Berühmte Kameras in berühmten Filmen

Rolleiflex - Leica M - Hasselblad C 500 - Nikon F/F2

Immer wenn ich alte Filme gucke, zuletzt "Ein Herz und eine Krone" fallen mir die Fotografen in ihren meist Nebenrollen auf. Es gibt allerdings auch einige Filme in denen Fotograf und Kamera die Hauptrollen spielen. Nebendarsteller Eddie Albert spielt den Fotoreporter überzeugend, obwohl die gezeigt Spionagekamera - eine Feuerzeugkamera mit 8mm Film - kaum die gezeigte Qualität hätte liefern können. Schön auch der Einsatz der damals Reporter typischen Graflex 9 x 12 (Laufbodenkamera ähnlich der Linhof Technika) in der Szene mit der Massenschlägerei im Tanzlokal auf dem Boot zum Ende des Films.

Fred Astaire in "Ein süßer Fratz" als Rollei Mann mit gleich drei Rolleiflex Kameras für Weitwinkel, Normal und Tele. Dazu hatte er noch einen Leica M 3, die man im Film aber kaum zu sehen bekommt. Der typische Sekonic Belichtungsmesser hängt in der Bereitschaftstasche am Gürtel.

 

Fred Astaire mit der Rolleiflex 2,8/80mm. Rechts hat er noch eine Leica M 3 mit 2/50mm Summicon über der Schulter. Die ätherisch schöne Audrey Hepburn als Modell.

 

"Blow up" spielt im swinging London der 1960er Jahre. Hier sind die Hasselblad draußen und im Studio auf dem Stativ und Nikon F eyelevel die Hauptdarsteller, neben Vanessa Redgrave und David Hemmings, dem namenlosen Modefotografen, der im Hintergrund eines seiner Fotos - aufgenommen in einem Londoner Park - ein Mordopfer zu sehen glaubt.

 

Hassi mit 4/150 Sonnar (?) und Lupensucher im Studio und rechts der Fotograf in voller Action mit Nikon F eyelevel und 2/50mm Optik.

 

Nick Nolte als Kriegsfotograf in Nicaragua, überzeugte mich am meisten in seiner Fotografenrolle in "Under Fire". Er konnte wirklich mit den Geräten umgehen, Filme im Laufen wechseln und war ständig von einer Nikon FTN, einer motorisierten F 2 und einer Leica  M 4P begleitet, wobei letztere mit Weitwinkel nicht wirklich zum Einsatz kommt. Die wichtigsten Aufnahmen schießt er mit der F 2 und einem 4,5/300mm, als er die Erschießung eines Reporters (Gene Hackman) durch die regulären Soldaten dokumentiert.

Nick Nolte hier gleich mit drei Nikons: links motorisierte F2 mit 4/200mm. In der Hand hat er eine F2 eyelevel mit Normalobjektiv (2/50mm) und rechts die alte FTN mit 2,5/105mm. Die Leica M4-P mit Weitwinkel fehlt auf diesem Bild. An der Schnur hängt eine Sekonic Belichtungsmesser, denn die "Eyelevel" Nikon sowie die Leica haben keinen eingebauten Belichtungsmesser. Links Joanna Cassidy als Journalistin.

 

Ein ganz stiller und ruhiger Film ist "Die Brücken am Fluß" von und mit Clint Eastwood, der als "National Geographic" Fotograf die überdachten Brücken des Madison County dokumentiert und sich in Meryl Streep, eine einfache Farmersfrau, verliebt. Sehr eindrücklich wird seine fotografische Arbeit gezeigt: die Nikon F auf dem Stativ, der Handbelichtungsmesser am Band um den Hals hängend. Er kann natürlich perfekt mit dem Gerät umgehen.

  

Nikon F eyelevel mit Motor F36 und Batteriegehäuse mit 3,5/28mm Nikkor. Auch Eastwood greift auf den damals in den Staaten weit verbreiteten Sekonic Beli zurück.

Alle genannten Filme zeigen die Fotografen in realistischer Arbeitsumgebung beim Arbeiten draußen, im Studio und in der Dunkelkammer. Heutige Digital Natives oder besser "Digital Naives" können hier sehen, wie früher der "Workflow" funktionierte. Und gleichzeitig zeigen die Filme realistisch wie und mit welchen Kameras gearbeitet wurde. Gehörten die 1940er und frühen 1950er der Rolleiflex und Leica III oder ab 1954 der revolutionären Leica M, sind die 1960er und späteren Jahre, die der Hasselblad C(M) 500/F2000 und der Nikon Profi Modelle F/F2/F3. Was haben diese Kameras gemein? Sie sind die technisch besten ihrer Generation, die Profiboliden halt; alles manuell, analog und unglaublich haltbar. 6 x 6 für das Studio und Kleinbild für "on location".

Hasselblads und Nikons Profistatus werden und wurden lange Jahre zusätzlich durch die NASA dokumentiert, die allein mehr als ein Dutzend Kamerabodies von Typ 500 EL auf dem Mond ließ, eine, die Mike Collins bei seinem Weltraumspaziergang auf der Gemini 10 Mission verloren hat, war Schwedens erster Satellit.  Auch die Shuttles und die Internationale Raumstation ist mit diesen Kameras mittlerweile auch digital ausgerüstet. Doch genauso wie Kodak schon vor Jahren den berühmten "Kodachrome" Film eingestellt hat (...gives us those nice brite colors..." dichteten Simon and Garfunkel), so ist auch der "Schwedenwürfel" kürzlich gestorben: Hasselblad stellte die 500er (V-)Serie ein. Sollten Ilford und Fuji auch noch die Produktion von analogem Filmmaterial einstellen, darf auch ich nur noch digital arbeiten, sobald mein Tiefkühlschrank (da sind die Filme drin, bei -18°C halten die ewig) leer ist...

Die besprochenen Filmbeispiele sind allesamt cineastische Leckerbissen, kann ich nur empfehlen.

Alle hier gezeigten Fotos unterliegen möglicherweise dem Copyright, wurden aber aus GOOGLE ohne ein solches kopiert und dienen nur der Illustration meiner Ausführungen über die Filme und Kameras.

(c) Achim Kostrzewa 27.7.13