Bären-Bootstour Kodiak - Katmai - Kodiak  (5.-11.August)

Kodiak – Trauminsel der größten Bären der Welt. Aber auch hier wurden sie von der Zivilisation verdrängt.

 

Kodiak Küste von der Bay Road aus. Im HG Long Island.   © Achim Kostrzewa

Lachssaison: Angler am Russian River auf Kodiak (es gibt einen gleichnamigen Fluß auf Kenai). Bären kommen hier nur des Nachts.  © Achim Kostrzewa

Frühmorgens an der Monashka Bay, keine Bären aber Angler...   © Achim Kostrzewa

 

Karte der mit dem Auto befahrbaren Inselteile. Die Straßen zur Monashka Bay und zum Narrow Cape sind zwischenzeitlich auch asphaltiert. Riesige Tannen mit Moos und Flechten bewachsen, künden vom vielen Regen.  © Achim Kostrzewa

 

Vor der Bootstour waren wir schon drei Tage auf Kodiak: in einer gemütlichen Ferienwohnung mit Küche und Terrasse. Es war so warm, daß wir sogar draußen frühstücken konnten! Während der Tage haben wir alle asphaltierten Straßen nach Norden und Süden abgefahren und einen guten Eindruck von den vielfältigen Küsten der Insel bekommen. Die Straßen erschließen nicht einmal 10% der Insel, so bleibt viel Platz für die Natur. Aber: von den Straßen aus sind keine Bären zu sehen! Zu den Bären muß man ins Inland fliegen, wenn das Kodiak Wetter es zuläßt. Wir hatten Pech, wie auch unsere Freunde: immer wenn Zeit dafür war, ist auch Nebel! Dann fliegen die Wasserflugzeuge nicht.

Die berühmten, soliden  "Beaver" Wasserflugzeuge mit Sternmotor werden liebevoll gepflegt, weil nicht mehr gebaut. Pro Flugstunde werden 600,- $ kalkuliert.                   © Achim Kostrzewa

Bootshafen Kodiak: Hier liegt irgendwo unser Ausflugsboot, Mike weist uns ein.  © Achim Kostrzewa

 

Um 13:00 verlassen wir unser gemütliches zu Hause und geben den Mietwagen am Flugplatz ab. Die Bootstour soll uns für alle nicht gesehenen Bären entschädigen!

 

Die Single Star: Unsere Heimat für die nächsten sieben Tage und Nächte.  © Achim Kostrzewa

Unser erster, lauschiger Ankerplatz für die Nacht in der Larsen Bay. © Achim Kostrzewa

 

Die Morgensonne lädt zu einer Skiff Tour entlang der Vogelklippen ein.  © Achim Kostrzewa

 

Tag 1 (Sonntag): Wir werden um 14:00 von Mike – unserem Captain - am Airport abgeholt. Um 14:30 fahren wir mit zwei Karren und der Hilfe von Bootsmann Devin das Gepäck aufs Boot, die „Single Star“. Mike holt derweil Ellen und Carsten an der Shelikof Lodge ab. Wir vier sind die einzigen Gäste, aber das Boot erscheint auch voll. Wir gucken uns um. Uff, die Kabine ist ganz schön klein, die beiden schräg übereinander angeordneten Betten sind eng, aber es gibt zwei Luken. Das Bad, was ganz im Bug liegt, teilen wir mit Mike und seiner Frau Mary, die diesmal nur als Gast mit fährt. Sie haben die Nachbarkabine. Ellen und Carsten haben die größere Eignerkabine gebucht. Dann sind da noch Ashley, unsere 25-jährige Köchin, Hilfssteuerfrau und Tauchlehrerin und Devin der 19-jährige Bootsmann und „Mädchen“ für alles. Die hausen in einer Butze auf dem Deck. Jeder Kubikfuß dieses Bootes ist voll ausgenutzt. Devin, als Fischerssohn von Kindesbeinen an auf dem Meer, fährt das Beiboot, ein Vollalu Skiff mit sieben Sitzen und einer überdachten Steuerkabine. Vorne kann man den Bug absenken, wie bei einem Marine Landungsboot. Wir haben starken Wind, liegen aber noch im Lee der Insel und machen uns nach Norden auf zu unserem ersten  Ankerplatz für die Nacht. Wir liegen geschützt vom westlichen Wind hinter einer namenlosen Insel, genannt „Puffin Rookery“ in der Anton Larsen Bay. Weit hinter uns der Pyramid Mtn., den man auch gut von der Stadt Kodiak aus sehen kann. Die Anton Larsen Bay ist von dort noch über eine kleine Schotterstraße erreichbar. Wir sind also noch in der „Zivilisation“. Mit dem Mietwagen durften wir aber keine Schotterstraßen fahren…

