Test - Nikkor AF-S 4/24-120 VR - Wishbone Ash live in der Bonner Harmonie
Fotos und Text: © Achim Kostrzewa
Wir waren glücklicherweise früh genug da für einen Platz in der ersten Reihe vor der Bühne stehend. Also ideale Bedingungen für Fotos. Statt wie beim letzten Mal (Miller Anderson + Band) mit der kleinen Fuji und dem phantastischen 2/50mm zu arbeiten, wollte ich das neue Nikkor Zoom ausprobieren, was ich für meine Reisefotos angeschafft hatte. WW bis Tele ist für diese Position ideal. Die Bude war rappelvoll, nur der Hausfotograf hatte Bewegungsfreiheit. Ich war ziemlich eingekeilt zwischen meiner Frau Renate halb vor mir und einigen sehr netten Leuten um mich herum, die mich aber weder störten noch gar meckerten...
Die Band besteht heute aus Gründungsmitglied Andy Powell (rechts) und dem Frischling (2017) Mark Abrahams an der zweiten Leadgitarre, (Nikon FX, 3.200 ASA, AF-S 24-120@ 65mm, f/4, 1/125)
Bob Skeat zupft hier seit 20 Jahren den Bass (aktuell Rickenbacker) und schäkert mit meiner Kamera. Hinter ihm powern 600 Watt Ashdown Top über 2 x 4 x 10" Bassreflexboxen ohne PA-Anbindung direkt von der Bühne. Diesen Bass hört und spürt man überall im Raum. (Nikon FX, AF-S 24-120@ 55mm, f/4,5, 1/40)
und seit 10 Jahren trommelt der Australier Joe Crabtree bei Ash. (Nikon FX, AF-S 24-120@112mm, f/4,5, 1/100)
Die Band wurde in den frühen 1970er Jahren durch ihr abwechslungsreiches und zweistimmiges Gitarrenspiel mit zwei Leadgitarren bekannt, hier bei ihrer Nummer PHOENIX. Da sie sich alle gegenseitig gut auf der Bühne hören können, gibt es keine In-Ear-Monitore. Nur für den Gesang vier Monitorboxen vorne am Rand der Bühne. Auch keine Funkstrecke für die Instrumente, alles geht entweder direkt in den Amp wie beim Bass, oder die Gitarren in die reichlich vorhandenen Bodentreter. (Nikon FX, AF-S 24-120@ 24mm, f/4,5, 1/100)
Andy Powell mit einer seiner Flying V Nachbauten von Kevin Chilcott (Royale Custom Guitars), die originale Gibson hat er auch noch. Und dann gibt es noch ein Telecaster Custom Modell auf der Bühne. Als Amp dienen zwei Fender Twin (Typ ?) (Nikon FX, AF-S 24-120@ 65mm, f/4, 1/125, Beschnitt links)
Andy Powell mit einem neuen (?) Flying V Nachbau von Jon Case. Andy liebt es offensichtlich mit handgefertigten Instrumenten zu spielen (Nikon FX, AF-S 24-120@ 35mm, f/4, 1/100)
Nochmal Mark Abrahams mit seiner Gibson Les Paul über zwei Fender Hot Rod DeVille, als zweite E-Gitarre spielt er eine Stratocaster. Er steht Andy in nichts nach, die beiden ergänzen sich musikalisch prima (Nikon FX, AF-S 24-120@ 66mm, f/4,5, 1/60)
Mark Abrahams mit seiner Gibson Les Paul vor seinem reichlich bestückten Pedalboard: er steht auf dem Wah-Wah (Nikon FX, AF-S 24-120@ 48mm, f/4,5, 1/40)
In der Mitte des Sets gibt es einen Akustikteil: Filigranarbeit ist angesagt. Für den Fan und Fotografen ist es toll, Musik zum Anfassen! Und, da steht was auf der Bühne: eine Telecaster mit Schallloch. Dieses Modell hab ich noch nie gesehen! (Nikon FX, AF-S 24-120@ 24mm, f/4,5, 1/100)
Na und hier hab ich den AF-Punkt vermasselt, aber die "Telecaster mit dem Halbresonanzschallloch" ist gut zu sehen, wahrscheinlich auch eine Case Custom, die haben nämlich ein typisches Loch, das sich vom normalen F-Loch unterscheidet (Nikon FX, AF-S 24-120@ 48mm, f/4,5, 1/40)
Das 24-120 hat sich da als ideale Brennweite erwiesen. Allerdings mußte wegen der geringen Blendenöffnung von maximal f/4 oder 4,5 meist mit 3.200 ASA belichtet werden, was den Bühnenaufnahmen aber keinen Abbruch tat. Inwieweit mir nun der VR geholfen hat, kann ich kaum sagen, da es ja galt die Bewegungen der Künstler weitgehend durch die Belichtungszeit zu kompensieren. Einzig was immer störte war der Mikrofonständer für Andy Powell mitten auf der Bühne!
