antarktis - von Kap Hoorn ins ewige Eis“ und aus dem CD-Rom-Buch „Antarktis für Kreuzfahrer“, die zu den jüngeren Publikationen des vielseitigen Autorenehepaars gehören. Zu empfehlen ist auch der Internet-Auftritt.

Mit einem Lichtbildervortrag über Norwegen sind die Eheleute am 8.Dezember in der Stadt-Volkshochschule im Alten Rathaus zu Gast. Im Februar hatten sie dort vor vollem Haus über Schottland berichtet. (ejb)

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Die Faszination des kalten Kontinents

 

VON MARGRET KLOSE, Kölnische Rundschau, Ausgabe Rhein-Erft-Kreis, 14.03.08.

 

BRÜHL. Die Faszination der Eisberge und Pinguine konnten die Besucher in der Buchhandlung von Karola Brockmann erleben. Zu Gast waren die beiden Biologen Renate und Achim Kostrzewa. Beide lebten Jahrzehnte in Brühl, bevor sie vor zwölf Jahren nach Zülpich zogen. Schon viele Male sind sie in die Antarktis gereist, um das Leben dort in Worte und vor allen Dingen mit der Kamera einzufangen. Ihr Vortrag hätte also authentischer nicht sein können.

Angesichts des kalten „Reiseziels“ verbreitete die Heizung in der Buchhandlung eine geradezu wohlige Wärme. Die Besucher jedenfalls füllten sich augenscheinlich wohl, als Karola Brockmann die Gäste begrüßte und auf das Abenteuer der besonderen Art vorbereitete: die Antarktis.

Dort leben ganze Kolonien von Pinguinen. Wale tummeln sich im Meer und winken augenscheinlich verspielt mit ihrer sechs Meter breiten Schwanzflosse. Wenn die Sonne scheint, aalen sich Seelöwen und Robben an den steinigen mit Lava bedeckten Stränden. In der ruhigen See spiegeln sich dann auch die gigantischen mit ewigem Eis bedeckte Berge, die hoch in den stahlblauen antarktischen Himmel ragen.

Die anstrengende Reise jedoch an diesen einsamsten, kühlsten und entlegensten Kontinent beschreiben die Autoren als „den Preis den man für die Antarktis zahlen muss“. Von Feuerland geht es mit dem Kreuzer durch die Drake-Passage. Nur mit viel Glück ist die See dort ruhig. Meistens peitschen Schneestürme mit elf Beaufort und mehr über das Meer und verwandeln das Szenario in einen einzigen „Hexenkessel“.

 

     

Die Autoren in der Buchhandlung Karola Brockmann nach Ihrer Lesung und dem Vortrag. Foto: M.Klose für die Kölnische Rundschau

 

Doch die Reise lohnt sich. Wie aus dem Nichts tauchen die ersten Eisberge auf. „Ab jetzt dominieren die Farben Weiß und Blau“, erklärt Renate Kostrzewa. Die Buchhandlung Brockmann schien weit weg, als die Bilder dieser so wilden und faszinierenden Naturlandschaft der Antarktischen Halbinsel auf der Leinwand erschienen. Morgens etwa, wenn die Sonne zwischen den auf dem Meer treibenden Eisschollen ihre ersten Strahlen wirft und die ganze Atmosphäre goldig rot zu glühen scheint, könnte man glauben, der Schöpfer persönlich bediene das Mischpult.

Alles haben Renate und Achim Kostrzewa in ihrem Buch festgehalten. Ein Buch mit hunderten faszinierenden Farbaufnahmen. „Viele Stunden habe ich hinter meiner Kamera gesessen und darauf gewartet, das was passiert - um dann genau im richtigen Moment auf den Auslöser zu drücken “, erzählt Achim Kostrzewa. So hat er unter anderem Zügelpinguine fotografiert, die ihre Jungen füttern und Pinguine, die voller Übermut und vor Lebensfreude strotzend ins Meer springen. Den beiden Autoren gelingt es auf anschauliche Weise, den Leser in das Land ihrer Träume und all seiner Geheimnisse einzuführen.

„Antarktis“ ist 2006 im C. J. Bucher Verlag GmbH München erschienen. Es hat fast 300 Seiten und kostet 29,90 Euro. ISBN 3-7658-1517-9

 

 

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Pinguine in der Sindelfinger Stadthalle

 

Stuttgarter Zeitung, 10.3.08

Am Donnerstag, 13. März findet in der Stadthalle Sindelfingen ein Live-Diavortrag zu Thema „Antarktis – das Königreich der Pinguine“ statt. Einlass ist um 18:30 Uhr, Beginn 19:00.

Die Referentin Dr. Renate Kostrzewa hat in 12 Jahren mehr als 25 Expeditionsreisen in die Antarktis begleitet, um Pinguine, Albatrosse und die traumhafte Gletscherwelt mit der Kamera einzufangen. Die Inselbögen der Südshetland- und Südorkney Inseln bis zur Antarktischen Halbinsel und Südgeorgien, das „Galapagos des Südpolarmeeres“, sind das Pinguinparadies schlechthin.

Allein auf der Salisbury Plain auf Südgeorgien drängen sich mehr als 200 000 Königspinguine, die im kurzen antarktischen Sommer brüten. Südgeorgien ist der Treffpunkt der antarktischen Tierwelt. Nur ca. 3 000 Touristen besuchen jährlich die faszinierende Insel.

Die Pinguine sind eindeutig die Stars dieses Abends, ihr Verhalten steht daher im Mittelpunkt des live gehaltenen Vortrags. Fragen zu Antarktis- Expeditionen werden gern von der promovierten Biologin umfassend beantwortet.

 

 

 

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