Sonne, Wolken und Landschaft, jeder hat seinen Logenplatz auf dem wendigen Skiff.  © Achim Kostrzewa

Mike hat vor kurzem das Zodiac gegen ein Skiff getauscht, das ist bequemer zu fahren, zu landen und man behält einen trockenen Achtersteven. Er kennt die Gewässer aus dem FF. Ashley lernt gerade bei ihm auf Ihren Bootsführerschein. © Achim Kostrzewa

Das Zodiac hing an zwei kleinen Davits. Das Skiff ist zu groß dafür und wird einfach geschleppt.  © Achim Kostrzewa

 

Tag 2 (Montag): beginnt mit einem kräftigen Frühstück und dann machen wir eine Tour mit dem Skiff (10:20 – 13:35) entlang der windgeschützten Seite der Brutplätze. Die Insel wird überwiegend von den wunderschönen „Tuffted Puffins“ (Schopflunde) bewohnt, die genauso wie ihre atlantischen Verwandten in selbst gegrabenen Grashöhlen brüten. Ihre Counterparts, die „Horned Puffins“ (Hornlunde) scheinen viel eher in Höhlen in Felsspalten zu wohnen. So gibt es offensichtlich eine Trennung der Bruthabitate zur Konkurrenzvermeidung auf engstem Raum.

 

Zwei Schopflunde und ein Hornlund vor ihren typischen Höhlen. Wir lassen das Skiff - ruhig und gemütlich - an der Insel entlang treiben. © Achim Kostrzewa

 

Später brechen wir nach Westen auf, fahren vorbei an Whale Island nördlich der Raspberry Insel durch die Afognak Bay, wo wir noch geschützt vor dem über 30 Knoten Wind sind. Die Dünung in der Shelikof Straße beträgt derzeit laut Seewetterbericht bis zu drei Metern. Ziemlich viel für unser kleines Schiffchen. Wir schleppen das Skiff an einer dreißig Meter langen Leine hinterher. Unser Ankerplatz bleibt demnach im Afognak Estuar. Wir erreichen ihn um 19:00, nachdem wir seit Mittag eine große Runde um die Raspberry Insel gedreht haben. Bei Whale Island gab es eine Schule Orcas, die unser Boot umrundeten. Abends machen wir noch eine Skifftour mit zahlreichen Ottern um uns herum und zwei geduldigen Seeadlern auf einem Baum. Fotograf, was willst Du mehr? Die einfache Antwort ist wie immer: noch näher ran!

Vom Skiff mit 400mm Tele aus der Hand: Ottermutter mit Jungem und zwei alte Weißkopfseeadler. © Achim Kostrzewa

 

 