Die technischen Ergebnisse sind prima, da bin ich voll zufrieden. Und wenn schon bei offener Blende alles soweit stimmt, sollte die Qualität bei der Landschaftsfotografie bei eher f/8-11 ja nur noch besser werden. Einziges Manko gegenüber der kleinen Fuji (593 Gramm mit 50mm Objetiv und Akku), das 24-120 ist an der Vollformat Nikon ein ganz schöner Klotz, 1.894 Gramm hängen da in toto am Gurt. Was nehme ich beim nächsten Mal mit? BEIDE! Mit dem Nikon-Klotz am Auge denkt jeder, ah Profi. Bei der unauffälligen, fast lautlosen Fuji sieht nur der Kundige, wer da am Werk ist.
Das Konzert war super: Spielfreude bei allen und großes Können prägten diesen unvergeßlichen Abend. Bei mir läuft wieder die alte LP "Live Dates" von 1973 häufiger, seit langem als CD. Habe Ash 1972/73 in der Philipshalle in Düsseldorf das erste Mal gesehen. Damals toll, heute immer noch. Und die alten Stücke gefallen mir immer noch am besten...
Zum Vergleich, zwei Fotos aus dem ebenfalls Super Konzert von Miller Anderson + Band mit der Fuji:
Miller Anderson voller Konzentration an seiner Stratocaster (Fuji XE 2, 2.000 ASA, 2/50mm, f/2, 1/90)
Keyboarder Frank Tischler bearbeitet die "Hammond" (MAG Custom HX3 mit NEO Ventilator) bis sie oder er qualmt... Sonst hat er noch ein Kawei Piano und den Moog "Little Phatty", leider alles direkt in die PA. Ohne Bühnenverstärker hört man die Keys vorne an der Bühne nur schlecht. Hinten am Mixer ist der Sound gut, aber ich stehe halt immer ganz vorne... (Fuji XE 2, 2.000 ASA, 2/50mm, f/2, 1/100)
Fazit:
Fuji oder Nikon: besser oder schlechter könnte ich hier nicht sagen. Das Nikon Zoom ist anpassungsfähiger, wenn man seine Position nicht ändern kann. Die Fuji Kombination ist viel leichter und es paßt jeweils einzeln das Gehäuse und Objektiv in jede Jackentasche und geht auch da, wo man mit großer Kamera nicht reinkommt. Das kleine 18er WW paßt zusätzlich in die Hemdtasche! Mehr brauche ich an sich nicht, außer einer zweiten Batterie für die Fuji. Es könnte sein, daß das Fujinon XF 2/50mm bei offener Blende einen Tacken schärfer abbildet, als das Nikon-Zoom, was Wunder.
ABER, bei dieser Art von Fotos geht es in erster Linie um den Transport von Emotionen, dann erst um die technische Qualität!
Bei beiden Systemen steuere ich das AF-Feld immer selber. Vorteil der Fuji: größeres Feld, Nachteil - brauche zwei Tasten dafür, 1. Aktivierung, 2. Auswahl; bei der Nikon geht das direkter mit einem Klick auf die 4-fach Wippe.
Technik: alle Bilder in RAW aber quasi ohne Bearbeitung out of the cam. Nach JPEG umformatiert und dann per binning runtergerechnet, nichts wurde nachgeschärft! Das Bühnenlicht macht genug Kontrast und Sättigung. Nur die Nebelmaschine dämpft das manchmal etwas ab. Mit der Fuji hatte ich bei Miller Anderson etwa 100 Bilder gemacht, mit der Nikon bei Ash etwa 350 um mit der neuen Linse warm zu werden. Ausschuß wegen AF - so gut wie nichts, wenn ich selber keine Fehler gemacht habe, aber Bewegungsartefakte, manchmal schön, manchmal für die Tonne.
© Achim Kostrzewa (im Januar 2018)