Tasiilaq, 9.August

 

Die heimliche Hauptstadt Ostgrönlands empfängt uns mit Sonnenschein. Kein Nebel heute! Tasiilaq wirkt auf mich wie ein großes Dorf: es gibt zwar einige größere Gebäude, wie die Schule, das Krankenhaus, die Verwaltung und Polizei, das Postamt oder die neue Kirche. Auch wenige, kleine Wohnblocks, aber sonst nur relativ uniforme einzeln stehende Holzhäuser aus dem dänischen Bausatz.

 

 

 

Die Schule ist grau, das Krankenhaus traditionell gelb, die Kirche in der Regel rot und die Schlitten für die lange Winterszeit sind allgegenwärtig. © Achim (2) & Renate (1)  Kostrzewa

 

Die Holzhäuser sind gelb-rot-grün oder blau angestrichen. Bei Sonnenschein wirkt dies sehr farbenfroh, bei Regen und Nebel ist man für jede Orientierung dankbar. Wenn man so durch die Straßen schlendert, kommt man kaum auf den Gedanken, daß hier 2.000 Menschen leben. Die Stadt Tasiilaq liegt auf der Insel Angmagssalik, was soviel wie "der Ort mit dem Kapelan" bedeutet, also auf seinen Fischreichtum hindeutet. Schon die Wikinger kamen von Island hierhin, wenn sie von der Halbinsel Snaefellsness nach Westen segelten. Der Ort liegt zudem in einer grandiosen Küstenlandschaft.

 

Der idyllisch gelegene Naturhafen ist nur von Juli bis Anfang November eisfrei.   © Achim Kostrzewa

Auch im Hochsommer schmelzen die Schneefelder auf den Küstenbergen nicht.  © Achim Kostrzewa

 

 

Der "nächstgelegene" Ort in Ostgrönland ist Ittoqqortoormiit. Das sind schlappe 847 km, da ist Island schon näher. Das Flugfeld liegt in Kulusuk, bis dort sind es 24 km mit dem Hubschrauber, alles ganz schön teuer und umständlich hier im Osten. Luftlinie bis nach Hause (bei Köln) sind es 2.980 km.  © Achim Kostrzewa

 

Papa-, Mama-, Kinderschlitten vor dem Haus. Die ca. 1.000 Hunde laufen nur teilweise frei und sind auch weiter oben in der Stadt am Hundeplatz angeleint zu finden. 1.000 Hunde bedeuten, daß es noch etwa 100 aktive Schlittengespanne gibt. Die meisten fahren schon mit Schneemobilen durch die Lande.  © Achim Kostrzewa

 

 

Die alte Kirche beherbergt ein Museum. Die "Neue" ein sechseckiger Zweckbau mit Metallfassade ist innen groß und hell. Sie weist einen "Taufstein" aus dem angeschwemmten Wurzelholz einer sibirischen Kiefer auf. Treibholz aus Sibirien nimmt einen langen Weg mit der Strömung vorbei an Spitzbergen bis nach Ostgrönland und ist entsprechend selten und wertvoll! Das im Urzustand graue Treibholz wurde liebevoll poliert und anschließend lackiert.  © Achim Kostrzewa

Tasiilaq vom "Blumental" aus gesehen: ein Flüßchen bringt sauberes Wasser, es gibt einen kleine Campingwiese. Bei den Tanks rechts befindet sich der Hundeplatz. Weiter drinnen im Tal der Friedhof und ein See.  © Renate Kostrzewa

Die Hänge des Blumentals sind mit ortsüblicher Vegetation bedeckt, die jetzt im Herbst überwiegend aus Glockenblumen und Weidenröschen besteht. © Renate Kostrzewa

 

Tasiilaq,  auf der Insel Angmagssalik gelegen, gilt auch als als Expeditionszentrum für alle Ostgrönland Boots- und Wandertouren. Ausrüster Robert Peroni macht das seit über 30 Jahren und schickt auch Expeditionen ins Inlandeis. Sein Hotel "The Red House" ist in Abenteuererkreisen weltbekannt. Unser Kollege Stephan Orth hat von hier seinen Versuch das Grönlandeis zu überqueren, gestartet. Lesenswert ist sein Buch: "Opas Eisberg - auf Spurensuche durch Grönland".

 

Text & Fotos © Achim Kostrzewa, weitere Fotos © Renate Kostrzewa (18.9.19)