Tag 3 (Dienstag): Vom Ankerplatz durch die Kupreanov Strait wieder entlang der Raspberry Insel, dann: 1.Versuch die Shelikof zu queren mittags, vergeblich. Nachdem einige Wellen bis über die Brücke brachen, Wind von schräg vorn, bricht Mike den Versuch ab. Zuviel Wind, die Geschwindigkeit muß auf unter 6 Knoten runter, Rollen und Stampfen vermischt sich zu einem üblen Schlingern mit hoher Frequenz. Wir haben uns in die Kojen verkrochen, respektive ich sitze mitten in der Lounge quasi im Schwerpunkt des Schiffes in einem bequemen Sessel und lese. Das würde jetzt sechs Stunden so gehen und wahrscheinlich noch schlimmer werden. Also setzen wir südwestlichen Kurs entlang von Kodiak, vorbei an der Viekoda Bay, dann wieder südwestlich in die Uganik Passage, um einen geschützten Ankerplatz zu suchen, der am nächsten Morgen die kürzest mögliche Überquerung der Shelikof Straße erlaubt. Ganz am Ende der Terror Bay, die tief in die Insel reicht, finden wir einen gemütlichen Ankerplatz, der uns auch noch eine abendliche Tour (17:30 – 18:45) bis zur Mündung des Terror River mit dem Skiff ermöglicht. Auf dem Weg dorthin sehen wir noch einen Bär und auf der Bootstour einen Fuchs am Lachsrest fressend, diverse Seeadler, einen Seehund und mehrere Otter.

 

Mike findet einen ganz geschützten Ankerplatz am Ende der "Terror Bay".   © Achim Kostrzewa

 

Tag 4 (Mittwoch): 5 Uhr Frühstück, wir wollen früh los, um den über Nacht nachlassenden Wind zu nutzen. Mike rumort seit 4:10 auf der Brücke rum, Seewetter einholen etc. 5:15 geht es los. Um 6:00 erreichen wir die Bay. Nach gut 5 h haben wir das gröbste geschafft und schippern durch die Amalik Bay Richtung des sehr geschützt liegenden Geographic Harbour, den wir um 12:15 erreichen. Anker runter, Lunch. Nach der anstrengenden Überfahrt sind wir alle müde und brauchen ein kleines Nickerchen. Dann geht es los! Wir landen im Bärenparadies an (14:45 – 18:30). Ausgerüstet mit Wathosen, die Damen und Hüftstiefeln, die Herren, geht es durchs Wasser an Land. Meine Kameras sind in zwei Drybags verpackt. Wir kreuzen mehrfach den Fluß und kommen abends mit etwa 1000 Bildern wieder. 850 Teleaufnahmen und 150 sonstiges mit der 2.Kamera.

 

 

Die Location: Drohnenbild der rechten Hälfte des für Fotografen und Beobachter geöffneten Bärengebietes der Geographic Harbours, im Ästuar links darf man nicht laufen, da ist hohes Gras, das ist zu unübersichtlich, daher gefährlich. Bei Ebbe, wie hier gezeigt, landen wir am Waldrand im tiefen Wasser und waten an Land. Laufen dann um die Landspitze herum, den Fluß entlang. © Quelle: Coastalview.org   Rechtes Bild: bei auflaufender Flut müssen wir etwa 50m zum Boot waten, denn hier ist es selbst für unser Skiff derzeit zu flach : vorn Renate, hinten Mike und Achim schleppt seine beiden Dry Bags an Bord. ©  Ellen B. & Bearbeitung A.K.

Da sitzen wir dann fünf "Mann" hoch und halten nach alle Richtungen Ausschau: wo kommt der erste Bär? Weiter hoch darf man nicht am Fluß: zu unübersichtlich.         © Achim Kostrzewa

Alles richtig gemacht: Jungbär kommt den Fluß runtergewandert und beginnt den Lachsen hinterher zu rennen - ohne Erfolg! Er ist sehr ungestüm.  © Achim Kostrzewa

 

Nach dem Abendessen machen wir noch eine Tour mit dem Skiff (20 - 21:10) durch die Amalik Bay: man sieht den Vulkanismus an jedem Berghang – Basalt, auch Säulenbasalte, helle Asche, Rhyolith, laut Mike kommt hier auch Tuff vor. Abends sehen wir noch einen Bär am Geographic River und einen weiteren im Estuar. Auf dem Wasser Gryllteisten, Taubenteisten, einen Silberalk, Harlekin Enten. Ein wirklich toller Tag! Bei dem noch herrschenden Wind gehen die Black Flies heute nur zu Fuß.

 

Die Amalik Bay wird durch eine Reihe von Felsriegeln und Inseln von der Shelikof Straße abgetrennt und liegt daher ganz geschützt. Wo man hinguckt: überwiegend vulkanisches Gestein.  © Achim Kostrzewa

 

Tag 5 (Donnerstag): Frühstück um 6:30. Aufbruch um 7:00. Vor Ort um 8:00, wegen der Ebbe müssen wir etwa einen Kilometer weiter als gestern laufen. Morgens Bären, gut 800 Bilder mit der Telekamera gemacht. Die Fotoausrüstung wurde nochmals minimiert: nur noch ein Gehäuse, 4/200-400 nebst 1,4x Konverter und 4/24-120, Stativ, Hocker, fertig. Damit alles in nur einen Drybag paßt, bleibt die 2. Kamera mit dem 70-200 an Bord. Ellen fotografiert dankenswerterweise das Drumherum mit Ihrer LUMIX GX 8. Von 8-10:00 Schatten im Tal, danach knalle Sonne. Das wird mit dem Licht und den Bären nicht ganz einfach werden… Im Schatten muß ich die Empfindlichkeit bis zu 3200 ASA hochziehen und später bei Sonne kann ich zwar auf 400 ASA runtergehen, muß aber hohe Kontraste und Gegenlicht in Kauf nehmen.

 

Alte Säcke brauchen keine überschwänglichen Kräfte für einen kleinen Lachs, sie machen es mit Erfahrung und Schnorcheln!  © Achim Kostrzewa

Leider schleppen alle Bären die Lachse zum Fressen außer Sichtweite meiner Kamera, fühlen sie sich beim Essen beobachtet?   © Achim Kostrzewa

 

Als die Sonne ins Tal scheint, haben wir einen überall herumtollenden männlichen Jungbären, der sich auch um die Fotogruppen keinen Deut schert. Er kommt von rechts ins Estuar gelaufen und geht neugierig an allen drei Gruppen nah vorbei ,um dann zunächst flußaufwärts zu verschwinden. Später kommt er auch wieder zurück. Er wechselt von einem Flußarm zum anderen mitten durch die beiden „Bucket-Groups.“ (Die müssen, statt auf guten Dreibein-Hockern zu sitzen, auf harten Plastikeimern mit fiesem Rand hocken. Sieht irgendwie Porta-Potti mäßig aus J). Die meisten der Fotografen sind mordsmäßig überrascht. Dem Bär scheint es Spaß zu machen.

Nachmittags (16:20 – 20:00): nada, nix, null. Die Stimmung sinkt etwas, aber wenigstens scheint noch die Sonne. Die Windstille heute befördert die Black Flies und sonstiges Viechzeugs zu Höchstleistungen. Unsere Mückennetze halten jedoch dicht. Durch die dünnen Lederhandschuhe können sie auch nicht an uns ran. Dafür werden die Bären gepiesackt. Es sieht so aus, als hätten sie einen Heiligenschein aus Fliegen und Mücken. Aus lauter Verzweiflung machen wir noch eine Skifftour am Ufer entlang. Am Rand des Estuars auf Höhe des Schiffs ein Bär am Ufer. Er frißt die Beeren des „Devils Club“ und Gras, obwohl zahlreiche Lachse im Fluß zu beobachten sind? Erst um 22:00 gibt es ein sehr spätes Abendessen. Ich bin hundemüde, aber glücklich und total entspannt.

Nix los hier heute Nachmittag - also Nickerchen...   Foto © Ellen B.

 

Tag 6 (Freitag): Wir starten wieder um 7:00 um vor allen anderen da zu sein. Der Himmel ist bedeckt, was der Fotografie entgegen kommt. Bärenfell erscheint unter Wolken differenzierter als bei Sonne. Heute klappt das auch mit den Viechern! Die beiden anderen Gruppen haben sich offensichtlich für einen anderen Anlandeplatz entschieden?! Wir sind zu fünft allein mit den Bären. Zwei Erwachsene Männchen, zwei Weibchen mit je einem und zwei Jungen führen uns ihre Jagdkünste vor. Richtig „Äktschen“ ist angesagt. Über 1200 Bilder rauschen bis 11:00 durch meine Kamera, der erfolgreichste Tag zum Schluß! Wir bekommen in der letzten Stunde dann noch etwas Regen ab. Aber das macht nichts. Ich habe eine flexible Regenhülle für die große Linse auf dem Stativ und selber einen Poncho, so daß ich und mein schwedischer „Walkstool®“ trocken bleiben. Der Rucksack verschwindet im Drybag, alles easy.

Um 12:00 starten wir die erneute Querung der Shelikof Straße. Das klappt diesmal ganz prima. Ich speichere die Fotos vom Vormittag und schaue schon mal die Ergebnisse durch, ganz gut. Wir tauschen Fotos von uns und unseren Freunden Ellen und Carsten untereinander aus und haben viel Spaß beim Steak and Salmon Dinner. Abends „parken“ wir wieder in der Larsen Bay hinter der Puffin Rookery. Aber wir sind viel zu müde um noch mit dem Skiff zu fahren außerdem regnet es. So reicht es nur noch zum Plauschen. Wir sind jetzt die letzten vier Tage mit weniger als 6h Schlaf pro Nacht unterwegs. Ähnlich wie auf der Galapagos Tour muß ich aufpassen beim Essen nicht einzuschlafen…

Aber jeden Abend werden noch die Tagesbilder auf meinem kleinen Yoga 300 Laptop und einer externen Festplatte gesichert. Da das einige Zeit dauert, mach ich das während des Abendessens. Die Geräte stehen direkt neben meinem Sitzplatz. Das muß sein! Genauso wie Akkus über Nacht laden.

Bilder gucken an Bord. Sonst sitzen wir zu sechst zum Essen um den Tisch. Links runter geht es in die große Eignerkabine.  Foto © Ellen B.

Gegenüber liegt die kleine, gut eingerichtete Pantry: sechsflammiger E-Herd, ganze Arbeitsfläche überdeckt drei riesige Kühlschränke und draußen an Deck gibt es noch zwei große Kühltruhen. Hier bekocht Ashley uns nach Marys Rezepten, lecker! Daneben liegt die Treppe zu den beiden engen vorderen Kabinen. Lebensmittel haben wir sicher für mehr als zwei Wochen, dazu eine Osmoseanlage für frisches Trinkwasser. Also wir könnten auch einen Sturm irgendwo aussitzen. © Achim Kostrzewa

Mike studiert die Karten auf seiner modernen Brücke. Alles da: Radar, GPS, Echolot, Funk und Satellitentelefon. Sogar eine Kaffeemaschine! © Achim Kostrzewa

 

Tag 7 (Samstag): Auch heute heißt es Frühstück um 7:00! Es wird eine Regenfahrt. Um 11:00 liegen wir wieder im Hafen. Beim Ausschiffen hört der Regen wieder auf und wir erreichen trocken unser Hotel: die Shelikof Lodge. Um 14:00 können wir die Zimmer beziehen, duschen und etwas pennen. Abends ist Abschiedsparty zu viert im Hana House (Old Powerhouse) an der Hafenausfahrt, bei Fetzer Chardonnay, Sushi, Sashimi, Rind, und weiteren asiatischen Fisch- und Gemüse Leckereien ist ein Rückblick angesagt. Genau wie die Reise, war das ein sehr harmonischer und gelungener Abend…

Am nächsten Tag trennen sich unsere Wege wieder: wir fliegen nach Anchorage zurück, unsere Freunde weiter nach Wrangell.

Fazit: Wir waren netto 11,5 h bei den Bären und haben davon gut 5 h auch welche gesehen und fotografiert. 6,5 h haben wir mit Warten und Philosophieren verbracht. Während der Beobachtungen habe ich ungefähr 3200 Bilder von Bären und der Umgebung gemacht. So viele pro Tag wie noch auf keiner Reise zuvor! Aber die Ausbeute ist auch nicht besonders hoch: unter 5% würde ich mal grob schätzen. Etwa 1% wird zur Publikation übrig bleiben. Alles geht sehr schnell, oft verdecken Gras oder Wasserspritzer die entscheidenden Bildereignisse. Steiles Gegenlicht tut ein Übriges. Es ist längst nicht so einfach wie bei den „gemütlichen“ Pinguinen…

Renate und ich hatten uns die Fahrt etwas anders vorgestellt: wir waren der irrigen Meinung, daß quasi in jedem Flußestuar es vor Bären und Lachsen nur so wimmeln müßte. Das war früher wohl auch so. Heute kann man nur noch an wenigen dezidierten Plätzen Bären an den Flußmündungen beobachten. Früher war es die Hello Bay, heute ist Geographic Harbour der beste Platz dafür. Aber auch hier scheint der Druck der Touristen immer größer zu werden: Donnerstags waren die 8-Mann Gruppe von der „Ursus“ (Natural Habitat), eine 12-Mann Gruppe mit eigenem Schiffchen, wir selber zu sechst (mit Mike und Ashley), und noch ein Pärchen, was mit dem Wasserflugzeug eingeflogen war, da. Dazu noch beide Ranger, um ein wenig aufzupassen. Am Rande des ganzen, auf einem Felsblock thronend, Jill, eine Doktorandin der Uni, nebst einem weiteren Ranger, die die Habitatnutzung der Bären in Relation zu den Gruppen der Touris, aber auch zu anderen Bären zeitlich wie räumlich dezidiert aufzeichnet. Die Analyse soll später zeigen, welche die Vorzugshabitate der Bären sind und ob und inwieweit die Touristengruppen die Bären beeinflussen. Das sich die Bären untereinander aus dem Weg gehen ist klar: alte Männchen stehen an erster Stelle in der Hierarchie, dann jüngere Männchen, Weibchen, Weibchen mit Jungen kommen erst, wenn sonst die Luft rein ist, junge Bären weichen allen anderen aus und kommen vielleicht auch des Nachts. Ob und wenn ja wie diese zeitlich-räumliche Hierarchie durch Touristengruppen verändert wird, ist die große Frage!? Nach Abschluß der Arbeit werden wir sicherlich mehr wissen.

 

Außer uns sechsen noch zwei weitere große Gruppen am 2.Morgen, zuviel los für meinen Geschmack! © Achim Kostrzewa

 

Mein persönliches Gefühl, nachdem ich die Situation vor Ort erlebt habe, ist folgendes: die alten, starken Bären lassen sich nicht ablenken. Die Weibchen mit Jungen schon eher. Viele, große Fotografengruppen bringen Unruhe. Gerade einzelne Tierfotografen, die nicht vom Fach sind, wollen mit Ihren teuren (>10.000 $) Ausrüstungen auch „Top-Bilder“ machen, man hat ja dafür ungefähr 1000 $ pro Tag bezahlt! Wenn der Bär dann immer näher kommt, wird es teilweise hektisch in der Gruppe. Vor allem bei den Freizeitfotografen, die nicht richtig mit Stativ und Kamerasystem umgehen können, denn meiner Erfahrung nach liegt gerade bei dieser Gruppe Wollen und Können oft weit auseinander.

Wie an allen kritischen Punkten, wo man Tiere gut beobachten kann, sollte eine Steuerung des Naturtourismus vorgenommen werden:

·       Beschränkung der Zahl der Personen pro Tag

·       Nötigenfalls auch durch Ausweisung von Beobachtungsplätzen für mehr Ruhe im Gelände sorgen

·       ABER: Bitte keine Plattformen mehr bauen (siehe hier)

 

Das schränkt natürlich die Fotografen ein, behindert aber die Beobachtung generell nicht! Daher sollte dies im Sinne der Bären unbedingt gemacht werden.

Es gilt ja weiterhin das Nationalpark Motto: “Take nothing but pictures, leave nothing but footprints.“

 

Text: © A.K.   Fotos: © Achim Kostrzewa (30) & Ellen B. (3)